Robert Enke - 96 Torwart ist tot :(

[Abwehrtitan]

Zitat von ArwedP

Mein aufrichtiges Beileid gilt der Frau und dem acht Monate alten gerade erst adoptierten (!!) Kind. Scheiss Start in's Leben!

Das kann ich nur unterschreiben. Ich habe die Pressekonferenz gesehen, was für eine toughe Frau, ich ziehe meinen Hut bis zum Boden. Muß katastrophal schwer sein, in so einer Lage noch öffentlich Stellung zu beziehen.
Hoffe sehr sie hat eine Familie und Freunde die sie nun ein Stück des Weges tragen, ihr helfen, und auch wenns eigentlich noch viel zu früh ist daran zu denken, ich wünsche ihr, daß sie wieder eine glückliche Beziehung leben darf in ihrem Leben. Wenn das jemand verdient hat dann diese tapfere kleine Frau.
Bin selten so gerührt, das ging mir ans Herz. Ich habe ihr jedes Wort geglaubt, daß sie ihre Mann unterstützt hat. Sie muss sich keinen Vorwurf machen, hat bestimmt alles gegeben.

[stefan.s]

Zitat von Slawe

Mmm, an Höhepunkten im negativen Sinne?
Ich habe mal gelesen, dass die psychisch Kranken, wenn es am schlimmsten ist, gar nicht handlungsfähig sind, weil die Depression sie lähmt. Erst, wenn es den Leuten nur ein wenig besser geht, und sie fähig sind, über ihr Handeln nachzudenken, können sie so eine Sache durchziehen.

Ich bin nie ein Fan davon gewesen, so eine große Sache aus solchen "Unglücksfällen" zu machen, zumal sich um die vielen anderen, denen es so ergeht, keiner kümmert.
Doch speziell in diesem Fall fand auch ich es sehr traurig, was dort passiert ist. Ganz einfach wegen der Art des "öffentlichen" Enke (das es noch einen "privaten" Enke gab, haben wir ja gestern erfahren), der die ganze Zeit nur durch Leistung bestach. Keiner, der die Fresse groß aufreißen musste, und nach jeder Parade drei Rollen auf dem Boden vollführt. Einfach nur Leistung, ohne Skandale, ohne sich ins Licht rücken zu machen.
Ein sachlicher, bodenständiger, ehrgeiziger, leistungsorientierter, und scheinbar sehr sympathischer Mensch, der einfach viel Pech hatte. Und was ihn für mich quasi zum Einäugigen unter den Blinden im Fußballgeschäft macht: Er hat nicht nur Gehirn im Kopf, sondern es auch oft benutzt. Ich habe in den Interviews von ihm kaum mal ein unbedachtes Wort oder hirnlosen Mist gelesen, wie ihn andere in Unmengen abgeben.
Von daher geht nicht nur ein Spitzensportler, sondern, glaubt man seinem Umfeld und den Medien, auch ein sehr sympathischer Mensch auf tragische Art und Weise von dieser Welt. Hoffentlich fand er nach dieser Befreiung seinen Frieden.

Und zu seiner Frau: Was für ein starkes Wesen. ICH denke, jeder mag es interpretieren wie er will, diese Dame wollte keinerlei öffentliche Bühne für sich haben. Sie wollte ein Zeichen setzen, die Leute wachrütteln und ihnen zeigen, welche unglaublichen Folgen die Angst vor der Angst hervorrufen kann. Depression ist eine Krankheit, habt Verständnis dafür, das wollte sie ausdrücken. Sie hat einige Jahre den Mund halten müssen, nun brach es alles aus ihr heraus, das ist nur verständlich. Außerdem hat sie damit jedwegem Mistblatt, wie der Bild, jegliche Diskussionsgrundlage geraubt, indem sie einfach nur die Wahrheit über ihren Mann gesagt hat. Nur dadurch stehen nicht noch in 3 Wochen Hobbypsychologen vor der Kamera und philosophieren über die Gründe des Todes. Sie hat mit dieser Konferenz alles richtig gemacht, und muss wirklich eine große Persönlichkeit sein, denn DAS kann nicht jeder!

Fullquote

[Rieslingrübe]

Zitat von Slawe

Ich habe mal gelesen, dass die psychisch Kranken, wenn es
am schlimmsten ist, gar nicht handlungsfähig sind, weil die
Depression sie lähmt. Erst, wenn es den Leuten nur ein wenig
besser geht, und sie fähig sind, über ihr Handeln nachzudenken,
können sie so eine Sache durchziehen.

Hab da auch mal vor einiger Zeit was drüber gelesen.

Demnach ist bei starken Depressionen im klinischen Sinne
eine begleitende Psychotherapie zwar meist angezeigt,
doch ohne entsprechende Medikamente über eine gewisse
Zeit ist es kaum möglich, den Patienten wieder vollumfänglich
ins (soziale) Leben zurückzuholen.


Es stimmt, dass die Patienten auf dem Tiefpunkt einer
Depression gar nicht zu einem Suizid fähig sind. Weil eben
dann die Antriebsarmut und allumfasssende Lustlosigkeit
so gering sind, dass sie sich nicht zu diesem Schritt
aufraffen können.


Gefährlich sind immer die Augenblicke (Tage, Wochen) kurz
vor und nach einem solchen absoluten emotionsleeren Tief-
punkt. Dann, wenn die Stimmung weit unten, die Fähigkeit
zum Handeln aber noch gegeben ist.

Besonders scharfe Beobachtung der Patienten ist kurz
nach dem Beginn ihrer Behandlung mit den sog. Antide-
pressiva geboten. Denn bei diesen Medikamenten setzt
in der Regel zuerst die antriebssteigernde Wirkung ein -
eine Stimmungsaufhellung meist erst Tage später.


Aus diesem Grunde kommen auch in Kliniken immer
wieder mal Selbstmorde vor: das Personal freut sich,
dass es den Patienten augenscheinlich schon viiel
besser geht - und in einem einzigen unbeobachteten
Moment macht ein Hüpfer aus dem Fenster, ein Griff
zum Telefonkabel oder Sturz über das Treppengeländer
alle Bemühungen zunichte...

[Jimmi]

falls es nicht richtig zu geltung gekommen ist, mir tun familie/angehörige, freunde etc. sehr leid, keine frage!

dass diese krankheit, die es ja ist, gefährlich ist, weiß man in der heutigen zeit und dass sie menschen so weit verzweifeln lässt, dass sie im schlimmsten fall in den tod getrieben werden ist ebenfalls bekannt. da muss man handeln, um dies zu verhindern bzw. um es auf ein minimum zu reduzieren.
was bei enke die depressionen ausgelöst hat (prvatleben oder beruf oder eine kombination aus beidem) weiß ich nicht. das weiß wahrscheinlich keiner ganz genau. ob ein vereinseigener psychologe (wie ihn ja erste ideengeber forderten) sinn macht, bezweifle ich. dann müsste dieses modell auch auf andere branchen übertragen werden.

laut seinem abschiedsbrief, den sein arzt vorlas bzw. zitierte, hat er sich bei vielen entschuldig, weil er alle ((mannschafts-)ärzte, freunde, frau/familie, vereinsmitglieder) bewußt über seinen tatsächlichen zustand täuschte, damit er seinen suizid umsetzten konnte.
er konnte bzw. wollte sich nicht helfen lassen, weil er wohl zu viel angst vor der öffentlichkeit gehabt hat, die natürlich (leider) wie aasgeier zur stelle gewesen wäre.
und hier liegt das problem, nach meiner meinung. es muss dafür gesorgt werden, dass solche ängste nicht bestehen müssen.

in dieser hinsicht brauchen promis vielleicht sogar mehr hilfe als normalos.
sich nicht verstecken müssen, akzeptiert zu werden (mit der krankheit), normal behandelt zu werden und den enormen druck ablassen zu können, der
auf ihnen lastet, keine angst vor der öffentlichkeit haben zu müssen hilft diesen menschen wohl sehr, wie man z.b. von prominenten krebspatienten hört, die ihre erkrankung bewußt öffentlich machen.

---was mich an dieser stelle bedrückt ist die tatsache, dass er aus seiner kleinen tochter, seiner offensichtlich tollen frau und aus seinem job, wegen dem ihn wahrscheinlich millionen beneiden, nicht genug kraft ziehen konnte, um einen anderen ausweg als den gewählten zu finden---

[tarantino]

Zitat von Jimmi

was bei enke die depressionen ausgelöst hat (prvatleben oder beruf oder eine kombination aus beidem) weiß ich nicht. das weiß wahrscheinlich keiner ganz genau.

nur der Vollständigkeit halber: Es sind auch genetische Ursachen von Depressionen zweifelsfrei erwiesen

Zitat von Jimmi

ob ein vereinseigener psychologe (wie ihn ja erste ideengeber forderten) sinn macht, bezweifle ich. dann müsste dieses modell auch auf andere branchen übertragen werden.

doch doch, das wird schon die Zukunft sein, Psycho-Coaching liegt ja jetzt schon im Trend und wird immer mehr kommen. Das müssen dann nicht unbedingt nur Depressionen sein, die da behandelt werden sondern allerlei psychische Probleme. Ich vermag einen Trend zu erkennen, dass immer mehr Menschen Ihr Leben alleine nicht mehr in den Griff bekommen, das können auch ganz banale Dinge sein wie Zeitmanagement, richtige Dosierung der Arbeitskraft bzw. Leistungsfähigkeit etc.

[Abwehrtitan]

http://www.spiegel.de/sport/fussball...749510,00.html

Das Thema war damals viel zu schnell beendet.
Hier mal ein Bericht über einen starken Mann.

[jimih1981]

Imho sind die Depressionen eine von der Gesellschaft geschaffenes Problem, die unterschieliche Ursachen hat. Obs jetzt ein zu dominante/r Partnerin/Partner ist oder Mobbing am Arbeitsplatz, der enorme Leistungsdruck im Profisport oder die immernoch akzeptierte Diskriminierung von Minderheiten in bestimmten Bereichen oder durch bestimmte Institutionen unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit.

Im Fußball vielleicht speziell Trainer deren Menschenführung zu wünschen übrig lässt oder eben evtl. die eigenen Mannschafskollegen vielleicht.

Private Schicksalsschläge können denke ich auch zu Depressionen führen.

Denke es hat wohl bei jedem unterschiedliche Gründe warum er/sie Depressionen bekommt.

Sicherlich ist aber auch das Versteckspiel eine schwulen Profissportlers, das zu Depressionen führen kann aber das ist eben nur ein Grund warum es gibt soviel mehr was Depressionen auslösen kann. Aber ich denke das ist immer noch ein gesellschaftliches Problem das es zu lösen gilt.

Wie kann man in Zukunft sowas wie den Fall Robert Enke verhindern oder eben das jemand wie Sebastian Deisler mit dem Fußball aufhören muss. Würde ein umfassende psychologische Betreuung für Profisportler für wichtig halten, da scheinbar hier wohl der ein oder andere Trainer das wohl nicht leisten kann oder will.

Mag Trainer geben die fachlich durchaus sehr gute Arbeit leisten aber eigentlich ungeeignet sind um eine Fußballmannschaft zu trainieren, weil Sie beim Thema Menschenführung versagen.

Bei Robert Enke waren es wohl mehrer Faktoren einmal private Schicksalschläge und eben beruflich Rückschläge durch seine Verletzung.

Ist kein einfaches Thema und man kann nicht bei jedem sage warum er Depressionen bekommt und es dann soweit kommt das dieser Selbstmord begeht.

[Abwehrtitan]

Zitat von jimih1981

Ist kein einfaches Thema und man kann nicht bei jedem sage warum er Depressionen bekommt und es dann soweit kommt das dieser Selbstmord begeht.

Aber ... und es ist wieder mal bewiesen, es interessiert letztlich kein Schwein.

Das wars was ich damit aufzeigen wollte. All die Betroffenheitslyriker nach Winnenden & Co. (und auch davor schon), sind immer nur kurzfristig, eben solange die Massenmedien darüber berichten, für solche Themen zu sensibilisieren. Japan verschwindet auch schon wieder aus dem Blätterwald ... Knut hat schon "überholt".

Es ist und bleibt zum Kotzen. Und ihr wundert euch alle immer, das diese Welt so ist, wie sie eben ist. Weiter so. Morgen lauert schon die nächste Katastrophe der einer Ecke.

Na ja, ein paar wundern sich vielleicht weniger, die anderen dürfen weiter täglich gieren welche Farbe des Lieblingspopstars Unterhöschen heute hat.

Irgendwie nicht mein Planet, immer weniger, nee stimmt nicht, war er noch nie ... zumindest nicht wenn der Fernseher an ist, oder die Zeitungsseiten rascheln.