Eintracht Frankfurt

[Fozzi]

Zitat von HSV

Ihr dürft das Tagesgeschäft nicht vergessen. Die Abstiegssaison mit Skibbe fing in der Liga auch ganz gut an. Da stimmten sogar die Ergebnisse...
...

Ich mach mir da noch keine Sorgen. Unter Skibbe hatte die Mannschaft in der VR neben guten Leistungen einfach auch viel Glück - allerdings hat Skibbe die Mannschaft schlecht trainiert und sie wurde immer konditionsschwächer und konnte irgendwann nicht mehr mithalten.

Aktuell sind die Leistungen, außer gegen Berlin und Gladbach, überwiegend ok bis gut. Außerdem hatten wir erst 4 Heimspiele (von 10), davon 2 gegen Bayern und BVB. Der Druck jetzt gegen Wolfsburg und Mainz ist allerdings hoch ...

[Fozzi]

Tel Aviv – von Geschichtchen und Geschichte!

Irgendwann in den letzten Jahren hab ich mir mal vorgenommen, einfach mehr mitzunehmen, mehr Möglichkeiten zu nutzen. Konzerte, Ausland, Theater, Tischtennisveranstaltungen – irgendwie machen wir doch alle zu wenig, oder? Zu viel Couch!? Vielleicht kam der Gedanke so mit 40, wer weiß?! Aber Auswärtsspiel in Tel Aviv?? Erstes Mal Israel? AUF JEDEN FALL.

Vom kalten Russland kommend direkt bei der Einreise erst mal aus der Reihe gezogen worden (ich muss mich dringend rassieren). „What’s your reason, where do you come from? Eintracht?? OK, have a nice time!“

Ich wußte schon vorher, dass stark kontrolliert wird, jeder Gast befragt wird und Ein- und Ausreise durchaus etwas länger dauern. Unterm Strich ok, geht ja auch um meine Sicherheit. Jetzt erst mal raus, SIEBENUNDZWANZIG Grad, sonnig, schön. Juhu.

Direkt ins Hotel, dann Strand – herrlich. Wunderbarer Sandstrand! Tolle mediterane Stimmung in der Stadt. Schön an den Beach, Pilschen + herrlicher Sonnenuntergang. Dann Altstadt (Jaffa). Alles in allem festigt sich der Eindruck recht schnell, der sich später bestätigt: Tel Aviv ist für mich optisch keine schöne Stadt, aber eine Stadt mit Flair und öffentlicher Lebensfreude. Viele Cafes und Kneipen, ein junges und lebenslustiges Stadtgefühl. Und die Leute immer freundlich und nett. Ein warmer Empfang! Wobei sich die meisten in der Stadt nicht für Fußball interessieren – es gibt scheinbar wichtigeres… (was soll das sein ????).

Die nächsten Stunden geht’s in die Restaurants, Cafes und Kneipen der Stadt. Viele, viele Kilometer zu Fuß.

Vor dem Spiel am nächsten Tag rotten sich die knapp 1.500 – 2.000 Frankfurter am Strand zum gemeinsamen Gang ins Stadion zusammen. Herrliche Stimmung. Immer noch bei T-Shirt-Temperaturen geht’s nach dem wunderbaren Sonnenuntergang gemeinsam zum Stadion. Wir latschen auf ner 3-spurigen Hauptverbindungsstraße, vor uns schwenkende Fanen, wir singen Lieder - hinter uns hupen die aufgebrachten Verkehrsteilnehmer in einer gemeinsamen Welle der Emotionen gen Stadion.

Immer wieder passieren uns auf der Gegenfahrbahn Israelische Sicherheitskräfte mit ungläubigen Blicken, dass wir innerhalb kürzester Zeit den Verkehr am Strand gen Süden völlig zum Erliegen gebracht haben. Alles Vollidioten? Mag sein – war aber schon irgendwie …. cool. Die Frage war, wie die als nicht gerade als zart besaitet bekannten israelischen Sicherheitsbehörden reagieren würden??? Man hörte schon von weitem die Sirenen …

Und dann etwas, was sich durch die nächsten Stunden ziehen sollte. Die israelische Polizei sperrte kurzerhand die Straße und hällt uns den Rücken frei !!!

Selbes Bild am Stadion. Nette offene Ordnungshüter, die sich bestens mit dem Frankfurter Mob verstanden – ebenso wie die langsam eintrudelnden gegnerischen Fans. Schöne Atmosphäre! Dann rein in den Hexenkessel. Gegner macht mächtig Stimmung – natürlich auch getragen vom Spielverlauf.

Dann Abpfiff einer befremdlichen Frankfurter Leistung. Da wollte sich wohl jemand einen Lauen machen in der Sommerwärme. Die Fans dürfen das vor dem Spiel – die Mannschaft im Spiel auf keinen Fall. Ärgerlich – aber andererseits drei Siege aus vier Spielen – trotz bedenklicher Leistung muss man auch mal die Kirche im Dorf lassen.

Maccabi feiert ausgelassen und wird von uns mit Applaus verabschiedet. Hab ich persönlich in Frankfurt so noch nicht erlebt. Toll. Wurde vom Tel Aviver Publikum ebenfalls mit Applaus für uns honoriert.

Dementsprechend auch die Stimmung nach dem Spiel. Sehr entspannt, alles freundschaftlich. Den Tag dann schön an ner Strandbar ausklingen lassen. Alles Prima (wenn man mal von der Niederlage absieht ). Ich glaube, es ging vielen so, dass diese Fahrt in guter Erinnerung bleibt.

Nächsten Tag klingelt um 7 der Wecker … ab nach Jerusalem. Grrrrr, erst mal Kaffee und schlafen im Bus.

Erste Station: Yad Vashem, Holocaust Gedenkstätte (http://www.yadvashem.org/ )

Man kann sich grob vorstellen, wie man sich in so einer Gedenkstätte fühlt. Die Geschichte wird auf einem riesigen Areal mit Filmen, Bildern und Fundstücken erzählt. Sehr bewegend. Ich persönlich war mehrfach den Tränen nahe (auch wenn man bedenkt, was man von dem ein oder anderen Vollpfosten diesbezüglich hier im Forum lesen muss!!). Hab schon die ein oder andere Gedenkstätte gesehen, aber da kommt man schon ganz schön fassungslos und sprachlos raus. UNVORSTELLBAR.

Danach in den religiösen Schmelztiegel rund um den Tempelberg. Es ist schon wahnsinn, was sich in so einem kleinen Land mit einer Größe von Hessen an Geschichte, Religionen und Brisanz ballt.

Der kleine Ausflug ist definitiv ein Muss für jeden Tel Aviv Besuch.

Heut noch mal eine schöne Begegnung in Tel Aviv beim Mittagessen. Ich sitze in nem Jeremitischen Restaurant, eine junge Frau fragt mich, ob sie ihre Omma im Rollstuhl mal kurz an meinem Tisch parken darf, bis ihr Tisch frei würde. Wir kommen ins Gespräch. Die nette alte Frau erzählt von ihrem Sohn, der in den USA lebt. Ich frage, wo sie nach einiger Zeit und lockerem Geplaudere ob sie denn aus Tel Aviv komme. Sie erzählt mir, dass sie ursprünglich aus Wahrschau kommt, aber schon mit 2 Jahren ausgereist sei. Da isser wieder, der Knoten im Magen und der Klos im Hals. Durchatmen, konzentrieren. Wirklich eine nette Frau, wir babbeln noch so 10 Minuten über dies und das, dann wird ihr Tisch frei. Eine von vielen kleinen Geschichten, die so eine Reise ausmachen.

Was bleibt? Ein Land, das quasi täglich in den Nachrichten ist, ist nun ein Stück näher. Dieses Geflecht von Personen, Religionen, Geschichte, Sprachen und Herkünften ist in ein paar Tagen schwer zu fassen und bestimmt nicht zu verstehen.
Diese Auswärtsfahrt war was besonderes – zumal ich nach Istanbul erst zum zweiten Mal auswärts mit dabei war. Es war schön waaaaarm, es war friedlich, es war etwas besonderes und es bleibt was hängen.

Mal sehen, vielleicht geh ich jetzt noch mal schön frischen Fisch essen …

Wenn sich jemand fragt, warum man auf die Idee kommt, so einen Mist in ein Tischtennisforum zu schreiben, kann ich die Frage nicht wirklich beantworten. Wahrscheinlich will man auch irgentwie seine Gedanken sortieren. Bestimmt aber will ich euch ermutigen, auch mal so eine Fahrt zu machen. Vielleicht zur nächsten Tischtennis-WM? Oder zu einem Opernbesuch in Prag? Egal – es lohnt sich oft! Man ließt sich …

[klugscheisser]

danke, fozzi

[HSV]

Hab' ich erst jetzt gelesen.

Tolle Schilderung! Hat mir gefallen.

[User 17544]

Hab's auch erst jetzt gelesen...

Danke Fozzi

Schon deiner Berichte wegen drücke ich der Eintracht die Daumen, dass sie möglichst weit kommen

Biste in Bordeaux auch dabei?

[Nullinger]

Fozzi, Du machst es richtig. Weiter so.

Von mir aus kannst Du dann auch immer wieder hier im Forum darüber schreiben. Für mich lohnt sich das Lesen Deiner Zeilen sehr.

[Fozzi]

Zitat von Brett13

...
Biste in Bordeaux auch dabei?

Logo (10.000 - 12.000 verkaufte Auswärtskarten )

Ohooo - wir fahren alle nach Bordeaux!
wir spielen international -
der OFC fährt nur nach Baunatal! *sing*

http://www.youtube.com/watch?v=a3wvB2XCwAU

[Fozzi]

Noch kurz was zur Lage. Ich sehe die Lage als durchaus kritisch. Alle nun folgenden Spiele sind 50:50 Spiele und von denen haben wir in den letzten Wochen alle verloren. Aber meines Erachtens stimmen trotzdem System, Einstellung und mit Abstrichen auch die Leistung. Was fehlt ist aktuell das Glück, das wir letzte Saison hatten. Mit 3-4 Punkten mehr, die mit etwas weniger Pech durchaus bei gleicher Leistung drin gewesen wären, wären wir meines Erachtens in einem realistischen Tabellenbereich.

Jetzt ist natürlich Hektik drin. Verständlich, die Lage ist nicht einfach. Jetzt sind wir an einem Punkt, wo wir mit dem Rücken an der Wand stehen und kein Gelaber mehr hilft - nur Punkte. Und jetzt ausgerechnet gegen Schalke - eine zumeist destruktive Kloppertruppe, gegen die wir uns in den letzten Jahren immer schwer getan und quasi nie gewonnen haben. Schwierig.

[Waterhouse]

Zitat von Fozzi

Und jetzt ausgerechnet gegen Schalke - eine zumeist destruktive Kloppertruppe, gegen die wir uns in den letzten Jahren immer schwer getan und quasi nie gewonnen haben. Schwierig.

Immer eine Frage der Perspektive, aber aus der Frankfurter Sicht sollte man sich mit so einem Urteil über einen letztjährigen CL-Gruppensieger und aktuellen Anwärter auf das CL-Achtelfinale doch zurückhalten.
Als "zumeist destruktive Kloppertruppe" sollten solche Erfolge nicht möglich sein.

[Chris Kratzenstein]

Das hat man doch sogar über einen Championsleague-Sieger vor etwas mehr als einem Jahr gesagt.