Spiel abbrechen

[Wolf_Vlc]

Hallo,

hier mal eine ganz dumme Frage ;-) und ein Thema, mit dem sich sicherlich viele rumärgern:

Wann kann ich als Trainer ein Spiel abbrechen? Brauche ich dazu einen plausiblen Grund?

Die Situation ist folgenden:
Im Punktspiel der Herrenmannschaft setzten wir einen Jugendspieler (12 Jahre -1/2 Jahre Spielpraxis) ein. Wir treffen auf eine Mannschaft, wo alle Gegner mit Noppen spielen. Einige können diese gut einsetzten, greifen auch selbst an..., d.h. sie spielen(!) Tischtennis.
Dann kommt aber einer, der nur die Noppe reinhält und nichts weiter. Da unser Jugendspieler schon gegen die anderen beiden Spieler hoch verloren hat und entsprechend deprimiert war, wollte ich ihn eigentlich nicht mehr gegen diesen Spieler einsetzen.
Das Spielen gegen solche Spieler macht definitiv keinen Spaß. Ist auch nicht sportlich, da der andere nichts zum Spiel beiträgt sondern nur stört. Dazu kam noch, dass der gegnerische Spieler seine Siege/Punkte bejubelte und der Meinung war, er würde gut TT spielen.
Die Niederlage war vorprogrammiert und ich mußte den Jugendspieler am nächsten Tag wieder aufbauen. Im schlimmsten Fall riskiere ich, daß er keinen Bock mehr hat und nicht mehr kommt.
Also wollte ich das Spiel abbrechen, war mir aber nicht sicher, ob das geht.

Hab danach noch mit dem anderen Spieler gesprochen. Er meinte, es geht um Sport, man muss auch mit anderen Spielern klarkommen, etc...
Gut, ich muß auch mit anderen Spielweisen klarkommen, aber mit Sport und Spaß hat sein Spiel nun wirklich nichts zu tun. Wenn sein (Nicht-)Spiel nur auf stören basiert, muss und will man sich dann mit ihm auseinandersetzen? Man muss wohl, aber wollen nicht. Als Beispiel für Jugend/Schüler eher abschreckend und aufbauend schon gar nicht.

Damit mit mich keiner falsch versteht: Nichts gegen Noppe und Abwehrspieler, wenn man/frau sie denn richtig einsetzen können.

[nevada]

Wenn man gegen einen Materialspieler verliert dann ist dieser entweder besser, kann mit seinem Material umgehen oder ich kann nicht gegen Material spielen. Ob so ein Spiel Spaß macht, spielt doch gar keine Rolle. Es macht auch keinen Spaß, wenn man einen Aufschlagkünstler auf der Gegenseite hat und nur jeden zweiten Aufschlag zurückbringt. Es macht auch keinen Spaß, wenn man einen Kurznoppenspieler hat, der einen brutal vom Tisch schießt. Es macht auch keinen Spaß usw. usw.....

Es geht im Sport eben nicht nur um den Spaßfaktor.

[Kreisligapflaume]

Die Frage ist, ob man einen 12-jährigen, der ein halbes Jahr spielt, bei den Herren einsetzen sollte. Noppen hin oder her, es wird so oder so nur auf die Mütze geben. Das ist für die Motivation natürlich nicht so förderlich.

[Wolf_Vlc]

Zitat von nevada

Es geht im Sport eben nicht nur um den Spaßfaktor.

Wenn Du weißt (und das nehme ich an), wieviel es kostet, Jugendspieler zu motivieren, dann siehst Du das vielleicht ein bißchen anders. Aus unserem 800 Seelendorf kommen bestimmt keine Weltmeister.
Ich frage mich nur, welche Bereicherung solche Spieler für den TT-Sport sind? Und da gibt es sicherlich verschiedene Meinungen. Da es sie gibt und man gegen sie spielen muss, ist keine Frage.
Und ich habe ja auch geschrieben, dasß die anderen beiden Spieler der Mannschaft ebenfalls mit Material gespielt haben, allerdings dieses auch richtig eingesetzt haben.
Insofern finde ich Deine Meinung ein bißchen sehr pauschal und vereinfacht.

Zitat von Kreisligapflaume

Die Frage ist, ob man einen 12-jährigen, der ein halbes Jahr spielt, bei den Herren einsetzen sollte. Noppen hin oder her, es wird so oder so nur auf die Mütze geben. Das ist für die Motivation natürlich nicht so förderlich.

Es gibt bei uns eben keine Schülerliga (obwohl demnächst ja) und es ist die einzig Möglichkeit, Spielpraxis zu bekommen. Und meine erste Frage war ja genau diese. Das das nicht motivierend war, hab ich dann auch gemerkt. Also Spiel abbrechen oder nicht?

[mbs]

Zitat von Wolf_Vlc

Dann kommt aber einer, der nur die Noppe reinhält und nichts weiter. Da unser Jugendspieler schon gegen die anderen beiden Spieler hoch verloren hat und entsprechend deprimiert war, wollte ich ihn eigentlich nicht mehr gegen diesen Spieler einsetzen.
Das Spielen gegen solche Spieler macht definitiv keinen Spaß. Ist auch nicht sportlich, da der andere nichts zum Spiel beiträgt sondern nur stört.

Ich hoffe, dass Du diese Einstellung Deinen Kindern/Jugendlichen die Du trainierst nicht vermittelst. Auch gegen solche Gegner muss man erstmal gewinnen können. Und was ist an einem Noppen-Störspiel bitte unsportlich? Nur weil jemand keine tollen Topspins spielt/spielen kann (vielleicht hat er sie nie gelernt) und kein gerades Spiel hat, ist das gleich unsportlich? Das ist ja mal absoluter Unsinn.

Zitat von Wolf_Vlc

Dazu kam noch, dass der gegnerische Spieler seine Siege/Punkte bejubelte und der Meinung war, er würde gut TT spielen.

Er spielte ja offensichtlich erfolgreich, warum sollte er dann nicht jubeln?

Zitat von Wolf_Vlc

Wenn sein (Nicht-)Spiel nur auf stören basiert, muss und will man sich dann mit ihm auseinandersetzen?

Jop, oder ganz einfach keine Meisterschaft und Turniere mehr spielen.

[Petar]

Ich habe immer so ein meine Bedenken, wenn man behaupte - "ich habe verloren gegen einen Spieler der kein TT spielen kann..."
Tischtennis ist keine abstrakte Kunst. Mann kann es ziemlich gut und einfach bewerten.
Wie die Länge oder Höhe eines Sprunges. Wie die Technik aussieht - ist dabei nicht die entscheidende Frage. Im Wettkampf geht es allein um die Punkte und Ergebniss. Und wenn sie mit zugelassenen Mittel und fair erzwungen sind, dann soll man den Gegner auch dafür gratulieren und Respekt zollen.
Ein Spieler "kann kein TT spielen und hält nur die Noppen..." ?!
Wenn er schon so "schlecht" ist, wie schlecht muss erst sein Gegner sein, wenn der gegen den noch verliert? Bzw. wie schlecht muss der Trainer sein, wenn er seinen Spieler nicht richtig vorbereiten und einstellen kann?
Beispiel: Evgeni Chetinine spielt mit Noppen und zieht kaum Topspin. Ist er deswegen jetzt ein schlechterer Spieler als einer aus der Oberliga, der auf jeden Ball einfach drauf ballert?
Man kann sich über der Technik und "Attraktivität" des Spiels unterhalten, aber die Ergebnisse sind und bleiben maßgebend.
Pech, Glück und zugelassenes Material gewinnen nicht - sondern der Spieler!

In von Dir beschriebenen Fall, hätte ich nicht den jungen Spieler rausgenommen, sondern den Trainer nach Hause geschickt. Der hat seine Hausaufgaben nicht gemacht!

[Wolf_Vlc]

Zitat von mbs

Ich hoffe, dass Du diese Einstellung Deinen Kindern/Jugendlichen die Du trainierst nicht vermittelst.

tja, genau darum geht es: Wie vermittelt man so etwas?

Zitat von mbs

Nur weil jemand keine tollen Topspins spielt/spielen kann (vielleicht hat er sie nie gelernt) und kein gerades Spiel hat, ist das gleich unsportlich? Das ist ja mal absoluter Unsinn.

Nein, aber es ist sportlich kein Vorbild, wenn man so spielt. Ich hab auch nichts dagegen, wenn ein älterer Spieler (ab Mitte 75 ;-)) so spielt. Da ist das ok.
Aber wozu dann Topspin lernen. Ich kann dem Jugendspieler auch eine Noppe in die Hand drücken und fertig. Da gewinnt er sicher in seiner Altersklasse.

Zitat von mbs

...
Er spielte ja offensichtlich erfolgreich, warum sollte er dann nicht jubeln?
...

Dazu muß ich sagen, dass er gegen unsere Nummer 1 glatt 3:0 verloren hat, aber der Meinung war, unter besseren Bedingungen hätte er gewonnen.
Und seine Art zu Jubeln war nun nicht gerade als sportlich zu bezeichen.
Schwer zu beurteilen, wenn man es nicht gehört hat

Zitat von mbs

Jop, oder ganz einfach keine Meisterschaft und Turniere mehr spielen.

Genau diese Gefahr besteht bei Schülern/Jugendlichen.

[nevada]

Zitat von Wolf_Vlc

Wenn Du weißt (und das nehme ich an), wieviel es kostet, Jugendspieler zu motivieren, dann siehst Du das vielleicht ein bißchen anders.

Ich habe zur Zeit einen Nachwuchsspieler, der bislang genau einen einzigen Satz gewonnen hat. Totzdem macht es ihm Spaß, da ich ihm nicht dauernd einbläue, dass es nur um das Gewinnen geht. Im letzten Spiel hatte er in seinem letzten Einzel die ersten beiden Sätze seeeehr deutlich verloren. Vor dem dritten Satz habe ich ihm gesagt:"Du darfst jetzt alles ausprobieren, was Du möchtest. Ein besseres Training gibt es eigentlich nicht, als im Punktspiel."

Er hat den Satz zwar wieder einmal verloren, aber war total glücklich, dass es nur 10:12 war.

Im gleichen Spiel hat der Punkt 1 dieser Mannschaft ein sehr gutes Spiel gezeigt und in einem packenden Match seinen Gegner in der Verlängerung des fünften Satzes geknackt. Ab dem dritten Satz spielte er, obwohl er ein sehr gutes Spiel zeigte und fantastische Ballwechsel spielte, unter Tränen, weil er vor der Niederlage panische Angst hatte. In den Satzpausen und während des time-outs habe ich immer wieder versucht, ihn herunterzuholen, aber sein Ehrgeiz und Siegeswille haben wieder zu Tränen geführt.

Ich frage mich, wie er überhaupt noch einen Ball gesehen hat. Mir ist es wichtig, dass die Kinder auch mit Niederlagen oder "krummen" Gegnern umgehen können und dass die Welt nicht zusammenbricht, wenn man gegen einen Sportler verliert, der vielleicht technisch wesentlich schwächer ist, letztendlich aber trotzdem den Sieg davongetragen hat.

[User 17544]

Zitat von Wolf_Vlc

Also Spiel abbrechen oder nicht?

Was meinste denn genau mit Spiel abbrechen

Willste dem Jungen verbieten weiterzuspielen

...oder gar den ganzen Mannschaftskampf für beendet erklären

Sorry, IMHO machtste mir ein wenig viel Wind wegen einem Jungen, der halt noch keine Erfahrung mit Noppenspielern hat...

[Wolf_Vlc]

Zitat von Petar

Mann kann es ziemlich gut und einfach bewerten.
Wie die Länge oder Höhe eines Sprunges. Wie die Technik aussieht - ist dabei nicht die entscheidende Frage. Im Wettkampf geht es allein um die Punkte und Ergebniss.
...
In von Dir beschriebenen Fall, hätte ich nicht den jungen Spieler rausgenommen, sondern den Trainer nach Hause geschickt. Der hat seine Hausaufgaben nicht gemacht!

Das sollte aber auch der Noppenspieler. Es sollte sich bewußt sein, worauf sein Erfolg beruht.

Und dann danke für deine Blumen. Ich mache die Arbeit umsonst, fahre am Wochenende zu Wettkämpfen, statt mit meiner Familie zu verbringen.
Nebenbei arbeite ich noch.
Und wenn ich nach Hause gehe, trainiert niemand mehr die Kinder.

Und im übrigen versuche ich hier ein Disskussion anzuregen. Bei solchen Komentaren kann einem die Lust vergehen. Siehe Cheftrainer