Druck der DTTB-Jugend

[spinball]

Zitat von Torben Wosik

Zum Thema allgemein: ich verstehe die Eltern,wenn sie heutzutage ihre Kinder nicht mehr so schnell "abgeben". Man sollte noch lange genug zweigleisig fahren,denn die Vergangenheit hat gezeigt,dass viele Leute auf der Strecke geblieben sind.
Die,die sich doch für TT entscheiden sollten sich bewusst sein,dass sie damit für sich und eventuell für eine Familie sorgen müssen. Ich weiss,es klingt "besserwisserisch",doch viele Auszeiten kann man sich nicht erlauben.Man muss auch dann mal trainiern oder etwas für den Beruf machen,wenn man mal müde,faul.... ist.
Ein soo einfaches Leben ist es auch nicht. Auch,wenn ich dies von aussenstehenden Personen oft zu hören bekomme

Vielen Dank für diesen differenzierten und sachlichen Beitrag aus berufenem und fachkundigem Munde (wann sollte man sonst dieses Attribut verwenden?)!
Leider sehe ich bei manchen Folgebeiträgen die Tendenz, ihn in einigen Aspekten wesentlich misszuverstehen.
Es geht hier nicht darum, interessierte und begabte Jugendliche zu verschrecken und abspenstig zu machen! Im Gegenteil, nur wenn man von Anfang an weiß, auf was man sich einlässt und auch in Kenntnis nicht nur der Schokoladenseiten (vor allem darum geht es), kann und soll es eine Erfolgsstory werden.
Wie manche hier (mal provozierend gesagt) ihr privates Süppchen kochen und auch immer wieder mal pauschale Vorurteile (auch in anderen Threads) zu andern Themen (bzw. Berufsgruppen) zum besten geben, ist schon sehr, sehr seltsam, für Jugendliche Ohren aber keinesfalls verantwortlich!!

[Waterhouse]

Wenn durch die Konzentration auf den Leistungssport Tischtennis ein ordentlicher Schulabschluß gefährdet ist oder durch Streß/Monotonie die gesunde Lebensfreude abhanden kommt, muß man den eingeschlagenen Weg sicherlich überdenken.
Hier ist die Aufmerksamkeit der Eltern und Trainer gefordert.

Andererseits...auch wenn der erhoffte Sprung nach ganz oben nicht geschafft wird, profitieren die meisten Jugendlichen doch ihr ganzes Leben von den gesammelten Erfahrungen.
Erfolgserlebnisse vermitteln Selbstbewußtsein. Überdurchschnittliche Selbständigkeit ist gefordert. Ein hohes Maß an Disziplin muß erbracht werden und die Bereitschaft auf Freizeit zu verzichten, um seine Ziele zu erreichen, ist ebenfalls unabdingbar.

Wer es geschafft hat, sich in die erweiterte deutsche Spitze zu spielen, wird auch in einem "normalen Beruf" überdurchschnittliche Leistungen bringen, vorausgesetzt, daß der gewählte Beruf keinen totalen Fehlgriff darstellt.

[Volkmar]

Zitat von Waterhouse

Andererseits...auch wenn der erhoffte Sprung nach ganz oben nicht geschafft wird, profitieren die meisten Jugendlichen doch ihr ganzes Leben von den gesammelten Erfahrungen.
Erfolgserlebnisse vermitteln Selbstbewußtsein. Überdurchschnittliche Selbständigkeit ist gefordert. Ein hohes Maß an Disziplin muß erbracht werden und die Bereitschaft auf Freizeit zu verzichten, um seine Ziele zu erreichen, ist ebenfalls unabdingbar.

Wer es geschafft hat, sich in die erweiterte deutsche Spitze zu spielen, wird auch in einem "normalen Beruf" überdurchschnittliche Leistungen bringen, vorausgesetzt, daß der gewählte Beruf keinen totalen Fehlgriff darstellt.

Hier verwechselst Du meiner Meinung nach Ursache und Wirkung. Disziplin und andere Eigenschaften muß ein Leistungssportler von vornherein haben, es muß zu seinen Charaktereigenschaften gehören. Diese Eigenschaften werden nicht durch Sport generiert, sondern durch sportliche Leistungen und Erfolge allerdings gefördert.

Deinen Hinweis auf die "erweiterte deutsche Spitze" halte ich für ziemlich daneben. Ein Spieler in untersten Klassen kann mit derselben Disziplin zu Werke gehen wie ein "Spitzenspieler" und mit derselben Disziplin erreicht er auch in seinem Beruf entsprechende Leistungen. So kann auch ein weniger talentierter Sportler im Endeffekt bessere Resultate erreichen als das Supertalent.

Ein Beispiel aus dem Tennis fällt mir dazu ein. John Mcenroe war sicherlich einer der begabtesten und talentiertesten Tennisspieler aller Zeiten. Trotzdem wurde er von weniger begnadeten Spielern wie Borg oder Lendl immer wieder geschlagen. Warum wohl ? Die weniger Talentierten kompensierten ihre Defizite mit harter Arbeit und Disziplin.

Sportlicher Erfolg ist keine Voraussetzung für beruflichen Erfolg, und sportlicher Erfolg ist keine Garantie für beruflichen Erfolg. Da müssen noch ein paar Faktoren zusätzlich hinzukommen.

BTW: Wo fängt die erweiterte deutsche Spitze Deiner Meinung denn an ? Und wenn ich Deinen Gedankengang mal zugespitzt zu Ende führe: Willst Du uns damit sagen, daß alle, die nicht zur erweiterten deutschen sportlichen Spitze (nicht nur im Tischtennis) gehören, notwendig Berufsversagen werden bzw. sind ?

[PeterHGB]

Zitat von Günter

Die Schüler/Jugendlichen können während der Trainingsmassnahmen (zumindest in Heidelberg ist/war es so) pädagogische Betreuung in Anspruch nehmen. Die Kosten dafür übernimmt zu gut 2/3 der DTTB.

Jeder Schüler/Jugendliche bekommt diese Information zu Anfang des Spieljahres schriftlich mit der Einladung.

Hallo Günter,
Mein Vorschlag bezog sich nicht nur auf die Trainingsmassnahmen in Heidelberg. Pädagogische Betreuung sollte bei allen Trainingsmassnahmen im In und Ausland stattfinden.
Desweiteren wenn wie du umschrieben hast, die Kosten zu 2/3 vom DTTB übernommen werden, so ist dies aus meiner sicht auch nicht OK.
100% sollten es sein. Die Kinder spielen für Deutschland. Ich glaube, dass Eltern schon genug Geld in ihre Kinder investieren.

Gruß
Peter Becker

[Waterhouse]

@Volkmar

Hätte nicht gedacht, daß ich so mißverstanden werden kann. Ich verwechsle nicht Ursache und Wirkung. Disziplin, Organisation, Leistungsbereitschaft und Selbständigkeit sind keine rein genetisch vorgegebenen Eigenschaften, sondern durchaus auch erlernbar.
Die Bereitschaft, sich überdurchschnittlich zu engagieren wurde schon jahrelang verlangt und gezeigt (und ist von vorneherein stärker vorhanden).
Natürlich erleichtern diese Eigenschaften wegen ihres Vorhandenseins auch den sportlichen Erfolg, andererseits werden sie während einer sportlichen Karriere auch noch weiter ausgebaut.
Ansonsten hat sportlicher Erfolg mit beruflichem Erfolg direkt nix zu tun und bzgl. Deiner provokativen Frage, ob alle, die nicht zur erweiterten deutschen Spitze gehören Berufsversager sind, hoffe ich nur, daß Du hier nicht persönliche Dinge falsch reflektierst.
Das mit der erweiterten deutschen Spitze war auch nur eine ungefähre Hausnummer. Allgemeiner ausgedrückt gilt das für alle, die sich über Jahre hinweg dem Leistungssport mal verschrieben haben und dafür ihr Leben sehr genau organisieren mußten.

[Günter]

Zitat von PeterHGB

Hallo Günter,

Mein Vorschlag bezog sich nicht nur auf die Trainingsmassnahmen in Heidelberg. Pädagogische Betreuung sollte bei allen Trainingsmassnahmen im In und Ausland stattfinden.

Desweiteren wenn wie du umschrieben hast, die Kosten zu 2/3 vom DTTB übernommen werden, so ist dies aus meiner sicht auch nicht OK.

100% sollten es sein. Die Kinder spielen für Deutschland. Ich glaube, dass Eltern schon genug Geld in ihre Kinder investieren.



Gruß

Peter Becker

Hallo Peter,


pädagogische Betreuung im In und Ausland vom DTTB ist schon der letzte Schritt.
Diese Betreuung sollte bereits im Verband, in den besuchten Schulen angehen.

Hier hat Ba-Wü einen ersten Schritt getan. In Ba-Wü gibt es sogenannte "Eliteschulen des Sports", das sind Gymn.- Real- und Hauptschulen. In diesen werden die Bundeskaderspieler mehrmals wöchentlich für Training freigestellt. Der ausgefallenen Stoff (auch der von Lehrgängen) wird mit Lehrkräften dieser Schulen im Einzel- oder Kleingruppenunterricht konzentriert nachgeholt.

In Bayern gibt es so was nicht, hier wird der Schüler freigestellt, ist aber selbst verantwortlich, den Stoff nachzuholen. Es gibt den einen oder anderen engagierten Lehrer (z.B. VP Jugend), der in seinem Unterrichtsfach den Kaderspielern Hilfe anbietet. Dies ist aber nur Stückwerk und keine Lösung.

Über andere Bundesländer weiß ich nichts.

all@

der Spagat zwischen Schule und Sport wird mit dem Älterwerden immer breiter. Irgendwann werden dann die Beine zu kurz und man muss sich entscheiden. Die Einen wechseln die Schule, gehen vom Gymn. in die Real, oder zurück in die Hauptschule, andere wiederholen eine Klasse, andere machen einen Schulabgang und versuchen sich als Profi. Manche treten mit dem Sport kürzer und legen den Schwerpunkt auf die Schule, was auch von vielen Insidern empfohlen wird.

Den richtigen Weg muss jede/r für sich selbst finden.

Das der Leistungssport, besser gesagt der Sport, eine Menge erzieherischen Wert hat ist unbestritten und von Vorschreibern schon gewürdigt worden. Selbst wenn eine/r damit aufhört hat er eine Menge für`s Leben gelernt dass ihm im Berufsleben sicher hilfreich sein wird. Ob es die gebrachten Opfer während der Kinder- und Jugendzeit aufwiegt ist eine andere Sache. Der Vogel sieht es von oben, der Fisch von unten.


Wie sagte mal ein Vater vor Jahren zu mir. „Lieber fahre ich jeden Tag irgendwohin ins Training, als dass ich einmal wöchentlich zur Drogenberatung gehe“.

Gruß Günter

[PeterHGB]

Zitat von Günter

Hallo Peter,


pädagogische Betreuung im In und Ausland vom DTTB ist schon der letzte Schritt.
Diese Betreuung sollte bereits im Verband, in den besuchten Schulen angehen.

Hier hat Ba-Wü einen ersten Schritt getan. In Ba-Wü gibt es sogenannte "Eliteschulen des Sports", das sind Gymn.- Real- und Hauptschulen. In diesen werden die Bundeskaderspieler mehrmals wöchentlich für Training freigestellt. Der ausgefallenen Stoff (auch der von Lehrgängen) wird mit Lehrkräften dieser Schulen im Einzel- oder Kleingruppenunterricht konzentriert nachgeholt.



Gruß Günter

hallo Günther,
Das funktioniert auch nur dort, wo Hauptamtliche Verbandstrainer vorhanden sind. Leider ist das ja in etlichen Verbänden nicht der Fall, dort üben die Verbandstrainer noch einen anderen Beruf aus. Genau aus diesem Grund können etliche Massnahmen nicht verwirklicht werden.

Gruß
Peter Becker