Beifall bei leichtem Fehler des Gegners

[Angus]

Eine etwas anders geartete Situation bei unserem letzten Herrenspiel, aber mit ähnlichem Resumee, einer schlechten Stimmung wegen einer eher unvermeidbaren Lappilie.

Ich bin als Jugendtrainer der Spielbetreuer eines meiner Schützlinge (16 Jahre, erst sein 2. Herrenspiel überhaupt). Der gute gewinnt den ersten Satz sehr knapp, den 2. dann deutlich und fällt im 3. in alte Denkmuster zurück so das es 9:10 aus seiner Sicht steht. Dann 2 tolle, aggresiv gespielte Bälle (mein Schützling ist modernen Abwehrer) und es steht 11:10. Wieder ein Gammelball - 11:11. Dann das selbe nochmal 12:11 - 12:12. Nachdem er jetzt mit einem Kantenball das 13:12 geholt habe, erlaube ich mir nach einer zeitlichen Zäsur einen ermutigenden Applaus, natürlich für den nächsten Ballwechsel angedacht, und ein "Hopp jetzt" folgen zu lassen. Was glaubt Ihr ist jetzt passiert?








Ganz falsch geraten!

Den Rüffel muss ich mir vom Nachbartisch abholen, weil der dortige Gegenspieler unserer Nummer 4 meinte, ich hätte Ihn in seinem Ballwechsel gestört! Ich wäre doch ein ... und ... Naja gut, dachte ich mir, der Eifer des Gefechtes und lasse es nach ein paar Gegenargumenten, dass ich gar nicht auf seinen Tisch geachtet hätte, dabei beruhen! Nach dem Spiel kommt dann unser Mann nochmals auf mich zu und hat sich dann noch auf die Seite des Gegners gestellt in dem er meinte Mein doch recht lautes Klatschen wäre in diesem Moment doch recht störend gewesen!

Ich werde und würde es dennoch immer wieder so machen, denn wenn ich Betreuer eines Spielers bin darf ich Ihn zwar nicht beraten und coachen aber anfeuern doch wohl immer. Wenn sich die beiden so einig waren, dass mein Klatschen und Rufen störend war hätten Sie sich dioch auf ein Let einigen können und den Ballwechsel wiederholen, oder stehe ich mit meiner Ansicht da irgendwie im Regen?!

Gruß Angus.

[Del_Pierro]

Bei uns in der Halle gab's letztens auch ne für mich lustige Szene:
einer unserer Spieler fischt ein paar gute Bälle bis der Gegner verschießt. Wir freuen uns und bejubeln seinen Punkt und der Gegner regt sich tierisch auf, wir seien die unsportlichsten Bauern, die er je erlebt hat. Bei manchen muss es beim TT eben muchsmäuschenstill sein und wann man Klatschen und Anfeuern darf, ist klar geregelt.

Ja, sowas ist auch immer toll - wenn es nach solchen Leuten geht, dürfte man Abwehrspieler (oder auch semi-Abwehrspieler wie unseren Steffen ;-) ) niemals beklatschen sondern nur Topspin-Granaten - dabei sind auch oder sogar gerade besonders gute Passivaktionen absolut applaudierbar.

[Florian L.]

Zitat von Del_Pierro

Ich glaube, dass die große Anspannung und Konzentration in Verbindung mit einem fehlenden Ventil (zum Beispiel durch Sprints oder im schlimmsten Fall sogar Fouls in Mannschaftssportarten) da eine Rolle spielt, manch einer muss dann mal den Schläger schmeißen, ein anderer nimmt sich die zuschauer vor um sich Luft zu machen.

Ich denke, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen.

Hohe kognitive und körperliche Belastung und keine Pausen, gepaart mit einer guten Portion Normen/Regeln führen dazu, dass es eigentlich nur zwei Möglichkeiten gibt, den Dampf abzulassen (gegen sich selbst oder die ZUschauer).

Dass dann lieber die Zuschauer (hier spielt auch die physische Nähe derer eine Rolle) als Grund gewählt werden ist doch klar. Psychologisch betrachtet wird dadurch die Ursache für das Scheitern (sei es auch nur in einem Ballwechsel) nach außen verlegt und das eigene Selbstbild bleibt unangetastet. Außerdem erhebt sich dann ein Spieler auch noch moralisch ab und stützt sein Selbstbild weiter.

Warum wird im Fußball ständig der Schiedsrichter (in allen Klassen) zum Sündenbock gemacht? MMn ist dies eine vergleichbare Reaktion.

Ich finde es meistens trotzdem schade, dass bei uns so wenig los ist. GUt, ein Netzroller beim Rückschlag muss nicht unbedingt beklatscht werden. Bei guten Ballwechseln sollte es aber möglich sein, klatschen zu "dürfen" (auch ohne ein deutlich hörbares "Guter Ballwechsel"). Im Übrigen finde ich es schade, dass meistens nur bei Punkten des eigenen Mannes geklatscht wird. Ich versuche auch bei sehenswerten Aktionen des Gegners anerkennendes Klatschen zu zeigen.

[BlinderBarmer]

Zitat von manuel_holzknecht

Das hast Du wohl falsch verstanden.
Ich hab nicht gesagt die Dame wäre zu fett oder dergleichen. Mein genauer Wortlaut war, dass mir die Sicht versperrt war, da sie sich als Spielerin nunmal zwischen Ball und mir befand. Mein Beitrag war lediglich etwas sarkastisch verfasst, mein Wortlaut in der Halle dagegen nicht, sondern wie in meinem Beitrag geschrieben, freundlich.
Es erschliesst mir nicht weshalb ich der Grund für ein Fernbleiben der Zuschauer sein sollte. Die schlechte Stimmung ging also absolut nicht von mir aus.

Mein Beitrag war auch etwas sarkastisch, falls du es nicht bemerkt hast.

Wenn jemand Kanten- und Netzbälle extra laut bejubelt (hast du so geschrieben) ist er mindestens mitverantwortlich für ne schlechte Stimmung in der Halle, und ne schlechte Stimmung verteibt Tischtennisfremde.
So und nicht anders wars gemeint.

Und rein psychologisch gibts du der Spielerin die Schuld das du den Ball nicht sehen konntest, unabhängig von der Formulierung, aber so kommts an.
Und das ist (jedenfalls solange man es nicht auf ne Eskalation absieht) einfach gesprächstaktisch suboptimal.

Im übrigen habe ich doch geschrieben das man natürlich auch nach Netzbällen noch klatschen kann wen noch ein vernünftiger Ballwechsel zustandekommt.
Warum ich jetzt irgendwie überempfindlich sein soll erschließt sich mir nicht, pack doch den kleinen Westentaschenpsychologen einfach wieder weg.