AW: Politik - der Thread für politisch Interessierte (ab Dezember 2021)
Zitat:
Zitat von Danielson
Und der Fall ist inzwischen auch schon einige Jahre her und hat Konsequenzen nach sich gezogen, die zu Veränderungen geführt haben. Ich will aber gar nicht den Spiegel im Allgemeinen verteidigen. In dem Nachrichtenmagazin gibt es gute und sicherlich auch weniger gute Journalisten. Sowie es stärkere und schwächere Ausgaben gibt. Einigen jahrelangen Publizisten in dem Magazin vertraue ich allerdings - mehr als irgendwelchen alternativen Journalisten.
Mit pauschaler Kritik kommst du jedenfalls nicht weit. Sorge lieber selbst dafür, dass du als Forenschreiberling seriöser auftrittst. Und kennzeichne in deinen weiteren Beiträgen klarer als oben, welcher Wortlaut von dir stammt und welche Formulierungen du einer anderen Quelle entnommen hast. Und stelle Links zu deinen Quellen ein.
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Der Fall wurde ja aber nicht wirklich generell aufgearbeitet, was man an der aktuellen Berichterstattung sieht Bsp. Kampagne der SZ gegen Aiwanger vor der Landtagswahl oder den Correctiv-Bericht.
Die Autoren Christoph Kucklick, Felix W. Zimmermann und Stefan Niggemeier sind sich einig: Der Correctiv-Bericht ist journalistisch schwach, das Verhalten von Correctiv nach der Veröffentlichung fragwürdig und die Berichterstattung vieler Medien eine "Katastrophe". Das schreiben sie in einer Art Generalabrechnung beim Branchenportal Übermedien, in dem sie auch den eingangs geschilderten Ablauf wiedergeben.
Kucklick ist seit 2020 Leiter der Henri-Nannen-Schule in Hamburg. Der Journalist und Rechtsanwalt Zimmermann ist Chefredakteur der Legal Tribune Online. Niggemeier ist Gründer von Übermedien und BILDblog.
Zugleich bekräftigen sie, dass die durch den Artikel ausgelösten Proteste gegen die Verbindungen zwischen bürgerlichen Kreisen und dem rechten Rand gut und wichtig gewesen seien. Das rechtfertige, aber nicht das fragwürdige journalistische Vorgehen der Correctiv-Vertreter.
Die kritische Auseinandersetzung mit dem Bericht dürfe nicht länger konservativen und vor allem rechten Medien überlassen werden, so die Autoren. Sie bemängeln, dass der Text unterstelle, statt zu belegen, raune statt zu erklären und interpretiere statt zu dokumentieren.
Das Schlimmste sei, dass Correctiv eine systematische Unsicherheit darüber erzeuge, was eigentlich die Aussage des Artikels ist und worin der Skandal von Potsdam besteht.
https://www.telepolis.de/features/Po...t-9820234.html
Zum Thema Aiwanger:
»Spiegel«-Chefredakteur Dirk Kurbjuweit hat die »Süddeutsche Zeitung« (»SZ«) für ihre Berichterstattung zur Flugblatt-Aiwanger-Affäre kritisiert. »Der Hauptfehler war die Art des Erzählens«, sagte der 60-Jährige im Interview der Deutschen Presse-Agentur. »Dass die Kollegen nicht mit einer Nachricht rausgegangen sind, sondern mit einer erzählenden Reportage, die vieles mitreflektiert, unterstellt und nahelegt. Da wären Sachlichkeit und Direktheit besser gewesen.«
https://www.juedische-allgemeine.de/...-sueddeutsche/
Eine weitere gute Einschätzung dazu:
Es wird noch viel diskutiert werden in den nächsten Wochen, ob die *Süddeutsche Zeitung* (SZ) über den Verdacht berichten durfte, dass Hubert Aiwanger als 17-Jähriger ein antisemitisches Papier verfasst hat, juristisch. Aber es lohnt sich auch, darüber zu reden, wie die SZ über diesen Verdacht berichtet hat, journalistisch.
Vor allem die Seite-3-Geschichte, die sie am Samstag veröffentlichte, ist problematisch, weil sie nicht nüchtern über die Vorwürfe berichtet, sondern all jenen Munition gibt, die ihr unterstellen, eine Agenda zu haben: Aiwanger kurz vor der Wahl wegzuschreiben. Es ist ein Text, dem jede Distanz zu sich selbst fehlt, und der gleich mit einem Balanceakt auf der Meta-Ebene beginnt:
*Man sollte nicht mit dem Flugblatt anfangen, nicht mit dem *Vergnügungsviertel Auschwitz* und dem antisemitischen Wahnsinn. Man sollte zweieinhalb Wochen zurückspulen, um zu begreifen, welche Welle dieser Mann gerade reitet. Und um die Wucht zu erfassen, mit der die Welle nun brechen könnte.*
In den ersten beiden Sätzen spricht der Text mit sich selbst und diskutiert, wie er sein sollte. Dem Publikum erklärt er auf diese Weise, was er damit erreichen will. Und am Ende des Absatzes nimmt der Text seine eigene erwartete Wirkung schon vorweg: Er geht davon aus, dass diese Recherche, die eigene Recherche, die Macht haben kann, die riesige *Welle* zu brechen, die Aiwanger gerade reite
Vom ersten Absatz an ist der Text beschäftigt mit seiner eigenen möglichen Wirkung. Es ist schwer, daraus nicht auch den dringenden Wunsch zu lesen, dass diese Wirkung eintreten möge. Die Botschaft: Der Chef der Freien Wähler erlebt gerade einen Höhenflug, der nicht gut ist und der eigentlich längst hätte enden müssen. Aber ich, dieser Text, diese Recherche, diese Zeitung, kann ihn jetzt stoppen
https://uebermedien.de/87627/die-sz-...ichten-sollte/
Genau diese Form des Haftungsjournalismus ist schädlich für die Medienlandschaft in Deutschland. Journalisten sollten sich nicht zu politischen Akteuren mit eigenen Interessen aufschwingen, sondern sich wieder auf ihre Kernaufgabe, die Leser zu informieren, besinnen. Dazu gehört auch eine kritische, aber sachliche und professionelle Distanz zum Gegenstand der Berichterstattung
Geändert von HansWurst123 (21.10.2024 um 11:21 Uhr)
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