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Eigenbau Konstruktionen Hier können Aufbauten diskutiert werden, z.B. welche Hölzer in welchen Stärken kombiniert werden können, wie man verkleben sollte etc.

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  #1  
Alt 27.04.2015, 18:53
schelmuffsky schelmuffsky ist offline
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Flachsfaser?

Hallo Eigenbauer,
hab im Internet gesehen, dass es mittlerweile Hölzer (z.B. andro Flaxonite-Serie, Artengo Flax Fibre) gibt, in denen Flachsfasergewebe verbaut ist. Laut Werbeprosa bietet die Faser "enorme Verwindungssteifigkeit" bei gleichzeitig "etwas höherer Elastizität als Kohlefaser". Doch was ist davon zu halten?
Hat schon jemand Erfahrung damit gesammelt?
Mich reizt die Faser auch aufgrund des deutlich günstigeren Bezugspreises gegenüber Kohlefaser (z.B. bei r&g Faserverbundwerkstoffe), doch würde ich vor einem Kauf gerne eure etwaigen Erfahrungen einholen, um einen Griff ins Klo zu vermeiden. Denn wenn die Faser wirklich Vorteile böte, wäre sie vermutlich ja in mehr Hölzern verbaut...

Weiß jemand was?

Geändert von schelmuffsky (27.04.2015 um 19:33 Uhr) Grund: Ergänzung
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  #2  
Alt 27.04.2015, 19:41
schelmuffsky schelmuffsky ist offline
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AW: Flachsfaser???

Hab dazu noch einen interessanten Beitrag in einem Surf-Forum gefunden:

Zitat:
Ok, ums vorne weg zu nehmen - ich arbeite für eine Firma, welche unter anderem Gelege aus technischen Flachsfasern entwickelt. Also denkt über meinen Kommentar wie ihr wollt.

Meiner Meinung nach gibt es Anwendungen, wo Kohle hingehört, es gibt Anwendungen wo Glas hingehört, und es gibt Anwendungen wo Flachs hingehört. Und dann gibts natürlich auch noch Kevlar, PP-Fasern, Dynema, ... Jedes Material hat seine spezifischen Eigenschaften.

Glasfasern haben eine hohe Bruchdehnung und sehr gute Festigkeit. Kombiniert mit dem Geringen Preis von ca. 3€ pro kg sind das sehr gute Voraussetzungen, um hochfeste Teile für den breiten Markt herzustellen.

Kohlefaser ist nicht gleich Kohlefaser. Es gibt immense Unterschiede in der Steifigkeit und Festigkeit zwischen den verschiedenen Fasertypen. Im generellen hat Kohlefaser aber eine vergleichbare Festigkeit wie Glas bei einer wesentlich kleineren Dichte (1.8 vs. 2.6 kg/l). Daher gehört Kohlefaser überall dahin, wo Steifigkeit und Festigkeit bei geringem Gewicht gefragt ist.

Flachs hat gegenüber den anderen Fasern vor allem drei interessante Eigenschaften (Nebst dem CO2 footprint).
- Die Dichte ist mit 1.35 kg/l nur halb so gross wie die von Glas
- Flachs hat eine hohe spezifische Steifigkeit. Das E-Modul von Flachs ist in etwa wie dem von Glas. Entsprechend kann eine Menge Gewicht gespart werden, wenn auf Steifigkeit dimensioniert wird. Bei Laminaten ohne Kern wird dadurch auch eine sehr hohe Biege-Steifigkeit und -Festigkeit erreicht, weil ein Laminat bei selben Flächengewicht dicker wird. Die Biegesteifigkeit von einem Flachslaminat ist entsprechend ca. 5 mal höher als die von Glas.
- Flachs dämpft Vibrationen besser als Kohle oder Glas. Ein Ski mit Flachslaminat fährt sich wesentlich ruhiger als ein Glasski.

Die Festigkeit der Faser ist aber kleiner als die von Glas oder Kohle.

Und auch Flachs ist übrigens nicht gleich Flachs. Weil es sich um ein Naturprodukt handelt, schwankt die Festigkeit der Faser entsprechend der Ernte. Um eine gleichbleibende Qualität zu garantieren, werden bei uns daher Fasern von verschiedenen Anbaugebieten und Ernten gemischt, um Schwankungen auszubügeln.


Und jetzt noch ein Wort zur Festigkeit eines Sandwichbauteils. Ich habe sehr viele Skier und Samples in diversen Testaufbauten gebrochen. Ein Typischer Skiaufbau (vergleichbar mit einem Kiteboard) mit Glas versagt dabei bei einer Druckspannung von ca. 350MPa. Das ist in etwa 20% davon, was das Laminat auf Zug aushalten würde. Und auch mit einem dickeren Laminat würde nicht wesentlich mehr drinliegen, weil kurz später der Holzkern versagen würde (Holz hat eine überraschend kleine Bruchdehnung). Entsprechend ist die Festigkeit der Faser in dem Fall nicht so wichtig und ein Flachsboard wiederum sehr interessant, weil das dickere Laminat Face-wrinkling entgegenwirken kann.
Idris Ski bauen Skier mit einem Kiefernholzkern und 100% Flachslaminat, und es gibt Bergführer die mit den Skiern an 100 Tagen pro Jahr am Berg sind und ich wüsste von keinen Problemen.

Kurz gesagt mache ich die Sache in Zukunft so, dass ich weiterhin Fasern mixen werde. Zum Beispiel Flachs auf +/- 45° (Torsion) in einem Ski kombiniert mit Kohle oder Glas in 0°. Man kann so die guten Eigenschaften der verschiedenen Fasern kombinieren...

Für ein Kiteboard, wo ein gewisser Flex in Längsrichtung gewünscht ist, macht Kohlefaser daher meiner Meinung nach nicht wirklich Sinn, weil das die steifste Faser ist die man so findet. Wenn, dann auf +/-45° um die Torsionssteifigkeit zu erhöhen. Und wenn mans' nicht so im Griff hat und weis was man tut, dann würde ich mein Geld eher in vernünftiges Werkzeug als in Kohlefaser investieren.
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