Die Vielfalt an Spielsystemen stirbt aus! Abwehrspieler, Kurznoppenspieler, Penholder

[Stefan Lamm]

Früher war Tischtennis sehr vielfältig an Spielsystemen.

Man konnte bei den Profis viele Spieler sehen, die Penholder spielen oder Block-/Konterspieler mit kurzen Noppen oder Abwehrspieler.

Auch bei den Topspinspielern ist die Vielfalt nicht mehr so groß. Früher gab es Spieler, die sehr vorhanddominant spielten (Gatien) oder aus der Halbdistanz (Appelgren) oder Rückhandspezialisten (Karakasevic). Aber auch hier merkt man, dass das Spielsystem sich immer mehr angleicht.

Bei den Topspinspielern mache ich mir weniger Sorgen. Da wird es immer wieder Spieler geben, die sich durch bestimmte Merkmale auszeichnen, aber in den anderen Bereichen sieht es nicht gut aus.

Ich hoffe, dass es in der Zukunft wieder mehr Penholder geben wird, aber es sieht wohl nicht rosig aus, wie man hier lesen kann.

Dasselbe gilt übrigens für Abwehrspieler und Kurznoppenspieler.

Gibt es nach Ruwen Filus und Panagiotis Gionis noch einen hoffnungsvollen Abwehrspieler in Europa mit internationaler Perspektive? Chen Weixing spielt international bereits nicht mehr, Evgueni Chtchetinine auch nicht mehr. Wie sieht es in Asien mit Abwehrspielern aus? Bei den Damen dürfte es allgemein besser aussehen.

Gibt es nach Mattias Karlsson noch einen hoffnungsvollen Kurznoppenspieler in Europa mit internationaler Perspektive? Tan Ruiwu und Wang Zengyi spielen international nicht mehr. Wie sieht es in Asien mit Kurznoppenspielern aus? Ob es im Damenbereich besser aussieht, weiß ich nicht.

Ich denke man darf nicht alles auf den Plastikball schieben. Diesen Trend gibt es schon seit mindestens 10 Jahren und man könnte höchstens so weit gehen, dass bedingt durch den Plastikball in 5 bis 10 Jahren die Situation noch schlechter aussehen wird.

An was liegt das? Es liebt doch jeder spektakulären Penholderspielern wie Xu Xin und Wong Chun Ting zuzuschauen oder allen Abwehrspielern.

Fehlt es vor allem an Trainern, die diese Spielsysteme noch beibringen?

[mithardemb]

Ich meine henrypijames hätte in einem Beitrag mal geschrieben, dass der Aufwand einen Penholderspieler auszubilden wesentlich größer ist als Shakehand. Leider konnte ich den Beitrag nicht mehr finden.

[Jacks_h21]

der wohl beste Europäer im jahrgang 2006 spielt Penhold.
Felix Lebrun

[xake]

Ma Te ist ein sehr guter Verteidiger aus China

[Tobi W.]

Tischnah, Topspinspiel mit frühem Treffpunkt und kurzen Bewegungen, das ist das Standardspielsystem im Profisport. Begünstigt bzw. sogar erforderlich durch die Regeländerungen (Einführung Plastikball) und Entwicklung (ABS-Material bei Bällen).

Natürlich ist das schade, dass Penholder, Abwehrspieler und Kurznoppenspieler immer seltener werden. Aber aussterben werden sie nicht, denn wenn man nur noch selten gegen diese Spielsysteme spielen kann, wird es schwieriger gegen diese Spieler, so dass diese auch wieder mehr Erfolge erzielen können. Und Erfolge führen zu Nachahmern.

Noch viel seltener sieht man übrigens Antitopspieler. Da fällt mir nur Luka Mladenovic aus Luxemburg ein.

[Fastest115]

Eigentlich begünstigt der Abs ball ja ein Schuss Konter block Spiel auch mit kN oder ph.

Ich vermute: die Chinesen haben vor 2-3 Jahren schon angefangen ihre da 6 jährigen auf das Aufschlag Schuss Spiel mit kN ala Anfang der 80er Jahre auszubilden.
Gib denen noch 10 Jahre dann tauchen die vermehrt in der Weltklasse auf....

[Gangarth]

Diese Vermutungen gab es schon zu Zeiten der Änderung von 48 auf 40 mm und es hat sich in die Richtung wenig getan.

Was gelehrt wird oder werden kann wird auch gespielt.

[Matousek]

Zitat von Gangarth

Diese Vermutungen gab es schon zu Zeiten der Änderung von 48 auf 40 mm und es hat sich in die Richtung wenig getan.

Was gelehrt wird oder werden kann wird auch gespielt.

meintest wohl 38 mm. Die Belagtechnologie wird sich weiter entwickeln.
Bis jetzt wurde immer wieder eine Antwort auf Einführung neuer Bälle gefunden. Wenn es mehr TT-Spieler geben würde, vllt wären dann die Beläge etwas günstiger?

[Rudi Endres]

Gibt es überhaupt Trainer, die alternative Spielsysteme vermitteln können/wollen?
Vermutlich geht der Trend in Richtung Einheitsbrei.

[Armendariz]

Ich persönlich sehe das Problem auch in der Ausbildung und Sichtung.

Wie sehe ich bei Kindern, die am Anfang eh alle grattlig spielen, wer Talent für Materialspiel hat?

Oder nehme ich einfach einen, der sich schneller bewegt und gerne nach hinten geht, und drück ihm mal Noppen in die Hand?

Damit ist es dann ja auch noch nicht getan. Dieser Spieler braucht dann eine individuelle Förderung, das bisherige Gruppentraining wird schwieriger umzusetzen.

Ich denke, da braucht es zumindest Jugendliche die bereit sind, persönlichen Einsatz zu bringen. Intelligent und trainingsfleißig, die sich idealerweise auch selber schlau machen können.

Und darin steckt schon das nächste Problem:
Genau dieser Charaktertyp ist meistens der, der auch ohne Material schnelle Fortschritte macht. Warum also den Umweg gehen?

Ich habe als NI-Spieler irgendwann von alleine angefangen, Vorhand-Abwehr einzustreuen und Schnittwechsel mit RH gespielt. Da war es dann irgendwann logisch, Noppen auf der RH auszuprobieren.

Mir zeigt das, dass man idealerweise immer Zeiten fürs freie Spiel im Training braucht, wo die Kids auch mal experimentieren können. Aber die Zeit muss man auch erstmal haben, neben Aufwärmen, Aufbauen, Einspielen, 1-2 Übungen und Technikkorrektur.