Amoklauf in Winnenden und Wendlingen

[Against All Odds]

Zitat von wabe

Ich wiederhole es gerne. Es geht um Solidarität. Der Mangel daran ist das verbindende Element aller dieser Taten, nicht die Faszination an vorhergehenden Tätern. Die ist nachgelagert und Teil der Ritualiserung der eventuell bevorstehenden Gewalttat. Nicht die Ursache.

Hatte ich auch so nicht geäußert.
Die von mir angesprochene Heroisierung ist nicht die Ursache für irgendwelche psychologischen Probleme, schon gar nicht die alleinige. Aber es gibt verschiedene Möglichkeiten, Frustration, Depression etc. zu kanalisieren. Und wenn es zu einer Entscheidung über das "Ventil" kommt, spielen diese „Heldenbilder“ m. E. schon eine wichtige Rolle.
Umsetzungsrelevante Vorstellungen ergeben sich aus dem Verhältnis von Realität und Phantasie, welche durch die Wechselwirkung von Kognition und Emotion beeinflusst wird.

Zum Thema Solidarität: Bestürzt sind wir alle. "Verstehen" kann das alles niemand. Und dass das Grauen für die Familien, Schüler, Lehrer und Bekannten mit dem letzten Schuss noch lange nicht endet, wissen wir auch. Dass ich aber in irgendeiner Weise diese Mischung aus Zorn, Ohnmacht, Fassungslosigkeit, Betäubung, Leere und tiefster Trauer der direkt oder indirekt Involvierten wirklich nachempfinden kann, wage ich einfach nicht zu behaupten. Ich wünsche allen Betroffenden die notwendige Kraft, dieses Ereignis zu verarbeiten.

[Peter Igel]

Zitat von Against All Odds

Umsetzungsrelevante Vorstellungen ergeben sich aus dem Verhältnis von Realität und Phantasie, welche durch die Wechselwirkung von Kognition und Emotion beeinflusst wird.

Drück' das mal so aus, dass es auch ein Laie versteht!
(...ist ja schlimmer als jede Fremdsprache...)

Dem Rest deines posts stimm' ich absolut zu.

[Slawe]

Zitat von Against All Odds

Zum Thema Solidarität: Bestürzt sind wir alle. "Verstehen" kann das alles niemand. Und dass das Grauen für die Familien, Schüler, Lehrer und Bekannten mit dem letzten Schuss noch lange nicht endet, wissen wir auch. Dass ich aber in irgendeiner Weise diese Mischung aus Zorn, Ohnmacht, Fassungslosigkeit, Betäubung, Leere und tiefster Trauer der direkt oder indirekt Involvierten wirklich nachempfinden kann, wage ich einfach nicht zu behaupten. Ich wünsche allen Betroffenden die notwendige Kraft, dieses Ereignis zu verarbeiten.

Kann ich nur beipflichten. In der vergangenen Woche erlebte ich genau diese Gefühlsmischung, als ein Mannschaftskamerad durch Fremdverschulden ums Leben kann, sogar genau in dieser Reihenfolge. Diese Gefühle empfinde ich jetzt, wenn überhaupt, auf eine ganz andere Art und Weise. Wie meine Vorschreiberin schon ausdrückte, Mitleid hab ich auch, und fassungslos ob solches Wahnsinns bin auch ich, doch niemals auf die Art und Weise, wie es ein Betroffener sein kann. Daher geht auch mir die Solidarität mit, beispielsweise einer TT-Pause im ganzen Land, auch eindeutig zu weit.

[powerpaul]

Zitat von wabe

Erstaunlich, Solidarität mit Opfern hat offensichtlich keine große Lobby. Sehr traurig.

....

Vielleicht solltet ihr mal mit genauso großer Intensität über die Opfer nachdenken, und nicht so sehr über die Täter.....

Die beiden besten Sätze im Thread! Respekt!

Ich persönlich (ich wohne in der unmittelbaren Nähe von Winnenden und der gestrige Vorfall lässt einen sehr nachdenklich werden) will mich in keinster Weise mit den "Motiven" oder wie es Kathi formulierte "Gedanken vor der Tat" dieses Wahnsinnigen befassen, weil es den Opfern, Angehörigen und Betroffenen (es stehen auch ca. 40 Schüler unter extremem Schock) überhaupt nicht hilft.

Darum ist der Amokläufer überhaupt nicht wert, daß man über seine "Probleme und Motive spricht" und jegliche mögliche Gedankengänge, welche eventuell zur Tat führten, auseinander nimmt. Auch diese extreme Täter-orientierte Berichterstattung in den Medien geht mir auf den Sack, wo ist das Engagement für die Opfer?

Manche (auch hier) sollten sich mal eines bewußt machen:
Es sind 15 Menschen kaltblütig erschossen worden! Es sind durch diesen Irren Familien auf Dauer unreparierbar geschädigt worden und 40 Schüler haben diese Tat hautnah erlebt und haben extremste Schockzustände.
Es fehlen mir immer noch schlichtweg die Worte, wenn manche hier noch diskutieren über Zusammenhänge von Tischtennis-Niederlagen und der Tat und andere mögliche psychische Probleme als "Erklärung".
Macht euch lieber Gedanken, wie man den Opfern, Angehörigen und Betroffenen eventuell helfen oder zumindest beistehen kann!

[cloud 9]

Zitat von wabe

Ich finde es relativ unerträglich, am nächsten Wochenende einfach so zur Tagesordnung überzugehen und Punktspiele auszutragen als ob nichts geschehen wäre.

Klar hat "das Tischtennis" vermutlich sehr wenig damit zu tun, trotzdem ist es jemand aus unseren Reihen gewesen. Und da fände ich es einfach angebracht, ein Zeichen zu setzen. Um vielleicht mal ein wenig nachzudenken, wie wir mit unseren Sport-, Vereins- und Mannschaftskollegen umgehen. Ob wir nicht manchmal (und vielleicht viel zu oft) Nöte einfach übergehen oder -sehen, denen vielleicht sogar mit Agression begegnen.

Da bin ich ganz deiner deiner Meinung
Ich empfinde es als eine Blamage, dass die Fußball-Bundesliga mit Trauerflor spielt und im TT-Sport passiert rein gar nichts!

Und wenn ich etwas zur Ursache sagen darf: Sie liegt meiner Mn in der Unfähigkeit, mit andern mitzuempfinden und mitzufühlen genauso wie in der
Übersteigerung und Überbetonung des individuellen Nur-auf-sich-selbst-bezogen-Seins...Aus dieser heißen Mischung heraus kann man übrigens auch viele andere "Phänomene" der Zeit erklären, nur dass diejenigen, die zB die internationale Finanzkrise zu verantworten haben, über viel mehr Selbstdisziplin verfügen und halt einfach viel geschickter und schlauer sind!
(Charakterlich würde ich nicht so viele Unterschiede sehen...)

[Telefonmann]

Zitat von cloud 9

Da bin ich ganz deiner deiner Meinung
Ich empfinde es als eine Blamage, dass die Fußball-Bundesliga mit Trauerflor spielt und im TT-Sport passiert rein gar nichts!

und würde es den Angehörigen helfen wenn alle TTler in Trauerflor spielen würden? Ich denke nein.

[Telefonmann]

was ich richtig sch..... finde ist der Wettbewerb "wer ist der Betroffenste im ganzen Land" nach solchen tragischen Ereignissen.......
muss grad irgendwie an den Freitod von Assenheimer und Pesch denken, auch zwei sehr talentierte Tischtennisspieler, die das auch irgendwie nicht verkraftet haben. Lässt sich nicht vergleichen, doch irgendwie scheint es sehr viele sehr sensible Tischtennisspieler zu geben.

[cloud 9]

Zitat von Telefonmann

und würde es den Angehörigen helfen wenn alle TTler in Trauerflor spielen würden? Ich denke nein.

Helfen in dem Sinne, dass die geliebten und unschuldigen Opfer wieder lebendig werden, sicherlich nicht!
Aber als Zeichen der Solidarität, des unendlichen Mitgefühls und auch des Anstands ganz sicher!

(Aber wer mit diesen oder ähnlichen Tugenden auch nicht so besonders ausgestattet ist, sollte hier auch nicht unbedingt weiter mitreden...)

[Obachecka]

Zitat von Telefonmann

Lässt sich nicht vergleichen, doch irgendwie scheint es sehr viele sehr sensible Tischtennisspieler zu geben.

Genau so viele, wie in jeder anderen Sportart auch....

[Telefonmann]

glaube immer noch dass es den Angehörigen kein bischen den Schmerz nehmen wird. Das ist KEINE Solidarität!