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Technik - Taktik - Training - Vorsätze und Zielerreichung Hier könnt Ihr Fragen und Tipps rund um die Themen Technik, Taktik und Training loswerden. Spieler und Trainer können hier Erfahrungen austauschen und Trainingswillige von ihren alltäglichen Problemen und Zielen berichten. |
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Themen-Optionen |
#1
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Spiel eines körperlich Behinderten
Hi.
Seit einem halben Jahr spielt bei uns im Verein ein körperlich Behinderten. Er hat vor 5 oder 6 Jahren nach 10 Jahren mit Tischtennis aufgehört und jetzt wieder angefangen. Damals (auch schon behindert, aber nicht so stark) spielte er ca. Kreisliga mitte, Erzählungen nach auch nicht schlecht. Jetzt reichts schon noch für 1. Kreisklasse unten (Hin- und bisher Rückrunde ungefähr ausgeglichen bis leicht positiv oder negativ). Gestern hab ich mich mal etwas mit ihm unterhalten (das erste mal überhaupt :confused: ). Da ich gegen ihn ähnlich gehemmt gespielt habe wie gegen zwei andere Behinderte in dieser Saison, hat er mir danach gesagt, dass er keine Rücksicht wolle, auch wenn ich ihn von der Platte schießen sollte (was NICHT der Fall war -> Abwehrspieler ). Danach kam dann der "Knaller": Er erzählte mir, dass er es gewohnt sei, dass seine Behinderung gegen ihnn benutzt wird, wie es bei Behindertenwettkämpfen sehr oft der Fall sei ( ) und er jetzt aber angefangen hätte, ähnliche Schwächen bei nicht-behinderten gnadenlos auszunutzen :confused: . Wenn er einen Punkt verloren hat und er sich sicher ist, dass der Gegner ihn zusieht, macht er irgendeine Bewegung die dem Gegner die Behinderung in Gedächtnis zurück ruft. Zum Beispiel ein leicht verzerrtes Gesicht und ein reiben des linkes Knies. Die meisten würden dann noch gehemmten gegen ihn spielen als vorher. Erst hat mich das schon ein wenig beschäftigt, aber inzwischen find' ich das schon ok - wenn einer ne "Flügelspanne" wie Kondor hat bindet man ihm ja auch nicht die Arme am Oberkörper fest. So, das musste ich jetzt einfach mal schreiben, auch wenn's vielleicht keinen interessiert. Ani
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Meine Hobbys sind Tischtennis, Kino und Sex. Ist natürlich nur Quatsch: Ich hasse Kino. |
#2
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Re: Spiel eines körperlich Behinderten
Zitat:
Ich finde das ist schon eine Unsportlichkeit, wenn jemand seine Behinderung so ausnutzt, eben weil er in dem Moment keine oder nur geringe Schmerzen hat, seinem Gegner aber etwas anderes vorspielt. |
#3
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Ist irgendwie auch nicht ganz stimmig, keine Rücksicht zu wollen, dann aber doch extra auf die Behinderung hinzuweisen.
Aber O.K. es gibt genug körperlich unversehrte Spieler, die ganz gut darin sind Verletzungen zu simulieren um den Gegner aus dem Konzept zu bringen und das ist ja nun noch eine ganze Stufe extremer als der angesprochene Spieler, der ja nun tatsächlich in seiner Bewegung eingeschränkt ist. |
#4
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Kennt jemand den Daniel Arnold vom Post SV Telekom Augsburg? Er ist mehrfacher Weltmeister im Tischtennis und Olympiasieger bei den Paralympics. Er spielt mit zwei Armstummeln und schweren Behinderungen an den Beinen - und ist einfach Klasse!
Beim PSV Augsburg spielt er in der 2. Mannschaft (Landesliga), ab und zu wird er auch in der Regionalliga-Mannschaft eingesetzt. Dort hat er in der Vorrunde in einem wirklich begeisternden Match - die Zuschauer haben getobt! - gegen unseren Kapitän Florian Seitz mit 3:2 gewonnen. Am letzten Wochenende im Rückrundenspiel hat er ebenso knapp 3:2 verloren - auch hier waren die Zuschauer (unsere) begeistert. Daniel Arnold ist ein absolut fairer Sportsmann, er hat solche Mätzchen, wie oben von Anika beschrieben, nicht nötig, sie sind ihm auch fremd. Dennoch ist es - physisch wie psychisch - sehr schwer, gegen ihn zu spielen. Physisch, weil er einen fantastischen Aufschlag hat - der Gegner weiß nie, wo der Ball hinkommt - und weil er ganz extreme Winkel spielen kann. Und psychisch deshalb, weil man, selbst wenn man sich was anderes einredet, doch eine "mentale Sperre" hat, gegen einen Menschen mit Behinderungen "volle Pulle" zu spielen. Aber wenn Du nicht alles gibst, kannst Du - selbst als ordentlicher Regionalliga-Akteur im hinteren Paarkreuz (positives Verhältnis) - gegen einen so guten Tischtennisspieler wie Daniel Arnold nicht gewinnen. Es ist ein Erlebnis, ihm zuzuschauen. Ein noch größeres Erlebnis ist es, gegen ihn zu spielen. Weil man hinterher erst richtig weiß, was auch Menschen mit schweren Behinderungen zu leisten imstande sind. Respekt, ja Hochachtung - Daniel Arnold ist ein Meister seines Fachs und ein Meister darin, das Leben trotz schwerer Behinderungen gut zu bewältigen. |
#5
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Behinderte in Norwegen
Hallo!
Ich habe ein Semester in Norwegen studiert und dort sowohl Eliteserie (1.Liga) als auch an ein paar Turnieren teilgenommen. Erstens war es für mich als Deutscher sehr erstaunlich, wie gut die Behinderten in Norwegen in den Alltag der "normalen" Gesellschaft eingebunden sind. Das gilt auch für den TT-Sport. Behinderte haben bei Turnieren und Meisterschaftsspielen immer bei den Nichtbehinderten gespielt, was mich schon am Anfang echt verwundert, aber auch sehr erfreut hat. Nun zu meiner Einstellung. Ich mußte 2mal gegen den Behinderten-Weltmeister (Rollstuhl) antreten. Elieserie 3:0 und Turnier 3:1 für mich. Die Situation in der Eliteseire war brenzlig, da es für beide Mannschaften um den Klasenerhalt ging. Ich habe voll durchgespielt, war heiß und voll konzentriert. Bei guten Bällen habe ich mich sogar laut gefreut und am Ende klar gewonnen. Frage: Wo ist das Problem? Wenn Behinderte gegen mich spielen und mir gegenüberstehen, dann sehe ich sie nicht als behindert an, sondern als Sportler. Ich gebe dann alles und versuche zu gewinnen, auch mit taktischen Möglichkeiten. Es ist Sport. Der bessere soll gewinnen und wenn ich an diesem Tag der bessere bin, dann gewinne ich. Vielleicht ist es beim nächsten mal anders. Ich glaube den größten Respekt zollt man behinderten Sportlern, wenn man sie als Sportler ansieht und nicht die Betonung auf "behindert" legt. Ich bin mit dieser Einstellung gut gefahren und habe durch meine sportliche Leistung auch viel Respekt meines norwegischen Gegners erfahren. Alles Gute |
#6
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Ich finde es klasse, wenn Behinderte im Sport auch bei Nichtbehinderten mitspielen. Wieso auch nicht?!
Viele schreiben hier aber von Hemmungen gegen einen Behinderten voll durchzuspielen. Das sehe ich etwas anders. Ich finde daß es leider viele Spieler gibt, die es als "Schande" ansehen, gegen einen Behinderten zu verlieren. Es wird daher doch etwas lascher gespielt um eine Ausrede zu haben. Och, ich habe ja nicht voll gespielt, sonst hätte er ja doch keine Chance gehabt. Vor den Leistungen von Behinderten ziehe ich meinen Hut! Ich finde es absolut Bewundernswert, wie die ihr Leben meistern. Gruß Holgi |
#7
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Sicher hast du recht, wenn du sagst, dass man dem Behinderten den meisten Respekt entgegen bringt, wenn man ihn als Sportler ansieht und auch so gegen ihn spielt. Ich versuche ja auch, "einfach" mein Spiel zu spielen - das gelingt mir aber sehr selten - Kopfsache. Geht anderen Leuten bei anderen Situationen (Spiel gegen eine Frau , gegen Noppen-Spieler, ...) vielleicht ähnlich. Man(n) kann natürlich auch sagen, dass ich viel zu lieb und nett bin um einfach drauf los zu spielen ... Diese Möglichkeit favorisieren ich persönlich sehr
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Meine Hobbys sind Tischtennis, Kino und Sex. Ist natürlich nur Quatsch: Ich hasse Kino. |
#8
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@ Anika
Hi!
Das hat meiner Meinung nach nix mit lieb und nett zu tun. Ich habe die Situation vielleicht etwas "hart" beschrieben, aber ich kann im wirklichen Leben keiner Fliege was zu leide tun und ich denke, daß ich auch am Tisch immer fair bin. Aber man muß sich halt generell Gedanken zu seinem Sport machen und mit einer Überzeugung und einer klaren Einstellung an die Platte gehen. Denn worum geht es, wenn ich an der Platte stehe? Um seine eigene Leistung und ums gewinnen. Alles andere, was man noch reininterpretieren könnte, wäre aus meiner Sicht überflüssig. Nur zur Erklärung: Meine recht nüchterne Art liegt vielleicht daran, daß ich in den letzten 15 Jahren viel mit Chinesen zu tun hatte. Die sind halt oft recht pragmatisch und konzentrieren sich aufs wesentliche! Alles Gute |
#9
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Ich spiele gegen Behinderte genauso wie gegen alle anderen auch, nämlich mit dem Ziel, mein Spiel zu gewinnen. Dazu sind alle sportlich fairen Mittel erlaubt, die auch einsetze, d.h. wenn ich bei dem Behinderten eine Schwäche sehe (meinetwegen schwache Rückhand, geringe Reichweite), dann spiele ich die genauso gnadenlos an, wie ich es bei jedem anderen Nichtbehinderten auch tun würde.
Der Behinderte muss wissen, dass er, wenn er in einer Nichtbehinderten-Liga spielt, nicht damit rechnen darf, eine Sonderbehandlung zu erhalten.
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Tue Gutes und red' drüber! |
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