Regionalliga Süd

[Bernd Beringer]

Wir haben gestern gegen den TTV Erdmannhausen gespielt - 9:2. Erdmannhausen ohne seine zwei "Ausländer" Sestak und Goga, nur Habijanec ist ihnen aus der Vorrunde geblieben. Es war das mit Abstand schlechteste Spiel in der diesjährigen Regionalliga, unsere armen Zuschauer konnten sich nicht mal über den hohen Sieg freuen, denn sie waren vorher eingeschlafen. In der Vorrunde haben wir gegen ERdmannhausen (damals noch mit 3 "Ausländern") überraschend hoch mit 9:1 gewonnen - aber das Spiel war da um drei Klassen besser, und anschließend hat ja Erdmannhausen sensationell in Kleinwallstadt gewonnen.

Wenn das Niveau von gestern ein Vorgeschmack auf das ist, was passiert, wenn man die "Ausländer" (bis auf einen) rausschmeißt, dann gute Nacht, Regionalliga. Das Spiel hat meine Auffassung (leider) bestätigt: Ohne Ausländer kein Niveau in Deutschlands dritthöchster Liga, ohne Niveau keine Chance für den deutschen Nachwuchs und ohne alles keine Zuschauer mehr.

Wann wachen die Vereine und Verbände endlich auf, einigen sich für diese Saison auf einen Kompromiss (z.B. keiner steigt ab) und für die nächsten Saisons auf eine vernünftige Beschränkung - z.B. maximal drei mit Aufenthaltsgenehmigung? Alles andere führt dazu, dass sich Tischtennis immer mehr zur Randsportart entwickelt, weil es die Leute (und die Presse und die Sponsoren)nicht mehr interessiert. Dabei spielt es keine Rolle, weil Vereine mit fünf Ausländern spielen oder weil das Niveau ins Unendliche sinkt. Das Ergebnis ist das Gleiche: Tischtennis vor leeren Rängen - und bald danach vor leeren Kassen.

[Thomas]

Ich würde Erdmannhausen nicht unbedingt als Beispiel dafür nehmen, wie sich das Niveau der Regionalliga ohne Ausländer entwickeln wird. Erdmannhausen ist ein Retortenclub. Ohne Basis, ohne Unterbau und viele Jahre ohne Jugendarbeit wurde dort eine Regionalligamannschaft zusammengekauft. Dies bricht jetzt durch die neue Regel glücklicherweise zusammen und andere Vereine, die mehr auf die Jugendarbeit gesetzt haben, werden an deren Stelle treten.

[Bernd Beringer]

Thomas, "zusammengekauft" sind doch irgendwie alle. Am wenigsten vielleicht Kleinwallstadt und Hilpoltstein, aber auch die können ihr derzeitiges Niveau nur mit Hilfe von außen und nicht allein mit den Eigengewächsen halten. Zumal ja an den Eigengewächsen, wenn sie ein gewisses Niveau erreicht haben, wie verrückt "gezerrt" wird - siehe Ball (früher Kleinwallstadt) oder Bindhammer (immer noch Hilpoltstein).

In Baden-Württemberg ist das wohl ähnlich wie in Bayern. Da gibt es Talentschmieden wie Lippoldsweiler oder WEndlingen mit ? (fällt mir momentan nicht ein) - auch die bekommen doch (fast)keinen Fuß auf den Boden, obwohl sie große Talente wie den Stefan Frasch herausbringen. Aber nicht, weil ihnen die Ausländer die Plätze wegnehmen, sondern weil nur wenige Jugendliche das Durchsetzungsvermögen aufbringen, um in der dritthöchsten deutschen Liga oder darüber erfolgreich zu bestehen. Und diese Ausnahme-Jugendlichen werden dann "weggekauft". Das ist manchmal leider so in unserer professionalisierten und kapitalisierten Sportwelt. Der einzige Ausweg: Mit Hilfe von außen (wenn nicht anders möglich, mit bezahlbaren Ausländern) selbst den Weg nach oben wagen und dabei den eigenen Jugendlichen gleichzeitig die schulische und berufliche Basis bieten, die ihnen eine Lebensexistenz sichert.

Wir in Hilpoltstein versuchen, diesen Weg zu gehen. Ob er letztlich weiter nach oben führt, muss sich erst herausstellen.

[jsb]

Man muss aber meiner Meinung nach doch unterscheiden zwischen Clubs, die versuchen junge Deutsche Spieler an ein höheres Niveau heranzuführen - meinetwegen auch gerne mit einem ausländischen Spielertrainer - und solchen, die wie Erdmannhausen am Wochenende zum Spiel mal eben zwei Slowaken anreisen lassen... Wenn man solche Unsitten unterbindet, haben die angesprochenen "Talentschmieden" wie Wendlingen oder auch der SB Stuttgart vielleicht eher mal die Chance (natürlich nicht, ohne auch etwas zu investieren) mit ihren Jungs nach oben zu kommen.
Auf Vereine wie Erdmannhausen kann ich da gerne verzichten!

[Bernd Beringer]

Schau mer mal, was in Wendlingen passiert. Ich hoffe, nur Gutes. Ich fürchte, nichts Gutes.

[Mathias]

ich kann nicht beurteilen, welche anstrengungen der ttv erdmannhausen im bereich der nachwuchsarbeit unternommen hat.
zu bedenken ist aber, daß auch wendlingen - bekannt für seine überaus gute (hervorragende) nachwuchsarbeit (zumindest im bereich des süddeutschen verbandes) - auch wenn man nur die vereine berücksichtigt, welche sich an die "geltende" regelung halten, nicht gerade das obere niveau liga bestimmt. dies wird noch schlimmer werden, wenn stefan frasch den verein (wie schon vor der saison einmal geschehen,aber an einem "formfehler" gescheitert) nach der saison eventuell verlassen sollte.
auch die augsburger mannschaft trägt in ihrer derzeitigen aufstellung nicht gerade zu steigerung der spielstärke in der regionalliga bei und sie setzen (zumindest jetzt) auch wieder verstärkt auf den nachwuchs.
unter berücksichtigung dieser tatsachen ist zu befürchten, daß das niveau der regionalliga ins "bodenlose" sinken würde,wenn sich alle vereine an die derzeitig "gültige" ausländerregelung halten würden.
eine (nicht wirkliche) alternative wäre der einsatz von eu-ausländern, welche dann sicher nur zum spiel anreisen würden und von denen der vereinsnachwuchs dadurch noch viel weniger hätte.
die liga ist und bleibt gerade wegen der besonderen brisanz spannend.

mfg
(im hoffen auf ein gutes ende)

Mathias

ps: ich wollte keinem der genannten vereine zunahe treten, sodern nur auf die derzeitige situation bezüglich der spielstärke hinweisen.

[D.G.]

so bringt ein Artikel der Mittelbadischen Presse von heute die Sache auf den Punkt:

Die neue DTTB-Ausländerbestimmung löst seit Saisonbeginn ein Tischtennis-Wirrwarr aus


So unglaublich es auch klingen mag: Am Ende einer Saison wird ein Tabellenletzter zum Meister gekürt! Dieser ungewöhnliche Umstand kann im April Wirklichkeit werden, wenn die Tischtennis-Regionalliga Süd ihre Spielzeit beendet.

Offenburg (mb).
Der Grund für das Durcheinander ist die neue Ausländer-Spielordnung des Deutschen Tischtennisbundes (DTTB), die für sämtliche Ligen unter der 1. Bundesliga gilt. Sie wurde ins Leben gerufen, um »deutsche Spieler in den Vereinen zu schützen«. Laut diesem Statut darf nur noch ein Ausländer mit Nicht-EU-Status in einer TT-Mannschaft nominiert werden. Gegen diese DTTB-Bestimmungen reagierten viele Vereine mit einstweiligen Verfügungen vor Gericht.
Das heißt: Auf gerichtlichem Weg erkämpften Clubs für ihre ausländischen Spieler (Aktive aus Nicht-EU-Ländern) das Spielrecht und setzten diese Akteure in Punktespielen ein, obwohl sie nach DTTB-Statuten nicht spielberechtigt gewesen wären. Dennoch wurden die gespielten TT-Partien von Verbandsseite aus mit 0:9 als verloren gewertet.

Das aktuelle Beispiel der Liga ist der TTC Eilenburg. Dem sächsischen Regionalligisten wurden bislang alle Spiele wegen falscher Aufstellung (nicht berechtigter Spieler) für verloren erklärt. Eilenburg scheiterte mit seiner einstweiligen Verfügung vor dem Landgericht. Nun erhob das Tabellen-Schlusslicht Einspruch vor dem Oberlandesgericht Dresden, wo der Verein in dieser Woche Recht erhielt und auf Gerichtsweg nachträglich alle seine Saisonsiege zugesprochen bekam.

Erkennt dies nun der süddeutsche Verband an, dann wird aus dem Schlusslicht der Tabellenführer und wahrscheinlich neue Meister.

Die Südbadener vom TTC Wehr verstießen bislang auch gegen die neue Ausländer-Verordnung, erhielten stets 0:9-«Bestrafungen«. Der Hochrhein-Klub war gerichtlich gescheitert.

Im Gegensatz dazu spielten Rosenheim und die DJK Offenburg II von Anfang an mit gerichtlicher Rückendeckung. Und Erdmannhausen war in der Vorrunde mit »falscher Besetzung« aufgelaufen, bietet aber mittlerweile aus Angst vor dem Abstieg nur noch heimische Akteure auf.

Diesen schizophrenen Spielbetrieb dieser Liga »überwacht« der Regionalliga-Staffelleiter Bernd Kaltenbach aus Holzgerlingen, der zurzeit drei verschiedene Tabellen führt. »Welche meiner drei Tabellen am Saisonenende Gültigkeit hat, weiß ich nicht.«

Und so erklärt der Liga-Leiter aus Württemberg seine Wertungen:

»Meine erste Tabelle umfasst die tatsächlichen Spielergebnisse aller bisherigen Liga-Begegnungen.
Tabelle zwei sind die 0:9-Wertungen für all jene Mannschaften, die mit ihren Aufstellungen gegen die DTTB-Bestimmungen verstoßen haben.
In der dritten sind jene Vereine wieder mit positiver Punktewertung geführt, die mit einstweiligen Verfügungen vor Gericht durchgekommen sind«, sagt Kaltenbach.
»Aber es stehen noch Hauptverhandlungen an, deshalb ist nichts entschieden.

«Als »völlig unbefriedigend« bezeichnet auch der 2. Vorsitzende der DJK Offenburg, Thomas Heß, die gegenwärtige Situation. Für seine DJK-Reserve in der Regionalliga verbuchte der Anwalt per einstweiliger Verfügung vor Gericht einen Erfolg.

»Das Schlimme ist, dass der DTTB an seinen Bestimmungen auch im nächsten Jahr festhalten will. Also ist ein Ende des Streits nicht Sicht.

Selbst wenn in Verhandlungen Urteile ergehen, gibt es wiederum Einspruchsmöglichkeiten«, meint der DJK-Funktionär.

In anderen TT-Ligen Deutschlands sind, laut Heß, die Auseinandersetzungen auf gerichtlichem Wege eher selten. »Viele Vereine im Norden oder Westen Deutschlands haben wegen den Bestimmungen auf Spieler beispielsweise aus Russland, Litauen oder Tschechien verzichtet, setzen statt dessen ausländische Spieler aus Holland, Belgien oder Dänemark, aus EU-Ländern, ein.«

Da bleibt die Frage: Wird damit das eigentliche DTTB-Ziel, deutsche Spieler in den Vereinen zu schützen, erreicht? Wohl kaum!

[ML]

Original geschrieben von Bernd Beringer
Schau mer mal, was in Wendlingen passiert. Ich hoffe, nur Gutes. Ich fürchte, nichts Gutes.

Was in Wendlingen passieren wird (oder auch nicht ) hat mit der Ausländerregelung nichts zum Tun.

[Bernd Beringer]

Oder vielleicht doch, ml? Wenn nämlich die "Talentschmieden" ohne "ausländische" oder sonstige professionelle Unterstützung selbst nicht hoch kommen (oder oben bleiben), weil ihnen die Talente mangels Perspektive davon laufen, dann ist der Zusammenhang da. Wenn es z.B jedoch Euch in Wendlingen gelingt, um den Stefan Frasch herum ein schlagkräftiges Team aufzubauen, das Zukunft hat, dann ist meine Hoffnung in Erfüllung gegangen.
Klar: Es geht auch ohne "Ausländer". Aber das ist eben nur schwer zu bezahlen. Ich wünsche Euch Gutes.

[Peter Schnaas]

Stellungnahme des Post SV Augsburg zum Beitrag von Bernd Beringer vom 09.03.2002:

Hallo Bernd,

nachdem sich "Günter" in Beiträgen vom 07./08.03.02 über das Training seines Sohnes Sebastian in Augsburg und andere Vereinsvorgänge geäußert hat (Anmerkung: Aussprache und Bewertung dieser Ausführungen erfolgen dort wo sie hingehören -nämlich im Verein) möchten wir zu Deinem 137. Beitrag in diesem Forum Stellung nehmen:

Im 3. Absatz stehen allgemeine Dinge über das Training und im
4. Absatz ist unser Verein direkt angesprochen. Ich zitiere:

"das müssen auch unsere Augsburger Freunde kapieren. Wenn Ihr das nicht hinbekommt, dann habt Ihr solche großartigen Talente wie Sebastian (Anm.: Endreß) und Uli (Anm.: Foag) nicht verdient. Also: Tut was für Euren Nachwuchs, sonst habt Ihr nicht mal in der Oberliga und Bayernliga eine Chance; sonst gehen Euch und womöglich unserem Sport auch einige der besten Talente Bayerns und Deutschlands verloren."

Aufgrund unserer langen Tradition in der Nachwuchsförderung - Christian Herbst, Gerd Richter, Florian Kaindl, Daniel Demleitner u.a. erreichten bei uns im Jugendalter Zweitliganiveau. Richter wechselte von uns sogar in die 1. Bundesliga. Frühere Eigengewächse waren u.a. Vizeweltmeister Martin Neß und Bayernmeister Dieter Voigt,

unsere 1. Jungen ist seit acht Jahren ohne Unterbrechung in der Bayernliga vertreten, unsere A-Schüler wurden 1997 bayer. Mannschaftsmeister, die B-Schüler "Vize" 2001 (ohne den spielberechtigten Sebastian), und so weiter und so fort,

wissen wir wie`s geht und können auf Ratschläge obiger Art verzichten. Vor allem mit dem Halbsatz "Tut was für Euren Nachwuchs, ....." können wir uns nicht anfreunden. Dass nicht immer alles so läuft, wie man es sich vorstellt, brauchen wir Praktikern, glaube ich, nicht zu erläutern.

Da Ihr Hilpolsteiner Euch in vielen Deiner Beiträge immer mal wieder selbst auf die Schulter klopft, (wir wissen`s alle, Felix Bindhammer ist ein Eigengewächs) ist sicher die Frage erlaubt, wie es denn um den TT-Nachwuchs in Hip bestellt ist. Ich vermag in der Hilpoltsteiner Nachwuchsarbeit kein Kontinuität zu erkennen - in der aktuelllen Bezirksrangliste Mittelfrankens habe ich weder Mädchen noch Jungen des Vereins entdeckt.

Noch ein Anmerkung zu Deinem letzten Absatz:

Das Internat in Würzburg erschwert zweifelsohne die Nachwuchsarbeit in Südbayern. Trotzdem in Langweid ist ein vom BTTV bezahlter Kooperationsstützpunkt (Augsburg wurde 2001 aus finanziellen Gründen vom Verband geschlossen). Augsburg und Langweid sind Bezirksleistungszentren für die Jugend.

MfG

Peter Schnaas
(TT-Abteilungsleiter)