Bei den "Nischenanbietern" (ja, man könnte sie auch Spezialisten nennen
) habe ich oft die Erfahrung bei KN gemacht, dass die Ballflugkurven recht niedrig sind und dass die KN's zumindest mit einem gewissen Störeffekt konstruiert werden.
Eine derartige Ausrichtung ist aber oft kontraproduktiv für einen Spieler, der das Spiel zu jeder Zeit selber aktiv (und auch ggf. Tisch fern) gestalten möchte, egal was für ein Ball da vom Gegner kommt. Klar, gegen Gegner, die kein Konzept auf recht leere schnelle flache Bälle haben, mag das Erfolg versprechend sein. Ab einem gewissen spielerischen Niveau kippt allerdings so ein Spielsystem. Auf Kreis- und Bezirksebene können jedoch relativ leicht so Erfolge erzielt werden, was dem Ego und dem TTR zu Gute kommt.
Ein mit guter Qualität gespielter aggressiver US-Schupf zwingt den Gegner anfangs zu einem eher langsamen (weichen) Eröffnungs-TS. Hier liegt dann die Chance beim Materialspieler. Ein perfektes Beispiel ist
Hou Yingchao. Er bekommt sehr viel US mit der KN in den Ball und seine Schlag- bzw. Spielebene ist fast symetrisch, was ihm einige Optionen eröffnet. Um den Rhythmus (und die Schlagebene/Ball-Länge) zu stören, sind daher ab und an aus Sicht des Offensivspielers kurze Bälle von guter Qualität notwendig.
Bei den Damen muss ich hier
Han Ying in jedem Fall ebenfalls positiv und sehr anerkennend erwähnen, die aktuell Deutschlands Nr. 1 ist (Worldwide Nr. 7), auch wenn sie bei der DM 2022 gegen Sabine Winter im Final verloren hat. Ich habe sie vor einigen Jahren in Wetzlar bei der DM live aus der ersten Reihe erlebt und was diese Frau da mit Ihrer KN auf RH zurück gebracht hat, ist einfach unglaublich gewesen.
Im anderen Spielsystem mit recht "ungriffigen KN" hofft man dagegen auf Fehler des Gegners. Diese KN reagieren natürlich auf gegnerischen Spin eher unproblematisch. Ob man das wirklich braucht, ist eine Frage der eigenen Spinempfindlichkeit. Es ist eben manchmal auch ein Vorteil, wenn man den gegnerischen Spin einfach "sicher zurück gibt", leere flache Bälle können aber ebenfalls sehr effizient sein.
Wer anfangs auf eine KN gewechselt ist, weil er oft mit dem Spin (ca. 70-80% Spinniveau) des Gegners Probleme hatte, kann sich nach einiger Zeit m.E. wieder griffigen KN widmen, um sein Spielsystem zu erweitern. Ich persönlich habe nach über 12 Jahren KN/MLN auf der RH nun wieder den Umstieg auf NI geschafft, sofern der NI Belag nicht zu schnell ist und leichte Fehler verzeiht. M.E. gibt es hier ein Angebots-Vakuum, d.h. als Brand würde ich hier NI Beläge anbieten, die eine 60% oder 80% Griffigkeit eines "normalen" NI aufweisen, man könnte sie Control 80 oder 60 nennen. Damit wäre die Spinempfindlichkeit geregelt, ohne den Speed maßgeblich negativ zu beeinflussen, da es am Speedniveau ja meistens nicht liegt.
Was m.E. oft unterschätzt wird, ist die Asymetrie der Spielebene bei Materialspielern, die meist unbewusst Probleme bereitet. Konkret meine ich damit, dass einem die Materialseite oft ein Tisch nahes Spiel aufzwingt, während die (meistens offensivere) VH-Seite Tisch ferner gespielt werden muss/sollte. Das gilt übrigens auch oft für LN(ox), MLN und Antis/Glantis. Die Spiel- oder Schlagebene ist dadurch verschoben und man gewöhnt sich dadurch oft eine sehr unsaubere/unorthodoxe Technik an, die später nur schwer zu korrigieren ist.
Fazit: Eine verschobene Schlagebene erschwert eine konstante ausgeglichene Qualität der Schläge auf der VH und der RH.