Welchen Schlag sollten Anfänger zuerst erlernen.

[Timo]

Hallo!
Habe in einigen Threads hier gelesen, dass die meisten Trainer mit Anfängern zunächst den Vorhandkonter erlernen. Habe in meiner Trainerausbildung gelernt, dass im WTTV mit dem Vorhandtopspin begonnen wird. Begründung war, dass dies der wichtigste Schlag im modernen TT sei und im Wettkamppf der Vorhandkonter keine Rolle spiele.
Mit welchem Schlag beginnt ihr bei Anfängern?
Wird auch in anderen Verbänden mit dem Vorhandtopspin begonnen?
Gruß!
Timo

[Dragonspin]

Ich bevorzuge den VH-Konter bei Anfängern.

Der zentrale Balltreffpunkt ist erst einmal leichter als der tangentiale, zumindest nach meiner Einschätzung und Erfahrung.
Mit VH-Konter können die Spieler schon relativ früh viele Bälle übers Netz spielen, das sorgt für Spielfreude. Dazu führt der VH-Konter bereits zu einem frühen Balltreffpunkt hin, der im modernen Tischtennis sehr wichtig ist.

Das Argument, dass im Wettkampf kaum gekontert wird, mag zwar stimmen. Allerdings sollte man beim Anfänger noch nicht übertrieben auf die Wettkämpfe achten, sondern erst einmal auf eine ordentliche Grundschulung.

Übrigens gehe ich dann sehr schnell zum RH-K über, dann zu RH-Schupf und VH-T auf Unterschnitt(gleichzeitig)... Damit kann man schon eine Menge Übungen spielen und wettkampfnah trainieren.

[Taugenichts]

Die Begründung erscheint mir etwas eigenartig. Ist im modernen TT ein vernünftiger VH-Konter nicht die bewegungselementmässige Voraussetzung zum Erlernen des VH-Topspin (Laufarbeit, Stellung zum Ball, alle Schlagelemente bis auf den beim Topspin verstärkten/explosiven Ellbogengelenkknick und Handgelenkeinsatz)? Wenn der Konterball inklusive antizipatorische und läuferische Grundfähigkeiten einigermassen sitzen kann doch dann der Topspin mit geschlossenerem Schlägerblatt, vermehrtem Unterarm- und Handgelenkeinsatz relativ leicht erlernt werden (vgl. z.B. die instruktiven Technikvideos auf der Homepage von Timo Boll; VH-Konter/Schuss und Topspin schon sehr sehr nahe beieinander im Vergleich zu "altmodischeren" Spielern). Machen das nicht die Chinesen mit ihrem Nachwuchs so ähnlich? - Ich stelle mir zudem vor, dass das Erlernen des VH-Topspin im frühesten Anfängerstadium bei der gegebenen Komplexität der Bewegungsabläufe schon ziemlich überfordert. der Schützling kämpft noch mit der richtigen Stellung weil er noch viel zu spät erkennt, wie der Ball nun tatsächlich kommt und sollte sich nebst anderem auch noch mit dem richtigen Handgelenkeinsatz befassen... Ist da die Gefahr, dass sich gravierende Mängel einschleichen (respektive im Prinzip ja kreative Anpassungen des Schülers an eine viel zu schwierige Herausforderung )nicht sehr gross?

Zum Vergleich: Ein zukünftiger Pianist beginnt doch auch mit einfachen Stücken, macht Fingerübungen und spielt Tonleitern um grundlegende Technikelemente einzuschleifen bevor er sich z.B. an eine Mozart-Klaviersonate wagt respektive dahin geführt wird?

MfG
Taugenichts

[Nosti49]

Hi Ihr,

in einem anderen Thread hab' ich dies geschrieben, es gehört aber eigentlich mehr hierhin.

Daher hab' ich's kopiert (hoffe es ist ok so):
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Hi Leute,

bisher habe ich eigentlich mehr oder weniger mitbekommen, daß Abwehrtechniken nicht zum Standardrepertoire der Allgemeinheit gehören.
Ausnahmen wie Jancsi gibt es eben nur sehr selten.

Die meisten mögen dieses Spiel nicht (ich behaupte einfach, weil's nicht "in" ist, kann mich aber fatal irren) und haben nicht genug Fantasie oder Biss oder Lust oder sonstwas (auch eine nicht zu stützende These, ich weiß ja) um es in den Trainingsplan einzubauen.

Also gehen wahrscheinlich alle zuerst an die (von wem vorgegebenen?) Grundtechniken VH-K, RH-K, VH-T, RH-Schupf, RH-T, VH-Schupf, Angabenspiel heran.
Oder nich' ?

Was kommt denn danach ? Da kommen doch die eigentlichen Unterschiede erst heraus, oder ? Welche Übungen fahrt Ihr gerne ?

Vielen Dank im voraus für die Info. Gerne werde ich in diesem Bereich schlauer !

Ciao
Norbert

[Fastest115]

Das von dir beschribene Modell ist das sog. Kontermodell. Der WTTV bevorzugt das Topspinmodell. Dort werden in einer Bestimmten Reihenfolge alle Schläge trainiert. Da kommt Abwehr sogar noch vor Konter. Ich selber ab und zu mal beim Einspielen schon lange Bälle hinter dem Tisch spielen und Kombis aus Top, Abwehr + Schupf.

Habe zur Zeit in meiner Trainingsgruppe einige DEF Spezialisten.

Probleme für viele Trainer sind:

1. Abwehrer trainieren ist aufwendiger als Angreifer.
2. Viele Trainer wissen nicht wie man richtig abwehrt und wie man das vermittelt.
3. Man muß extra Übungen für Abwehrer entwickeln.
4. Es ist schwierig in ner Trainingsgruppe die Abwehrer in die Übungen mit einzubauen. Da ist ständige Improvisation gefragt.
5. Man muß die richtigen "Typen" dafür haben
6. Wenn man den eigentlichen Angreifertypen (die auch nur so erfolgreich sein werden) viel Abwehr spielen läßt dass es Spass macht, dann ist es schwer sie wieder zum ernsten Angriffspiel zu bringen. Sie spielen dann zu passiv und "zocken" hinten rum, spielen oft zum Spass mit Noppen usw.

[Fastest115]

Noch kurz die Vorteile des Topspin Models obwohl auch einiges für o.g. Argumente des Konter Spricht (Früher Treffpunkt, Wenig Schnitt)

1. Die ganz kleinen Anfänger 9-10 Jahre sind so klein das sie einen Konterball mit waagerechter Schlagebene in Netzhöhe über dem Kopf spielen müßten. Dann lieber seitlich vom Körper fallen lassen und "hochziehen"->Konter nicht spielbar

2. Topspin ist gegen jeden Schnitt spielbar->Über unter garkeiner. Da wird es schwer, wenn der Gegner mit Schnitt schupft->da wird automatisch mitgeschupft, obwohl man gegen solche Gegner mit nem leichten Top meist sofort den Punkt machen könnte.

3. Kinder haben kein Problem mit dem lernen; je eher desto besser-> früh den vermeintlich schwierigen Schlag sofort lernen.

4. Untersuchungen haben gezeigt, das man grundsätzlich in knappen Situationen dazu neigt den Ball zu spielen, den man zuerst richtig konnte. Das sollte später mal nen guter Top sein, den man auf jeden Ball in Variationen spielen kann.

[Dragonspin]

Zitat von Prinzessin81

1. Die ganz kleinen Anfänger 9-10 Jahre sind so klein das sie einen Konterball mit waagerechter Schlagebene in Netzhöhe über dem Kopf spielen müßten. Dann lieber seitlich vom Körper fallen lassen und "hochziehen"->Konter nicht spielbar

Häh? Wieso muss man die als 9jähriger über dem Kopf spielen? Sind meine 7 und 8jährigen alle soo groß? Denke ich nicht...
Bei wirklich ganz kleinen Spielern dürftest du Recht haben, aber das ist doch die Ausnahme.

2. Topspin ist gegen jeden Schnitt spielbar->Über unter garkeiner. Da wird es schwer, wenn der Gegner mit Schnitt schupft->da wird automatisch mitgeschupft, obwohl man gegen solche Gegner mit nem leichten Top meist sofort den Punkt machen könnte.

Die Spieler lernen ja auch nicht ein Jahr lang nur Konter, sondern relativ früh auch VH-T auf US.

Das Problem beim Topspin-Modell ist doch auch: Dazu muss der Block genauso gelernt werden, sonst kann man ja nicht miteinander trainieren. Es sei denn man hat bessere Spielpartner... Oder trainieren die Kinder ständig Topspin gegenziehen beidseitig?

Ich glaube auch, dass das Topspinmodell seine Berechtigung hat. Ich glaube aber, dass wenn man viele Anfänger hat, das Kontermodell einfacher ist und fast allen Spielern gerecht wird.

[Joachim Voigt]

Hi,

es gibt verschiedene Möglichkeiten anzufangen und "das beste" Modell gibt es m.E. nicht.
Das Schupf-Modell ist aber definitv out. Damit sollte heutzutage wirklich kein Kind mehr anfangen.
Konter-Modell: viele Vorteile sind schon genannt worden.
Topspin-Modell: wird meist zu unrecht als schwer eingestuft. Es gibt Kinder denen es einfach liegt und die locker mit Topspin anfangen können und sollten. Es hat diverse Vorteile.
Ich entscheide sowas meist sehr individuell mit einem Hang zum Konter-Modell weil es einfach und schnell geht am Anfang, das hat viele Vorteile. Lena und Sven Voigt, sowie Anja
Lena hat mit dem Kontermodell angefangen, wie die meisten anderen in der Trainingsgruppe. In der gleichen Trainingsgruppe hat aber Sven mit dem Topspin angefangen. Dies hatte verschiedene Gründe, v.a.:
- er hatte schon Ansätze zum Spinspiel
- er war sehr klein, Konter wäre nur "über dem Kopf" möglich gewesen
- koordinativ gute Umsetzung des Topspins

Lena hat inzwischen auch Topspin gelernt Sven kann auch kontern inzwischen

Prinzipiell bin ich der Meinung, das man (wir, ich) noch häufiger den Mut haben sollte, mit dem Topspin zu beginnen, da dies ein gutes Rotationsgefühl vermittelt, Spielfähigkeit schnell erreicht wird und die Schwierigkeiten dabei meist gar nicht soooo groß sind. Bei Kindern die sich sehr schwer tun dabei, kann man ggf. immer noch auf den Konter "zurück"gehen.

Viele Grüße
Joachim

[Fastest115]

@ausmzoo das würde ich so zu 99% unterschreiben.

[Joachim Voigt]

Jetzt bin ich aber brennend an dem 1% interessiert...