Fußball WM 2018 Russland

[Armendariz]

Vielleicht liegt es an einer gewissen Selbstgefälligkeit, die sich einstellt, wenn man es einmal nach oben geschafft hat.

Im Fußball entscheidet immer wieder das Schlachtenglück über große Titel. Macht der Torwart einen entscheidenden Fehler? Wird mal ein Stürmer unglücklich im Strafraum gefoult? Sitzt mal ein Schuss in der Nachspielzeit, der sonst zu 99% drüber geht? Eine Mannschaft kann 80 Minuten top spielen, aber dann durch zwei, drei individuelle Fehler in der Abwehr verlieren.

Nach Niederlagen wird immer gerne alles analysiert und optimiert. Aber wie intensiv wird das nach Siegen betrieben? Ist das überhaupt vorstellbar, dass nach dem WM-Titel die Trainer zu einem Spieler hingehen und sagen "Du, nach der 83. Minute ist deine Laufgeschwindigkeit aber echt ungewöhnlich eingebrochen, schau mal, dass du die nächsten zwei Jahre besser an deiner Kondition arbeitest". Oder dass jemand zu Toni Kroos nach dem Freistoß sagt "Der war gar nicht schlecht geschossen, aber zu 60% geht er daneben und zu 35% hat ihn der Torwart. In Zukunft spielst du vielleicht lieber andere Varianten, weil die Mannschaften sich auf die direkte Variante einstellen werden".

Vielleicht gibt es auch Effekte wie bei manchen Studiengängen.

In einem Jahr entscheiden sich viele Jungtalente, auf die Karte Profifußball zu setzen - Deutschland profitiert und bekommt die besten Spieler, wird Weltmeister, aber es gibt auch viele, die trotz viel Talent keinen Profivertrag bekommen (Markt ist gesättigt).
Das schreckt ab -> in Zukunft nehmen weniger Talente diesen Weg, und die Nationalmannschaft bekommt dann auch weniger Auswahl. D.h. weniger Erfolge. Mehr Talente sehen die Chance, in die N11 zu kommen - usw.

[Fozzi]

Wenn man sich fragt, was eigentlich deutsche/westliche/christliche Normen, Werte und Tugenden sind, hoffe ich persönlich eigentlich was Aufgeklärtes zu lesen, das uns vom Neandertaler, den IS-Spacken und den Ich-First-Jungs wohltuend abhebt. Wenn man sich dann aber so durchliest, was hier so über Wochen und Monate an Vorurteilen und Rassentheorien in einem Fußball-Thread zum Besten gegeben wird - das macht echt traurig. Erschreckend!

Ach ja, die Ignorefunktion ist super!

[Matousek]

Zitat von beppo

übrigens hat Paul Pogba beachtbar Tischtennis gespielt bevor er sich für Fussball entschieden hat..

er war mal ca die Nr 10 in Frankreich bei den U11...

sag ich doch, Bewegungstalente. Die können alles.

[Matousek]

@Armendariz
da passt halt einfach dieser Spruch, "wer gewinnt hat immer recht"

[Noppenzar]

Zitat von Armendariz

Vielleicht liegt es an einer gewissen Selbstgefälligkeit, die sich einstellt, wenn man es einmal nach oben geschafft hat.

Im Fußball entscheidet immer wieder das Schlachtenglück über große Titel. Macht der Torwart einen entscheidenden Fehler? Wird mal ein Stürmer unglücklich im Strafraum gefoult? Sitzt mal ein Schuss in der Nachspielzeit, der sonst zu 99% drüber geht? Eine Mannschaft kann 80 Minuten top spielen, aber dann durch zwei, drei individuelle Fehler in der Abwehr verlieren.

Nach Niederlagen wird immer gerne alles analysiert und optimiert. Aber wie intensiv wird das nach Siegen betrieben? Ist das überhaupt vorstellbar, dass nach dem WM-Titel die Trainer zu einem Spieler hingehen und sagen "Du, nach der 83. Minute ist deine Laufgeschwindigkeit aber echt ungewöhnlich eingebrochen, schau mal, dass du die nächsten zwei Jahre besser an deiner Kondition arbeitest". Oder dass jemand zu Toni Kroos nach dem Freistoß sagt "Der war gar nicht schlecht geschossen, aber zu 60% geht er daneben und zu 35% hat ihn der Torwart. In Zukunft spielst du vielleicht lieber andere Varianten, weil die Mannschaften sich auf die direkte Variante einstellen werden".

Vielleicht gibt es auch Effekte wie bei manchen Studiengängen.

In einem Jahr entscheiden sich viele Jungtalente, auf die Karte Profifußball zu setzen - Deutschland profitiert und bekommt die besten Spieler, wird Weltmeister, aber es gibt auch viele, die trotz viel Talent keinen Profivertrag bekommen (Markt ist gesättigt).
Das schreckt ab -> in Zukunft nehmen weniger Talente diesen Weg, und die Nationalmannschaft bekommt dann auch weniger Auswahl. D.h. weniger Erfolge. Mehr Talente sehen die Chance, in die N11 zu kommen - usw.

Du musst das mal so sehen, dass das auch von der individuellen Persönlichkeit abhängt.

Nimm Spieler wie Robben oder Kahn, denen ist das Geld, wenn sie einmal auf dem Platz sind, völlig egal. Die wollen nur gewinnen.

Dann hast du andere Typen, wie Reus, die den bequemen Weg gehen indem er immer bei einem Verein bleibt oder Max Meyer, wo augenscheinlich nur das Geld zählt.

Finanziell sind die Jungs mit einem einzigen 5-Jahresvertrag im Leben durch und brauchen nie wieder etwas zu tun, wenn sie nicht völlig abgehoben leben, wie ein Aubameyang.

Die anderen, die weiter Vollgas geben, die schaffen es dann ganz nach vorne.

Das was du bei Kroos beschreibst, das ist dann genau die individuelle Klasse, die vielleicht 1% aller Profis hat. Das sind weltweit die 20, 30 oder 50 Spieler, die instinktiv das Richtige machen und die Titel holen.

Jürgen Klopp hat es 2013 nach dem CL-Finale mal super formuliert. Auf die Frage, warum Dortmund verloren hat antwortete er sinngemäß, dass Bayern "Robben und Ribery" hat.

Mit Systemfussball a la Rangnick, Tedesco oder Wolf kann man aus einem durchschittlichen Team vielleicht ein ganz gutes machen, aber gegen ein Team mit aussergewöhmlichen Könnern wird man immer den Kürzeren ziehen.

Zumal der Systemfussball a la Bundesliga ja auch nur funktioniert, wenn man nicht in Rückstand gerät.

Bei Klopp sah und sieht man es ja ganz deutlich. 30 Minuten Pressing bis an die körperliche Grenze, irgendwie das 1:0 machen und dann Gegenpressing wenn der Gegner aufmachen muss.

Für mich ist das fifty-fifty Fussball. Entweder es klappt, wie in der CL bei Liverpool gegen City oder man bekommt auch mal einen über die Mütze, wie in der Meisterschaft.

Stehen aber beim Gegner reihenweise individuell unglaublich gute Spieler, dann gehen die "Konzepte " nicht mehr auf.

Man mag das Spiel von Frankreich als unattraktiv bezeichnen, aber die haben einfach soviel individuell starke Spieler, dass irgendwann mal einer durchkommt.

Mit Griezmann und Mbappe wäre Deutschland gegen Mexico und Korea weit öfter zum Abschluss gekommen. Steht es dann mal 1:0 oder höher, dann passiert das, was England gegen Schweden gezeigt hat. Dann entscheidet die Klasse jedes einzelnen Spielers, weil die Durchschnittsteams dann anfangen müssen was zu machen.

Warum ist Guardiola in seinem Stil so konstant gut gegen schwache Mannschaften?!

Irgendwann fällt das 1:0 und dann hat er Platz. Tuchel lässt ja ähnlich spielen.

Simeone macht das auch unglaublich geschickt. Er steht hält viel tiefer, aber auch sehr sicher. Die individuelle Qualität hat hier, neben Griezmann, vor allem Godin.

Man redet in Deutschland immer so toll über Wenger. Aber was hat er in 25 Jahren erreicht? Der hatte doch dasselbe Problem wie Hasenhüttl gegen Bordeaux.

Man gewinnt das Hinspiel und führt 1:0. Simeone, Heynckes, Antique, Guardiola oder Mourinho spielen sowas dann einfach nach Hause, siehe Bayern gegen Sevilla oder Besiktas oder Atletico gegen Arsenal und Bordeaux.

Das ist doch kein Zufall, dass Arsenal immer so letzte 16 rausgeht und in England nicht ganz vorne ist.

[Trillian]

Zitat von Noppenzar

Das was du bei Kroos beschreibst, das ist dann genau die individuelle Klasse, die vielleicht 1% aller Profis hat. Das sind weltweit die 20, 30 oder 50 Spieler, die instinktiv das Richtige machen und die Titel holen.

Ich tippe mal gegen 2/3 aller Torhüter der WM wäre das Tor auch dann nicht gefallen, wenn Kroos ihn gleich gut trifft, weil sie 10-20 cm weniger weit auf den rechten Pfosten zu gegangen wären.
Dort wo der schwedische Torwart beim Sprung stand, konnte er ihn nicht mehr bekommen (viel gefehlt hat ihm nicht), aber weshalb macht er direkt vorm Schuss einen so großen Schritt in Richtung rechtem Pfosten? Wenn es ein Pass in die Mitte geworden wäre, wäre er auch nicht wirklich gut gestanden.
Aus meiner Sicht war viel Glück dabei, dass er rein ging. So war es aber ein richtig tolles Tor , wie auch das von Pavard.

[crycorner]

So, ich wage mal eine Prognose zum Ergebnis der WM-Analyse:

1. Deutschland hatte viel Pech. Man hat sich viele Chancen erarbeitet, aber einfach großes Pech im Abschluss, sowas passiert schon mal.

2. Özil und Gündogan, vor Allem aber Özil, der mit seinem Verhalten Unruhe in die Mannschaft gebracht hat.

3. Zu wenig Laufbereitschaft in der Rückwärtsbewegung

4. Im 3. Spiel hoher psychologischer Druck und weiterhin Pech.

Also eigentlich alles nicht sooo schlecht. Kein Grund, irgendwen auszutauschen. Die Nations-League wird es zeigen...

Und was meint Ihr so?

[Noppenzar]

Zitat von crycorner

So, ich wage mal eine Prognose zum Ergebnis der WM-Analyse:

1. Deutschland hatte viel Pech. Man hat sich viele Chancen erarbeitet, aber einfach großes Pech im Abschluss, sowas passiert schon mal.

2. Özil und Gündogan, vor Allem aber Özil, der mit seinem Verhalten Unruhe in die Mannschaft gebracht hat.

3. Zu wenig Laufbereitschaft in der Rückwärtsbewegung

4. Im 3. Spiel hoher psychologischer Druck und weiterhin Pech.

Also eigentlich alles nicht sooo schlecht. Kein Grund, irgendwen auszutauschen. Die Nations-League wird es zeigen...

Und was meint Ihr so?

Ich denke dass es im Team vorne und hinten zwischenmenschlich nicht gepasst hat und keiner bereit war sich in ein Erfolgskonzept einzufügen.

Zudem wurden in der Öffentlichkeit Spieler maßlos überschätzt.

Dazu wurde mancher aus Positionen eingesetzt, die er nicht optimal spielen kann.

MMn. ist daraus dann eine Unruhe und Unzufriedenheit entstanden.

Müller auf rechts?
Khedira auf einmal wieder rein?
Draxler Startelf statt Reus?
Zwischendurch Rüdiger statt Süle?
Kimmich ausser Rand und Band.

Sane, Max, Petersen/Wagner, Badstuber sind nicht dabei, obwohl sie genau die Problempositionen besetzen könnten.

Im ersten Spiel wird Plattenhard aufgestellt, obwohl Boateng diese Position auch kann.

Dazu die Causa Neuer, wo sich ter Stehen doch veräppelt vorkommt.

Als dritter TW wird ein Ersatzspieler mitgenommen. Leno und Horn nicht berücksichtigt.

Ich sehe auch nicht viel Pech. Man hat gegen Schweden eine sehr ordentliche zweite Halbzeit gespielt mit Gonez und Werner als LA und der Trainer bringt gegen Korea wieder zum Großteil die nicht funktionierende Formation.

Bei Özil und Günni hatte man zwei Optionen. Entweder man nimmt sie mit, dann hätte man sie aber auch dort spielen lassen müssen, wo sie es im Verein tun. Oder man lässt sie zuhause.

Özil spielt bei Arsenal sehr oft RA. Günni bei City den kreativen 6er.


In einer Formation:

Müller
Werner-Reus-Özil
Kroos
Günni-kimmich
Boateng-Hummels-Süle
Neuer

hätte man durchaus spielen lassen können.

Was den Trainer da geritten hat gegen Korea alles umzuschmeissen, das weiss doch keiner.

Da nur von Pech zu reden halte ich für nicht ganz zielführend.

Den Hauptgrund für das Ausscheiden sehe ich darin, dass Spieler nicht entsprechend ihrer Stärken eingesetzt wurden.

Wenn Werner mit Tempo über LA kommt ist das ein richtig guter Mann. Als Mittelstürmer ist er aber verschenkt.

Özil braucht Platz für sein Spiel. Auf RA hätte er den gehabt und hätte nach innen ziehen können.

Müller hat auf RA noch nie ein einziges gutes Spiel gemacht. Sein Bereich ist der Strafraum.

Was ich auch vermisst habe wären die langem Bälle von Himmels und Boateng.

Die beiden können so gut 40m Pässe spielen.
Dürften sie nicht?

Es ist ja auch nicht das erste Mal, dass sich Löw massiv vercoacht hat. Da sehe ich große Defizite im dem Personen Siegenthaler, Schneider und Sorg.

Ich finde auch die Gesamtbetrachtung der Ära Löw/Klinsmann im Vergleich zu Völler nicht ganz fair.

Seit 1996 hat Völler mit dem Vize 2002 das zweitbeste Ergebnis in dieser Phase erzielt.

Löw/Bierhoff/Klinsmann haben sich die ganzen Jahre nach außen sehr gut verkauft und auch "schönen" Fussball spielen lassen, aber haben mMn. ausser 2014 nie das Optimum rausgeholt.

[Chris Kratzenstein]

Naja 2006 war das schon sehr nah am Optimum meiner Meinung nach. Da waren die Spieler auch noch alle sehr unerfahren. Wenn da jemand vor der WM vom Halbfinaleinzug gesprochen hätte, hätte das vermutlich jeder unterschrieben. Und Frankreich und Italien waren nunmal nicht schlechter. Da sah ich auch wenig taktische Fehler.
Die habe ich bei den Turnieren danach m.M.n. durchaus gesehen.

Bis 2018 hatte Löw eben kein so schlechtes Turnier wie Voller bei der EM 2004. Allerdings waren der Pool der Spieler 2018 nun wirklich auch besser als der 2004.

[Matousek]

Zitat von Chris Kratzenstein

Naja 2006 war das schon sehr nah am Optimum meiner Meinung nach. Da waren die Spieler auch noch alle sehr unerfahren. Wenn da jemand vor der WM vom Halbfinaleinzug gesprochen hätte, hätte das vermutlich jeder unterschrieben. Und Frankreich und Italien waren nunmal nicht schlechter. Da sah ich auch wenig taktische Fehler.
Die habe ich bei den Turnieren danach m.M.n. durchaus gesehen.

Bis 2018 hatte Löw eben kein so schlechtes Turnier wie Voller bei der EM 2004. Allerdings waren der Pool der Spieler 2018 nun wirklich auch besser als der 2004.

2006 eben auch die "Geburt" einer Generation, die halt mal eine Welle war, wie schon beschrieben habe, die es im Fußball schon bei vielen Nationen gegeben hat. Die Genaration Neuer, Khedira, Boateng etc, die ja zusammen U21 Europameister wurden rundeten dann diese Welle ab. Höhepunkt dann 2014. Sozusagen der Abschluß (Hochschulreife) dieser Wunderklasse.
Ballbesitzfußball ist m.E. nicht ausgestorben. Wie man bei dieser WM gesehen hat, wurde gg. die Topfavoriten (D. Spanien etc) von den "Underdogs" heftig Beton angerührt. Wenn dann die Laufbereitschaft bei den Favoriten dann halt nicht so das ist (Kräfte sparen f. ein langes Turnier) dann kan das bei einem schlampig ausgeführtem Zuspiel schon mal in die Hose gehen. Man muss halt dann bei den "Betonteams" (pfeil)schnelle Spieler in den Reihen haben.