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  #19831  
Alt 29.03.2025, 09:11
Benutzerbild von Frei statt Bayern
Frei statt Bayern Frei statt Bayern ist offline
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AW: Politik - der Thread für politisch Interessierte (ab Dezember 2021)

Zitat:
Zitat von Allsquared Beitrag anzeigen
Kommt der ** dann ins Kittchen statt ins Kanzleramt?
Nein, aber er verteidigt Deutschland in erster Linie an der Grenze.
Und alle seine Wähler stehen direkt hinter ihm! Finde ich nur fair!
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  #19832  
Alt 29.03.2025, 09:22
Danielson Danielson ist offline
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AW: Politik - der Thread für politisch Interessierte (ab Dezember 2021)

Zitat:
Zitat von ttarc Beitrag anzeigen
Daher passen Nietzsches Ausführungen auch heute noch.
Wie erwähnt: Quatsch. Nietzsche ist einerseits Begründer der Moderne. Hierfür steht der legendäre Ausspruch: *Gott ist tot. Gott bleibt tot: Und wir haben ihn getötet!" Das ist kein Bekenntnis zum Atheismus, sondern die Diagnose, dass wir nicht mehr an endgültige Wahrheiten glauben (repräsentiert durch Gott) und suchen. Andererseits ist er ein reaktionärer Repräsentant der "décadence", der gegen moderne gesellschaftliche Entwicklungen in seinem Philosophen-Elfenbeinturm polemisiert - ohne sie im Wesentlichen analysiert zu haben.

Zitat:
Zitat von ttarc Beitrag anzeigen
Ja, er hat sich afair nicht zu Marx geäußert, aber auch dessen Werk fällt unter Kollektivismus wie auch der Sozialismus und div. Religionen.
Nietzsche hat das sozialistische Kernanliegen nicht verstanden. Der Einzelne sollte eben nicht Teil eines Kollektivs werden, sondern Bedingungen vorfinden, in denen er seine persönlichen Anlagen und Bedürfnisse verwirklichen kann, indem er beispielsweise davon befreit ist, einer Arbeit nachzugehen, die nicht seinen Anlagen entspricht und die am Ende größtenteils dem Zweck dient, den Reichtum des (kapitalistischen) Arbeitsgebers zu mehren. Dass dieses Kernanliegen nicht völlig durchdacht und in der Praxis nie erfolgreich umgesetzt worden ist, darüber müssen wir, denke ich, nicht diskutieren.

Zurück aber zu Nietzsche: Er war kein Freiheitsphilosoph. In seinen Werken plädiert er nur für die Freiheit von wenigen, starken Naturen, die ein Staat nicht begrenzen dürfe. Und die weniger starken Naturen sollten diesen dienen.

Davon haben wir uns mit unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung distanziert. Diese sollte nicht nur einigen wenigen Menschen ermöglichen, ein Höchstmaß an Freiheit in vielen Lebensbereichen zu erfahren, sondern sollte es vielen Menschen ermöglichen. Der Staat muss so stark sein, dass die freiheitlich-demokratische Grundordnung nicht von irgendwelchen mächtigen Einzelnen oder Bewegungen gefährdet wird. Von "Staatsterrorismus" sprechen nur diejenigen, die die freiheitlich-demokratische Grundordnung schwächen oder abschaffen wollen - nicht zum Wohl aller, sondern einiger weniger Menschen im Staat.
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Geändert von Danielson (29.03.2025 um 09:48 Uhr)
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  #19833  
Alt 29.03.2025, 10:39
Deva Deva ist offline
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AW: Politik - der Thread für politisch Interessierte (ab Dezember 2021)

Danke für deine sehr interessanten Ausführungen zu Nietzsche, Danielson!

Auch auf die Gefahr hin, dass das wegen OT verschoben wird, hätte ich doch zwei Fragen. Du schreibst:
Zitat:
Zitat von Danielson Beitrag anzeigen
Nietzsche hat seine Verdienste als Kritiker des deutschen Idealismus.
Mich würde ehrlich interessieren, worin genau diese Verdienste deiner Meinung nach bestehen. Ich muss dazu sagen, dass ich nur sehr wenig Nietzsche gelesen habe, nämlich nur die "Geburt der Tragödie" und "Menschliches, Allzumenschliches" und das ist auch schon sehr lange her.

Außerdem schreibst du:
Zitat:
Zitat von Danielson Beitrag anzeigen
genauso wie man Kants rassentheoretisch geprägte Äußerungen in heutiger Zeit nicht kritiklos zur Kenntnis nehmen sollte.
Welche Äußerungen meinst du genau? Oder beziehst du dich im wesentlichen auf dieses Zitat aus der "Physischen Geographie", die in Band 9 der Akademieausgabe von "Kants Schriften" enthalten ist:
Zitat:
Die Menschheit ist in ihrer größten Vollkommenheit in der Race der Weißen. Die gelben Indianer haben schon ein geringeres Talent. Die Neger sind weit tiefer, und am tiefsten steht ein Theil der amerikanischen Völkerschaften.
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  #19834  
Alt 29.03.2025, 10:54
mithardemb mithardemb ist offline
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AW: Politik - der Thread für politisch Interessierte (ab Dezember 2021)

Zitat:
Zitat von Allsquared Beitrag anzeigen
Kommt der Fritze dann ins Kittchen statt ins Kanzleramt?
Wird auch langsam Zeit für ein Wahrheitsministerium. Kaum 75 Jahre nach den ersten Ideen zu dem Thema.
__________________
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5c7864eb31f2f5ef5e8488f557ff08972dc4
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  #19835  
Alt 29.03.2025, 10:57
Glücksball Glücksball ist offline
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AW: Politik - der Thread für politisch Interessierte (ab Dezember 2021)

Zitat:
Zitat von mithardemb Beitrag anzeigen
Wird auch langsam Zeit für ein Wahrheitsministerium. Kaum 75 Jahre nach den ersten Ideen zu dem Thema.
Immerhin haben wir schon - als NGO - ein Zentrum für politische Schönheit!
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9:9 - Kantenball - 10:9 - Netzroller - 11:9
Vielen Dank und tut mir ehrlich leid ...
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  #19836  
Alt 29.03.2025, 11:14
Abwehrtitan Abwehrtitan ist offline
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AW: Politik - der Thread für politisch Interessierte (ab Dezember 2021)

Über viele Jahre beurteilt, ist für mich alles in allem, der User mithardemb, der mit dem meisten Inhalt, der nie persönlich frech wird, der meinen Ansichten oft sehr nahe kommt, starke Leistung, spricht für einen intelligenten, ausgeglichenen Bürger. Solche könnten gerne mehr hier auftreten, und nein, ich will ihn nicht heiraten!


Ich habe mich glaube ich noch nie ernsthaft mit ihm gestritten. Andere hingegen ....




Soll auch mal gesagt sein.




Gott ist tot, ist oft gewertet worden als direkter Angriff auf die Katholischen, da stelle ich mich auch gerne neben ihn. Die grauenvolle Geschichte des Christentums spricht für sich und Nietzsches Ansichten. Die Katholiken haben Gott getötet, da sind wir ruckzuck wieder beim Mammon und dem goldenen Kalb.


Ich geh brechen.
__________________
lustige Zeiten für Despoten
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  #19837  
Alt 29.03.2025, 11:21
Danielson Danielson ist offline
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Zitat:
Zitat von Deva Beitrag anzeigen
Danke für deine sehr interessanten Ausführungen zu Nietzsche, Danielson!

Auch auf die Gefahr hin, dass das wegen OT verschoben wird, hätte ich doch zwei Fragen. Du schreibst:

Mich würde ehrlich interessieren, worin genau diese Verdienste deiner Meinung nach bestehen.
Unter deutschem Idealismus verstehe ich humanistische Ansätze in der Literatur - wie beispielsweise bei Schiller, der glaubte, mit Literatur die Menschen ästhetisch erziehen zu können. Auch Goethe hat er damit beeinflusst. Schon Herder hat in der Sturm-und-Drang-Zeit geglaubt, dass die Literatur das natürlich Humanistische im Menschen ausbilden müsste. Nietzsche weist im Einzelnen nach, wie fragwürdig dieser Anspruch an Literatur und Kunst im Allgemeinen ist.

Zitat:
Welche Äußerungen meinst du genau? Oder beziehst du dich im wesentlichen auf dieses Zitat aus der "Physischen Geographie", die in Band 9 der Akademieausgabe von "Kants Schriften" enthalten ist:
Bei Kant beziehe ich mich auf die Ausführungen in Marcus Willascheks Biografie: "Kant. Die Revolution des Denkens". Gut geschrieben. Lohnt sich zu lesen. Ich habe vieles von Kant erst durch die Biografie des Kant-Forschers verstanden. Kant hat sich sich als Universal-Gelehrter gesehen, der auch, wie du darlegst, in Geografie Vorlesungen abgehalten hat. Und dabei übernahm der Gelehrte, der Königsberg nie verlassen hat, Rassentheorien seiner Zeit - und soll Menschenrassen beispielsweise nach Hautfarben kategorisiert haben und habe diese mit intellektuellen und moralischen Eigenschaften verbunden.
__________________
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Geändert von Danielson (29.03.2025 um 11:54 Uhr)
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  #19838  
Alt 29.03.2025, 13:56
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Zitat:
Zitat von Danielson Beitrag anzeigen
Unter deutschem Idealismus verstehe ich humanistische Ansätze in der Literatur - wie beispielsweise bei Schiller, der glaubte, mit Literatur die Menschen ästhetisch erziehen zu können.
Es ist nicht falsch, dass die Ansicht, dass die schönen Künste eine Erziehungsfunktion haben (oder haben sollten) bei Philosophen, denen man das Etikett "Idealist" aufklebt, verbreitet gewesen ist. Diese Ansicht stellt aber nicht den Kern der philosophischen Denkrichtung dar, die man als den deutschen Idealismus bezeichnet und die man nicht mit unserem umgangssprachlichen Verständnis dessen, was ein Idealist ist, nämlich jemand, der irgendwelchen Wunschvorstellungen nachhängt und/oder deren Verwirklichung anstrebt, verwechseln darf.

Den Kern der philosophischen Denrichtung, die man als Idealismus bezeichnet (und von der es mehrere Spielarten gibt), könnte man vielleicht so beschreiben:
Das Einzige, wovon wir ein unmittelbares Bewusstsein haben können, sind wir selbst (d.h. unsere Existenz) und die Vorstellungen in uns sind (d.h. die Vorstellungen, die wir haben). Von äußeren Dingen, d.h. Dingen, die von uns selbst und unseren Vorstellungen unterschieden sind, können wir dagegen kein unmittelbares Bewusstsein haben, sondern nur eines, das eben durch unsere Vorstellungen vermittelt ist. Daher können wir letztlich nicht wissen, ob überhaupt Gegenstände außer uns existieren und auch nicht, ob sie so beschaffen sind, wie wir sie vorstellen. Denn dafür wäre es erforderlich, von einer Wirkung (nämlich der Vorstellung in uns) auf eine Ursache (den äußeren Gegenstand, der auf unsere Sinne einwirkt) zu schließen. Schlüsse dieser Art sind aber grundsätzlich ungültig.

Zitat:
Zitat von Danielson Beitrag anzeigen
Bei Kant beziehe ich mich auf die Ausführungen in Marcus Willascheks Biografie: "Kant. Die Revolution des Denkens".
Ich dachte mir schon, dass du dich auf Willaschek beziehst. Dieser hat nämlich in der FAZ vom 23. Juni 2020 einen Artikel mit der Überschrift "Kant war ein Rassist" veröffentlicht, in dem er besagtes Zitat als Beweis für seine These anführt. Der Kant-Experte Michael Wolff hat am 9. Juli 2020 ebenfalls in der FAZ auf Willascheks Artikel geantwortet. Wolffs Artikel trägt die Überschrift "Kant war ein Anti-Rassist".

Das obige Zitat stammt nicht von Kant, sondern ist ein Exzerpt Kants aus Georges-Louis Leclerc de Buffons "Allgemeine Historie der Natur", ein Autor, den Kant ziemlich kritisch gesehen hat, weil er z.B. von ihm gesagt hat, es sei "kein Verdienst, so viele gewagte (oft falsche) Urteile zu fällen".

Wolff liefert außerdem mehrere Argumente dafür, dass Kant nicht nur kein Rassist, sondern sogar Anti-Rassist gewesen ist (z.B. Kants Kritik des Kolonialismus und sein moralphilosophischer Universalismus).
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  #19839  
Alt 29.03.2025, 15:06
Danielson Danielson ist offline
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@Deva: Beim deutschen Idealismus beziehe ich mich auf Safranski in seiner Biografie über "Schiller". Sie hat den Untertitel: "Oder die Erfindung des deutschen Idealismus." Schiller glaubte an das Gute im Menschen, dieser sei beispielsweise zu erhabenen Handlungen fähig, könne freie Willensentscheidungen treffen, sei nicht durch äußere Umstände grundsätzlich in seinem Handeln determiniert. Schiller vertrat noch keine materielle Weltanschauung, wie sie beispielsweise Büchner vertreten hat. Das mag für dich zu wenig philosophisch sein, wenn ich mich hier auf Literaten beziehe.

Und zu Kant: Er war Kind seiner Zeit. Zur Einordnung vieler seiner Aussagen oder Vorlesungen mögen die Experten streiten. Einig sind wir uns sicherlich darüber, dass er ein bedeutender deutscher Denker war, der meiner Ansicht nach maßgeblich unser Denken in Deutschland und in der westlich aufgeklärten Welt beeinflusst hat.
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Geändert von Danielson (29.03.2025 um 15:09 Uhr)
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  #19840  
Alt 01.04.2025, 08:30
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Und ich war froher Hoffnung und dachte, es läuft so gut? Aber jetzt die Ernüchterung!
https://www.focus.de/politik/deutsch...08ab0ff80.html

Zitiert aus dem Link:
Dienstag, 1. April, 06.10 Uhr: Mitten in den Koalitionsverhandlungen wird der Frust in der Union immer größer. Vor allem die Strategie in den Verhandlungen frustriert; es gibt sogar Vorwürfe, dass es keine gab. Das berichtet "Bild" unter Berufung auf Insider aus der CDU.

Bisher sei demnach kein großer Reformvorschlag bei den Top-Themen Wirtschaft, Soziales und Bürokratie in Sicht - nicht mal in den blauen Klammern der Papiere, in denen reine CDU-Inhalte stehen. Dort stehe "nichts, was nach Politikwende aussieht", heißt es.
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