Wie spielt man am besten gegen Abwehr?

[Taugenichts]

Jetzt hab' ich mir gerade nochmals das sehr kurze letzte Mannschafts-WM-Spiel zwischen Wang Liqin und Joo Se Hyuk angeschaut und dabei eine simple Statistik gemacht: Ohne Servicereturn steht die Relation Topspin:Schupf bei Wang im Verhältnis 91:2. Das ist noch besser als bei diesem im Netz x-fach zu findenden Ballwechsel zwischen Timo Boll und Ding Song.

Auf höchster Ebene scheinen sich ein paar einfachste taktische Grundprinzipien mittlerweile durchgesetzt zu haben. Als quasi eine der wenigen "grammatikalischen Grundregeln" könnte man wohl formulieren, dass gegen Abwehrspieler nicht geschupft sondern angegriffen wird.

Wang spielt im übrigen sehr gut variiert sowohl das etwas altmodischere als auch das modernere Grundmuster gegen Joo.
"Altmodisch": etwas weichere TS mit grösserer Sicherheitsmarge ziehen bis der Ball gut liegt und dann Schuss/harter TS auf Punktgewinn platziert (war auch eine der drei Varianten die Ludwig weiter vorne erwähnt hat). War z.B. die traditionelle chinesische Methode gegen sehr passive Abwehrer. Braucht Geduld, viel Zeit, wenn man es gut kann wird das Resultat aber eindeutig zugunsten des Angreifers ausfallen. Ich hatte beim obigen Spiel den Eindruck, dass Wang diese Art TS quasi als Schupfballersatz spielt. Hat gut platziert gegenüber Schupfen den Vorteil, dass der Abwehrspieler hinten gehalten wird und nicht ohne weiteres selber und auch noch am Tisch die aggressive Vorhand auspacken kann.
"Modern": Etwas riskanteres hartes Topspinspiel um direkte Fehler zu provozieren/den Abwehrer auszuspielen/ rasch schwache Notreturns zu provozieren/ dem Abwehrspieler keine Zeit zu geben seine Rotationsvarianten auspacken zu können. Hat Wang ballwechselweise teils konsequent, teils überraschend aus obigen Ballwechseln in jede Platzierung gespielt. Aeusserst erfolgreich wurde und wird dies ja auch vom Abwehrschreck Jörg Rosskopf praktiziert.

Ein Spiel mit abwechslungsweise Schupf und Topspin kann auf unteren Ebenen vor allem gegen wirklich sehr passive Defensivspieler akzeptabel und erfolgreich sein, nicht zuletzt wegen des ständigen Vor- und Zurücklaufens für den Abwehrer. Ganz sicher nicht gut ist nur schupfen und auf den Superball warten, hier ist es wohl tatsächlich so, dass der Angreifer entweder selber gar kein Angreifer ist oder überhaupt äusserst unsicher. Fürs Training mit Abwehrspielern sollte man sich aber auf jeden Fall zum Ziel setzen, so viel wie nur möglich den TS in allen Varianten zu verbessern und sich phasenweise ein "Schupfverbot" geben. Es ist auf jeden Fall auch in unteren Spielklassen taktisch von Vorteil, wenn man dazu in der Lage ist, mehr als einen TS auf Abwehr spielen zu können.

Ich jedenfalls liebe Gegner, die berechenbar immer nur einen TS spielen.

[KÖNIGSBLAU04]

Solange der Abwehrer nur passiv spielt, also zwischendurch nicht selbst angreift, versuche ich den Ball ebenfalls so lange im Spiel zu halten, bis er richtig liegt, um dann den entscheidenden Punkt zu machen. Schnittvariationen, mal kurz mal lang spielen, Schupf ohne viel Schnitt, lange Rollaufschläge auf die schwächere Seite sind weitere Mittel, die gerne gegen Abwehr einsetze. Und vor allem nicht die Geduld verlieren !!! Insbesondere in den unteren Klassen bin ich mit dieser Methode in den letzten 28 Jahren immer gut gefahren.

[dieLegende]

Zitat von Enrice

warum dieses?
kann man ruhig mal machen, Angst, daß zu viel Schnitt zurückkommt, braucht man da ja nicht haben.

weil, wenn man von einem guten Abwehrspieler davon ausgehen kann, dass dieser aufgrund eines sehr guten Handgelenks doch relativ viel Schnitt in seinen Return bekommt, so sind zumindest meine Erfahrungen damit...

gruß

[Maze1]

einfach selber abwehr spielen

[Cheftrainer]

gute Idee, oder mal zur Abwechslung mit links spielen um den Gegner zu verwirren...

[stefan.s]

Zitat von Eddies Amigos

Also viel mehr als einfach immer nur Druck machen wirst du wohl nicht machen können, weil Abwehrspieler im kurz-kurz-Spiel wahrscheinlich um längen sicherer sein werden. Du musst den Gegner mit wenigen aber sehr gezielten schnellen Schlägen in die Enge treiben, sonst ist es absehbar, dass du den ersten Fehler machst.

Mannomann...

Lest doch einfach mal des Cheftrainers Geschreibsel, hier ist er ja nun - was nicht immer so ist - wirklich kompetent.

Was du hier schreibst ist entweder falsch oder falsch ausgedrückt. Mit kurz-kurz-Spiel beschreibt man üblicherweise das Spiel über dem Tisch, gemeint sind also Bälle, die entweder zweimal aufspringen oder das zweite Mals kurz hinter der Grundlinie landen (je nach Definition).

Im kurz-kurz-Spiel ist der Abwehrer systembedingt im Nachteil, und zwar aus mehreren Gründen, aber das führte hier wohl zu weit...

Ich vermute allerdings mal stark, daß du auf eine Schupf-Schupf-Situation anspielst, was etwas ganz anderes ist. Auch hier läßt sich nicht pauschal sagen, dass man als Angreifer sowas nicht spielen sollte.

@die legende:

warum schnittlos auf griffige lange Noppen? Denke, du hast das Prinzip langer Noppen nicht verstanden, üblicherweise haben Noppis nicht so gerne richtigen Unterschnitt...

Insgesamt sollte man sich eher die systembedingten Schwachpunkte der einzelnen Spielsysteme, Beläge etc. vor Augen führen und jedes Spiel danach taktisch ausrichten.

Pauschalisierungen bringen nix. So kann ein und derselbe Spieler gegen bilanzmäßig gleich gute Abwehrer zum Erfolg kommen, indem er in einem Spiel vollkommen passiv und im anderen konsequent auf den dritten Ball spielt.

[serxas]

Zitat von Maze1

einfach selber abwehr spielen

ist das ernst gemeint? Das wäre doch ein Rückschritt

[stefan.s]

Zitat von Taugenichts

Auf höchster Ebene scheinen sich ein paar einfachste taktische Grundprinzipien mittlerweile durchgesetzt zu haben. Als quasi eine der wenigen "grammatikalischen Grundregeln" könnte man wohl formulieren, dass gegen Abwehrspieler nicht geschupft sondern angegriffen wird.

Wang spielt im übrigen sehr gut variiert sowohl das etwas altmodischere als auch das modernere Grundmuster gegen Joo.
"Altmodisch": etwas weichere TS mit grösserer Sicherheitsmarge ziehen bis der Ball gut liegt und dann Schuss/harter TS auf Punktgewinn platziert (war auch eine der drei Varianten die Ludwig weiter vorne erwähnt hat). War z.B. die traditionelle chinesische Methode gegen sehr passive Abwehrer. Braucht Geduld, viel Zeit, wenn man es gut kann wird das Resultat aber eindeutig zugunsten des Angreifers ausfallen. Ich hatte beim obigen Spiel den Eindruck, dass Wang diese Art TS quasi als Schupfballersatz spielt. Hat gut platziert gegenüber Schupfen den Vorteil, dass der Abwehrspieler hinten gehalten wird und nicht ohne weiteres selber und auch noch am Tisch die aggressive Vorhand auspacken kann.
"Modern": Etwas riskanteres hartes Topspinspiel um direkte Fehler zu provozieren/den Abwehrer auszuspielen/ rasch schwache Notreturns zu provozieren/ dem Abwehrspieler keine Zeit zu geben seine Rotationsvarianten auspacken zu können. Hat Wang ballwechselweise teils konsequent, teils überraschend aus obigen Ballwechseln in jede Platzierung gespielt. Aeusserst erfolgreich wurde und wird dies ja auch vom Abwehrschreck Jörg Rosskopf praktiziert.

Ein Spiel mit abwechslungsweise Schupf und Topspin kann auf unteren Ebenen vor allem gegen wirklich sehr passive Defensivspieler akzeptabel und erfolgreich sein, nicht zuletzt wegen des ständigen Vor- und Zurücklaufens für den Abwehrer. Ganz sicher nicht gut ist nur schupfen und auf den Superball warten, hier ist es wohl tatsächlich so, dass der Angreifer entweder selber gar kein Angreifer ist oder überhaupt äusserst unsicher. Fürs Training mit Abwehrspielern sollte man sich aber auf jeden Fall zum Ziel setzen, so viel wie nur möglich den TS in allen Varianten zu verbessern und sich phasenweise ein "Schupfverbot" geben. Es ist auf jeden Fall auch in unteren Spielklassen taktisch von Vorteil, wenn man dazu in der Lage ist, mehr als einen TS auf Abwehr spielen zu können.

Ich jedenfalls liebe Gegner, die berechenbar immer nur einen TS spielen.

Nicht falsch, was du sagst, aber irgendwie ein bischen an der 'Zielgruppe' vorbei.

Das modernen Angriffstischtennis gegen Abwehr hat sich mit Parametern auseinanderzusetzen, die es in unteren Klassen überhaupt nicht gibt, nämlich mit der Tatsache, dass 'moderne' Abwehrer auf Unterschnitt ALLE einen tödlichen Vorhandball spielen, und zwar konsequent.

Ausserdem haben (einige) Angreifer der absoluten Weltspitze das körperlich-technische Rüstzeug, diesen Ball zu umgehen, indem sie konsequent NUR mit Überschnitt spielen.

Andere - wie Samsonov - spielen das ganz anders.

In unteren Klassen - sagen wir Verbandsliga abwärts und ich glaube, der Fragesteller ist eher 'abwärts orientiert' - ist kaum ein Angreifer technisch dazu in der Lage, gegen einen 'dichten' Abwehrer, womöglich noch mit LN, 'nachzuziehen'.

Im 'Hobbybereich' haben sowohl Angreifer als auch Abwehrer große individuelle 'Löcher', deswegen heißt es, sich den je einzelnen Spieler anzugucken.

[Taugenichts]

Naja, ist sicher richtig, das wesentlichste für unsere unteren Klassen, das man aus meinem Geschreibsel wohl extrahieren kann, ist: Wenn man Gelegenheit zum Training mit einem Abwehrspieler hat sollte man auf jeden Fall die Offensive zu verbessern versuchen und nicht zuviel schupfen, das wäre Verschwendung kostbarer, vielleicht auch rarer Trainingszeit. Was man dann im Wettkampf macht ist eine andere Frage.

[Cheftrainer]

Zitat von stefan.s

Mannomann...

...hier ist er ja nun - was nicht immer so ist - wirklich kompetent.
...

nicht immer, aber immer öfter ^^