Schach Weltmeisterschaften

[JanMove]

Und tatsächlich beginnt die WM mit einem Paukenschlag, denn Ding gewinnt die erste Partie mit Schwarz!

[Neuanfang]

Der weiße "Gukesh im Gaming-Stuhl", der schwarze "Ding im Business-Schreibtischstuhl"
>>>Die schwarze Dame konterte frühzeitig und war über weite Strecken der Partie auf ihrem Flügel tief in die weiße Stellung gelangt.
Der favorisierte herausfordernde "Schach-Teenager" gab schließlich nach dem 42. Zug von Schwarz auf.

[JanMove]

Die Partie verlief äusserst komisch. Ding wollte Gukesh mit Französisch überraschen und war offenbar selber in einer Theoriehauptvariante bereits nach 7 Zügen aus dem Buch. Danach verplemberte er unglaublich viel Zeit auch für manchmal offensichtliche Züge. Der Damenausfall war eigentlich objektiv betrachtet nicht die beste Wahl aber der Versuch, auch Gukesh aus der Heimvorbereitung zu bringen. Insofern war es keine schlechte Idee. Ding machte in dieser Phase zwar gute Züge, war aber immer irgendwie unzufrieden mit seiner Stellung, obwohl es gar keinen Anlass dafür gab. Vielleicht wurde Gukesh durch die Unsicherheit von Ding etwas übermütig und spielte vermeintlich scharf g4, was nicht gut war und die eigene Stellung schwächte. Danach kippte die Partie. Gukesh hätte die Damen tauschen sollen, hätte danach eine etwas schlechtere aber immerhin spielbare Stellung erhalten. Er versuchte den Tausch zu vermeiden, was ihn aber innerhalb von ein paar Zügen fast schon in eine Verluststellung brachte. Danach forcierte Ding auf einmal seine Züge und spielte relativ schnell, während Gukeshs immenser Zeitvorteil in dieser Phase dahinschwand. Nach ca. 30 Zügen war auf einmal Gukesh in grosser Zeitnot, während es bei Ding in Anbetracht der Stellung auf einmal zeitlich okay war. Der Rest war dann Formsache und Ding verwertete seinen Vorteil konsequent.

Fazit: Der Ding der ersten 15 Züge sah aus wie der gebrochene Spieler der letzten beiden Jahre, obwohl er objektiv gut spielte und keine Fehler machte. Danach hat Gukesh aus meiner Sicht überzogen und damit Ding erst ins Spiel gebracht. Irgendwie scheint dann bei Ding der Knopf aufgegangen zu sein, sodass er schneller und optimistischer spielen konnte. Dies war dann der Ding so wie man ihn vor Beginn seiner Krise kannte. Alles etwas erstaunlich für eine erste WM-Partie!?

[JanMove]

So, die zweite Partie war nicht sehr ergiebig und endet nach relativ langweiligem Verlauf mit Zugwiederholung schlussendlich remis. Ding hätte mit seinem Minimalvorteil als Weisser durchaus noch etwas weiterspielen können wollte dies aber anscheinend nicht.

[Neuanfang]

#113 - Das war gestern ein Ding! GM Niclas Huschenbeth fand auch, dass der chinesische Weltmeister mittendrin phasenweise wie die Feuerwehr spielte ...
und dass es höchst selten passiert(e), dass Schwarz den Auftakt eines WM-Finales gewinnt.

[Jolien]

Hallo @JanMove und @Neuanfang,

danke für eure Berichte zur Schach-Weltmeisterschaft, auch wenn ich nicht sofort darauf reagiere, lese ich mit großem Interesse hier mit. Für mich reichen die Zusammenfassungen, dass man so weiß, wie der Trend ist, und wer von Beiden besser in Form ist. Wie ich bisher weiß, führt Ding Liren den Wettkampf an. Es kann noch sehr spannend werden...

Jolien

[JanMove]

Gukesh gewinnt die dritte Partie, die zunächst aussah wie ein Abbild der 1. Partie. Gukesh überrascht Ding mit einer Theorievariante, die dieser offenbar nicht parat hat. Ding steckt wieder unglaublich viel Zeit in die Stellung und findet nicht die beste Lösung. Als Gukesh mit Vorteil zum ersten mal selber in die Stellung schauen muss, begeht er einen schweren strategischen Fehler, welchen Ding bestrafen könnte, um danach selber direkten Vorteil bei sehr angenehmer Stellung erlangen zu können. Ding macht aber einen äusserst schwachen Zug anstatt eines sehr einfachen und offensichtlichen Entwicklungszuges und gerät danach fast schon zwingend in eine Verluststellung, da er seinen eingesperrten Läufer nicht mehr retten kann und für zwei Bauern hergeben muss. Den Läufer hätte er eben zuvor noch ganz einfach retten können. Danach ist alles nur noch reine Formsache. Im Prinzip steht Ding dann relativ schnell auf Totalverlust verliert aber aufgrund seines enormen Zeitbedarfs auf Zeit.

Fazit:
Ding hätte die Chance gehabt zumindest relativ locker einen halben Punkt zu holen, hat aber am heutigen Tag ziemlich schwach gespielt. Diese Partie war sicherlich kein Highlight von beiden. Was bisher auffällt ist die Tatsache, dass Ding schlecht vorbereitet ist und immer wieder schon in der Eröffnung durch Theoriestellungen überrascht wird, die er eigentlich kennen sollte.

[Neuanfang]

In der dritten Partie kam es zum frühen Damentausch und dem Einfangen eines schwarzen Läufers, der sich eine ganze Weile im weißen Damenflügel-Viertel aufhielt.

Ist der Ausgleich nun ein Vorteil für den jungen Inder?
In jedem Falle haben beide Kontrahenten morgen erst einmal einen Ruhetag, um den Kopf freizukriegen und die Finger zu lockern.