Ball berührt Netz in verschiedenen Phasen

[wng]

Zu folgenden Situationen bin ich auch nach Studium der Regeln nicht schlau geworden.

1. Beim Aufschlag geht der Ball direkt vom Schläger ans Netz, springt dann erst auf die eigene und auf die andere Hälfte. Wie ist das zu entscheiden: Let wegen Netzservice, Fehler des Aufschlägers oder korrektes Service?

2. Beim Service springt der Ball von der gegnerischen Hälfte zurück zum Netz und berührt dieses. Wie ist hier zu entscheiden? (kein Rollstuhlfahrer)

3. Ein korrekter Rückschlag berührt das Netz nach dem Aufspringen auf der gegnerischen Hälfte. Wie ist zu entscheiden?

Meiner Interpretation nach ist der Ball in allen 3 Situationen regulär im Spiel und der Ballwechsel ist fortzusetzen, da laut den Regeln weder auf Let noch auf Punkt zu entscheiden ist.

Die entscheidenden Regeln sind:
2.6 Vorschriftsmäßiger Aufschlag
2.6.3 Wenn der Ball herabfällt, muss der Aufschläger ihn so schlagen, dass er zunächst sein eigenes Spielfeld berührt und dann über die Netzgarnitur oder um sie herum direkt in das Spielfeld des Rückschlägers springt oder es berührt.
2.7 Vorschriftsmäßiger Rückschlag
2.7.1 Ein auf- oder zurückgeschlagener Ball muss so geschlagen werden, dass er über die Netzgarnitur oder um sie herum in das gegnerische Spielfeld springt oder es berührt, und zwar entweder direkt oder nach Berühren der Netzgarnitur.
2.9 Let (Wiederholung)
2.9.1 Ein Ballwechsel muss wiederholt werden,
2.9.1.1 wenn der Ball beim Aufschlag auf seinem Weg über oder um die Netzgarnitur diese berührt, vorausgesetzt, dass der Aufschlag sonst korrekt ist oder vom Rückschläger oder seinem Partner aufgehalten wird
2.10 Zählbare Punkte
2.10.1.3 wenn der Ball, nachdem er ihn vorschriftsmäßig auf- oder zurückgeschlagen hat, irgend etwas anderes als die Netzgarnitur berührt, bevor er von seinem Gegner geschlagen wird

[Egbertschlick]

Hi
zu 1.
du hast doch den Passus richtig wiedergegeben:

2.6.3 Wenn der Ball herabfällt, muss der Aufschläger ihn so schlagen, dass er zunächst sein eigenes Spielfeld berührt und dann über die Netzgarnitur oder um sie herum direkt in das Spielfeld des Rückschlägers springt oder es berührt.

Das kann kein richtiger Aufschlag sein, da der Ball nicht zuerst die eigene Hälfte berührt.
Also Punkt für den Gegner

[Vektor]

"zunächst" und "dann" verstehe ich erstmal nur als Angabe der Reihenfolge dieser beiden genannten Vorgänge.
Was sonst noch passiert, wird nicht erwähnt. Vor "zunächst" macht der Ball ja auch "durch die Luft fliegen" - das ist ja auch nicht verboten ...

So einfach ist es also nicht.

[NicoZ]

1. Beim Aufschlag geht der Ball direkt vom Schläger ans Netz, springt dann erst auf die eigene und auf die andere Hälfte. Wie ist das zu entscheiden: Let wegen Netzservice, Fehler des Aufschlägers oder korrektes Service?

Fehler. Falsche Berührungsreihenfolge, daher kein korrekter Aufschlag.


2.6.3 Wenn der Ball herabfällt, muss der Aufschläger ihn so schlagen, dass er zunächst sein eigenes Spielfeld berührt und dann über die Netzgarnitur oder um sie herum direkt in das Spielfeld des Rückschlägers springt oder es berührt.
=> Nicht gegeben(!) also schon einmal kein korrekter Aufschlag.
Und ein Let ist es daher auch nicht weil der Aufschlag nicht "ansonsten gut" ist.

2. Beim Service springt der Ball von der gegnerischen Hälfte zurück zum Netz und berührt dieses. Wie ist hier zu entscheiden? (kein Rollstuhlfahrer)

Punkt für den Aufschläger - kein korrekter Rückschlag mehr möglich; falsche Berührungsreihenfolge.

3. Ein korrekter Rückschlag [von X] berührt das Netz nach dem Aufspringen auf der gegnerischen Hälfte [von A]. Wie ist zu entscheiden?

Punkt für X - kein korrekter Rückschlag von A mehr möglich; falsche Berührungsreihenfolge.

Regeln habe ich grad nicht parat, meine aber auch dass es explizit nicht drin steht.

[Fastest115]

Sorry Nico in Fall 2+3 irrst du denn es steht explizit in den regeln anders....

Die Netzgarnitur darf der Ball (anders als andere Gegenstände zb den Bauch, die Wand, den Boden usw) während eines Ballwechsels zwischen aufspingen auf der eigenen Hälfte und dem eigenen Schlägerkontakt berühren->

Das steht hier:

10 Zählbare Punkte
10.1.3 wenn der Ball, nachdem er ihn auf- oder
zurückgeschlagen hat, irgendetwas anderes als
die Netzgarnitur berührt, bevor er von seinem Gegner
geschlagen wird;

Bedeutet für 2+3 der Ball ist immer noch im Spiel also wenn der gegner nach der Netzberührung den Ball korrekt schlägt ist diese Netzberührung (naders als zb eine Bauchberührung) irrelevant.

Korrekter Rückschlag also noch möglich!!!!

Im Fall 1 ist das anders. Da ist die Netzberührung nicht nach einem Aufschlag oder Rückschlag (der mit dem Ballkontakt auf der anderen hälfte erfüllt ist), sondern während eines Aufschlags und unterbricht somit die Berührungsreihenfolge die für einen Aufschlag explizit vorgesehen ist. Also Hand (beim ballwurf)-schläger-eigene hälfte-andere hälfte.

Dort zwischen schläger und eigene hälfte ist jegliche Berührung auch die des netzes so als wenn man sich den Ball vor den Bauch schlägt und damit Fehler.

Einzige Netzberührung die dort nicht zum fehler führt ist zwischen eigener und anderer Hälfte da ist es Let 2.9.1.1 als Ausnahme explizit definiert.

[Lrephcsak]

Hmm, interessant, gefühlsmäßig hätte ich das gleiche wie Nico gesagt, aber fastest scheint recht zu haben.
Seit wann gilt diese Regel denn in dieser Form, ist die recht neu?
Denn wenn nicht, verwirrt folgende Regelauslegung, die auf der bayerischen SR-Seite als aktuell einzusehen ist:

Zitat von BTTV-Seite

Ball auf der gegnerischen Seite schlagen ist zulässig - außer nach Netzberührung. Der DTTB hat sich erneut mit dem URC (Umpires and Referees Comittee, Schiedsrichterausschuss der ITTF) abgestimmt, wie folgender Ballwechsel zu werten ist: Spieler A schlägt den Ball, der im Spielfeld von B aufspringt und sodann -z.B. durch starken Unterschnitt- über die "imaginäre Verlängerung des Netzes nach oben" zurück in den Luftraum über dem Spielfeld von A fliegt. Erst dort wird er von B geschlagen. Die Entscheidung hierzu: Es bleibt bei der schon seit Jahren gültigen Regelauslegung, wonach dieser Rückschlag von B regelgerecht ist. Dies ist ausdrücklich gewollt. Anders liegt der Fall lediglich, wenn der Ball beim Zurückspringen die Netzgarnitur berührt. In diesem Fall ist -gemäß einer ergänzenden DTTB-Auslegung- der Ballwechsel als Punkt für A zu werten, da die in der Regel vorgesehene Reihenfolge der Berührpunkte durchbrochen wurde.
(Fortbildungen für Nationale Schiedsrichter 2007)

Die Einschätzung zum "Netzsonderfall" widerspricht doch eindeutig der von fastest genannten Regel, oder nicht? War 2007 die Regel anders?

@Vektor:

Zitat von Vektor

"zunächst" und "dann" verstehe ich erstmal nur als Angabe der Reihenfolge dieser beiden genannten Vorgänge.
Was sonst noch passiert, wird nicht erwähnt. Vor "zunächst" macht der Ball ja auch "durch die Luft fliegen" - das ist ja auch nicht verboten ...

So einfach ist es also nicht.

Das "zunächst" steht ja in Verbindung mit dem Verb "berühren", wie auch der ganze Regelsatz. Insofern darf der Ball natürlich auch noch andere Dinge tun wie durch die Luft zu fliegen, andere Dinge berühren wie das Netz aber wohl nicht. Berührung mit Luft und anderen Gasen sei dabei mal ausgeklammert...

Richard

[Vektor]

Bezüglich der Interpretation, was der Ball vor Berührung der eigenen Tischhälfte darf, ist der Regeltext selbst aus meiner Sicht nicht eindeutig - man KANN ihn so interpretieren, dass hier auch das Netz nicht berührt werden darf. Wenn das die offizielle Auslegung ist, ist das okay (ich wehr mich aber dagegen, dass dies ganz eindeutig aus dem Text hervorgeht).

Bezüglich der auf der BTTV-Seite beschriebenen Auslegung beim auf die andere Seite zurückspringenden Ball wurde hier im Forum von Leuten, die den Regeltext genau gelasen hatten, schon damals gesagt, dass die Auslegung im klaren Widerspruch zum Regeltext steht - denn es gibt schlich und einfach keinen Anlass, einen Punktgewinn auszusprechen; diese sind ja im regelwerk vollständig aufgeführt.

Insofern wurde hier wohl nichts geändert ... sondern einfach nur falsch ausgelegt

[wng]

Während 2.6 und 2.7 die geschilderten Fälle nicht berücksichtigen, und somit eher "PUNKT"-Entscheidung nahelegen, sind durch 2.9 und 2.10 weder "LET" noch "PUNKT" gerechtfertigt.

Zu 2.9.1.1 konnte man eventuell argumentieren, dass der "Weg über oder um die Netzgarnitur" bereits mit dem Aufschlagen beginnt und nach dem Aufspringen im Spielfeld des Gegners noch andauert, und auf LET wegen Netzberührung entscheiden. (Fall 1+2).

[Torsten von Bayern]

Zitat von Vektor

Bezüglich der auf der BTTV-Seite beschriebenen Auslegung

Diese ist nach wie vor aktuell. Vom Ressort Schiedsrichter des DTTB sind keine neueren, abweichenden Aussagen bekannt.
Dass man hier beim Lesen der Regel A 10.1.3 in der Tat auf eine andere Interpretation kommen kann, wurde schon früher an dieser Stelle festgehalten.
Ich wurde damals gefragt, wem man als Schiedsrichter im Zweifel folgen sollte - der eigenen Interpretation der Regel oder der Vorgabe des DTTB. Ich habe gesagt, im Zweifel letzteres, weil sonst ein Durcheinander ausbricht. An dieser Aussage hat sich nichts geändert.

[Setz-It]

Naja, man kann auch alternativ argumentieren, dass Regellücken entweder gestopft gehören, oder es sonst eben nicht wert sind, einheitlich behandelt zu werden. Das Durcheinander kann nur so groß sein, wie die Regellücke es zulässt. Wird das Durcheinander zu groß, muss zentral an der Regel geschraubt werden.