Zitat:
Zitat von CZ75
stellt sich mir zunehmend die Frage, wie die augenscheinlich ganz unterschiedliche Beliebtheit der Beläge in Deutschland im Vergleich zu Japan zustande kommt.
|
Beläge, Mode, Essen, Autos, Verhalten, Traditionen, Gewohnheiten, politische Ansichten, Schönheitsideale, was ist daran so überraschend, dass es auf der ganzen Welt ganz unterschiedliche Regionen, Menschen und Vorlieben gibt, egal um was es geht?
Zitat:
Zitat von CZ75
Am Beispiel der Japan-Verkaufscharts für November 2021 sehe ich folgende Reihenfolge:
|
Diese sogenannten "Verkaufscharts" sind aber Quatsch und nicht aussagekräftig, da sie nicht komplett sind und nur eine Teilauswertung und Schätzung sind, da auch dort gar nicht alle Zahlen vorliegen. Seit manche Marke dort ihr Vertriebskonzept bzw. Vertriebswege geändert hat, taucht sie nur noch selten oder sogar gar nicht mehr in diesen "Verkaufscharts" auf, weil diese Distribution/Handel ihre Verkaufszahlen nicht kommuniziert. Das beste Beispiel sind die Beläge Evolution MX-P und MX-D, die in Japan eine relativ hohe Verbreitung haben und in Youtube Vergleichstests verschiedener japanischer Kanäle Testsieger wurden und nach Rücksprache mit verschiedenen Händlern in Japan bei diesen auf den Spitzenpositionen stehen. Diese werden durch den neuen Vertrieb nicht mehr in den "Verkaufscharts" oben stehen, außer die Ersteller der Liste schätzen die Verkaufszahlen so hoch ein. Wissen ist es jedenfalls nicht. Dasselbe gilt für die Tenergy Zahlen und es gibt weitere Beispiele.
Ich bin momentan in Japan und treffe in den nächsten Tagen zwei Händler und kann bei Interesse deren "Verkaufscharts" erfragen, die aber naturgemäß ganz unterschiedlich aussehen wird, da diese ein unterschiedliches Sortiment und unterschiedliche Verkaufsinteressen, also einen anderen Markenfokus und Prioritäten haben.
Mir ist schon klar, dass man oft auf solche "Verkaufscharts" steht und sich davon beeinflussen und blenden lässt. Deshalb nennen wir das intern auch "Marketingopfer", was aber gar nicht böse gemeint ist, sondern menschlich ist. Das sind oft dieselben Menschen, die auf "Testsieger"-Listen reinfallen und dabei gar nicht verstehen oder zumindest nicht recherchieren, wie objektiv diese Tests sind und wie diese zustande gekommen sind. Diese "Testsieger"-Listen findet man bei allen elektronischen Geräten, von der Digitalkamera bis zum Kühlschrank, aber auch in allen anderen Bereichen.
Zitat:
Zitat von CZ75
Besonders spannend erscheint mir die Erfolgsgeschichte des Yasaka Mark V, den ich in Deutschland neben dem Butterfly Sriver (und dem Butterfly Tackiness D) jedem Anfänger zum Ausprobieren angedeihen würde, bevor die katapultigen Beläge aufgeklebt werden. Stattdessen sehe ich Anfänger mit Killerbelägen herumlaufen, die wohl wie ich als Wiedereinsteiger leider dem Glauben verfallen, dass sie mit einem Ferrari auf der Go-Kart-Bahn unfallfrei als erste ans Ziel kommen.
|
Findest du das genauso spannend, wie dass in China in einigen "Verkaufscharts" teilweise Beläge wie der Friendship 729 oder der Donic Desto F1 weit oben stehen?
In Japan gibt es einen sehr großen Freizeitmarkt, darunter einen unvorstellbar großen Bereich japanischer Ü40, Ü50, Ü60-Damen (kein Scherz). Man kann doch nicht von Bereich zu Bereich vergleichen. Selbst wenn der meistgespielte Freizeitbelag ein Friendship 729 sein sollte, dann wäre dieser Belag trotzdem für fast alle Profispieler und fast alle Anfänger ungeeignet und auch für den Großteil aller Vereinsspieler.
Ich sehe auch nicht, dass viele "Anfänger mit Killerbelägen herumlaufen", das kommt nur selten vor wenn diese falsch beraten wurden oder auf eigene Faust einen Quatsch erworben haben. In Deutschland spielen aus meiner Sicht die meisten Anfänger sinnvolle Anfängerbeläge oder bekommen vom Verein gebrauchte Beläge und selbst wenn diese mehr Geld ausgeben, dann sind sie doch eher bei Belägen wie Vario, Quattro, Rapid oder vielleicht auch mal bei GTT40/45, Vega Intro oder wenn jemand mehr Geld in die Hand nimmt vielleicht auch mal Rozena 1.7 oder Aurus Soft 1.7 und ähnliches.
Übertreibungen wie "Anfänger mit Killerbelägen" helfen genauso wenig wie Übertreibungen in anderen Bereichen, die man leider oft genau bei den erwähnten Wiedereinsteigern oder in den Vereinssport einsteigenden Hobbyspielern erlebt, die aus der Materialwahl eine Wissenschaft machen, teilweise viel zu schnelle, unkontrollierte und oft auch zu teure Schläger wählen (so häufig schon in der Kreisliga C Super ZLC mit Dignics 09c gesehen), die regelmäßig die erwähnten "Marketingopfer" sind, statt im Forum auf diejenigen unter den alten Hasen zu hören, die nicht stehen geblieben sind und immer noch Sriver 1.5 empfehlen, sondern sich mit der Materialvielfalt befassen und passende Empfehlungen geben können.
Ich erkenne an Wortwahl und Formulierungen sehr schnell, wessen Beiträge man im Forum am besten schnell überspringen sollte und bei wem man aufmerksam lesen sollte und dessen Meinung mit 3-4 anderen kompetenten Meinungen vergleichen sollte, um zu einem sinnvollen Entschluss zu kommen.
Zitat:
Zitat von CZ75
Gibt es eigentlich ähnliche Verkaufsstatistiken für Deutschland?
|
Nein. Und wenn, dann wären diese genauso Quatsch wie auf Teilinformationen, Umfragen und Schätzungen basierende unvollständige "Verkaufsscharts" im Ausland. In Deutschland werden, genauso wenig wie in anderen Ländern, die wenigsten Händler bereit sein, ihre Verkaufszahlen offen zu legen und man wird nie ein komplettes Bild bekommen. Und nachdem selbst Rückmeldungen von Händlern nie im Open-Book-Verfahren stattfinden, kann man nie wissen, ob die übermittelten Zahlen überhaupt stimmen. Und man wird doch nicht ernsthaft denken, dass zum Beispiel ein Versender mit der drittgrößten Eigenmarke im Vergleich zu zwei anderen Versendern mit stärkerer Eigenmarke, deren Eigenmarken (oder stark verkauften Produkte freier Marken) dann auch noch zusätzliche Aufmerksamkeit und Werbeeffekt geben, wenn sie diese wahrheitsgemäß weit oben in deren Verkaufschart ausweisen. Wenn da etwas nach außen kommuniziert wird, dann wird diese Übersicht genau so aussehen, wie diese es gerne hätten. Deshalb kann man sich auch ausmalen, was dabei raus kommt und wie wahrheitsgetreu, aussagekräftig und verlässlich eine "Verkaufsstatistik" wäre, wenn man bei den großen Versendern anfragt, was ihre 10-20 meistverkauften Produkte sind und wenn man dann noch andere Händler fragt, die auch ihre eigenen Interessen verfolgen (müssen).
Deshalb: Sei(d) bitte kein Marketingopfer und lernt Sinnhaftigkeit und Glaubwürdigkeit von "Verkaufscharts" im Tischtennis und "Testsieger"-Listen bei Elektronik und anderen Produktgruppen so einzuordnen, wie man das tun sollte und zwar als nette wenig aussagekräftige Spielerei oder direkt/indirekt finanzierte Werbeaktionen und Marketingmasche.
Grüße aus Hatsudai und an alle ein frohes neues Jahr 2022!