Aufschläge "verdecken"

[Florian L.]

Eigentlich ist das in der Regel eindeutig geklärt und kann nur im Einzelfall und per Tatschenentscheidung beurteilt werden. Nocheinmal zur Auffrischung ein Auszug aus den TT-Regeln (http://www.tischtennis.de/downloads/...regeln_a.pdf):

6.4 Der Ball muss sich vom Beginn des Aufschlags
bis er geschlagen wird oberhalb der Ebene der
Spielfläche und hinter der Grundlinie des Aufschlägers
befinden und darf durch den Aufschläger oder
seinen Doppelpartner oder durch etwas, das sie
an sich oder bei sich tragen, für den Rückschläger
nicht verdeckt werden.
6.5 Sobald der Ball hochgeworfen wurde, müssen
der freie Arm und die freie Hand des Aufschlägers
aus dem Raum zwischen dem Ball und dem Netz
entfernt werden.
Anm.: Dieser Raum wird definiert durch den Ball,
das Netz und dessen imaginäre, unbegrenzte Ausdehnung
nach oben.
6.6 Es liegt in der Verantwortlichkeit des Spielers,
so aufzuschlagen, dass der Schiedsrichter
oder der Schiedsrichter-Assistent sehen kann, ob
der Aufschlag in allen Punkten der Aufschlagregel
entspricht.
6.6.1 Falls der Schiedsrichter Zweifel an der Zulässigkeit
eines Aufschlages hat, kann er beim ersten
Vorkommnis dieser Art auf ’Let’ (Wiederholung)
erkennen und den Aufschläger verwarnen.
6.6.2 Bei jedem folgenden zweifelhaften Aufschlag
dieses Spielers oder seines Doppelpartners erhält
der Rückschläger einen Punkt.
6.6.3 Verstößt der Aufschläger jedoch eindeutig
gegen die Bestimmungen über einen korrekten
Aufschlag, so wird nicht verwarnt und der Rückschläger
erhält den Punkt.
6.7 In Ausnahmefällen kann der Schiedsrichter
die Erfordernisse für einen korrekten Aufschlag
lockern, wenn er überzeugt ist, dass ein Spieler sie
wegen einer Körperbehinderung nicht einhalten
kann.

Sofern ihr das Verdecken nicht absichtlicht macht (was gegen jede Form von Fair Play verstieße), gibt es meiner Meinung zwei Punkte auf die bei der Durchführung eines regelkonformen Aufschlages zu achten ist.

1. Der zu niedrige Ballwurf (diesen kann ich manchmal im EIfer des Gefechtes auch bei mir beobachten --> immer bewusst darauf achten, dass hoch genug geworfen wird)

2. Der nicht senkrechte Ballwurf (im Bemühen, mehr Effet zu erzeugen, tendieren viele dazu, den Ball gegen den Schläger zu werfen. Außerdem ist das, so glaube ich, die verbreitetste Methode des Verdeckens. Es muss nur noch der Oberkörper nach vorne gebeugt und gleichzeitig die Schulter eingedreht werden, dann ist der Balltreffpunkt durch die Schulter/Körper veborgen)

Diese Punkte gilt es, zu trainieren und durch Finten bzw. Handgelenkeinsatz trotzdem gute Aufschläge zu praktizieren. Der Großteil dieses Threads gehört außerdem wohl eher in die Regelecke.

Jetzt geht es für mich gleich ins Bett.

[DerWechsler]

Jawoll Flori, ganz meine Meinung

[Florian L.]

Nach ausreichendem Nachtschlaf und einem leckeren Mittagessen bei Oma (es gab Fischstäbchen), habe ich noch einmal ein wenig recherchiert. Als die Regel, dass das Verdecken nicht mehr erlaubt sei, eingeführt wurde, wurden die neuen Aufschlagvarianten heftigst diskutiert.

Möglichkeiten der Ausführung regelkonformer Aufschläge sind das Auflegen der Hand auf die Brust (Chuang hat eine Weile mal so aufgeschlagen). Dadurch wird der Arm und folglich auch die Schulter neutralisiert. Um sich mit der Schulter einzudrehen, bedarf es schon einer akrobatischen Meisterleistung. In der Umstellungsphase habe ich diese Variante auch probiert, bekam aber Gleichgewichtsprobleme, besonders beim Nachspielen auf den zweiten Ball.

EIne weitere Möglichkeit ist das Weiterführen der Ballwurfbewegung. Bei Samsonov ist das manchmal zu sehen. Nachdem der Ball die Hand verlässt, wird der Arm weiter nach oben geführt und verschwindet so aus der kritischen Zone und ein Verdecken ist eigentlich gar nicht möglich. Der Wurfarm wird in einer Art Kreisbewegung wieder in die Ausgangslage geführt und es kann weitergespielt werden. Funktioniert aber nur ab einer gewissen Wurfhöhe.

Am verbreitesten ist das Führen des Wurfarmes zur Hüfte auf der Seite des Wurfarms (also bei einem Rechtshänder an die linke Hüfte). Hier ist der Körper gut ausbalanciert. ABER: Verdecken wird (bewusst oder unbewusst) leicht gemacht. Sobald der Ballwurf leicht schräg Richtung Schläger geht, hat man eigentlich schon fast verdeckt. Ist z.B. bei Maze mMn oft zu sehen. Die Körperspannung und die vorgebeugte Position lassen den Ball schnell hinter dem Körper verschwinden. Man erinnere sich auch an den berühmt berüchtigten Tomasz Kresewski (richtig geschrieben?), der ein Meister im Verdecken mit der Schulter war.

Ich denke, dass es einen Trend hin zum unsauberen Aufschlag gibt. Oder vielleicht besser ausgedrückt: einen Trend zum schlampige (Regelkonformität) Aufschag. Es wird ja von den Pros vorgemacht. Viele bewegen sich am Rande der Regeln oder eindeutig dahinter. Aber so lange (auch in den seltenen Fernsehbildern) jeder Schiedsrichter angegangen wird, braucht man sich nicht über mangelnde Verfolgung von Fehlaufschlägern wundern. Es müsste umgedreht werden und der sich fehlverhaltende Spieler kritisiert werden, der die Regeln bricht, aber stattdessen wird der Ahnder an den Pranger gestellt. Dass dann in den unteren Klassen die Zählschiedsrichter sich nicht trauen, unbeliebte Entscheidungen zu treffen, ist kein Wunder. Nur meine Meinung.

[JanMove]

Was oftmals auch nicht beachtet wird ist, dass VH-Aufschläge bei Linkshänder gegen Rechtshänder sehr viel leichter verdeckt sind als bei rechts gegen rechts. Ein Aufschlag, der bei rechts gegen rechts nicht reklamiert wird, erscheint bei der Kombination links gegen rechts oft als verdeckt. Insofern wäre der Aufschlag also auch schon bei rechts gegen rechts streng genommen als falsch zu beurteilen.
Eigentlich sind die Aufschlagregeln in diesem Punkt sehr streng. Jedoch hält sich keine Sau dran insbesondere auch im Profibereich. Einem Maze, Wang Liqin oder auch anderen gehörte schon immer wieder mal ein Punkt abgezählt.