Frust - wie das eigene Spiel finden?

[appelgrenfan]

@Frawie: Die unterschiedlichen TTR-Entwicklungen je nach Leistungsklasse habe ich auch schon bemerkt. Allerdings führe ich die auch darauf zurück, dass sich in den unteren Klassen die Spielsysteme von Klasse zu Klasse enorm unterscheiden. Die oftmals - sagen wir mal - unorthodoxen Spielsysteme „ganz unten“ sind für (Wieder-)Einsteiger eine furchtbare Qual.

An der Stelle sind wir wieder bei Kellox. Denn mir ging es auch so. Du hast 15 Jahre kein TT gespielt. Du fängst wieder an, bekommst langsam Sicherheit in den eher offensiven und (zumindest bei mir) eher geraden Schlägen und dann spielst du gegen jahrzehntelang eingeübte Kampfschupfer. Das führt unweigerlich zu frustrierenden Momenten. Zumal du merkst, gegen „normalere“ Gegner würdest du viel besser aussehen. Aber die bekommst du erst dann, wenn du gegen die Unorthodoxen genügend TTR-Punkte sammeln konntest, um in etwas weniger tiefen Ligen zu spielen.

Mein Weg war übrigens, selber zum Kampfschupfer zu werden und dann langsam Topspins einzubauen. Das ist nicht unbedingt die ideale Methode, aber da ich damals weder einen Trainer hatte, noch wusste, was Systemtraining ist, waren meine Optionen beschränkt.

[Rudi Endres]

Der TTR ist kein Durchschnittswert der letzten Monate sondern ein tagesaktueller Wert. Schwankungen von bis zu 50 Punkten sind normal. Entscheidend ist der längerfristige Leistungskurvenverlauf.

Die Technik pendelt sich meist auf dem Niveau der Liga ein. Wer nur einmal die Woche trainieren kann und ausschließlich mit Schnittwechsel und Platzierungswechsel schupft, hat für das Niveau der tieferen Kreisklassen die richtige Technik. Mit Lehrbuchangriff würde er wohl nicht weit kommen. Dazu müssen Fitness, Trainingsaufwand und vor allem die psychische Stabilität stimmen. Und selbst dann führen Verbesserungen nicht sofort zu Siegen.

Es gibt den Spruch: Technik ist 25%, Taktik 25% und der Rest ist Kopf".

[jimih1981]

Es stimmt beides nicht so ganz. Denn es sind im aktuellen Wert immer noch Ergebnisse drin die gerade bei welchen die keine Turniere spielen immer noch viele ältere Ergebnisse mit dabei. Es hängt also sehr davon ab wieviel jemand spielt, wie genau und aktuell der Wert ist. Je mehr man spielt desto mehr schwankt der Wert. Es gibt Leute die spielen drei Races an einem Tag, der Sinn davon ist ziemlich gering außer man sieht es als Herausforderung. Kein Mensch schafft es 18 Einzel konstant auf nem vernünftigen Niveau zu spielen. Klar gewinnt man wenn man drei Klassen besser ist immer noch irgendwie, aber Sinn macht es für de eigene Leistung nicht. Je mehr Turniere man spielt desto schneller wird man besser aber wenn man auch erfolgreich sein will auf Turnieren muss man auch das planen und sich darauf vorbereiten. Es kommt auch drauf an was man für ein Typ ist und auf wieviele Highlights man sich konzentrieren kann ohne dass dabei ein Leistungsabfall stattfindet. Manchen ist es halt aber auch einfach egal die spielen einfach soviel wie möglich weil es ihnen Spaß macht. Da gibt es unterschiedliche Ansätze. Ich verfalle wenn ich viele Turniere spiele dann eher dazu dass ich das eher als Training sehe statt als Highlight bei dem ich voll fokussiert bin und dann auch gut spiele. Ist aber wohl auch ne Kopfsache.

[Schrottkopf]

Zitat von vossi39

Nein. Dann habe ich mich vielleicht unglücklich ausgedrückt. Es ging in den vorigen Beiträgen doch darum, dass man lieber "sein Spiel spielen soll, auch wenn man dann verliert" als "sich auf ein krummes Spiel einzulassen und zu gewinnen". Das war zumindest die Aussage von Kellox und Du hast sie mit Deinem Beitrag (dachte ich) bestätigt.

Eigentlich sollte meine Aussage eher sein, dass für mich die Wahrscheinlichkeit, das Spiel zu gewinnen, deutlich nach unten geht, wenn ich mich auf das krumme Spiel einlasse. Wenn ich es dann sicher gewinnen würde, würde ich ja auch sagen 'Augen zu und durch' aber das passiert halt viel zu oft nicht

Im Endeffekt kann ein Spiel gegen Gurkengegner für mich nur dann zum Erfolgserlebnis werden, wenn ich es schaffe, mein Spiel durchzudrücken - dann gewinne ich auch mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit. Wenn ich es dann trotzdem verliere, kann ich mir wenigstens sagen, ich habe es versucht und wahrscheinlich war der Gegner doch besser als gedacht.

Selber herumzugurken und nur ganz knapp zu gewinnen, macht mich dagegen nicht wirklich glücklich und bei dem Versuch sogar noch zu scheitern und zu verlieren, ist grausam.

Zitat von vossi39

Und da habe ich klar die Auffassung, Sieg geht vor Schönheit. Sieg mit Schönheit und aktivem Spiel ist der Königsweg, den kann man aber nicht immer durchbringen und dann muss es doch das Ziel sein, das Spiel wenigstens zu gewinnen.

Da bin ich generell zu 100% bei dir, für alles andere bin ich dann doch irgendwie zu ehrgeizig. Aber dazu gehört halt auch eine realistische Einschätzung, ob es zielführend ist, sich auf ein Spielsystem einzulassen, dass einem absolut nicht liegt.

Zitat von jimih1981

Denn es sind im aktuellen Wert immer noch Ergebnisse drin die gerade bei welchen die keine Turniere spielen immer noch viele ältere Ergebnisse mit dabei.

Klares Jein, zumindest wenn du meinst, dass mit älteren Ergebnissen wirklich weit zurückliegende gemeint sind. Beispiel: du gewinnst ein sensationelles Spiel mit +16. An deinem nächsten Spieltag/Turnier ist dein TTR dementsprechend höher. Jetzt ist ein Sieg gegen einen vorher gleichstarken Gegner plötzlich nur noch +7 statt +8 wert. Dementsprechend verschwindet der Effekt deines +16 Spieles schon nach einer recht überschaubaren Anzahl von weiteren Spieltagen/Turnieren wieder. Natürlich spielen da Rundungsthemen eine Rolle und die Tatsache, ob du mit dem neuen TTR sechs Einsätze bei einem Race oder vielleicht nur einen in der Liga hast. Ich schätze aber mal grob, dass der Effekt eines einzelnen Spieles nach ca 15 bis 25 Spielen ausgeglichen sein dürfte.

[appelgrenfan]

Turniere nutze ich gezielt, um Änderungen am Spielsystem (und/oder am Material) gegen unbekannte Gegner zu testen, ohne dass dabei die Mannschaft darunter leiden muss.

Für mich ist das also weder Highlight noch *reines* Spielvergnügen, sondern wichtiger Teil der strategischen Weiterentwicklung meines Spiels.

[Weltklasse]

Zitat von vossi39

Und TTR Werte sind Gewinn WAHRSCHEINLICH keiten und keine Sieger oder Verlierer Einteilung. Mit 100 Punkten mehr gewinnst Du von 10 Spielen 8 und verlierst 2 (ungefähr). Also weit weg von "das muss ich doch in jedem Fall durchbringen". Und das sind die Wahrscheinlichkeiten über die gesamte Gruppe von Gegnern.
Wenn jetzt noch der Umstand hinzukommt, dass man bestimmte Gegner (Material, Spielstil etc) überhaupt nicht gewöhnt ist, dann verschlechtert sich die Wahrscheinlichkeit nochmal und dann ist man eben schnell bei 50:50 wie ein Spiel ausgeht.

super Aussage, so habe ich es noch nie betrachtet. Diese Sichtweise sollten man sich mal verinnerlichen wenn man Probleme hat der Favorit in einem Spiel zu sein, das nimmt einen jedenfalls etwas den Druck.

[Schwabenblocker]

Zitat von Rudi Endres

Der TTR ist kein Durchschnittswert der letzten Monate sondern ein tagesaktueller Wert. Schwankungen von bis zu 50 Punkten sind normal. Entscheidend ist der längerfristige Leistungskurvenverlauf.

Die Siegwahrscheinlichkeiten in %, berechnet aus der Differenz der TTR-Werte sind Durchschnittswerte.

[Schwabenblocker]

Zitat von Frawie

Bei uns im Verein kann man bei einigen Spielern dieses an einem ausgeprägten Pendeln zwischen den Spielklassen beobachten, eine Halbserie geht es hoch, dann wieder runter (usw.). Die Spielklasse, in der man gemeldet ist bzw. spielt, hat also durchaus einen nicht unerheblichen Einfluss auf die persönliche TTR-Entwicklung.

Dazu kommt neben der Spielklasse die Position, die mindestens genauso viel Einfluß hat. Um das Thema abzuschließen, eine einzelne Spielstärke aus einer Mannschaft heraus zu bestimmen, ist immer ein Problem, wie z.B. auch im Tennis die Leistungsklassen. Immerhin sind die Werte beim Tischtennis trotz der genannten Schwächen noch halbwegs genau.

[Kellox]

Guten Morgen,

kurze Rückmeldung von gestern.
Guter Einstieg, Doppel 3:0 und recht deutlich gewonnen, obwohl die einen aus dem oberen Paarkreuz eingemischt hatten.
Im Einzel 2:0 geführt, dann 2 Matchbälle verhauen, ein Aufschlagfehler und einen hochstehenden Elfmeter versemmelt. Leider wusste ich da schon, dass ich das Ding verlieren werde. 4 Satz zu 11, letzten zu 7 verloren. Insgesamt ärgerlich, es hat wenig geklappt, obwohl ich insgesamt immerhin nur 3 Aufschlagfehler gemacht habe. Der Gegner war 2-3 mal etwas schnell mit dem nächsten Aufschlag, da kam der Ball übers Netz, als ich grad aufgeblickt hatte- natürlich versemmelt, hätte mal was sagen sollen. Hatte 5 Punkte mehr als ich, aber vor 10 Jahren mal 1500. Hat vielleicht 2 Bälle angegriffen, sonst konsequent geschupft und erstaunlich viele Topspins sicher zurück gebracht. Habe oft 3-4 Topspins gebraucht, des öfteren auch den 2. oder 3. verzogen.
Danach Frust und mal wieder Aufhörgedanken.
Im zweiten Einzel dann den ersten Satz verloren- habe mich auch vom Einspielen beeindrucken lassen- mit der Vorhand hat er jeden Ball gehackt, sehr viel Unterschnitt in den Bällen und dann habe ich viele Fehler beim Angreifen seiner Aufschläge gemacht.
Habe ich dann gelassen, 2. Satz knapp gewonnen, dritten zu 4 und dann zu zwei.
Insgesamt ärgerlich, aber es überwiegt die Erfahrung, dass ich es geschafft habe mich aus dem Loch zu holen. Habe an was Bescheuertes Gedacht, um mich abzulenken und einfach auf Beinarbeit geachtet, das hat anscheinend gereicht. Hatte 50 Punkte weniger der Gegner, dafür habe ich mich echt schwer getan.

Man soll ja keine Ausreden suchen, aber ich denke ohne die Müdigkeit nach der nächtlichen Weckaktion um 3 Uhr und einer Stunde Wachhalten wäre mehr drin gewesen.

[jimih1981]

Es tut immer gut wenn man was gewinnt. Im Endeffekt hast Du das eine Spiel verloren weil dir die Konstanz im Spiel fehlt und er dann seine Erfahrung ausgespielt hat, mehr nicht. Die Konstanz kommt aber irgendwann wenn man gut trainiert und häufig spielt.

Du hast auch weiter unten immer Spieler die auch irgendwann Mal besser waren. Hab mal mit einem ganz am Anfang nach dem ich aus der Jugend rauskam auch Mal mit zwei älteren Herren in einer Mannschaft gespielt wo der eine Mittelfrankenliga und der andere Landesliga gespielt hatte zu ihren Glanzzeiten. Die können halt dann trotzdem noch einiges, wenn auch nicht mehr so konstant. Da spielst dann als junger Spieler gegen die und kriegst ne Lehrstunde. Aber irgendwann dreht sich das dann rum.

Viel Erfolg.