Game Plan - Vorgehensweise/Taktik beim Spiel gegen unbekannten/Bekannten Gegner

[Patrese]

Hallo zusammen,

ich mache mir gerade Gedanken wie ich mein Spiel weiter verbessern kann. Neben anderen Überlegungen habe ich vor mich im taktischen Bereich weiter zu verbessern. Dazu würde mich interessieren wie Ihr beim Punktspiel vorgeht?
Hier ein paar Beispiele
Ich habe mal gelesen, dass es z.B. Sinnvoll wäre den ersten Satz zu nutzen um vieles auszuprobieren um dann mit einem Plan das weitere Spiel zu gestalten:
-Welcher Aufschlag macht dem Gegner Probleme (lang, kurz, Überschnitt, Unterschnitt, Rückhand, Vorhand)
- Wohin platziere ich den ersten TS Angriff (besser VH, Mitte, Rückhand), mit Tempo oder mehr mit Rotation
-Setze ich den Gegner gleich unter Druck, oder spiele ich erst mal passiv

Grundsätzlich ist mir klar, dass Vieles vom Gegner und den eigenen Fähigkeiten abhängt. Aber habt Ihr einen klaren Plan der Euch Hilft oder spielt Ihr eher drauf los und merkt dann was geht und was nicht? Fällt Ihr eine bewusste Entscheidung oder ist das eher intuitiv? Habt Ihr eine Taktik, wenn es eng wird? Usw….
Ich würde mich freuen, wenn die Taktik-Fuchse ein wenig plaudern würden und ich und andere hier etwas dazulerne können 😊

Vielen Dank schon mal!
Patrese

[Scrabinator]

Was mir sehr viel geholfen hat ist Buch führen über meine eigenen Spiele heißt:

Datum:
Name:
Art des Spiels: Meisterschaftsspiel/Turnier etc.
Verein:
Material:
Spielhand:
Spielart: Abwehr,Allround,Angriff
TTR: schaue ich aber erst nach dem Spiel nach bzw. am nächsten Tag oder so, ist entspannter und man macht sich gegen "schlechtere" Gegner nicht so verrückt.
Spielplan: klappt natürlich nur wenn man den Gegner kennt
Fazit: da schreibe ich rein was gut und oder schlecht geklappt hat
Ergebnis:

Ich bin sogar soweit gegangen und hab mir eine kleine Datenbank am PC eingerichtet, dass ich wenn ich gegen Mannschaft xy spiele, und die komplett spielen spiele ich regulär gegen gewisse Gegner. Dann kann ich immer relativ schnell nachschauen was ich beim letzten mal gut schlecht gemacht habe und was taktisch gut funktioniert hat.

Gegen neue Gegner versuche ich im ersten Satz wie du schon beschrieben hast verschiedene Aufschlag Muster zu testen. Falls ich dann z.B erkenne mein Gegner ist stark über dem Tisch mit RH-Flip/Banane dann spiele ich bewusst mehr Aufschläge an die außen Kante.

Hoffe ich konnte dir etwas weiterhelfen oder einen denk anstoß liefern.

Für mich wäre auch ganz interessant was für andere Aufschlag und daraus resultierende Rückschlag muster ihr kennt.
Hier mal ein Beispiel von mir:
Annahme: Rechtshänder gegen Rechtshänder
Wenn ich mit viel Seitschnitt (seitschnitt an die RH außenkante) in RH Aufschlage, dann bekommt man meistens die Bälle in seine eigene RH zurück.
Ist zumindest meine Erfahrung.

[marcush]

Das Austesten des Gegners im ersten Satz hört sich erstmal gut an,aber:
vielleicht macht der Gegner das ja auch?
vielleicht kämpft der Gegner im ersten Satz mehr mit seiner Nervosität, und bringt sein Spiel noch gar nicht zusammen ?
Ich denke,es macht mehr Sinn mit Ruhe,und Selbstvertrauen erstmal ein Statement zu setzen und (wenn man das beherrscht),den Gegner gleich mal mit
einem langen Aufschlag zu verunsichern bzw ihn mit den Returns gleich mit Seitschnitt oder viel Unterschnitt in Fehler zu treiben.
Ich würde erstmal Mein Spiel versuchen durchtudrücken anstatt wertvolle Punkte beim rumprobieren zu riskieren.
wenn man dann sieht ,was nicht funktioniert , mzß man sein Spiel da halt entsprechend modifizieren.
Ist ja auch immer die Frage wie variabel ich mein eigenes Spiel gestalten kann ohne Qualitätseinbußen.
Oft haben überraschungen ja nicht besonders viel Qualität ,machen aber den Punkt weil der Gegner für den Fall keine passende Reaktion parat hat und dann halt nur den Schläger hinhält.

[Mianning]

Wenn du auf Englisch relativ fit bist, kann ich dir das Buch "table tennis tactics for thinkers" von Larry Hodges empfehlen. Der Autor ist ehemaliger Profispieler und einer der besten amerikanischen Trainer. Im Buch gehts sowohl um die grundlegende taktische Herangehensweise in Spielen, als auch um typische Taktiken gegen die häufigsten Spielertypen.

[appelgrenfan]

Table Tennis Tactics for Thinkers kann ich nur wärmstens empfehlen. Aber auch eine Warnung dazu: Der zentrale Tipp im Buch für mich ist, deinem Unterbewusstsein im Spiel die Kontrolle zu überlassen. Nur zwischen den Ballwechseln solltest du deinem Unterbewusstsein sagen, was du tun möchtest. Ich scheitere daran auch ein Jahr nach der Lektüre noch immer und bin viel zu "verkopft" am Tisch.

Zu den taktischen Fragen selbst: Die Antwort auf die Frage nach dem ersten Satz hängt sehr von deinem Spielplan ab. Wenn du eh eher Allround/passiv unterwegs bist, kann es sinnvoll sein, im ersten Satz nach Schwächen des Gegners zu suchen. Falls du aber offensiv spielst und selbst aktiv werden möchtest, versuch dein Spiel von Anfang an durchzubringen. Sonst ist nicht nur der erste Satz weg, sondern du kommst womöglich gar nicht mehr in dein Spiel hinein.

Beide Punkte, "nicht verkopfen" und "aktiv beginnen", versuche ich seit längerem, konsequent umzusetzen. Ist ein mühsamer Weg. Deshalb versuche ich die anderen Punkte möglichst einfach zu halten:
- Erster Topspin lange in die Mitte, damit der Gegner keine zu bösen Winkel spielen kann.
- Halblanger diagonaler AS von der Seite aus, von der ich angreifen möchte. Denn meist kommen die diagonalen Bälle lang diagonal zurück.
- Beobachten, was der Gegner besonders gut kann, um ihn nicht immer auf seine stärkste Stelle anzuspielen.

Mehr kann ich am Tisch eigentlich nicht verarbeiten und konsequent umgesetzt würde das schon reichen. Zur Einschätzung: Habe ca. 1400TTR, meine Gegner derzeit meist 100 Punkte mehr.

[Scrabinator]

Das Buch werde ich mir denke ich zu legen

[Rückhandmonster]

Gibt ja eigentlich nur 2 Situationen:
1. Mein Spiel klappt und ich bringe das durch. Dann einfach weitermachen. Der Gegner stellt in der Regel nach dem 1. Satz um, wenn nicht schon im Satz. Das ist übrigens einer grundlegendsten Fähigkeiten die signifikant besser in höheren Klassen werden - die Umstellungsfähigkeit.
2. Mein Spiel klappt nicht - dann probiere ich Dinge aus... hier hilft dann wirklich bewusst anders zu arbeiten - andere Aufschlagpositionen, anderer Schnitt etc... wenn man dann fündig wird, immer drauf...

PS: Übrigens bin ich ein entschiedener Gegner vom "ich hebe mir den besten Aufschlag für enge Stellen auf". Immer variabel aufschlagen und wenn der Gegner mit einem Aufschlag totale Probleme hat - so lange machen bis er den bekommt und dann umstellen. .

[tomeh]

Unvorhersehbarkeit scheint wichtig zu sein. Die besten sind diejenigen, die technisch stark sind, sie erledigen den Gegner. Deshalb war Waldner so gut, weil er sich in verschiedenen Situationen unerwartet verhielt. Tischtennis erfordert nicht nur Scharfsinn, sondern auch taktisches Denken - er ist näher am Schach als am Fußball.

[Patrese]

Ja taktische Entscheidungen treffen ist schön und gut. Aber wenn ich anfange zuviel zu denken blockiere ich damit meine Automatismen und spiele schlechter da ich dann viele Fehler mache. Ich denke es ist am besten ganz wenige (1-3) taktische Ideen zu verfolgen. Oder kann das jemand von Euch ohne gegen die eigenen Automatismen zu arbeiten?

[Rückhandmonster]

Ich denke eher, dass du nicht denken kannst.
Da ist zu viel Adrenalin im Spiel und die meisten können nicht denken und setzen die vorhandenen Automatismen nicht richtig ein.

Z.b. hoher Ball - viele IMMER voll drauf, dabei ist es z.b. sinnvoll zu schauen wo der Gegner steht und dann halbe Kraft spielen - das muss man aber erst mal sehen und umsetzen.

Ob du gut denken kannst beim Spielen sieht man daran, ob du klug spielst - der richtige Ball zum richtigen Zeitpunkt.
An der Stelle zeigt sich dann auch die Automation - kann ich den richtigen Schlag im Stress fehlerfrei abrufen oder schränken sich meine Möglichkeiten unter Druck ein? Spiele ich immer nur Vollgas oder spiele ich mit Konzept - denke ich immer nur im 1. Ball oder stelle ich mir den Gegner hin.
z.b. Ich weiß, dass der Gegner auf Sch immer lang zurück schnupft. Anstatt den 1. Ball anzuziehen und einen schlechten Ball zu produzieren einfach den Ball ablegen, hinstellen und den 2. Sch Ball nehmen...

Das Thema ist sehr individuell und das sieht man nur, wenn man den Spieler im Training und im Wettkampf sieht.