Hallengebühren

[LowBrain]

Zum Glück wohne ich in einer Gemeinde, die weiß was sie an ihren Vereinen hat. Gemeinde und Vereine leben miteinander und nicht gegeneinander. Hallenmiete ist bei uns zum Glück kein Thema.
Jede Gemeinde die Hallenmieten in solch astrnonomischen Höhen wie hier beschrieben einführt wird sehen, dass der Schuss nach hinten losgehen wird. Kurzfristig gibt es vielleicht mehr Geld, längerfristig aber wird der Sportverein Mitglieder verlieren, evtl. ganz aufgelöst. Sprich die Einnahmen durch Hallenmiete fallen geringer aus bzw. fallen ganz weg. Die soziale Funktion des Sportvereines in der Gesellschaft geht ebenfalls verloren. Wenn ich mir anschauen was die Vereine in der Gemeinde alleine für die Jugendlichen alles anbieten (Kinderferienprogramm, Ausflüge, sportliche Aktivitäten etc.). Würde eine Gemeinde im sozialen Bereich nur annähernd soviel Leisten wollen wie es viele Vereine tun (dank an die vielen Ehrenamtlichen), würde es deutlich mehr Kosten, als nun durch eine Hallenmiete in die Gemeindekasse geschwemmt wird.

Tut eurer Gemeinde einen gefallen, wehrt euch gegen die Gebühren!

[The albatross]

Bei Mietverhältnissen über Wohnraum gilt folgende Regelung (§558 BGB):

"(3) Bei Erhöhungen nach Absatz 1 darf sich die Miete innerhalb von drei Jahren, von Erhöhungen nach den §§ 559 bis 560 abgesehen, nicht um mehr als 20 vom Hundert erhöhen (Kappungsgrenze). "

Ausnahmen sind bauliche Massnahmen und andere unverhältnismäßige Änderungen der Kostenstruktur.

Ob es für Mietverhältnisse von Sportanlagen Sonderregelungen gibt, weiss ich nicht, allerdings erfüllen die geschilderten Fälle den Tatbestand des Wuchers.

IMHO kann eine derartige Erhöhung vor Gericht keinen Bestand haben, denn eine Gemeinde kann keine Gesetze oder Verordnungen erlassen, die gegen das BGB verstossen. Wenn man dies den betroffenen Bürgermeistern etc. klar macht, sollten gerichtliche Schritte aber nicht nötig sein.

Haut rein,
the albatross

[tate]

@pollux: Auch bei uns in Werne (NRW, Kreis Unna) wollte die Stadt vor ein paar Jahren von den Vereinen Hallengebühren erheben. Der Betrag - wenn ich mich recht erinnere - hätte sich auf ca. 10 DM pro Hallenstunde belaufen. Die negativen Auswirkungen für die Vereine (und in ganz besonderem Maße für die Stadt selbst) sind ja in diesem Thread schon ausgiebig beschrieben worden.

Im Rahmen des Stadtsportverbandes haben sich dann alle Vereine zusammengetan und versucht, der Stadt eine Lösung vorzuschlagen. Als flankierende Maßnahme wurde eine Unterschriftenaktion gestartet, bei der Tausende von Unterschriften gegen Gebühren gesammelt wurden. Außerdem wurde an einem Samstag ein Aktiontag aller Sportvereine in der Stadt veranstaltet.

Das gute Ende der Angelegenheit: Die Stadt ist zur Besinnung gekommen und hat auf Hallengebühren verzichtet. Stattdessen hat sie den Vereinen die Schlüsselgewalt über die Hallen übertragen. Die Reinigung der Hallen wurde an externe Firmen übertragen. Außerdem wurden die Fußballvereine in die Pflicht genommen, was die Pflege ihrer Anlagen anging. Allerdings wurde auch ein Fußballplatz "zugemacht" und als 40 Baugrundstücke verkauft. Durch die Vergabe der Schlüsselgewalt an die Vereine hat die Stadt die nicht unerheblichen Kosten für die Bezahlung der Hausmeister eingespart, die die Halle nach Spiel und Training gereinigt haben und sich ihre Rufbereitschaft samstags von 14:00 Uhr bis 22:00 Uhr und sonntags von 9:00 Uhr bis 14:00 Uhr von der Stadt fürstlich bezahlen ließen. Das war in meinen Augen bei über 10 städtischen Turnhallen schon immer herausgeschmissenes Geld, denn NIE ist beim Spiel etwas passiert, so dass wir den Hausmeister hätten benachrichtigen müssen! Und nun rechne man mal Bereitschaftskosten von 10 DM pro Stunde mal 13 Stunden für Meisterschaftsspiele (also ca. 25 * 130 DM = 3.250 DM) und jeweils eine halbe Stunde an Trainingstagen bei zweimaligem Training pro Woche (also ca. 2 * 40 * 5 DM = 400 DM)! Die einzigen, die wegen dieses Kompromisses stinkesauer waren, waren die Hausmeister, die so auf ganz leicht verdientes Geld verzichten mussten. Der Hausmeister unserer Halle hat in seinem Zorn auf die Stadt und die Sportvereine dann sogar mal geäußert, dass er keinen Finger rühren würde, selbst wenn die Halle gerade abbrennt.

Ich wünsche euch in Pulheim, dass die Stadt ebenfalls noch rechtzeitig zur Besinnung kommt!

Gruß aus Werne von tate

[mithardemb]

Also ich verstehe ja den Unmut aller Sportvereine, wenn ein Gemeine auf diesen Weg versucht Geld in die Kasse zu bringen. Allerdings muß man wohl auch genau hinsehen woher das kommt. Viele Gemeinden kommen einfach nicht mehr mit dem Geld hin. Grund sind immer mehr Lasten die sie zu tragen haben, geringere Einkünfte durch Gewebersteuer (teils durch wirtschaftliche Flaute, teils durch geänderte Abschreibungsmöglichkeiten), immer weniger Zuschüssen von Land und Bund und dazu ständig steigende Kreisumlagen.

Das ist sicherlich nicht in jeder Gemeinde geleichermaßen der Fall, aber die Geldknappheit betrifft immer mehr. Das bedeutet nicht, daß ein Verein nicht alles versuchen sollte diese Ausgaben zu minimieren, aber man sollte Verständnis haben weshalb Städte auf solche Gedanken kommen.

Ach ja noch zum Thema Hausmeister. 10 Euro als Pauschale für eine Stunde Bereitschaftsdienst erstaunen mich. Bei uns in der Gegend ist Hausmeister ein ziemlich schlecht bezahlter Beruf. Der soll immer da sein, wenig kosten und alles handwerkliche selber machen. Oftmals finden sich für kleine Turnhallen nur ehemalige Arbeiter die kurz vor der Rente ein wenig kürzer treten wollen. 10 Euro sehen die für eine Stunde reguläre Arbeit nicht.

[LowBrain]

Zitat von mithardemb

Das ist sicherlich nicht in jeder Gemeinde geleichermaßen der Fall, aber die Geldknappheit betrifft immer mehr. Das bedeutet nicht, daß ein Verein nicht alles versuchen sollte diese Ausgaben zu minimieren, aber man sollte Verständnis haben weshalb Städte auf solche Gedanken kommen.

Verständnis für eine solche Idee habe ich auch. Aber ich bin der Meinung wenn man die Erhebung von Gebühren für die Hallennutzung mit gesundem Menschenverstand konsequent mit allen Folgen durchdenkt kommt man letzenendes zum Ergebnis das sie kontraproduktiv sind.

Zitat von mithardemb

Ach ja noch zum Thema Hausmeister. 10 Euro als Pauschale für eine Stunde Bereitschaftsdienst erstaunen mich. Bei uns in der Gegend ist Hausmeister ein ziemlich schlecht bezahlter Beruf. Der soll immer da sein, wenig kosten und alles handwerkliche selber machen. Oftmals finden sich für kleine Turnhallen nur ehemalige Arbeiter die kurz vor der Rente ein wenig kürzer treten wollen. 10 Euro sehen die für eine Stunde reguläre Arbeit nicht.

10 Euro halte ich ebenfalls für übertrieben. Ich kenne auch keine Sporthalle in der Gegend, in der nur der Hausmeister die Schlüsselgewalt hat und jederzeit auf Abruf bereit steht.
Meist ist es so geregelt, dass die Vereine Schlüssel ausgehändigt bekommen und dafür verantwortlich sind die Halle sauber zu verlassen. Das es irgendwo einen Hausmeister für "Notfälle" gibt wäre mir auch neu.
Von daher glaube ich, dass das Einsparpotential in diesem Bereich (zumindest in den meisten Gemeinden/Städten) nicht sonderlich groß ist.

[Rudi Endres]

Alles schön und gut. Wenn man aber gigantische Schulden eines durch Größenwahn in den Untergang getrieben Fußballvereins übernimmt, neue Rasenplätze baut und dann die Hallengebühren um zweitausend Prozent erhöht, kommen einem doch ernsthafte Zweifel an der Gleichbehandlung der Vereine. Aufgrund der Diskussion in diesem Forum hat die Gemeinde zwar eingelenkt. Aber die Belastungen sind immer noch so hoch, dass nur noch ein wenig Freizeitsport betrieben werden kann. Die Gesamteinnahmen gehen in die Gebühren. Selbst die Weihnachtsfeier muss ausfallen.
Die Halle des Nachbarvereins ist in einem total heruntergekommenen Zustand (Löcher in Boden und Decke). Man kann schon fast von einer Ruine sprechen. Und dafür hätte man nach alter Beschlusslage 12 € die Stunde, auch für Jugend und Punktspiele, zahlen müssen.

[platten]

[QUOTE=Rudi Endres]Alles schön und gut. Wenn man aber gigantische Schulden eines durch Größenwahn in den Untergang getrieben Fußballvereins übernimmt, neue Rasenplätze baut und dann die Hallengebühren um zweitausend Prozent erhöht, kommen einem doch ernsthafte Zweifel an der Gleichbehandlung der Vereine. [QUOTE]

Hall Rudi.
Wenn meinst Du?? FCK, FCS oder Eintracht???
Stimmt schon, was sich einige Poltiker ihr Hobby kosten lassen.
Bin selbst FCK-Fan, aber damals hätte es eigentlich nur Lizensentzug geben können.

[LowBrain]

Da habt ihr sicher recht. Es wird mit zweierlei Maß gemessen - Fußball ist einfach mehr "wert" als zum Beispiel Tischtennis.
Aber es sind ja nicht nur die großen Vereine, die finanziell bevorzugt werden, das fängt ja schon beim kleinen Dorfclub an. Die haben einfach ein höheres Ansehen und eine bessere Lobbyarbeit als die Tischtennisvereine.

[Pepino]

Zitat von Rudi Endres

...kommen einem doch ernsthafte Zweifel an der Gleichbehandlung der Vereine.

Gibt es in D überhaupt auch nur eine Stadt/Ort, in dem ein TT-Verein mit anderen Vereinen (Fußball, Handball oder der Partei des Bürgermeisters) gleichgestellt und gleichbehandelt werden? Ich denke nicht...

Ich kenne genügend TT-Vereine, die mit 35 Jugendlichen pro Training um jede Trainingssekunde kämpfen müssen (haben pro Woche ganze gigantische 3h für alle Jugendlichen zur Verfügung), aber die AH-Fußballer dürfen freitags zur besten TT-Trainingszeit mit 5 "alten Säcken" die Halle belegen. Und das obwohl vor der Halle 2 sehr große und einwandfreie Fußballplätze zur Verfügung stehen... aber in der Halle is halt einfach wärmer für die verwöhnten Kicker...

[Kasaki]

hmmm. Gott sei gelobt und gepriesen, das ich bei nem vernünftigen Verein gelandet bin, der Tischtennis nicht als "Untersportart" ansieht. Für 15 Euro/Monat kann ich wöchentlich 11 Stunden trainieren + event. anstehende Punktspiele ausspielen.