Tischtennis - wieviel macht die Psyche aus?

[Stephan]

Ich hab auch schon mal gegen so ein "Urgestein" gespielt.
Der Kerl war bestimmt schon 65 Jahre alt (eher älter), sehr klein und schmächtig, und trug eine dicke Hornbrille. Seinen 30 Jahre alten Barna-Schläger zog er vor dem Spiel aus einer abgenutzten Ledertasche, die mindestens das gleiche Alter besaß wie der Schläger. Als nachteilig für meine Motivation empfand ich es insbesondere, daß sich der Kerl in Gesprächen vor dem Spiel als sehr sympathisch herausstellte. Im Spiel brachte er fast alles zurück. Es tat mir manchmal richtig leid mal einen Stop zu spielen, aber anders war der Kerl kaum zu bezwingen. Topspins brachte er immer zurück, und Schüsse ließ er kaum zu. Selbst wenn ich mal schießen konnte führte das nicht immer Punkt.
Puuuhhh - war ein ganz schönes Stück Arbeit den niederzuringen. Ich muß aber zugeben, daß es sehr viel Spaß gemacht hat gegen diesen Spieler zu spielen, da er sehr gerade und ohne Schnörkel gespielt hat. Ich denke, wenn der nur 5 Jahre jünger gewesen wäre hätte ich verloren. Der hat früher sicher mal einiger Klassen höher gespielt. Viele andere "Opas" spielen aufgrund ihrer krummen Technik in Verbindung mit Material ihr Leben lang in der Kreisklasse. Mit Fitness und guter Technik hat das in den seltensten Fällen zu tun, wenn die dann noch jedes zweite Spiel gewinnen.

MfG
Stephan

[Stingray]

Also ich habe mit 50% gestimmt.

Naja die neue Zählweise ist sicher noch Psychischer als bisher, oder nicht?

Ich denke schon das die Psyche wichtig ist, bzw. der Wille und Gedanke zu gewinnen.

Bei mir muß vorher alles paßen. Das kleben, einspielen, Getränk, halt auch alles rundherum.
Und das Training wirkt sich ja auch auf das Selbstvertrauen und die Psyche aus.

[elvis]

@stephan:

Mit so einem spiele ich in einer Mannschaft. Er ist 65 oder 66, hat auf beiden Seiten lange Noppen, was ja eher selten ist, und spielt in der 1.KL Mitte ziemlich ausgeglichen.
Wenn er junge Greenhorns als Gegner hat, sieht er natürlich am besten aus, weil denen ja oft schon die Tränen in die Augen steigen, wenn sie seinen Schläger sehen, aber wenn er selbst mal abgezockt wird, lässt er machmal den Schläger fliegen. Ist das jetzt Erfahrung oder Psyche ?

Zur Frage selbst: ich bin für irgendwas zwischen 50 % und 90 %.

Tschüs
elvis

[Ino]

Also Psyche ist gerade bei den kurzen Sätzen immens wichtig. Wir haben am Montag gegen unseren Angstgegner gespielt. Herren zwischen 48 und 76. (d. h. einer unter 60!). Früher haben die uns regelmässig eingepackt, und fragt nicht wie.
Wenn die jetzt den ersten oder zweiten satz verloren haben, dann war das Spiel für die gelaufen, dann haben die sich geärgert, daß nichts mehr kam, war früher nicht so.

Durch deren Probleme mit dem großen Ball, konnten wir eher mal nen Satz gewinnen, und dann war der Bann gebrochen. Wir haben 8:2 gewonnen, sagenhaft. Bei den langen Sätzen wäre es nicht so verheerend für die ausgegangen, glaube ich. Da hätten die eher gemerkt, daß es kritisch für sie wird.

[Stingray]

Ich bin ganz deiner Meinung Ino, aber glaubst du nicht das einiger jüngere Spieler auch manchmal nen Nachteil haben werden??

Aufgrund der Routine und Tatsache das die Fitness ein bißchen abgeschwächt worden sind?

Außerdem glaub ich das es ein Vorteil für Schwächere ist, weil man schneller mal nen Satz gewinnen kann, und auch "Hau-Ruck" Spieler begünstigt sind???

[Ino]

@ Stingray

das glaube ich sogar sehr.

Nur das hier waren wie gesagt "ältere" Semester, alles Material und dann Brettchen, die hatten die schon bevor Kohl Kanzler geworden war. Und gegen Material und Erfahrung hatte ich bisher keine Chance. Die hatten aber doch etwas mehr Probleme mit dem neuen Ball, verständlich, wenn man 40 Jahre mit dem kleinen gespielt hat...

Ich habe an anderer Stelle schon bedauert, daß alles kürzer wird, nicht mehr so sehr die Sportliche Ausdauer gefragt ist, sondern jetzt 3 mal kurz psychische Stärke beweisen muss.

[Hülser]

Zum Thema Psyche könnt ich ja nen ganzen Roman nennen, aber, alleine das Wochenende war...

Also Achtelfinale der Kreismeisterschaften Jungen, ich spiel gegen einen aus unseren eigenen Verein (M.Franke, Bezirksliga Herren unten). Normalerweise müsste ich doch verlieren, aber es kommt anders, ich spiele wie ein Gott, gewinn die ersten beiden Sätze eher ungefährdet (6,7), bin ihm deutlich überlegen, dann führ ich im 3. sogar 10:8 hab Matchbälle, aber dann...
Ich verliere den Satz zu 13, nicht weil ich schlechter war, im Gegenteil, ich war deutlich besser, sondern mangels Erfahrung, zu Nervös (er spielt 8, ich 2 Jahre).
Nachdem ich den Satz abgegeben hatte, liefs irgendwie nich mehr, ich wurde schwächer, verlor die 2 folgenden Sätze (8,8)...
So kanns auch enden (Das ist eher was für: "Gabs schon mal einen Zeitpunkt wo ihr Lust hattet euch die Hand abzuschneidem?" , obwohl, da gibts nich viel zu lachen...

Tja, nach so einen Spiel würd man sagen: 100% Psyche...

[Tischtennismeister]

Ich finde TT Wird 70% in Kopf entschieden!
Die meißten haben Angst ein Spiel zu Verlieren!Und daswegen wollen sie jeden Ball Sicher rein spiele.Meist verliert man ein Spiel wenn man nur auf Sicherheit Spielt!Bei mir ist das immer so!Wenn ich angreife Gewinne ich meine Spiele zum Größten Teil!

[Tansincos]

Ich würde mich doch noch mal auf 70% festlegen, die neuen Sätze sind da echt extrem. Sie dauern voll kurz, aber man muß immer voll fit sein.
Unter der Woche habe ich in einem Punktspiel nix getroffen: kaum Aufschläge, keine Topspins, die man nicht direkt hätte schießen können, nur 2 oder 3 Schupfbälle am Stück.
Lag im ersten Satz 2:7 hinten, da habe ich beschlossen nur noch einzuwerfen und Abwehr, meist Ballon- , zu spielen. Und: 11:8 11:6 11:5 gewonnen, weil der andere voll ungefährlich wahr, wenn der Ball hochkam.
2 x 21 wär ihm sicher was eingefallen, aber so...

[Reiner Moysich]

Hallo, zusammen,
da ich mich als "Tischtennis-Psychologe" seit vielen Jahren mit dem psychischen Einfluss beim Tischtennis beschäftige (praktisch + theoretisch), möchte ich Euch kurz meine Meinung zum obigen Thema mitteilen (in meiner hier zum Schluss angegebenen Broschüre steht darüber noch wesentlich mehr).

Es gibt vier spielentscheidende Komponenten:

1. In keiner Sportart sind besondere Leistungen möglich ohne eine grundlegende allgemeine Kondition und spezielle Fitness in den Bereichen Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination (der wohl weltbeste Techniker Jan-Ove Waldner machte vor seinem WM-Sieg in Manchester vermehrt - Waldläufe!).
2. Hierauf aufbauend wird die spezifische Technik trainiert (über die es viele Bücher gibt und auf die allgemein eher zu viel Wert gelegt wird).
3. Vernachlässigt wird oft die weitere Stufe der Taktik, die helfen soll, die erlernte Technik z.B. gegen verschiedene Spielertypen und in besonderen Spielsituationen punktbringend einzusetzen (hierzu gibt es ein neues - empfehlenswertes - Buch: Geske/Mueller: "TISCHTENNISTAKTIK”, 24,80 DM).
4. Alle drei bisher genannten Komponenten reichen aber für ein erfolgreiches Spiel nicht aus, wenn nicht auch die "mentale” Einstellung stimmt (der "Trainingsweltmeister” bringt im Wettkampf längst nicht seine im Training gezeigte Leistung, während die erfolgreichen Spieler gerade im Wettkampf noch besser spielen als im Training). Dieser mentale Bereich wird um so wichtiger, je höher das Niveau ist, auf dem gespielt wird. Der spanische TT-Nationaltrainer Steen Kyst Hansen schrieb mir: "Der mentale Bereich ist bis zu 70% spielentscheidend.”
Also merke dir: Bis zu 70% wird im Kopf entschieden, wer gewinnt oder verliert!
(Darum habe ich auch hier 70% angekreuzt).

Kommerzielles ist hier NICHT erlaubt!

Gruß
Tobias Stusberg
Administrator