Das Allround-Spiel am Beispiel von V. Samsonov

[Jancsi]

Was soll's, Kortschnoi, Keres, Rubinstein, Nimzowitsch, und wie sie alle heißen, sind auch immer kurz vor dem Olymp gescheitert und trotzdem in die Geschichte eingegangen. Gerade "Viktor der Schreckliche" besorgt es mit seinen 73 Lenzen immer noch den Jungs & Mädels, wie sie es brauchen. Also seid etwas nachsichtiger mit Vladi, ich finde, ein so netter und fairer Sportsmann wie er hat es nun wirklich nicht verdient, so runtergemacht zu werden. Ist doch egal, ob er Weltmeister geworden ist oder nicht.


Gruß,

Jancsi

[Bow]

Momendemol, es macht ihn hier doch keiner runter, ganz im Gegenteil, oder hab ich das entscheidende Posting übersehen?
Im Übrigen bewundere ich Vladi und sein Spiel, seit ich ihn das erste Mal sah. Es ist genau dieser Fokus auf dosierten Druck, die große passive Sicherheit und seine Übersicht, die mich von Anfang an fasziniert hat.
Immer wieder staune ich über seine schnellen Reaktionen, eine absolute Granate auf den Körper noch zu blocken um dann aus der Distanz die Bälle zurückzuschaufeln, bis sich die Gelegenheit zum Gegenangriff bietet.

Alleine, diese Reaktion am Tisch habe ich nicht, versuche aber seither diese Sicherheit in den Schlägen und der Schlagausführung als Priorität zu setzen und habe mich vor allem darüber weiterentwickelt.

[Nacki]

Zitat von Jancsi

Was soll's, Kortschnoi, Keres, Rubinstein, Nimzowitsch, und wie sie alle heißen, sind auch immer kurz vor dem Olymp gescheitert und trotzdem in die Geschichte eingegangen. Gerade "Viktor der Schreckliche" besorgt es mit seinen 73 Lenzen immer noch den Jungs & Mädels, wie sie es brauchen. Also seid etwas nachsichtiger mit Vladi, ich finde, ein so netter und fairer Sportsmann wie er hat es nun wirklich nicht verdient, so runtergemacht zu werden. Ist doch egal, ob er Weltmeister geworden ist oder nicht.

Von diesen Neigungen Kortschnois habe ich noch gar nichts gewußt. Aber Hut ab, mit 73...

[Jancsi]

Zitat von Bow

Momendemol, es macht ihn hier doch keiner runter

A hee, falsch verstonne. Annere waares.

[Jancsi]

Zitat von Nacki

Aber Hut ab, mit 73...

Z.Zt. 90ter der Weltrangliste. Nächste Woche wird er 74 ...

[martinspin]

Hi spezzi

Zitat von spezzi

Mal ne Frage: Was erhofft ihr euch eigentlich davon Samsonovs Spiel derartig detailliert zu untersuchen?

Ich war früher immer der Meinung, dass ich der geborene Angriffsspieler bin. Mein VH-TS ist zwar sehr sicher, doch der RH-TS ist noch zu wenig sicher, um ihn regelmässig zu spielen. Mir geschieht es dadurch oft, dass mir die Gegner nur noch mit US in die RH spielen. An diesem Punkt bleibt mir momentan nichts anderes übrig als zu schupfen oder zu blocken. Da ich mich etwas mehr mit dem Schupfschlag beschäftige, habe ich auch gewisse passive Qualitäten an mir entdeckt und für mich wir das Allroundspiel zunehmend wichtiger.

Ich gehe heute nicht mehr mit einer fixen Vorstellung in's Match und schau erst mal, was mein Gegner so drauf hat und wo er Schwächen zeigt. Durch dieses Vorgehen bin ich variabler geworden und spiele heute eindeutig taktischer wie früher. Der Sicherheitsaspekt ist mir inzwischen auch wichtiger gewordern und ich gebe mir mehr Zeit, mein Spiel zu entwickeln.

Mag sein, dass ich im Moment etwas zu passiv spiele und auf der andern Seite ist zu sagen, dass ich mehr Matches gewinne. Was mir am Allround gefällt, dass ich ganz verschieden Qualitäten von mir in's Spiel einbringen kann und ich alles in allem zufriedener bin.

Natürlich steigt auch das Interesse an den Spitzen-Allroundern der Welt und ich schaue fasziniert hin, was mit Intelligenz und Kreativität alles möglich ist. Innerhalb des ALL-Systems gibt es immer noch starke Unterschiede und ich möchte solches erkennen können, um mein eigenes Spielsystem noch besser auszuloten.

Gruss
Martin

[martinspin]

Hallo Leute

Habe noch kurz einen ersten Satz von Vladi gegen Joo analysiert. Das Ganze fand beim Bronzemedaillenspiel 2003 des "Super Circuit" statt. Vladi hat den ersten Satz knapp mit 11:13 verloren und letzlich das Spiel gewonnen.

Natürlich ist anzunehmen, dass Vladi gegen Abwehr deutlich offensiv spielt. So deutlich sind die Unterschiede jedoch nicht. Inkl. der US-AS spielte Vladi ca. 38 passive Bälle und ca. 52 aktive Bälle. Das entspricht einem Verhältnis von 58% zu 42% zu Gunsten der Aktivschläge. Grob gerechnet spielte Vladi 4 von 10 Bällen passiv, was eigentlich erstaunlich hoch ist gegen Abwehr ist. Das hat damit zu tun, dass Joo selbst auch angreift und Vladi so seine Passivqualitäten unter Beweis stellen kann.

Joo selbst machte 6 von 13 Punkten mit aktivem Spiel und 7 von 13 Punkten machte Samsonov Aktivfehler. Auf der andern Seite machte Samsonov 11 Aktivpunkte und bloss 1 Punkt mit einem Passivschlag.

Es scheint so, dass Vladi den 1. Satz dazu benutzte, sich auf das Spiel von Joo einzustellen und er entsprechend viele Passiv- und Aktivfehler beging. Vladi schien im ersten Satz noch nicht so sicher zu spielen und das führte dazu, dass Joo den ersten Satz knapp gewann. Im Verlauf des ganzen Matches, fand sich Vladi immer besser zurecht mit dem Spiel von Joo und er gewann schliesslich das Match.

Gegen Joo machte Vladi 11 Punkte mit dem Angriff und beging jedoch 7 Fehler mit dem Angriff. Nach der 51%-Regel müsste die Quote der Angriffe eigentlich genügen, um den Satz nach Hause zu tragen. Da Vladi jedoch ungewöhlich viele Passivfehler beging, verlor er den ersten Satz. Samsonov hat selbst auch Mühe mit Tempowechseln und so ist es nicht verwunderlich, dass seine beste Waffe, der Tempowechsel, ihm selbst zum Verhängnis werden kann.


Gruss
Martin

[Hurz67]

Zitat von martinspin

Ich war früher immer der Meinung, dass ich der geborene Angriffsspieler bin. Mein VH-TS ist zwar sehr sicher, doch der RH-TS ist noch zu wenig sicher, um ihn regelmässig zu spielen. Mir geschieht es dadurch oft, dass mir die Gegner nur noch mit US in die RH spielen. An diesem Punkt bleibt mir momentan nichts anderes übrig als zu schupfen oder zu blocken. Da ich mich etwas mehr mit dem Schupfschlag beschäftige, habe ich auch gewisse passive Qualitäten an mir entdeckt und für mich wir das Allroundspiel zunehmend wichtiger.

Ich gehe heute nicht mehr mit einer fixen Vorstellung in's Match und schau erst mal, was mein Gegner so drauf hat und wo er Schwächen zeigt. Durch dieses Vorgehen bin ich variabler geworden und spiele heute eindeutig taktischer wie früher. Der Sicherheitsaspekt ist mir inzwischen auch wichtiger gewordern und ich gebe mir mehr Zeit, mein Spiel zu entwickeln.

Mag sein, dass ich im Moment etwas zu passiv spiele und auf der andern Seite ist zu sagen, dass ich mehr Matches gewinne. Was mir am Allround gefällt, dass ich ganz verschieden Qualitäten von mir in's Spiel einbringen kann und ich alles in allem zufriedener bin.

Natürlich steigt auch das Interesse an den Spitzen-Allroundern der Welt und ich schaue fasziniert hin, was mit Intelligenz und Kreativität alles möglich ist. Innerhalb des ALL-Systems gibt es immer noch starke Unterschiede und ich möchte solches erkennen können, um mein eigenes Spielsystem noch besser auszuloten.

Bei mir ist es so, das ich den RH TS (Flip) nur auf US, wirklich in das Spiel einbauen kann, der TS auf ÜS ist nicht in meinem aktiven Repertoire enthalten (obwohl ich ganz passable TS im systematischen Training hinbekomme...). So kann mich mein Gegner zumindest nicht mit US festnageln, sondern ich mache viele Punkte mit viel Spin (ein Punktebringer ). Der kleine Timingunterschied zwischen ankommenden Schupfbällen und Block oder Konter auf der RH, macht für mich den Unterschied aus...für schnelles Spiel habe ich ja immernoch Block und Konter...

Kann Dir nur empfehlen, den weichen RH TS auf US zu trainieren, dadurch wird Dein Spiel gleich viel ausgewogener, da Du auf der RH alle Bälle (US,ÜS,schnell, langsam) erwidern kannst.

Gruß

[martinspin]

Hallo Hurz67

Zitat von Hurz67

Kann Dir nur empfehlen, den weichen RH TS auf US zu trainieren, dadurch wird Dein Spiel gleich viel ausgewogener, da Du auf der RH alle Bälle (US,ÜS,schnell, langsam) erwidern kannst.

Allgemein spiele ich wenig RH-TS im Match. Habe ich jedoch einen Gegner, der eher passiv spielt und nicht dauernd angreift, variiere ich auf der RH schon auch mal mit dem langsamen RH-TS. Das geht auch gar nicht schlecht. Bei aggressiven Spielern mit Schuss geschieht es nicht selten, dass meine Rotationstops der RH einfach abgeschossen werden. Darum bin ich insgesamt noch etwas vorsichtig im Match.

Trainieren tu ich den RH-TS meist auf Block und ab und zu auf US. Wenn ich vermehrt auf US ziehe im Training spiele ich etwas mehr RH-TS im Match. Somit liegst du schon richtig mit deinem Vorschlag.

Auf der RH habe ich trotz Punktespielen seit etwa drei Wochen den Tackifire Drive montiert . Ich fühle mich noch nicht so sicher damit beim Ziehen. Er ist etwas weicher, wie der Tackifire SP auf der VH. Wie schon angedeutet, kultiviere ich momentan mein Schupfspiel (Stoss-, Hebe-, Schiebe- und Schneideschupf). Wenn ich mit dem Tackifire Drive so richtig viel US in den Schupfball reinlege, machen meine Gegner sehr häufig den Fehler und schupfen/ziehen in's Netz. Wenn ich dann hin und wieder den Schnitt variiere, kommen ich zusätzlich zu Punkten. Ich möchte noch zusätzlich lernen, konsequent den WP mit langen und stark unterschnittenen Schupfbällen anspielen lernen. Bloss auf die RH zu schupfen, damit der Gegner nicht angreifen kann ist zwar gut, aber etwas zu passiv. Ich möchte lernen, wie ich aus dem passiven Schupfen sicher in's aktive spiel übergehen kann. Da scheint mir das Spiel auf den WP so eine Art Schlüsselstellung einzunehmen.

Gruss
Martin

[Max]

@ Martinspin
Ich will jetzt nicht frech sein, aber man könnte das ganze vielleicht auch als Erbsenzählerei abtun, zumindest wirkt es phasenweise in manchen Beiträgen mit Zahlengewirr so. Mein Hauptproblem: Ich muss Dir in gewisser Weise Deine Beobachtungsgabe absprechen was die Aufschläge betrifft. Glaubst Du wirklich zu wissen mit welcher Rotation ein Samsonov serviert, obwohl Du noch nie gegen ihn gespielt hast? Hinzu kommt eine schlechte Kameraperspektive und Rückschläge des Gegners, die nicht immer genau erkennen lassen, was der Aufschlag genau in sich barg. Wenn Samsonov wirklich viele Unterschnittaufschläge gespielt hat(ich hasse diese Krüppelabkürzungen wie US AS), ist das doch vor allem entscheidend wo er sie hingespielt hat. Aus jedem Trainingshandbuch lernt man, dass der Flip auf Unterschnitt ja am leichtesten zu spielen ist, so empfinde ich auch. Einer wie Joo wird das also auch relativ ordentlich können. Also ein Aufschlag(auch Unterschnitt), der zu einem scheinbar gutem Angriff einlädt, kann zum Vorteil des Aufschlägers werden. Ich habe mal gelesen(eigentlich nichts Neues), dass die Chinesen weniger kurze Aufschläge spielen wollen, auf die man teilweise recht hart und gut flippen kann sondern halblange, die nach dem ersten Auftippen allerfrühestens auf der Grundlinie ein zweites Mal auftippen, besser aber nahe der Tischkante herunterfallen, damit der Rückschläger sich entscheiden muss, ob er einen mittelmäßigen Schupfball anbringt oder mit einem meist langsamen Rotationsspin antworten, wo auch hier der Aufschläger sehr gut gegenziehen kann. Zur Platzierung ist auch zu sagen, dass ein Unterschnittaufschlag in die Noppen von Joo ja mit Überschnitt zurückkommen und dann gut gegengezogen werden kann. Letztendlich meine ich, dass Samsononv sich ja natürlich auch dem Gegner anpasst,sprich also die Sachen serviert, die dem Gegner meist nicht schmecken. Kann Schlager den Unterschnittaufschlag von Samsonov nur schlacht retournieren, spielt er den natürlich öfter.