Matthew Syed, „Was heißt schon Talent?“

[jimih1981]

Ich halte nichts von Spitzenförderung im Verein selber davon hat man nichts außer das die dann wenn man noch nicht die Basis hat dann die Talente für andere Vereine ausbildet. Der Verband fördert die Talente sowieso. Wichtig ist viel mehr ein Training das in verschiedene Gruppen eingeteilt ist eben Anfänger und Fortgeschrittene. Die soziale Komponente spielt hier auch eine Rolle. Lieber bildet man alle gleichermaßen gut aus und nicht irgend eine Gruppe besonderes das ist Sache der Stützpunkttrainer das die sich die Talente raussuchen die gefördert werden. Solange man keine Basis mit entsprechenden Spielklassen hat lohnt sich die Investition in eine Spitzenförderung für den einzelnen Verein nicht. Das kann dann wirklich bitter sein, ich weiß wovon ich rede dass hab ich schon erlebt. Lieber investiert man möglichst viel in die Breitenförderung davon hat man mehr.

[pibach]

Zitat von Rudiratlos

Hab das Buch gelesen und finde in weiten Teilen passt das was da steht. Im Grunde zusammengefasst: Nicht irgendein angeborenes Talent führt dazu, dass jemand Nummer 1 in irgendetwas wird, sondern zu einem Großteil äußere Umstände, die innere Einstellung und so weiter. Nimm zum Beispiel Boll, er lernt offenbar schnell Bewegungen. Das haben sie schon als Kind entdeckt und haben das gefördert. Ein anderes Kind, das nicht so schnell Bewegungen lernt wurde links liegen gelassen und spielt heute entweder kein Tischtennis mehr oder in einer niedrigeren Klasse. Vielleicht hätte dieses Kind aber eine andere Begabung, sagen wir, er hätte die Konzentrationsfähigkeit von Ovcharov, er würde ohne die richtige fördern trotzdem nicht spielen wie Ovcharov, der hatte das Glück, dass sein Vater in gefördert hat (war russischer Nationalspieler), obwohl er wie er selbst sagt eben nicht gut Bewegungen lernt. Es kommt eben auf sehr viel mehr als Talent an, die Nummer eins zu werden, und nicht alles hat man selbst in der Hand.

Ich glaub nicht an solche genetischen Vorbedingungen. Mag in einigen seltenen Einzelfällen tatsächlich genetisch sein, i.d.R. ist das aber alles frühkindliche Prägung. Es geht darum, schon früh spielerisch Bewegung und Koordinationsfähigkeit zu fördern usw.
Jeder kann alles lernen - das halte ich für eine wichtige Grundannahme. Statt Kinder in irgendwelche Talentschubladen einzusortieren.
Gibt da ein paar biomechanische Eigenheiten, die sind natürlich schon genetisch. Aber das Gehirn ist ein "general purpose Prozessor", die ganzen synaptischen Verbindungen entwickeln sich durch äußere Reize. Und das ist weitgehend unabhängig vom Einfluss genetischer Vorbedingungen.
Wenn man als Trainer die Kinder im Schüleralter dann an der Platte hat, sind da aber natürlich schon viele wesentliche Einflüsse gelaufen. Das zeigt sich dann in mehr oder weniger "Talent". Lässt sich aber ggf. trotdem entwickeln.

[Dragonspin]

pibach hat Syed verstanden!

Über das Buch brauchen wir hier nur diskutieren, wenn ihr es gelesen habt.

@Fozzi: Das glaube ich auch. Und die Kinder kriegen unterbewusst mit, wie wichtig TT ist usw. usf.

Rechtschreibung, Groß- und Kleinschreibung, Satzzeichen... für die Verwendung wäre ich dankbar!

[Rudiratlos]

Syed meint sogar alles ist erlernt und es gibt bei komplexen Geschichten wie Tischtennis keine genetischen Dispositionen.
Insgesamt denke ich es schadet nicht sich mit seinen Gedanken auseinander zu setzen, auch wenn man vielleicht seine Meinung nicht komplett teilen muss, sind in dem Buch ein paar interessante und praktikable Ansätze drin.
Ich bin der Meinung, falls es sowas wie Talent gibt, wird dieses nebulöse Etwas zu oft überbewertet.
Bezogen auf Tischtennis heißt das, wenn ich einen 5 jährigen (A) Tischtennis zeige und nach zwei Stunden zieht er aus versehen einen Topspin, halte ich Ihn für talentiert. Ich fördere A intensiv und mit 8 schlägt er jeden gleichaltrigen. Gleichzeitig war da B, ein anderer 5 jähriger, der hat vielleicht just einen schlechten Tag und trifft keinen Ball. Ich bewerte ihn als talentfrei und lasse ihn links liegen.
Wer sagt, dass B mit 8 nicht genauso stark gewesen wäre, bei gleicher Förderung wie A?
Ich denke auch, dass fast alles erlernt ist und oft viel mehr Arbeit dahinter steckt, als man denkt, wenn jemand Spitzenleistung bringt. Niemand spielt aus dem hohlen Bauch sehr gutes Tischtennis, weil er ein "Händchen hat". Wenn er dieses Händchen hat, dann hat er dieses Gefühl irgendwann gelernt, wann auch immer.

[MaikS]

Dem kann ich nur zustimmen. Man sieht das schön an den "Talenten", die dann gg Ende der Jugendphase aufhöhren systematisch zu trainieren und nur noch 1,2 mal die Woche klickern, oder gar nicht mehr.
Gibt zig Beispiele, die mit 14,15 Regionalliga oder Oberliga oben gespielt haben, im Landes oder Bundeskader waren. Mit 20 spielen dann viele nur Landes oder Verbandsliga, für die, die dann kaum noch zum Schläger greifen außer zum Punktspiel, reicht es ein bisschen später oft nicht mal dafür.