Umfrage zu eurem Spielsystem

[martinspin]

Hallo zusammen!
Möchte doch einmal wissen, wie ihr euch euer Spiel vorstellt und ob ihr das auch umsetzen könnt. Des weiteren wäre es interessant zu erfahren, mit welcher Taktik ihr gegen die verschiedenen Spielsysteme erfolgreich seid.
Selber habe ich mich für das Topspin-Spiel entschieden: VH-/RH-Topspin, Spinkonter, Spinblocks, Flips mit möglichst viel Spin. Seit ich das spiele, macht's noch mehr Spass und ich bin erst noch erfolgreicher in den Matches, da die Konterspieler mit Backside-Belägen eher Mühe bekunden mit den verschiedenen Rotationen.
Gespannt erwarte ich eure Gedanken zu diesem Thema
Gruss
MartinSpin

[JanMove]

Im Prinzip kann ich eigentlich keinen, der von Dir vorgeschlagenen Spielsysteme ankreuzen, aber am ehesten passt noch die erste Möglichkeit.

Ich bin ein klassischer off- Spieler, der so offensiv spielt wie es der Gegner zulässt. Wenn's sein muss und der Gegner extrem druckvoll angreift, kann ich mich aber auch aufs Verteilen und Blocken beschränken und gelegentliche Gegenattacken starten. Wenn ich angreife, dann immer mit beidseitigen Topspins, die eher auf Rotation und Platzierung als auf Tempo angelegt sind.

Ich beherrsche jedoch keinen Spinkonter bzw. Spinblock, flippen tue ich selten bis gar nicht und Gegentopspin aus der Halbdistanz hängt bei mir von der Tagesform ab. Jetzt würde mich mal interessieren wie Du diese Techniken spielst, wenn Du in der 3. Liga spielst wie Du im anderen Thread schreibst. Also ich kenne eigentlich niemanden in der Schweiz der einen Spinkonter a la Boll spielt (auch kein Jiashun oder wer auch immer)??

Gruss,
JanMove

[martinspin]

Hallo JanMove
Ich bin's wieder einmal. Vieleicht gelingt es uns mit der Zeit, das "müde" Forum des OTTV anzuturnen. Mal schauen...
Bei meiner Fragestellung ist auch eine Vision mit enthalten. Ich sehe noch eine Steigerung im TT, wenn sich die Spieler deutlicher auf eines der vier Spielsysteme konzentrieren und spezialieren. Ich hatte mein hellste Freude am Spiel des Südkoreaners Yoo Se Hyuk an der WM in Paris. Der hat ein ganz klares allround Spielsystem: RH-Verteidigung (LN) mit so viel Unterschnitt, dass selbst ein Kreanga daran verzweifelte und einem explosiven und sehr sicheren Vorhandtopspin. Als Variation nimmt er noch die VH-Verteidigung dazu, um seine Gegner im Umklaren zu lassen, wann er mit der VH angreift. Der Typ beherscht also eigentlich nur drei Schläge und diese dafür in allen Variationen. Für mich ist das Zukunftsmusik.
Ich stelle mir das mit dem Topspinspiel auch so vor. VH- und RH-Topsin in allen Variationen: Über dem Tisch in Form von Flips, im passiven Spiel in Form von Spinblocks und im aktiven Spiel von langgezogen TS's bis zu kurzen Spinkontern. Ich sehe das Problem nicht bei der Ausfürung der Schläge. Du spielst einfach nur noch mit Überschnitt in allen Variationen. Das ist eine Grundhaltung und nicht ein Level, das nur Timo Boll beherrscht. Das kann jeder lernen, halt auf seinem Niveau. Wenn's Spass macht, ist das die erste und wichtigste Motivation. Du brauchts auch nicht Weltmeister zu sein.
Ebenso gehen meine Visionen dahin, dass es wieder mehr Konterspieler geben sollte, die hätten durchaus auch ihre Chancen: Geile KN-Beläge, die recht unempfindlich sind auf Schnitt und auf der VH über ausreichend Beschleunigung verfügen, können bei entsprechender Beherrschung einem TS-Spieler ganz schöne einheizen. Die Chance des Konterspielers ist ganz klar das Tempo: Der TS brauch einfach etwas länger wegen der ausgeprägteren Ausholphase.
Die gleichen Argumente gibt es auch für den reinen Verteidigungsspieler. Variantenreiche Verteidigung auf der VH und RH mit entsprechenden Belägen (z.B. LN auf RH und OX auf Vorhand) als Alternative bräuchte er auf noch einen derben Angriffsschlag mit der LN.
Du siehst eigentlich ist die ganze Amateurscene farblos. (Darum fällt ja auch so ein Frank Müller auf, der auch mit einer klaren Linie in seinem Spiel auftritt und sogar in der 1. Liga Doppel gewinnt.)
Ich finde das allseits beliebte "Allroundspiel" mit von allem ein bisschen schon etwas öde. Die Leute wollen halt gewinnen und spielen im Ernstfall nur noch ihre sichersten Schläge. - Aber macht das auch wirklich Spass? -. Ich selbst habe für mich festgestellt, dass ich einen Match klar verlieren kann, weil ich z.B. einen langsamen Ball mit viel Unterschnitt der auch noch eher kurz ist und von so einem Opa mit einem Tackiness D gespielt wird. Ich versuch's dabei acht Mal und es kommen nur 2 bis 3 Bälle von mir auf der gegenrischen Tischplatte an. So einen Match kann ich locker verlieren und es beisst mich kein bisschen. Ich weiss, dass ich das noch nicht beherrsche. Aber die Erfolgsrate steigt langsam aber kontinuierlich. Dann braucht es halt noch viel Maches gegan Opas und Schupfspieler. Irgenwann ist dann meine Quote bei 90% und dann wird's erst richtig geil. In der Zwischenzeit verliere ich halt. Muss mann können, sonst kann man nicht gewinne. Die Spezialisierung fördert halt auch noch andere Qualitäten. Man ist anfänglich viel abhängiger von der Tagesform, von der Spielweise des Gegners und von den äusseren Bedingungen. Man muss dann echt bescheiden werden, verlieren können, Geduld und Ausdauer lernen usw.
In diesem Sinne wünsche ich allen noch ein schönes Wochende
Gruss

"... und möge der Spin mit dir sein"

[JanMove]

Zitat von martinspin

...
Ich finde das allseits beliebte "Allroundspiel" mit von allem ein bisschen schon etwas öde. Die Leute wollen halt gewinnen und spielen im Ernstfall nur noch ihre sichersten Schläge. - Aber macht das auch wirklich Spass? -. Ich selbst habe für mich festgestellt, dass ich einen Match klar verlieren kann, weil ich z.B. einen langsamen Ball mit viel Unterschnitt der auch noch eher kurz ist und von so einem Opa mit einem Tackiness D gespielt wird. Ich versuch's dabei acht Mal und es kommen nur 2 bis 3 Bälle von mir auf der gegenrischen Tischplatte an. So einen Match kann ich locker verlieren und es beisst mich kein bisschen. Ich weiss, dass ich das noch nicht beherrsche. Aber die Erfolgsrate steigt langsam aber kontinuierlich. Dann braucht es halt noch viel Maches gegan Opas und Schupfspieler. Irgenwann ist dann meine Quote bei 90% und dann wird's erst richtig geil. In der Zwischenzeit verliere ich halt. Muss mann können, sonst kann man nicht gewinne. Die Spezialisierung fördert halt auch noch andere Qualitäten. Man ist anfänglich viel abhängiger von der Tagesform, von der Spielweise des Gegners und von den äusseren Bedingungen. Man muss dann echt bescheiden werden, verlieren können, Geduld und Ausdauer lernen usw.
In diesem Sinne wünsche ich allen noch ein schönes Wochende
Gruss

"... und möge der Spin mit dir sein"

Diese Aussagen kann ich irgendwie nicht nachvollziehen!
Was heisst Du findest ein "Allroundspiel" öde? Also die besten Spieler wie Samsonov, Boll, Waldner, Kong Linghui, ... sind Allrounder. Die haben keine ausgeprägte Schwäche und können gegen jedes Spielsystem bestehen. Extremspieler wie z.B. Eloi oder Kreanga versuchen ihr Spiel durchzuziehen, und wenn es nicht klappt, gehen sie ein wie eine Primel. Wenn ich dich richtig verstehe, ist das auch Deine Philosophie. Du versuchst im Match Bälle zu spielen, die Du (noch) nicht kannst. So wirst Du niemals irgendeine Art von Erfolg haben. Für so etwas ist das Training da, aber nicht ein ernsthaftes Match. Es besteht nämlich auch die Gefahr, dass Du dies als Ausrede für Niederlagen benutzt, so nach dem Motto "ich hab gegen den Opa eben etwas ausprobiert und nur deswegen verloren"! Abgesehen davon, stell Dir mal vor Dein Gegener verfolgt das gleiche Prinzip. Dann ist es vorprogrammiert, dass absolut kein Ballwechsel zustande kommt, und das ist für mich das langweiligste Tischtennis, das ich mir vorstellen kann. Bei uns gibt's z. B. auch einen im Verein, der versucht jeden Aufschlag von mir anzugreifen. Sorry, aber da hab ich schon gleich gar keine Lust mehr zu spielen, da ich dann sowieso gewinne, es aber die ganze Zeit keinen guten Ballwechsel gegeben hat. Vielleicht hab ich dich ja falsch verstanden, aber das kann's meiner Meinung nach nicht sein.
Wo ich Dir rechtgebe ist die Sache mit dem Sicherheitsspiel, das ich im Match oftmals auch fabriziere, aber nicht um zu gewinnen sondern leider aus Angst vor dem Verlieren. Das ist aber eine rein psycholgische Angelegenheit und hat nichts mit der Spielphilosohie zu tun, die ich so vom Tischtennis habe.

Gruss,
JanMove


P.S.: Spielst Du am Wochenende bei der Züri-Open mit?

[martinspin]

Hallo Jan Move
Ich verstehe deinen Einwand gegen eine spezialisierte Spielweise und für das Allround-Spiel. Was ich beschreibe ist auch eher eine Zukunftsvision für mein eigenes Spiel und wie ich denke auch für alle zukünftig erfolgreichen Spielsysteme. Ist irgendwie witzig, dass du Samsonov erwähnst. Der hat sich schon seit einiger Zeit vorgenommen (s. TT-Trainerzeitschrift) agressiver zu agieren und schneller die Initiative zu übernehmen. Hat an der EM 03 gut geklappt. Timo hatte da überhaupt keine Chancen, das Match zu gewinnen. Und wie sah's an der WM aus?
Ich finde deinen Anspruch an ein Allroundspiel im Sinne, dass verschiedenste Techniken und Taktiken anzuwenden zum Ziel führen, einen verdammt hohen Anspruch. Da musst du sowohl im passive Spiel wie im aktiven Spiel sehr sicher sein und eigentlich die allermeisten Schläge beherrschen. Da bin ich irgenwie bescheidener und sage mir lieber, nur drei Schläge mit der entsprechenden Taktik gut beherrschen als zehn Schläge sehr unsicher zu spielen.
Auf der andern Seite muss ich dir recht geben, dass es sicher keinen Sinn machten als offensiv eingestellter Spiel ab dem Anspiel alles anzugreifen, selbst Bälle, die einfach nicht angegriffen werden können. Ich kann die Haltung deines Clubkollegen aber auch nachvollziehen. Es gibt einfach den Angreifer-Typ, der kann ev. nicht anderst, genau so, wie du selbst als Allrounder auch nicht anderst kannst.
Übrigens bin ich tatsächlich auch am Sonntag am Züri-Open. Wie steht's da mit dir. Wär doch schön, wenn ich deinen richtigen Namen wüsste!
Gruss
Martin Senn

[JanMove]

Hoi Martin,

ja, ich spiele auch am Züri-Open mit, allerdings heute.

Gruss,
Nicolai Matuschek
(TTC ZH-Affoltern --> Homepage)

[Taugenichts]

So, als frischgebackener Züri-Open D-Sieger kann ich nun auch noch meinen Senf dazugeben (auch um das Forumsbelebensanliegen zu würdigen):

Habe 1998 dasselbe Turnier mit reiner Unterschnittverteidigung auch schon mal gewonnen. Nun mit Rückhandabwehr und VH-Topspinangriff. Ich denke, dass man schon eine Art Grund-Spielsystem haben sollte, von dem man (mit Variation) ausgeht. Bei mir sieht das etwas abstrakter und vereinfacht ungefähr so aus:
VH: Aktives Spiel, Initiative suchen, zurückerobern, Punkte machen, Fehler in Kauf nehmen. Daraus folgt: Topspin, Aktivblock, Konter, Schuss anstreben.
RH: Sicherheit, Kontrolle, eine Wand sein, zudem Gegner stören, keine Fehler machen. Daraus folgt: US-Abwehr, Block, Schupf, Druckschupf. Konter und Schuss nur in günstiger Position, systematisch höchstens gegen schwächere Gegner.
Zudem: Eigenes Service heisst Angriff, gegnerisches Service heisst Stören.

Ein Spielsystem vereinfacht das systematische Training, da man sich hauptsächlich auf gewisse immer wiederkehrende Standardsituationen beschränken kann, die je nach System etwas anders sind. Diese können bis zur Verblödung mal eingeschliffen werden, so dass der Kopf für die wirklich kreativere Seite des Spiels frei wird. Mit dem notwendigen Fachwissen kann man einen Systemspieler auch systematisch fast von der Anfängerphase her aufbauen mit immer höherem Schwierigkeitsgrad.

MfG
Taugenichts

[martinspin]

Hallo Taugenichts
Schön dass es noch mehr TT-Freaks in der Ostschweiz gibt. Habe am Züri-Open auch im D gespielt, war aber zu müde nach de O40-Spielen, bei denen ich im 4tel-Vinale ausgeschieden bin. In Zukunft werde ich mir überlegen, ob ich überhaupt um 8.30 im D-Doppel teilnehmen werde, wenn meine ersten D-Matches erst um ca. 14.30 beginnen.
Ich finde deine Bemerkung zum Thema "Kopf frei haben" als Folge von systematischem Training einen weiteren Grund, sich frühzeitig zu spezialisieren. Auf jeden Fall versuche ich als Nachwuchstrainer heraus zu finden, welche Spielweise meinen Schützlingen am ehesten entspricht. Mit verschiedenen Spielsystemen im Club wird auch das Training interessanter. Die gleichen Übungen können mit jeder Technik und jedem Material gespielt werden. z.B Das Umlaufen der RH ist für jeden Spielstil eine nützliche Übung, egal ob lange Noppen oder Topspin gepielt werden. Grundsätzlich finde ich es schade, das einige junge und ehrgeizige Spieler nur noch gegen TS-Spieler gerne spielen und gegen Verteidiger, Allrounder oder Konterspieler keinen Spass haben. Dabei machen die verschiedenen Spielsystem das Spiel viel interessanter. Diesen Umstand kennen wir doch alle: Mühsam sind doch die Matches von Verteidigern gegeneinander, weil das nie enden will oder von Angreifern gegeneinander, wo es kaum noch Ballwechsel gibt. Solche Spiele sind einfach zu wenig attraktiv. Ich finde deine Entwicklung vom reinen Defensivspieler zum Allrounder auf alle Fälle gut und hoffe, dass du damit weiterhin Erfolg hast (Joo Se Hyuk lässt grüssen).
Gruss
Martinspin
PS Bei welchem Club spielst du?

[Taugenichts]

Hallo Martinspin

Ich spiele bei BW Wollishofen in der 2. Liga, momentan mit positiver Bilanz.
Zum Thema Allrounder: Man darf darunter natürlich nie einen Spieler verstehen, der Bälle spielt, bei denen er eigentlich nicht so recht weiss was er will (so tönt der Begriff für viele irgendwie). Ich spiele schon entweder defensiv/Stör oder offensiv/Punktgewinn. Das Viertelfinale gegen den Chinesen mit ähnlichem Spielsystem war denn auch eine Art "Revolverheldenspiel", d.h. wer kann seinen VH-Hammerspin zuerst gewinnbringend einsetzen, was mir häufiger gelungen ist. Das ist natürlich nicht immer viel attraktiver als das Spiel zweier Angreifer (es kommen dann nur noch gelegentliches Noppengekrökel und einige Abwehrbälle dazu). Gegen fast reine Abwehrer unterscheide ich mich mit diesem Spielsystem natürlich nicht von einem gewöhnlichen Topspinangreifer. Aber als Trainer ist für Dich sowieso klar, dass es keine Bälle ohne taktische Absicht geben darf.

Wo spielst Du. respektive wo leitest Du das Training? Seh' das nicht aus dem Profil?

Grüsse
Taugenichts

[martinspin]

Hallo Taugenichts
Habe soeben mein Profil bearbeitet und nun steht alles wissenswerte darin. Gruss
martinspin