Zuschauerzahlen Bundesligen und Regionalligen

[MaikS]

- ich fand die unforced errors bei den Clickball matches, die ich von der aktuellen WM gesehen habe, auch nicht grade klein
- wie Fastest schon geschrieben hat, kam Tennis bei den Australian Open ununterbrochen bei Eurosport. Das ist glaube ich bei allen großen Turnieren so, mit Ausnahme von Wimbledon
- im Tennis gibt es vermehrt unforced errors eigentlich nur bei den Damen, wenn denn mal eine Spielerin Druck machen will
- ich glaube, zu viele Asse im Tennis sind ebenfalls sehr langweilig. Im letzten Satz von Federer gg Cilic hat erst Cilic 3 Asse bei seinem Aufschlag gespielt, dann direkt danach Federer. War unglaublich uninteressant. Aber Rudi hat schon recht, es ist deutlich besser nachvollziehbar
- ich glaube nicht, dass man TT wirklich auf dem bisherigen oder gar vergangenen Niveau "retten" kann. Dafür ist TT einfach zu...uncool. Und selbst Fußball hat so seine Nachwuchsprobleme, wenn ich mir zumindest in meinem Umfeld ansehe, wie viele Dörfer keine eigenen Nachwuchsmannschaften, sondern nur noch Spielgemeinschaften stellen können. Die kids zocken halt noch viel lieber als vor 10 Jahren jetzt lieber virtuell fifa statt gegen den echten Ball zu treten

hierzu auch ein Bericht des Spiegels, leider schon 2 Jahre alt:

http://www.spiegel.de/sport/fussball...a-1084246.html


- die Vereine, die aktive, gute Nachwuchsarbeit betreiben, haben zumindest im Jugendsektor großen Erfolg. Aber ob sich das dann auch im Erwachsenen Bereich durchschlägt, steht auf einem ganz anderen Blatt.

[appelgrenfan]

Für den Vergleich eignet sich in der Tat eher andere Einzelsportarten heranzuziehen. Mir fallen da folgende ein, die auf eine mehr oder weniger ausgeprägte öffentliche Wahrnehmung stoßen:

• Tennis
• Skispringen
• Biathlon
• Alpinski
• Leichtathletik
• Schwimmen
• Golf
• Radsport

Was unterscheidet die vom Tischtennis?

1. Es gibt traditionsreiche Veranstaltungen.
Tennis hat die Grand Slams, Skispringen die Vier-Schanzen-Tournee, Alpinski hat Kitzbühel, Leichtathletik und Schwimmen sind die Kernsportarten der Olympischen Spiele, Golf hat die Masters und Radsport die Tour de France. Lediglich Biathlon fällt da raus.
Aber traditionsreiche Veranstaltungen machen Legenden. Egal wie unbekannt jemand war: Wer Wimbledon oder die Tour de France gewinnt, ist ein Star.
Beim TT gibt's nur die WM, deren Modus sich öfters änderte. Und WMs sind kein Alleinstellungsmerkmal.
2. Die Leistungen sind für Laien gut nachvollziehbar.
Tennis: Die Geschwindigkeit und Platzierung sind gut erkennbar, Spin als "unsichtbarer" Faktor spielt nur eine geringe Rolle.
Skispringen: Mehr als 100 Meter weit zu springen und dann auf Skiern zu landen erkennt jeder als wahnsinnige Leistung an.
Alpinski: Wer einmal auf der Streif stand, versteht wie wahnsinnig die Kerle sind, die da in der Hocke hinuterrasen.
Leichtathletik: Jeder kann nachvollziehen, wie schnell 10 Sekunden auf 100 Meter sind. Schwimmen ganz ähnlich.
Radsport: Einen Anstieg wie Alpe d'Huez 14 Kilometer lang mit 8% hinaufzuradeln ist brutal anstrengend. Sieht jeder, der mit dem Rad mal 500 Meter lang einen einfachen Anstieg rauffahren musste.
Hier fallen Golf und wieder Biathlon aus der Rolle.
Wie schon hier von verschiedenen erklärt wurde, die Leistung beim TT ist von Laien kaum einzuschätzen. Wie viel Spin ein Ball haben kann oder wie schnell der Ball über die Platte fliegt, lässt sich halt kaum erahnen.
3. Der Spannungsfaktor ist hoch
Das hilft vor allem den Sportarten, die bei den anderen Punkten eher schwächeln. Biathlons Popularität ist nur zu erklären durch die Dramatik, die sich häufig am Schießstand abspielt. Auch im Golf, beim Alpinski oder beim Skispringen macht ein kleiner Fehler kurz vor Schluss alles zunichte. Oder wer (unter den Älteren) erinnert sich nicht an die Dramatik beim Stabhochsprung im Zehnkampf bei Olympia 1984.
Im TT wenn du 2:0 und 9:3 vorne bist, kannst du mehrere dumme Fehler machen und gewinnst immer noch problemlos.
4. Die Historie
Viele andere Sportarten sind historisch gewachsen, sind etwa schon lange olympisch und wurden schon oft mit Kompetenz im Fernsehen gezeigt.
TT ist erst seit 1988 olympisch. Und es gibt nahezu keinen Weltmeister aus einem der großen und wirtschaftlich bedeutenden Länder, natürlich mit Ausnahme von China und Japan.
Seit 1952 gab es neben den Asiaten nur Weltmeister aus Österreich, Schweden und Ungarn. Lediglich Gatien aus Frankreich war eine Ausnahme.

Einige Sportarten sind wohl auch nur deshalb populär, weil ihre Höhepunkte dann sind, wenn sonst nicht viel los ist. Die Vier-Schanzen-Tournee ist zwischen den Jahren, wo es sonst keinen Sport gibt. Die Tour de France ist im Juli im Sommerloch, noch dazu nachmittags. Der Wintersport profitiert allgemein von der Winterpause der Fußballer.

Deshalb sehe ich nur eine Chance, wenn man den Sport für Laien einfacher verständlich macht und spektakulärer präsentiert. Ob man das will, ist eine andere Frage.

PS: Badminton wurde als Beispiel genannt, das nachvollziehbar aber auch erfolglos ist. Die einfach Nachvollziehbarkeit ist ja auch nur eine notwendige, noch lange keine hinreichende Eigenschaft.

[ErfahrenerSpieler]

Zitat von Baruk

...und wenn man das durvh weitere Regeländerung abändert, ist das event ein netter Sport, aber kein TT mehr...

Bitte nicht falsch verstehen. Ich will absolut keine Regeländerungen im TT. Ganz im Gegenteil. Bin der Meinung, dass schon viel zu sehr eingegriffen wurde. Im Endeffekt wurden langjährige TT-Spieler vergrault und auch sicher kaum neue nur auf Grund der Regeländerungen hinzu gewonnen. Von der Aussendarstellung mal ganz abgesehen. Da hat der ganze Zirkus sicher nichts zur Steigerung der Attraktivität des TT beigetragen.

[Fastest115]

ja schöne Beispiele aber:

1. bei fast allen davon sind nur die Einzelveranstaltungen/Titel wichtig (Teamspringen und evtl Teamwertung bei Tour de France evtl mal ausgenommen)
2. Bei welchem dieser Sportarten weiß man etwas über die Nationalen Mannschaftsmeisterschaften/Bundesliga und wer hat davon schonmal was (außer nen Kurzbericht) im TV gesehen in der letzten Zeit.
Frag mal wer aktuell deutscher Mannschaftsmeister im Schwimmen ist...oder deutscher Mannschaftsmeister bei der Leichtathletik oder welche Mannschaften sind in der Tennisbundesliga . Schonmal irgendwann (außer im dritten evtl) ne Liveübertragung der deutschen Tennis Bundesliga gesehen?

Guckt sich irgendwer die deutschen Mannschaftsmeisterschaften der Leichtathletik an? Außer den Familien/Vereinsmitgliedern der startenden Sportlern?

[Armendariz]

Ich kann nicht nachvollziehen, inwiefern Biathlon da rausfällt.
Klar, da gibt es nicht EIN großes Event. Aber die Übertragungszeiten im ZDF Anfang Januar waren ja utopisch, bei der Tour.

Da sieht auch jeder, wie brutal anstrengend das ist, wenn die Läuferinnen und Läufer direkt nach der Ziellinie halb tot zusammenklappen. Die Stimmung bei den Läufen ist der Wahnsinn, wenn ein Lokalmatador eine Scheibe nach der anderen trifft und dann von den besten der Welt verfolgt wird. Inzwischen ja dank der Schwächephase von Fourcade sogar wieder spannend.

Von Golf bekomm ich nur wenig mit, schau aber auch kaum Eurosport.

Viele genannte Sportarten haben aber auch als Merkmal, dass man sie sehr gut alleine trainieren kann.

Tischtennis (und Tennis) sind da eher kampfsportähnlich. Man braucht einfach einen Gegner oder Trainingspartner, und das macht es ja auch als sozial und als Freizeitsport interessant

[appelgrenfan]

Zitat von Armendariz

Ich kann nicht nachvollziehen, inwiefern Biathlon da rausfällt. Klar, da gibt es nicht EIN großes Event. Aber die Übertragungszeiten im ZDF Anfang Januar waren ja utopisch, bei der Tour

Ich meinte was anderes: Biathlon hat keinen Event vom Range Wimbledon, Kitzbühel, Tour de France oder US Masters. Sicherlich sind Antholz oder Ruhpolding bekannt, aber nicht annähernd so wie die anderen genannten. Egal wie unbekannt du bist, wenn du einmal die Tour gewinnst oder einmal die Streif, dann bist du der Held. Wenn du einmal Ruhpolding gewinnst, halt nur eine Eintagsfliege. Dieses Event, das selbst genug Bedeutung hat, um Helden zu schaffen, fehlt insbesondere auch dem Tischtennis.

[Allsquared]

Zitat von appelgrenfan

Da kommt sehr viel zusammen und nur, wenn vieles geändert würde, besteht die Chance attraktiver zu werden.

Für mich ist definitiv die Komplexität des Sports ein zentrales Kriterium. Die Regeln im American Football sind zwar viel komplizierter, aber die zentralen Elemente kann auch der absolute Laie bestaunen: Wenn ein QB das Ei über 40 Yards genau auf den Mann wirft, ist das beeindruckend. Oder wie sich ein Running Back durch die D-Line tänzelt. Im TT sieht man nur, dass selbst ein Profi einen Aufschlag ins Netz retouniert. Die Anzahl der vermeintlichen Unforced Erros ist im TT einfach enorm. Und kein Laie versteht das mit dem Spin. Deshalb müsste das Spiel deutlich spinärmer werden, sollte es eine Chance auf mehr Zuschauerinteresse haben wollen.

Das (Reduzierung des Spin) ist ja genau der Weg den die ITTF die letzen 20 Jahre gegangen ist.

Ich bin aber überzeugt davon, dass dies genau der falsche Weg ist. Es ist nicht jede Sportart für jeden interessant, aber es gibt viele Sportarten, die faszinierende Eigenschaften als Alleinstellungsmerkmal haben und deswegen Zuschauer finden, die sich eben davon faszinieren lassen.

Tennis hat seine Zuschauer als athletische Rückschlagsportart. Aber auch Snooker hat seine Zuschauer als Sportart, in der es auf Präzision und auch Spin ankommt. Das besondere und faszinierende am Tischtennis war immer die Verbindung dieser Elemente, es war die einzige spinbasierte Rückschlagsportart. Dazu kam noch die Vielzahl an möglichen Systemen (Angriff, Abwehr, Spin, Block; Shakehand, cPen, jPen; Noppen aussen, Noppen innen).

Meiner Meinung nach wäre der Weg zur Vermarktung des Tischtennis die Hervorhebung und Verständlichmachung dieser Elemente gewesen. Das wäre sicher nicht ganz einfach gewesen, man hätte sehr kompetente Kommentatoren gebraucht, evtl. einen zweifarbigen Ball und ein Kamerasystem das den Spin dem Zuschauer verständlich macht. Aber dann hätte man eine Chance gehabt, einen Platz in dieser Nische zu finden, weil es dort keine andere Sportart gibt, die diese Elemente in der Form bietet. Auch der Variantenreichtum hätte Vermarktungspotential von "Spielertypen" geboten (der Haudrauf, der trickreiche Abwehrer, der Glattnoppen-Bösewicht,...).

Im Gegensatz dazu hat die ITTF versucht, den Einfluß des Spin zu verringern und dabei noch den Systemreichtum zerstört. Es ist aber klar, dass dies niemals zum Erfolg führen kann, denn wenn Tischtennis eben nur noch Tennis auf einem Tisch ist, dann ist Tennis eben in allen Belangen überlegen. Größerer Platz, spektakulärere Hechtsprünge, Erdbeeren mit Schlagsahne und sogar die Queen schaut zu. Warum sollte sich irgendjemand für die Arme-Leute-Variante davon interessieren? Das gleiche Problem haben doch Badminton und Squash: Warum sollte man Badminton oder Squash gucken, wenn man Tennis gucken kann? Wenn man Tischtennis attraktiver machen will, dann kann das nur in Abgrenzung zum Tennis geschehen. Auch das Iphone war nicht deswegen erfolgreich, weil es so gut wie möglich Nokia-Handys kopiert hat.

Auch das Biathlon bezieht seine Faszination aus einer einzigartigen Kombination verschiedener Elemente und ist damit sogar erfolgreicher als Langlauf oder Schießsport im Einzelnen. Beim modernen Fünfkampf hat man dies übrigens verstanden, und hat, als der Ausschluss von Olympia drohte, die Elemente Biathlon-ähnlich miteinander verbunden, wodurch der Sport tatsächlich attraktiver wurde, anstatt manche Aspekte der Sportart zu eliminieren, wie man dies im Tischtennis versucht.

[05er]

Zitat von Allsquared

Das besondere und faszinierende am Tischtennis war immer die Verbindung dieser Elemente, es war die einzige spinbasierte Rückschlagsportart. Dazu kam noch die Vielzahl an möglichen Systemen (Angriff, Abwehr, Spin, Block; Shakehand, cPen, jPen; Noppen aussen, Noppen innen).

Meiner Meinung nach wäre der Weg zur Vermarktung des Tischtennis die Hervorhebung und Verständlichmachung dieser Elemente gewesen.

Genau so ist es.

[Turboblock]

Allsquared hat es auf den punkt gebracht. Die ittf argumentiert u.a auch mit umweltaspekten kein zelluloid dafür plastik.

Das sind populistische aussagen aber sind wir ehrlich darum wirds keinem gehen wüsste nicht dass von den grünen jemand bei der ittf hockt.....

Das wird eher wiedermal finanzielle gründe gehabt haben.

Ferner wollten sie wie gesagt das spiel vereinfachen spin rausnehmen usw.

Das ist genau der falsche weg tt ist nicht clickball damit macht man den sport kaputt da man ihn seinen wurzeln beraubt.

Wie man gewisse aspekte hervorheben könnte damit sie dem laien verständlicher erscheinen kann wurde hier auch schon richtig beschrieben.

Von daher stinkt der fisch u.a wiedermal vom kopf was die schwachen zuschauerzahlen angeht...

[JanMove]

Das eine ist die Diskussion über Fernsehtauglichkeit, Popularität im Allgeminen usw. und das andere sind die Zuschauerzahlen in den Bundesligen.
Ich garantiere, dass die Zuschauerzahlen in der TTBL spontan um etwa 50% steigen würden, wenn man von diesem Kacksystem mit 3 Spielern auf 3 Punkte weggehen würde, und man endlich wieder ordentliches Tischtennis auf 2 Tischen zu sehen bekäme. Obwohl mir dann immer noch einiges nicht gefiele, würden auch wir dann wieder vermehrt in den Hallen als Zuschauer bei der TTBL auftauchen.
Ich fahre auf alle Fälle heute Abend nach Montreux. Da kann ich dann wenigstens am Wochenende 2 Tage ohne grössere Unterbrechung Tischtennis live sehen (30 Top-Europäer plus zwei Schweizer )!