Platziertes Blockspiel vom Gegner - was tun?

[ratzinho]

Liebe Community,

in der vergangenen Hinrunde hatte ich eine Partie, in der ich gegen meinen Gegner richtig schlecht ausgesehen habe. Die logische Konsequenz war eine 3:0 Niederlage, noch schlimmer war aber die für mich demütigende Art und Weise, wie diese Niederlage zustande kam.
Jetzt kommt die Rückrunde und wie es der Zufall will, sind wir beide durch Mannschaftsverschiebungen wieder Gegner in dieser Woche. Nun habe ich mir vorgenommen, zumindest ein bisschen besser "auszusehen" und das Spiel enger zu gestalten. Vorab- punktemäßig sind wir nahe beieinander (beide TTR rund 1400).

Erst zu mir: Ich spiele vor allem aus der VH gerne TS, ziehe aus US an. Kurze Angabe in die VH Seite meiner Gegner, dann gerne auch RH umlaufen und versuchen, anzuziehen. RH würde ich gerne behaupten, auch TS zu spielen, muss aber zugeben, dass das nicht zu meinen Stärken gehört. Offenes gerades Spiel ist nicht wirklich meine Sache, TS Duelle dagegen eher. Mein Material (spielt hier aber wahrscheinlich eher ne untergeordnete Rolle: Manufaktur All+ Vollholz, RH Factive 1,8; VH Rozena 1,9).

Zum Gegner: Hier würde ich gerne das Material vorab erwähnen, da ich finde, dass er seinen Spielstil hieran angepasst hat: ein älteres Donic Holz mit Korkgriff, darauf 2 Coppa Tenero mit wenig Schwamm.
Sein Spiel besteht darin, rein passiv zu agieren und auf meine Topspins mit einem äußerst präzisen und zuverlässigem Blockspiel zu antworten. Er hat wenig bis keine Fehler gemacht, weder im Schnittspiel noch beim Block. Selbst aktiv angezogen hat er nahezu gar nicht.
Seine Blöcke waren für mich extrem frustrierend, weil sie super platziert waren. Nicht selten kam es vor, dass er mich von Ecke zu Ecke "gejagt" hat, irgendwann hat er ihn dann entweder gedrückt oder kurz gelegt, dass ich nicht mehr dran kam.

Wie gesagt, ich möchte ungerne wieder da stehen und die Bälle von der Bande sammeln. Von gewinnen will ich ja noch gar nicht reden, aber es soll nicht mehr so demütigend sein.

Habt ihr Tipps, wie ich meine Taktik gestalten könnte? Meine Idee wären längere Topsins in seine Ecken, aber ehrlich gesagt bin ich kaum dazu gekommen, die TS gut platzieren zu können. Bin fast nur hinterher gehechelt.

[markx]

Ohne dein Spiel. bzw. auch das des Gegners zu kennen, kann es natürlich nur ein paar grobe Tipps geben...
Wenn der Gegner auf einen Schupf mit einem Schupf antwortet und nicht selbst offensiv wird, hast du recht viel in der Hand. In der Regel solltest du es dann vermeiden, aus schlechter Position einen "normalen" Eröffnungs-Topspin zu ziehen - damit spielst du genau in seine Stärke. Lieber etwas länger auf eine bessere Gelegenheit für einen qualitativ hochwertigen Topspin warten.
Außerdem solltest du herausfinden, wohin der 1. Topspin am besten gehört, damit der gegnerische Blockball am wenigsten unangenehm zurückkommt (Körper/Wechselpunkt/Ecke?). Oft ist die Mitte gut, weil dann auch der zurückkommende Ball keinen so starken Winkel bekommt.
Zu guter Letzt brauchst du einen Plan, was du machen kannst, wenn der Block zurückkommt. Ich hab auch so einen Blockmeister im Team. Das schlimmste, was man machen kann, ist nochmal nachziehen - da spielt man sich einfach in eine immer schlechtere Position. Also spiele ich, wenn mein Topspin geblockt wird, als nächstes einen Schnittball, um den Ballwechsel neu aufzubauen und eine neue Chance für einen guten 1. Topspin zu bekommen. Das gibt halt dann oft lange Ballwechsel (vor allem, wenn man sich gut kennt).

[ekilic]

Blockspieler leben von deinem Topspin, sie ernähren sich davon. Oben die Tipps sind schon ganz gut, vor allem der Ball in die Mitte, um zurückkommende krasse Winkel zu vermeiden.

Generell ist es immer gut einen Plan B zu haben und variabel zu bleiben. Besonders in den unteren Klassen gewinnt man Spiele, wenn man umstellen kann und dem Gegner Bälle gibt, mit denen er nichts anfangen kann. Und jetzt kommt das entscheidende: Diese Bälle müssen nicht mal gefährlich sein.
Das ist genauso wie, wenn man Topspin-Monstern Unterschnitt hinlegt, dann bekommt man ne Topspin Granate um die Ohren gehauen. Deshalb sind manchmal leere Schupfbälle besser als flache mit Unterschnitt.

Zu deinem Gegner: Versuche mal, nicht schnell und flach zu ziehen (denn sonst bekommst du ihn genau so zurückgeblockt), sondern einen langsamen Spin mit hohem Bogen. Die sind nämlich schwer einzuschätzen als Gegner, denn beim Block fällt der Ball oft ins Netz oder segelt einen Meter über den Tisch, da die Anpassung des Schlägerwinkels wichtiger wird. Bei den weichen Bogenspins ist es zudem schwer einzuschätzen, wieviel drin ist, auch das Timing ist schwieriger, obwohl die Bälle langsamer kommen, also länger in der Luft sind.

Ich blocke selbst gerne und am einfachsten (und für den Gegner am gefährlichsten) ist es, schnelle, flache Topspins zu blocken.

Generell sollte man viel variieren und nicht immer die selben Topspinschläge spielen, auch wenn das dein Paradeschlag ist.

Ich hoffe, das hilft.

[AndiHL]

Gegen gute Blockspieler versuche ich zwischen langsamen, spinnigen und kurzen Topspins und langen festen Topsspins zu variieren. Meistens habe solche Gegner nämlich einen Wohlfühl-Abstand zum blocken. Und der passt dann nicht mehr.

[Wolfric]

Schon ist einiges gesagt. Die meißten Spieler die Blocken und selbst kaum Angreifen haben Probleme mit Bällen die auf der Grundlinie (oder zumindest nahe dran) aufkommen. Das trifft generell auf passive Spieler zu). Mittig (lang) spielen ist auch oft eine sehr gute Wahl und am Ende abschlagen wenn der Ball günstig kommt. Topspins (vorallem halblang) in die VH oder RH blocken sie endlos und nutzen deinen Druck. Aufschläge würd ich schnittlos einwerfen. Abwechselnd lang/kurz. (Klar mal einen US Aufschlag reinmischen).
Fazit: Am Start ohne Druck spielen und wenn du perfekt stehst zieh im deinen Paradespin mit Volldampf um die Ohren.

Übrigens wenn du deinen Topspin so spielen kannst, dass er deutlich seitlich abspringt, dann führt das oft zu unsauberen Treffern am Schläger. Der Ball muß nicht scharf sein. Das passiert mir selbst dass ich den Ball dann am Schlägerrand und nicht mittig treffe, mit entsprechendem Kontrollverlust.

Viel Erfolg.

[Kämpfer17]

Zitat von ekilic

Blockspieler leben von deinem Topspin, sie ernähren sich davon.

Und wenn man sich selbst auch mit Topspins ernährt, weil es das eigene Spiel ist?

Hungert man den Gegner aus, hungert man sich selbst aus. Das ist irgendwie blöd. Beginnt man zu schupfen, so ist es nicht unwahrscheinlich, dass der Blockspieler auch von Schupfbällen lebt und sich davon ernährt, während im eigenen Spiel Schupfbälle kaum Bestandteil der eigenen Ernährung sind. So bekommt man unweigerlich das Gefühl der Gegner frisst einen förmlich auf. Man wird also selbst Bestandteil seiner Ernährung.

[M3rlin]

Damit wäre die TT Ernährungskette ja schon mal geklärt.
Obwohl, ich bin auch eher Topspinspieler, ernähre mich aber oft von Wildragout mit Beilagen.
Spaß beiseite. Eine Mischung aus Ekilic und Markx Tipps ist ne gute Wahl.
So etwas dann schnell genug umzusetzen wird sicher nicht einfach.

[Kämpfer17]

Zitat von Wolfric

Schon ist einiges gesagt.

Aber offenkundig noch nicht genug.

Zitat von Wolfric

Die meißten Spieler die Blocken und selbst kaum Angreifen haben Probleme mit Bällen die auf der Grundlinie (oder zumindest nahe dran) aufkommen.

Die meisten Spieler, die Topspins spielen und selbst kaum defensiv spielen, haben Probleme mit Schlägen, die sie nicht trainiert haben und die sie dann auch noch an die Grundlinie spielen müssen. Und auch Topspins an die Grundlinie zu platzieren, ist ziemlich schwer.

Zitat von Wolfric

Schon ist einiges gesagt.

Zitat von Wolfric

Aufschläge würd ich schnittlos einwerfen. Abwechselnd lang/kurz.

Warum wird davon ausgegangen, dass Blockspieler mit schnittlosen Bällen nicht umgehen können?

Zitat von Wolfric

Fazit: Am Start ohne Druck spielen und wenn du perfekt stehst zieh im deinen Paradespin mit Volldampf um die Ohren.

Also mal ohne Spin spielen (was man im Training wohl kaum trainiert), Ball rein eiern, hoffen, dass der andere mit schnittlosen Bällen noch schlechter umgehen kann, als man selbst und man dann vielleicht doch zu einer Chance kommt, einen Ball zu spielen, der dem eigenen Spiel entspricht.

[Kämpfer17]

Zitat von M3rlin

Damit wäre die TT Ernährungskette ja schon mal geklärt.
Obwohl, ich bin auch eher Topspinspieler, ernähre mich aber oft von Wildragout mit Beilagen.
Spaß beiseite. Eine Mischung aus Ekilic und Markx Tipps ist ne gute Wahl.
So etwas dann schnell genug umzusetzen wird sicher nicht einfach.

Ein anderer Tipp:

Zitat von kein-Blech-reden

Ich nehme Vieles so hin und spiele einfach. Spielen, spielen, spielen. Immer weiter machen. Weiter, weiter. weiter.

Diese Strategie finde ich einfach genial. Sie lässt sich auch in anderen Lebensbereichen sehr gut anwenden. Es ist das Klügste, was ich jemals im Tischtennisforum gelesen habe.

[markx]

Wie schon geschrieben: wenn man weder den Spieler noch den Gegner kennt, kann man nur ein paar generelle Möglichkeiten aufzeigen. Ausprobieren, ob das passt bzw. welche Tipps zum Erfolg führen, muss der Spieler selbst.

Auch Spieler, die vom Topspin leben, können (zumindest in den unteren Klassen) in aller Regel (und davon muss man ausgehen, wenn man keine Details kennt!) irgendeine Form von schupfball spielen; ansonsten wird’s sowohl bei eigenem Aufschlag (Topspin-Service ist relativ unüblich) als auch bei dem des Gegners (ein einfacher einigermaßen kurzer unterschnitt Aufschlag lässt sich schwer mit einem Topspin beantworten) schwierig, in den Ballwechsel zu kommen.
Ja, manche haben vielleicht Probleme damit, nach 10 Schupfbällen wieder auf Topspin umzuschalten; die sollten dann eventuell schon nach 3-4 Schupfern bzw. bei der ersten einigermaßen günstigen Gelegenheit ziehen. Aber diese „Parametrierung“ muss jeder für sich selbst finden (oder nach einem guten Tipp eines Teamkollegen).