Hausrecht und Kamera

[tate]

Habt Ihr Euch das Urteil schon mal durchgelesen? In einem schlimmeren und daher unverständlicheren Juristen-Deutsch hätte man das wohl nicht formulieren können! Und mit den Interpunktionsregeln stehen die Mitglieder des Spruchausschusses auch nich auf dem Kriegsfuß!

[Mighty]

Das Urteil ist klar und das gleiche folgt auch aus den Gesetzestexten, die in früheren Kommentaren bereits zitiert wurden. Das Sportgeschehen darf gefilmt werden.

[Zuni]

Was ja schon allein dieses Urteil deutlich macht kommt es stark darauf an WAS gefilmt wird. Und um welche Veranstaltung es sich handelt, denn bei Kreis oder Bezirksmeisterschaften Videoaufnahmen von x-beliebigen Personen zu machen dürfte wohl immer noch verboten sein, da ein normales Gericht wohl kaum jemand so schnell als „relative Person der Zeitgeschichte“ deklariert wie hier der Spruchausschuss !

[topspinguin]

Zitat von Zuni

Was ja schon allein dieses Urteil deutlich macht kommt es stark darauf an WAS gefilmt wird. Und um welche Veranstaltung es sich handelt, denn bei Kreis oder Bezirksmeisterschaften Videoaufnahmen von x-beliebigen Personen zu machen dürfte wohl immer noch verboten sein, da ein normales Gericht wohl kaum jemand so schnell als „relative Person der Zeitgeschichte“ deklariert wie hier der Spruchausschuss !

Da würde ich mich nicht drauf verlassen. Es mag regionale Zeitgeschichte sein, aber ein Richter könnte das durchaus als solche bewerten.

Jetzt darf das also gefilmt werden, wenn die ganze Box im Bild ist. Wie kontrolliere ich das im Falle der Jugendspielerin? Bei gängigen Kameras mit zigfachem Zoom kann es ja auch durchaus sein, dass entweder nur die eine Spielerin oder, je nach Zoom, die ganze Box aufgenommen wird. Der Filmende muss das ja nicht zeigen (und im vorliegenden Beispiel kommt derjenige ja so sympathisch rüber, dass er es wohl auch nicht tun würde), oder? Die Polizei zur Sichtung heranzuholen dürfte unverhältnismäßig sein. Ergo hat die junge Dame keinerlei Möglichkeit ihr Recht durchzusetzen, weil sie streng genommen keine Kenntnis über eine Verletzung desselben erlangen kann.

[Zuni]

Sicher sind es laut BGH immer Einzelfallentscheidungen, aber beschäftige dich einmal etwas mehr mit Bildrechten und du wirst sehen, dass die Auslegung deutlich zum Schutz der Privatpersonen tendiert. Generell muss man um als relative Person der Zeitgeschichte zu gelten durch irgendetwas deutlich aus der Masse herausstechen und das dürfte bei John Doe, der wie tausende andere auch einfach nur auf Bezirksebene an Turnier bzw Meisterschaft teilnimmt kaum der Fall sein.

Einfach einmal mehrere Urteile zu dem Thema googeln oder in Fotocommunities stöbern, denn dort wird das Thema ebenfalls oft diskutiert.

[topspinguin]

Du hast sicher Recht, ich würde mich nur trotzdem nicht darauf verlassen.
Und ich glaube bei KM oder BM in anderen, populäreren Sportarten wie z.B. Fußball würde da dann auch wieder anders bewertet werden.

[Waterhouse]

"Relative Person der Zeitgeschichte" bezieht sich doch hoffentlich eher auf eine allgemeine Berichterstattung eines öffentlichen Wettkampfs? Ob hierzu bereits die Veröffentlichung von Spielen auf der vereinseigenen Homepage zählt?
Bin Laie, aber mein Gefühl sagt mir, dass das individuelle Aufnehmen einzelner Spiele durch beliebige Privatpersonen definitiv nicht in diesem Kontext zu sehen ist.

[User 17544]

Zitat von Waterhouse

"Relative Person der Zeitgeschichte" bezieht sich doch hoffentlich eher auf eine allgemeine Berichterstattung eines öffentlichen Wettkampfs?

Ganz so einfach ist das nicht zu beantworten. Juristenkram halt

Nur sollte sich mal jeder überlegen wie sich die Zeiten geändert haben. Früher biste mit einem TT-Spiel - wenn's nicht gerade international oder Bundesliga war - ins Lokalblättchen gekommen. Da kan ein Fotograf, der auf Negativ fotografiert hat. Das kam einmal in die Zeitung und landete zu 99,9 % schon am Abend der Veröffentlichung im Altpapier. We 'nen Abzug von seinem Konterfei haben wollte, musste zur Zeitung stiefeln und danach fragen und es auch bezahlen.

Heute geht alles digital und ist beliebig oft kopierbar. Die Verbreitung deshalb kaum kontrollierbar. Was einmal im Internet ist, kriegst gesichert nie mehr da raus. Kein Mensch weiß wieviele Kopien dort gemacht worden sind und kein Mensch weiß wann und wo es wieder dort auftaucht, selbst wenn man es von einer Plattform hat löschen lassen.

Über den erheblichen Unterschied darf man sich durchaus gedanken machen....

[Porthos]

Brett13: Gute Zusammenfassung der Problematik.

Allerdings: Das alles sind Fragen aus dem Medienrecht bzw. aus dem Grundrechts-Bereich (Recht am eigenen Bild etc.). Wie ein Tischtennis-Sportgericht auf die Idee kommt, es könnte da irgendwie seinen Senf dazugeben (vgl. das einige Seiten vorher verlinkte Urteil), ist mir schleierhaft.

Das kommt mir in etwa so vor, als wenn sich bei einem Schläger-Diebstahl während eines Turniers ein Tischtennis-Sportgericht mit grundsätzlichen strafrechtlichen Aspekten herumschlagen würde.

Schuster, bleib bitte bei Deinen Leisten!

[User 17544]

Zitat von Porthos

Das kommt mir in etwa so vor, als wenn sich bei einem Schläger-Diebstahl während eines Turniers ein Tischtennis-Sportgericht mit grundsätzlichen strafrechtlichen Aspekten herumschlagen würde.

Sehe ich grundsätzlich auch so!

Nur war es wohl in diesem Fall so, dass das zuständige Sportgericht sich damit befassen musste. Der Einspruch erfolgte nun mal auf dem Weg der Sportgerichtsbarkeit.

Wenn der zuständige Spruchausschuss den Einspruch wegen Nichtzuständigkeit abgewiesen hätte, wäre das sicher auch nicht wirklich gut gewesen. Er steckte im Grunde in einem Dilemma und hat sich für mich sehr achtbar aus der Affäre gezogen.

Sportfunktionäre dürften kein Interesse daran haben Einsprüche abzulehen und somit die Einspruchsführer an ein ordentliches Gericht zu verweisen. Medienpräsenz - auch wenn es nur private Videos sind, die auf youtube landen - dürfte wohl grundsätzlich im Interesse des Sports sein. Sehr viele clicks können schließlich auch ein Argument sein, wenn man mit Fernsehsendern über Sendezeiten verhandelt. So etwas wird ein verantwortungsbewusster Sportfunktionär sicher immer im Hinterkopf haben.

Lehnt ein Spruchausschuss einen solchen Einspruch grundsätzlich ab, besteht die Gefahr, dass sich die Einspruchserheber sofort an ein ordentliches Gericht wenden und dann könnte ein Präzedenzfall für den TT-Sport dabei rauskommen, der den Funktionären überhaupt nicht passt.

Das ergangene Urteil ist zwar rechtlich ohne jeden Belang, aber es versucht beide Seiten im Zaun zu halten. Wenn sich dieser Herr K.( und auch alle anderen Hobbyfilmer- und Fotografen) in Zukunft daran hält, dass er nur noch mit Einwilligung filmt bzw wenn ihm signalisiert wird, dass das jemand nicht will, er sich dann daran hält, ist alles gut. Wenn nicht wird das irgendwann mal vor einem ordentlichen Gericht landen und ein wirklich guter Anwalt, der seine Hausaufgaben macht, wird ein ordentliches Gericht aus meiner Sicht davon überzeugen können, dass Film- und Fotoaufnahmen von im Vordergrund stehenden Amateursportlern nur mit deren Einwilligung zulässig sein dürfen und auf gar keinen Fall gegen deren Willen einfach gemacht werden dürfen. Wenn dabei noch zur Sprache kommt, dass eine Wettspielordnung eines Sportverbandes Amateursportler dazu zwingen will, so etwas in jedem Fall zulassen zu müssen, dann könnte es für den Dachverband des TT-Sports sogar recht peinlich werden, denn Juristen, die es eigentlich besser wissen sollten, gibt es ja nun einige, soweit mir bekannt, im DTTB.