Stell' Dir vor Deutschland wird Europameister und keiner merkt es

[tarantino]

weil hier teilweise mit Quoten argumentiert wird:

Sicher ist mein Argument spekulativ, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass im Moma irgendjemanden 8 Minuten-Interviews mit einzelnen Teilnehmern einer Schwimm-WM vom Hocker reisen, zumal die winzigen Werbeplätze im Moma eh' (immer an dieselben) vergeben sind. Das war ja mein Hauptargument, dass hier einfach die zeitliche Aufteilung nicht passt, geschweige denn dessen, dass der TT-BLock (die paar Sekündchen) zwischen 8:20 und 8:30 gänzlich fehlte, ich meine sogar weggefallen ist weil der farblose Phrasendrescher (empfinde das nur ich so ???) Thomas Skulski sich mit seinem Interviewpartner schlichtweg verplapperte !

Das ZDF sollte als öffentlich-rechtlicher Fernsehsender ja eigentlich keine Gewinnabsicht haben sondern die Grundversorgung garantieren. Im Rundfunkstattsvertrag ist gar festgelegt, welche Arten von Fußballspielen übertragen werden MÜSSEN. Andere Sportarten sind da außen vor und kommen im Rundfunkstaatsvertrag nicht vor. Das sind gravierende und bewußte Realitätsverzerrungen, wenn man sich die Mitgliederzahl der anderen Sportverbände ansieht !!!

[Rudi Endres]

Gemessen an unseren Ansprüchen wird TT von den Medien stiefmüttlerlich behandelt. Das wurde an anderer Stelle (siehe EM und WM auf Eurosport oder bei der ARD) ausführlich erörtert. Es bringt jedoch nichts, Feindbilder aufzubauen. Tatsache ist, TT ist für die Fernehsender und Fernsehzuschauer nur mäßig attraktiv. Die Quoten (selbst in China) beweisen es. Die zunehmende, weltweite Konkurrenz großer Sportarten kann nicht die alleinige Ursache sein, denn Tischtennis wird quotenmäßig von anderen, weniger gespielten Sport- und Spielarten eingeholt oder überholt. Wer hätte je gedacht, dass uns z.B. mit Dart oder Curling Konkurrenten erwachsen würden.
Ich fasse, die am häufigsten genannten möglichen Ursachen zusammen:

- mangelhafte Präsentation
- schlechte Vermarktung
- fehlende Lobby
- zeitlich schwer kalkulierbar
- Schwimmbad- und Garagenimage
- die Athletik unseres Sports ist kaum erkennbar
- im Schnitt zu wenig Ballwechel pro Punkt
- nur wenige Sekunden andauernde Ballwechsel
- Unfähigkeit des Laien das Geschehen in Sekundenbruchteilen wahrzunehmen und richtig zu interpretieren
- scheinbar leichte Fehler (z.B. bei der Aufschlagannahme)
Wir könnten, wie üblich, je nach Interessenlage oder Überzeugung, einzelne Punkte infrage stellen oder versuchen sie zu gewichten. Dies würde zwar zu einer endlosen Erörterung führen, aber ein Problembewusstsein schaffen. Die "Frischklebediskussion" hat es gezeigt.
Was können der TT-Sport und die ihm nahe stehenden Firmen und Organisationen, angesichts bescheidener finanzieller Mittel, selbst konkret tun? Allgemeine Forderungen oder gar Vorwürfe, wie "die da oben müssten....." , helfen uns nicht weiter. Es wäre sinnvoll, mit den weniger strittigen Punkten zu beginnen.

[The Batchelor]

Habe auf Eurosport Boll-Samsonov geguckt. Da kommen nur sehr selten Ballwechsel zustande. Meistens nur 2 bis 3 dann ist der Punkt da. Total unattraktiv für den Zuschauer. Ich gucke gern, da ich selber spiele, aber für Zuschauer ohne Insiderwissen ist z.B. Tennis viel attraktiver. Daran wird sich auch nach den nächsten Regeländerung (Klebeverbot) nichts ändern. Sorry so ist es leider.

[Cheftrainer]

???

Zuschauer ohne Insiderwissen schauen sich sowas eh nicht an, daher ist das (leider) kein Problem.

[Sven M.]

Hi Rudi,
wenn ich mir deine Liste so anschaue frage ich mich allerdings, wie es Snooker in den letzten Jahren geschafft hat, eine derartige Medienpräsenz aufzubauen - denn die meisten Punkte ließen sich problemlos auf diesen Sport übertragen.

- mangelhafte Präsentation --> ebenfalls kein Eventcharakter
- schlechte Vermarktung --> Hat Snooker denn mehr Sponsoren?
- fehlende Lobby --> kann mir nicht vorstellen, dass Snooker eine solche hat
- zeitlich schwer kalkulierbar --> Das ist beim Snooker doch noch weitaus stärker ausgeprägt als beim TT.
- Schwimmbad- und Garagenimage --> Kneipen-Image
- die Athletik unseres Sports ist kaum erkennbar --> Snooker verzichtet gleich ganz auf Dynamik.
- im Schnitt zu wenig Ballwechel pro Punkt, nur wenige Sekunden andauernde Ballwechsel --> Fünf Sekunden Stoßen, dazwischen minutenlanges Überlegen - ist das denn attraktiv?
- Unfähigkeit des Laien das Geschehen in Sekundenbruchteilen wahrzunehmen und richtig zu interpretieren --> durch den Kommentator erklärbar, vgl. voriger Punkt
- scheinbar leichte Fehler (z.B. bei der Aufschlagannahme) --> vermag ich nicht zu beurteilen

Versteht mich bitte nicht falsch, ich will Snooker nicht schlecht reden, wenngleich es mich persönlich auch in keinster Weise interessiert. Mir ist es lediglich schleierhaft, wie es Snooker geschafft hat, so viele Übertragungszeiten zu bekommen, obwohl die äußerlichen Merkmale vom TT doch gar nicht so stark abweichen.

[tarantino]

"meine" "Pechsträhne" ging übrigens noch weiter. Sonntag abend, der Tag des feststehenden dreifachen Triumphs: Tagesthemen ARD, Sportblock: Bildberichte über die Sonntagsspiele Fußball und über die Handball-Championsleague, das war's ... Montag morgen, Moma, 6:20-6:30, Sportblock: Tischtennis Fehlanzeige !!! Unfassbar !

[yolatango]

snooker ist in dem moment einfacher zu verstehen- entweder die kugel wird versenkt oder nicht. das ganze farblich intessanter und geometrisch eindeutiger gestaltet und mit mehr zeit. das gleiche beim curling- man lässt sich berieseln. die von sven angesprochene fehlende dynamik ist gleichzeitig der antrieb snooker zu gucken. es ist die schablone, die reizt.

[menikmati]

Und Dart ist auch "spannender". Zwei direkte Konkurrenten versuchen als erster die 501 Punkte runterzuschießen und wenn die Höchstpunktzahl 180 erreicht wird, schreit der Kommentator ganz laut "one-hundred-and-eighty" und das biertrinkende, verkleidete Volk im Hintergrund gröhlt ganz laut mit und hebt die Tassen. Einfacher, unathletischer Sport, der trotzdem sehr beliebt ist :-/

[lemmitown]

Dann sollte man, meiner Meinung nach, noch die unsportlichste Sportart derzeit aufführen: POKER!!!

Selbst diese, ebenfalls mit einem verruchten Image behaftete "Sportart", hat mehr Sendezeiten als unser aller Lieblingssport.

Es liegt aber auch daran, daß es ja nun so ist, daß ein Verband, oder Sportveranstalter, der Sendezeiten haben möchte, und nicht Fußball, Tennis oder Beachvolleyball heißt, Geld mitbringen muß, damit ein "Fernsehvertrag" zustandekommt. Sonst geht da nämlich gar nix. Das war im übrigen bei Snooker ebenfalls so, denn die haben zwar keine große Fangemeinde gehabt, aber ein dickes Bankkonto im Hintergrund....und die Story nahm ihren Lauf.

Dem ZDF kann man noch zugute halten, daß sie in der Sendung "Sport-Reportage", so ca. 6-8 Minuten vom Finale Boll-Samsonov, gezeigt haben.

Und der Livestream bei TIBHAR war nicht schlecht, war zumindest mit DSL erträglich, sogar auf einem 19"TFT im Vollbildmodus!

Und der René Adler hat ja so ca. 20 Stunden TT-WM auf Eurosport angekündigt....habe vorsichtshalber schon mal geguckt, wann die Snooker-WM in Sheffield ist...., die ist aber eher!

[Rudi Endres]

Zitat von Sven M.

Hi Rudi,
wenn ich mir deine Liste so anschaue frage ich mich allerdings, wie es Snooker in den letzten Jahren geschafft hat, eine derartige Medienpräsenz aufzubauen - denn die meisten Punkte ließen sich problemlos auf diesen Sport übertragen.

- mangelhafte Präsentation --> ebenfalls kein Eventcharakter
- schlechte Vermarktung --> Hat Snooker denn mehr Sponsoren?
- fehlende Lobby --> kann mir nicht vorstellen, dass Snooker eine solche hat
- zeitlich schwer kalkulierbar --> Das ist beim Snooker doch noch weitaus stärker ausgeprägt als beim TT.
- Schwimmbad- und Garagenimage --> Kneipen-Image
- die Athletik unseres Sports ist kaum erkennbar --> Snooker verzichtet gleich ganz auf Dynamik.
- im Schnitt zu wenig Ballwechel pro Punkt, nur wenige Sekunden andauernde Ballwechsel --> Fünf Sekunden Stoßen, dazwischen minutenlanges Überlegen - ist das denn attraktiv?
- Unfähigkeit des Laien das Geschehen in Sekundenbruchteilen wahrzunehmen und richtig zu interpretieren --> durch den Kommentator erklärbar, vgl. voriger Punkt
- scheinbar leichte Fehler (z.B. bei der Aufschlagannahme) --> vermag ich nicht zu beurteilen

Versteht mich bitte nicht falsch, ich will Snooker nicht schlecht reden, wenngleich es mich persönlich auch in keinster Weise interessiert. Mir ist es lediglich schleierhaft, wie es Snooker geschafft hat, so viele Übertragungszeiten zu bekommen, obwohl die äußerlichen Merkmale vom TT doch gar nicht so stark abweichen.

Snooker muss mehr Sponsoren haben, denn nur diese schalten Werbung.
Die Lobby kann vom Zufall abhängen. Vor 20 Jahren brachte die ARD ständig Pferdesport, weil der Chfefredakteur Pferdenarr war. Allerdings war damals die Quote noch nicht so dominierend.
Snokker ist zeitlich nicht kalkulierbar. In solchen Fällen wird halt die populärste Sportart mit der zu erwartenden höheren Quote genommen.
Roman Bonnaire hat in "tischtennis" diesen Grund, als einen der wichtigsten genannt. Sportredakteure ohne Bezug zum TT ziehen Sportarten mit festliegenden Zeiten vor. Laut Rene´ADler wären Absprachen mit der ETTU möglich gewesen.
Das in etlichen Beiträgen angesprochene Garagenimage ist fast Allen "eingeimpft". Fast jeder hat schon mal freizeitmäßig "Ping-Pong" im wörtlichen Sinne gespielt und empfindet TT deswegen nicht als Sport.
Snokker präsentiert sich als Spiel, nicht als Sport. Folglich ist die Athletik unwichtig. TT will ein Sport sein. Wer kennt nicht die mitleidigen Blicke, wenn man angibt TT zu spielen.
Die Ballwechsel im Snokker sind von jedermann nachvollziehbar. Selbst ich, als absoluter Laie bin immer wieder fasziniert von den gefundenen Lösungen. Die zeitlich sehr kurzen und wenigen Ballwechsel pro Punkt beim TT, sowie der Punktgewinn sind meist nicht zu verstehen. Es geschehen Fehler, die der Laie nie erwarten würde. Er fühlt sich daher überfordert. Das habe ich z.B. beim CL-Spiel Grenzau - Niederösterreich erfahren, als ich neben einem Hotelgast saß, der sich nicht auskannte und nach einigen Sätzen die Halle verließ. Der Laie "versteht" Ballonabwehr und vielleicht noch die Schnittabwehr.
Die scheinbar leichten Fehler halte ich persönlich für den wichtigsten Punkt. Aus meinen 12jährigen Erfahrungen mit Hobbys weiß ich, dass diese in der ersten Zeit beim Zuschauen den gleichen Eindruck haben, als würde ein Fußball völlig unbedrängt ständig ins Aus geschossen.
Wir können jeden der gesammelten möglichen Gründe argumentativ widerlegen. Und doch müssen wir uns irren, denn sonst wären die Quoten höher. Ich gebe auch zu bedenken, dass etliche User in diesem Forum, TT wegen der wenigen und zeitlich kurzen Ballwechsel für uninteressant halten. Und das, obwohl sie selbst spielen (siehe Beitrag von Batchelor).