Applaus oder Anfeuern nach Ballwechsel - Streitereien

[Daniel G.]

Hallo zusammen,
Ich werde beim spielen gerne schon mal emotional, ärger mich und pushe mich nach vorne, wenn es knapp ist auch teilweise nach jedem Ball.
Zum Thema Netzroller und Kantenbälle, wenn sie den Punkt entscheiden freue ich mich nicht direkt, dreh mein Ründchen und pushe mich für den nächsten Ball und hatte bis Heute noch nie Probleme damit. Je mehr Netzroller/Kantenbälle es werden, desto ruhiger werde ich dann auch, denn sowas kann eine schon zermürben und wenn sich der Gegenspieler dann noch übertrieben freut fände ich es selbst nicht sehr ansprechend.
Viel schlimmer finde ich folgende Situation: Meine Freundin wollte sich ein Spiel von mir anschauen, sah einen wirklich guten Ballwechsel, den ich leider mit einem Netzroller beendete. Sie applaudierte mir und wurde probt angemacht, dass sowas zutiefst unsportlich sei. Mitterweile traut sie sich gar nicht mehr auch nur einen Ton von sich zu geben. Ich denke, dass man so etwas durchaus besser lösen kann.
Alles in allem nimmt das Aufregen über Klatschen wohl von der Bundesliga abwärts zu. Ich habe es im Profisport erst einmal erlebt, dass ein Spieler auch nur ein Hauch von Reaktion auf Klatschen der Gegnerischen Fans genommen hat. In diesem speziellen Fall wurden die letzten 4Bälle durch tödliche Netzroller entschieden und die Fans applaudierten mit aller Kraft.

Wie langweilig wäre Tischtennis ohne Emotionen?!

[Deichchaot]

Zitat von Daniel G.

Wie langweilig wäre Tischtennis ohne Emotionen?!

Ja richtig, Emotionen gehören m.E. dazu.
Ok die Profis sind es gewohnt, das ständig geklatscht wird. Denen stört das mit Sicherheit nicht mehr.

In den unteren Ligen, damit meine ich mindestens Landesliga und abwärts, wird sich leider über vieles noch zu sehr aufgeregt. Weil da ist man das klatschen nicht gewohnt. In den meisten Vereinen jedenfalls.
Und da müssen wir mal von weg wenn wir Tischtennis interessanter machen wollen und vielleicht auch mal wieder mehr Mitglieder in den Verbänden haben wollen

[marric1976]

Sowas ähnliches hatten wir am Donnerstag im letzten Hinrundenspiel (3KK Bonn) auch:

Beide Mannschaften punktgleich, meine Truppe (3 Jugendliche und ich als Alterspräsident...mit 35) gegen eine Alt-Herren-Truppe (Durchschnittsalter >60)

Soweit alles kein Problem, dann kam das allerletzte Spiel unserer Nr.2 gegen die gegnerische Nummer 4. Unser Jung' lag schon mit 0:2 Sätzen hin und der Gegner hatte bei 10:8 im dritten Satz Matchbälle, die unser Spieler beide abwehren konnte. Das hatte natürlich den einen oder anderen Jubler von unserer Bank (wir restlichen drei Spieler + noch eine andere Mannschaft von uns, die auch gespielt hat + 2 Spieler aus der 1. Herrenmannschaft, die als Fans mitgefahren sind) zur Folge. Darüber hat der Gegner sich dann das erste Mal aufgeregt ("muss denn immer alles bejubelt werden ?"), als unser Spieler dann den Satz auch noch gewonnen hatte, wurden die Vorwürfe noch eine Nummer schlimmer (fast in Richtung mangelnder Fairness). Von uns kamen dann ein paar Kommentare bezüglich "das ist doch Stimmung", oder wir haben uns zusammengerissen...

In den folgenden beiden Sätzen hat er es dann aber übertrieben: überlange Pausen zwischen den einzelnen Ballwechseln (>30s waren keine Seltenheit), aber als unser Spieler bei 8:4 für ihn sich sein Handtuch geben ließ, hat er protestiert, desgleichen hat er gegen eine Auszeit protestiert uswusf...

Lange Rede, kurzer Unsinn:

Ich stelle eigentlich immer fest: wenn 2 relativ junge Mannschaften gegeneinander spielen, ist fast immer Feuer drin, aber hinterher verträgt man sich und trinkt noch ein Bierchen zusammen. Bei zwei alten Mannschaften ist meistens tote Hose. Spielt eine alte gegen eine junge Mannschaft, häng's davon ab, wer gewinnt... Gewinnen die Alten, gibt man den Jungen noch ein paar gönnerhafte Worte ("ich hätte es Dir ja gegönnt, Du hättest es verdient, blabla"), meistens nicht ernst gemeint...Gewinnen die Jungen (am besten noch wenn die Alten mit Brettchen/Noppen gespielt haben), dann war's unfair und natürlich auch alles nur Glück...

Das ist naturgemäß verallgemeinernd, aber die Tendenz ist absolut zu erkennen (zumindest bei uns da unten )...

[Wuuzzaa]

Genau das kann ich nur bestätigen. Ich schaue mir genug Spiele der 3. und 2.Kreisklasse an und leider sieht es bei so generationenübergreifenden Spielen aus.
Sehr toll fand ich auch, als ein älterer Herr aus Verzweiflung - noch im Zum-Tisch-Gehen - einen Aufschlag aus der Hand machte. Der Rückschläger fing den Ball nur auf und meinte:"Ne, du hast doch Aufschlag" und der ältere Herr sagte nur, dass dies der Aufschlag war und bestand auf diesen Punktgewinn (den er natürlich nicht zugesprochen bekam).

Wenn ältere Herren angefeuert werden ist für sie die Welt in Ordnung (Netzroller und Kantenbälle sehen sie oft aufgrund ihrer Sehschwäche nicht richtig und können so den Punkt nicht immer richtig werten - laut eigener Aussage), wird aber ein sonstiger Punkte der Gegner beklatscht, gilt es als Unsportlichkeit ...

[wabe]

Zitat von Wuuzzaa

Wenn ältere Herren angefeuert werden ist für sie die Welt in Ordnung (Netzroller und Kantenbälle sehen sie oft aufgrund ihrer Sehschwäche nicht richtig und können so den Punkt nicht immer richtig werten - laut eigener Aussage), wird aber ein sonstiger Punkte der Gegner beklatscht, gilt es als Unsportlichkeit ...

Ist diese pauschale Aussage die sportliche Fairness, deren Fehlen Du grade beklagst? Es mag ja solche Fälle geben, die Norm sind sie nicht. Also mach sie nicht dazu.

In meiner Erfahrung gibt es Generationenkonflikte äußerst selten. Konflikte zwischen guten und weniger guten Spielern jedoch deutlich öfter. Insbesondere wenn einer der Kontrahenten glaubt er wäre besser, es aber nicht im Spiel beweisen kann.

[Fastest115]

Zitat von Wuuzzaa

Sehr toll fand ich auch, als ein älterer Herr aus Verzweiflung - noch im Zum-Tisch-Gehen - einen Aufschlag aus der Hand machte. Der Rückschläger fing den Ball nur auf und meinte:"Ne, du hast doch Aufschlag" und der ältere Herr sagte nur, dass dies der Aufschlag war und bestand auf diesen Punktgewinn (den er natürlich nicht zugesprochen bekam).

Einen ähnlichen Fall hab ich auch mal erlebt. Da hat der (ältere) Spieler den Aufschlag von der Bande aus gemacht. Gleiches Szenario er bestand auf den Punkt. Aufschlag war aus der Hand aber da der SR (war zwar vom Gegner) den Aufschlag auch nicht gesehen hatte und sowieso da kaum einer auf sowas achtet hat war er unsicher und hat den Punkt tatsächlich dem Spieler gegeben. Der Gegner hat daraufhin das Spiel aufgegeben (war meine ich bei 2-1 und 10-6 für den aufschlagenden).

Der SR hat sich natürlich nachträglich über seine Entscheidung geärgert zumal ich ihm dann gesat habe, was ich an seiner Stelle gemacht hätte. Nämlich Punkt für den Rückschläger gegeben wegen falschem Aufschlag.

Auch in einem nachträglichen Gespräch mit dem Spieler fand der den Aufschlag und sein Verhalten völlig ok.

Er hat dann auch im 2. Einzel versucht mit ähnlichen Mätzchen das Spiel zu gestalten.

[Wuuzzaa]

Zitat von wabe

Ist diese pauschale Aussage die sportliche Fairness, deren Fehlen Du grade beklagst? Es mag ja solche Fälle geben, die Norm sind sie nicht. Also mach sie nicht dazu.

In meiner Erfahrung gibt es Generationenkonflikte äußerst selten. Konflikte zwischen guten und weniger guten Spielern jedoch deutlich öfter. Insbesondere wenn einer der Kontrahenten glaubt er wäre besser, es aber nicht im Spiel beweisen kann.

Sorry Wabe, aber ich glaube ich habe mich ein bisschen unklar ausgedrückt und konkretisiere das mal. Mit den "älteren Herren" meine ich Männer 55+, die in den untersten 2-3 Klassen/Ligen spielen

Wir haben eine Frau im Verein, die nun in der 2.Kreisklasse spielt (zweittiefste Liga/Klasse). Schon mehrere ältere Herren wollten gegen sie nicht antreten (dieses Jahr spielte sie im oberen Paarkreuz nur 3:4, sonst immer hoch positiv). Das Argument der Herren ist dann häufig "Es ist mir in 30/40/50 Jahren Tischtennis noch nie passiert, dass ich gegen eine Frau spielen musste und das werde ich jetzt auch nicht machen". Meistens haben sie trotzdem gespielt. Aber die Laune dieser Leute hättet ihr sehen müssen. Nachdem sie merkten, dass sie keine große Chance haben, fingen die Unsportlichkeiten an oder der Ball wurde gar nicht mehr richtig gespielt sondern nur durch die Gegend "geschossen".

Sicher sind diese Art Spieler nicht die Mehrheit, aber definitiv immer noch zu viele.

[wabe]

Klar gibt es das - genauso wie es dasselbe Problem bei jungen Spielern gibt. Auch da werden solchen dummen Argumente genutzt um eine mögliche Niederlage (gegen eine Frau) schon vorab unmöglich zu machen.

Du merkst, ich mag solche Pauschalisierungen nicht, denn sie halten eigentlich nie einer Überprüfung in der Realität stand.

Ich bin ganz nebenbei ja einer dieser Fälle 55+, spiele allerdings nicht in den unteren 2-3 Klassen. Und glaube mir, ich erlebe schon SEHR merkwürdige Dinge wenn ich gegen so genannte "Junge" spiele und vor allem wenn ich gewinne. Wobei es NOCH merkwürdiger werden kann, wenn ich verliere - da fällt dann scheinbar die vorher vorhandene Angst von den Jungs ab. Haben also die Jungen alle die Hosen voll? Ich glaube nicht, es gibt halt solche und solche - in allen Generationen.

[Kryptokinetiker]

Zitat von Wuuzzaa

Sehr toll fand ich auch, als ein älterer Herr aus Verzweiflung - noch im Zum-Tisch-Gehen - einen Aufschlag aus der Hand machte. Der Rückschläger fing den Ball nur auf und meinte:"Ne, du hast doch Aufschlag" und der ältere Herr sagte nur, dass dies der Aufschlag war und bestand auf diesen Punktgewinn (den er natürlich nicht zugesprochen bekam).

Hej!

Man entschuldige bitte die Unterbrechung, aber eine kleine Regelfrage dazu: Ich darf doch erst aufschlagen, wenn mein Gegenüber, seinerseits ohne erkennbare Absicht der Verschleppung, bereit zur Annahme ist; zählte hierzu nicht auch, daß ich ihm "signalisieren" muss, daß ich als Aufschläger geich loslege? Für das starre Regelwerk sicherlich zu abstrakt (was heißt schon "bereit" usw.), aber was sagen die Schiedsrichterkommentare? An dem Punkt, an dem er auf dem (vermeintlichen) Weg zum Tisch aufschlägt, ist doch die Eindeutigkeit der geplanten Aktion nicht mehr gegeben, v.a. wenn er aus dem Lauf/Gang heraus aufschlägt (wie er dann allerdings den Ball senkrecht hochwerfen möchte...).

Dank im Voraus!

[Pinguin]

Zitat von Kryptokinetiker

Ich darf doch erst aufschlagen, wenn mein Gegenüber, seinerseits ohne erkennbare Absicht der Verschleppung, bereit zur Annahme ist; zählte hierzu nicht auch, daß ich ihm "signalisieren" muss, daß ich als Aufschläger geich loslege? Für das starre Regelwerk sicherlich zu abstrakt (was heißt schon "bereit" usw.), aber was sagen die Schiedsrichterkommentare? An dem Punkt, an dem er auf dem (vermeintlichen) Weg zum Tisch aufschlägt, ist doch die Eindeutigkeit der geplanten Aktion nicht mehr gegeben, v.a. wenn er aus dem Lauf/Gang heraus aufschlägt (wie er dann allerdings den Ball senkrecht hochwerfen möchte...).

Aus dem Lauf heraus ist es im Regelfall ein wunderbarer Fehlaufschlag, da die Bedingungen der Aufschlagregel nicht erfüllt sind, insbesondere

ITTR A 6.1
Der Aufschlag beginnt damit, dass der Ball frei auf dem geöffneten Handteller der ruhig gehaltenen freien Hand des Aufschlägers liegt.

Damit ist auch klar wie „signalisiert“ wird, dass es gleich losgeht.

Weiterhin gibt es noch

ITTR A 9.1
9.1 Ein Ballwechsel muss wiederholt werden,
9.1.2 wenn aufgeschlagen wird, bevor der Rückschläger oder sein Partner spielbereit ist; Voraussetzung ist allerdings, dass weder der Rückschläger noch sein Partner versuchen, den Ball zu schlagen;

Damit beantwortet das „starre“ Regelwerk die Frage relativ eindeutig.