Olympia 2012 (28.07. - 08.08.2012, London, ENG)

[Rudi Endres]

Zitat von Abwehrtitan

Und das war durchaus vorher schon klar, das die Regeländerungen nichts bewirken werden. Wenn selbst Weltklassesportler wie Boll das Publikum nicht vor die Glotze locken können, dann gewiß Regelanpassungen. Verzweifelte Versuche ... vielleicht liegt das Problem an ganz anderer Stelle. Ich muss mich nur im Bekanntenkreis über TT unterhalten. Nimmt keiner für voll, das ist für die Leute schlicht der Freibadsport, oder das kurze Vergnügen in der Garage oder im Garten. Man ordnet uns nicht unter Sport ein. Ich kenne jede Menge TT-Aktive die sich nicht vor den Fernseher setzen wenn TT kommt, lieber jätet man Unkraut

Richtig! Tischtennis wird nicht ernst genommen. Wie soll auch ein Sport ernst genommen werden, der aus scheinbar leichten Fehlern besteht und dessen Ballwechsel nur Sekunden dauern.
Betrachtet man die Regeländerungen von der Außenwirkung her, so haben sie überhaupt nicht stattgefunden. Denn die Materialentwicklung hat sie ausgeglichen.
Änderungen müssten folglich wesentlich weiter gehen und zwar in Richtung Tisch-Tennis. Das will niemand. Das Drehen an der ein oder anderen Stellschraube, hier ein bischen, da ein bischen, kann man vergessen. Also wird TT allmählich von der Bildfläche verschwinden. Dieser Prozess ist ja weltweit zu beobachten, allen schöngefärbten Verlautbarungen zum Trotz.
"Na und?" wird mancher sagen. "Was interessieren mich Fernsehübertragungen und das Image von Tischtennis? Lassen wir alles wie es ist". Das sind dann die Gleichen, die über die Öffentlich-Rechtlichen schimpfen und die Dienstleistungen der Verbände ganz selbstverständlich in Anspruch nehmen.

[Obachecka]

Ist sicherlich nicht ganz falsch, was ihr zu Persson sagt.
Waldner ist da vielleicht wirklich der bessere Vergleichsmaßstab.

[Obachecka]

Zitat von Rudi Endres

Änderungen müssten folglich wesentlich weiter gehen und zwar in Richtung Tisch-Tennis.

Eher in Richtung "Fußball"; weg vom Tisch, weg vom kleinen Ball, Schläger sind auch überbewertet....

Dann könnte Tischtennis populär werden.

[Rieslingrübe]

Ist sicherlich nicht ganz falsch, was ihr zu Persson sagt....

Nicht nur nicht ganz falsch, sondern sogar goldrichtig.

Und wenn auch ein Waldner durch sein Ballgefühl und seine Technik teilweise etwas kraftsparender spielen konnte, so war seine Hauptwaffe - gerade gegen starke Asiaten - doch immer ein knallharter Vorhandzieher. Direkt mit dem ersten Ball nach einem gefährlichen Aufschlag am Tisch, häufig aber auch aus der Halbdistanz mit längeren Ballwechseln. Und was er mit fast 39 Jahren in Athen bei seinem Sieg beispielsweise gegen Ma Lin gezeigt hat, war durchaus kein Standtischtennis. Ohne Fitness und gute Beine hätte er dort niemals so auftrumpfen können...

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[Obachecka]

Gut, aber was schließt du daraus...

Dass die Chinesen auch noch ähnlich gut sein könnten in dem Alter, würde man sie dann noch spielen lassen?
Dass Waldner und Persson durch ihre Fitness auch im hohen Ater (zumindest bei Waldner fraglich...) so auftrumpfen?
Oder dass....?

[mithardemb]

Zitat von Rudi Endres

Wir entfernen uns vom eigentlichen Thema. Aber da für TT die Olympiade vorbei ist, erlauben wir uns das.
Selbstverständlich ist die Spannung ein wesentliches Element. Niemand bestreitet das. Daher hatte ich mich seinerzeit vehement für kürzere Sätze ausgesprochen. Leider erlauben die kürzeren Sätze keine Schauaktionen mehr. Für uns ist das ohne Belang, für Fachfremde nicht. Haben wir einen zu hohen Preis gezahlt?

Schauaktionen wirken weitaus weniger und kurzfristiger als du annimmst. Man kann z.B. mit Showmatches im Tischtennis (alternativ Dunking Contests, Torwandschießen, etc in anderen Sportarten) Menschen anlocken, aber diese werden sich das selten mehrfach in einem kürzeren Zeitraum ansehen wollen. Wenn ich wie im Fußball zwischen 17 bis 25 (inclusive Pokal und Europapokal) die Stadien füllen möchte hilft mir das nicht weiter.

Zitat von Rudi Endres

Die genannten Sportarten bieten einen nachvollziehbaren Spannungsbogen. Der Punkt/Tor/Korb liegt in der Luft. Und spektakuläre Aktionen gibt es genügend, selbst in den weniger attraktiven Begegnungen.

Also wenn man mal das eine oder andere Fußballmatch gesehen hat in dem es wenig gelungene Aktionen gab, dann würde ich das nicht so stehen lassen wollen. Es kommt außerdem stark darauf an, wie du die Begriffe definierst. Ein VH Topspin mit max. Risiko ist sicher ein spektakulärer Ball, aber es ergibt sich daraus selten ein attraktives Spiel.

Zitat von Rudi Endres

Im Spitzentischtennis ist der Laie überfordert. Ein Großteil der Punkte wird wie aus dem Nichts erzielt. Wir nehmen die scheinbar leichten Fehler kaum noch wahr, der Laie schon.

Das ist mehr oder weniger die Definition eines Laien, dass er den Sport nicht kennt und daher nicht versteht. Das gilt für 100% aller Sportarten. Das ist ja auch der Grund, weshalb man schon seit Beginn der Sportübertragungen im Fernsehen diese kommentiert. Man möchte sie dem breiten Publikum erklären, damit dieses nicht das Interesse verliert.

Allerdings ist TT maximal im mittleren Bereich wenn es darum geht wie schwer es ist eine Sportart nachzuvollziehen. Echte Mannschaftssportarten sind in der weitaus komplexer. Außerdem haben sehr viele Menschen schon einmal TT gespielt und die technischen Problem der Rotation selbst erlebt.

Zitat von Rudi Endres

Vom Scheitern eines Konzepts kann man nicht reden, denn bisher hat die Materialentwicklung jegliche Reformbemühung zunichte gemacht.

Wie sollte man ein Konzept anders nennen, das sein Ziel nicht erreicht hat?

[mithardemb]

Zitat von Abwehrtitan

... Ich muss mich nur im Bekanntenkreis über TT unterhalten. Nimmt keiner für voll, das ist für die Leute schlicht der Freibadsport, oder das kurze Vergnügen in der Garage oder im Garten. Man ordnet uns nicht unter Sport ein.

Exakt. Tischtennis hat ein Imageproblem. Dieses Problem kann man nicht durch Regeländerungen und längere Ballwechsel beheben. Dass das Image durch die kurzen Ballwechsel kommt ist hanebüchen. Es gibt genügend Beispiele von Rückschlagsportarten mit kurzen Ballwechseln die Erfolgsgeschichte geschrieben haben und von Rückschlagsportarten mit längeren Ballwechseln die erfolglos waren.

[Rieslingrübe]

....und was schließt du daraus ?

1.)

Dass beide - Waldner wie Persson - absolute Ausnahmeerscheinungen waren und sind. Und dass ihre Erfolge im hohen TT- Alter, wie oben geschrieben, durchaus für die Ewigkeit Bestand haben könnten - und von einem anderen Europäer oder Asiaten in absehbarer Zeit wohl kaum oder gar niemals erreicht werden.


2.)

Dass einige TT-Newsler, wenn es um Rückblicke & Analysen geht, um die Einordnung von Spielertypen & Spielstilen, oft wenig Ahnung von der Materie besitzen, oder doch zumindest einige Informationsdefizite aufweisen... .


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[mithardemb]

Zitat von Obachecka

Gut, aber was schließt du daraus...

Dass die Chinesen auch noch ähnlich gut sein könnten in dem Alter, würde man sie dann noch spielen lassen?
Dass Waldner und Persson durch ihre Fitness auch im hohen Ater (zumindest bei Waldner fraglich...) so auftrumpfen?
Oder dass....?

Bei den chinesischen Männer in der Nationalmannschaft ist die Leistungsdichte derart hoch, dass es schon verständlich ist, dass man dort kaum mit über 30 noch dabei ist. Spannend wäre die Frage wie es mit dem Höchstalter in der chinesischen Superliga aussieht.

Dass chinesische Spieler auch im fortgeschrittenen Alter sehr erfolgreich TT Spielen können sieht man an den ausgewanderten Chinesen in den europäischen Ligen. Aber da ist die Leistungsdichte eben weitaus geringer.

Bei den chinesischen Herren hält sich das ja noch einigermaßen im Lot, aber ich finde die Damen scheiden noch sehr viel früher dort aus.

- Deng Yaping ist als mehrfache Weltmeisterin und Olympiasiegerin mit gerade einmal 24 Jahren zurückgetreten.

- Wang Nan war immerhin 29 oder 30 beim Rücktritt.

- Zhang Yining war 26 oder 27 beim Rücktritt.

[Rieslingrübe]

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Beispiele für gute Leistungen von betagten Asiaten gibt's zuhauf. Aber zwischen passablen Ligaresultaten und dem Auftrumpfen bei Olympia oder einer WM besteht eben schon noch ein Unterschied.

Die oben erwähnten zwei Einzelsiege von Jörgen Persson im Alter von 34 Jahren gegen die hochfavorisierten Kong Linghui & Liu Guoliang im Mannschaftsfinale 2000 sind und bleiben einmalig. Ebenso Perssons vierter Platz bei Olympia 2008 als 42jähriger sowie Waldners Abschneiden mit knapp 39 in Athen 2004.

Im erweiterten Kreis fällt mir da noch Tibor Klampar ein: der wurde 1988 in Seoul ebenfalls Vierter und war damals 35. Ein Jahr später spielte er bei der WM in Dortmund gegen den 12 Jahre jüngeren Waldner im Achtelfinale durchaus auf Augenhöhe.

Die Chinesen könnten zwar He Zhiwen anführen: der steht mit nunmehr 50 für Spanien immer noch am Tisch und schaffte es immerhin in London ins Hauptfeld (2:4 Niederlage gegen Crisan). Zudem eliminierte er bei der WM 2005 im Alter von 43 den amtierenden Titelträger Werner Schlager. Doch besteht wie gehabt ein Unterschied zwischen dem ein oder anderen guten Match in der KO-Runde - und dem Erreichen des Halbfinales bei einem großen Turnier....

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