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Technik - Taktik - Training - Vorsätze und Zielerreichung Hier könnt Ihr Fragen und Tipps rund um die Themen Technik, Taktik und Training loswerden. Spieler und Trainer können hier Erfahrungen austauschen und Trainingswillige von ihren alltäglichen Problemen und Zielen berichten.

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  #61  
Alt 02.10.2009, 20:31
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klugscheisser klugscheisser ist offline
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AW: Differentielles Training

Zitat:
Zitat von [SmaSh] Beitrag anzeigen
Was ich jedoch meinte war das konsequente trainieren nach dem systemdynamischen Ansatz. D.h. kein imitieren einer Idealtechnik und reduzieren von Schwankungen(Fehlern), sondern das gezielte erzeugen von Schwankungen und Variationen, wie z.B. 2 Rückhandtopspins in Rückenlage, 3 mit extremer Körpervorbeugung, 1 mit völlig gestreckten Beinen, 2 mit starker Kniebeugung etc.
Differentielles Training hat wissenschaftlichen Untersuchungen zu Folge sogar bei Fußballprofis(der Versuch war bei einer 2. Bundesligamannschaft) Verbesserungen beispielsweise in der Schusstechnik erreicht.
Daher denke ich, dass auch Tischtennisspieler, die sich schon ihre persönliche Technik angeeignet haben, gerade mit dem differentillen Training Fortschritte erreichen können. ...
Ich habe Feinmechaniker gelernt. Wenn ich da bei einem Gewinde das Loch zu groß vor gebohrt habe, hält die Schraube nicht. Habe ich zu klein vor gebohrt, bricht der Gewindebohrer ab.

Nicht schlimm, man kann ja ein neues Werkstück nehmen und es nochmal probieren.


Ich trainiere aber nicht Werkstücke, sondern Menschen, junge Menschen, die sich auf mein Urteil und mein Können verlassen. Klar, ich lasse die auch mal mit der falschen Hand spielen, oder auf einem Bein hüpfend oder sonst was, ein Begründung dafür finde ich immer.

Ich weigere mich aber, ganz bewusst falsche Bewegungsabläufe vorzugeben, um zu sehen, wie sich der Spieler im Vergleich zu Otto-Normal-Spieler entwickelt, denn das lässt sich nachträglich überhaupt nicht sicher ermitteln.

Bei mir soll jeder Spieler die Chance bekommen, sich nach seinen persönlichen Eigenschaften optimal zu entwickeln, sei es für die RL oder die KK.

Die Himmelsrichtung gibt dabei die in zahlreichen Lehrbüchern und Trainerlehrgängen verbreitete Technik vor. Wenn ich jedoch feststelle, dass das einen Spieler eher hindert statt ihn zu fördern, suche ich für ihn einen anderen Weg. In der Hoffnung, dass es für diesen Spieler der richtige ist. Ich bin mir dann auch nicht zu schade, andere Trainer um ihren Rat zu fragen.


Zitat:
"das gezielte erzeugen von Schwankungen und Variationen, wie z.B. 2 Rückhandtopspins in Rückenlage, 3 mit extremer Körpervorbeugung, 1 mit völlig gestreckten Beinen, 2 mit starker Kniebeugung etc."
Das habe ich vor einigen Jahren schon praktiziert, aber ohne dass es mich selbst überzeugt hätte. Eher ermuntere ich die Spieler, sich gedanklich nicht zu sehr mit der Technik im Detail zu befassen, sondern es einfach geschehen, fließen zu lassen.
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  #62  
Alt 03.10.2009, 13:33
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AW: Differentielles Training

Zitat: "Wenn ich zwei Anfänger an den Tisch stelle und ihnen sage „Spielt einfach mal den Ball auf den Tisch“ folgt daraus ein Ballwechsel mit einer Streuung über den ganzen Tisch.
Kein Schlag ähnelt auch nur dem anderen.
Nach dem DL Ansatz müssten diese Beiden doch eigentlich viel schneller und besser lernen als die Kinder mit denen ich methodische Reihen und/oder Balleimer einspiele"

Differentielles Training heißt nicht, dass man 2 Anfänger gegenüberstellt und sagt: "Spielt mal so wie ihr wollt". Das hat nichts mit differentiellem Training zu tun, zumindest nicht mit einem vom Trainer angeleiteten. Eine richtige Trainingseinheit nach diesem Konzept muss vorbereitet werden und zwar im Zweifelsfall mehr als nach dem klassischen Ansatz. Darüber hinaus ist das Balleimertraining ein wichtiges Werkzeug des differentiellen Trainings gerade bei Anfängern. Laut der Theorie ist gerade die Unbeständigkeit in der Bewegung bei Anfängern der Grund für das schnelle Lernen. Wenn aber nur jeder 10. Ball so ankommt, dass ein Anfänger ihn zurückspielen kann, wäre das zu uneffektiv. Die Übungen müssen auf den jeweiligen Könnensstand angepasst werden und sollten die Bewegung zwar stören, jedoch nicht unmöglich machen.

Zitat: "Ich weigere mich aber, ganz bewusst falsche Bewegungsabläufe vorzugeben, um zu sehen, wie sich der Spieler im Vergleich zu Otto-Normal-Spieler entwickelt, denn das lässt sich nachträglich überhaupt nicht sicher ermitteln."


Das man "falsche" Techniken, wie in meinen Beispielen erwähnt, nicht bei absoluten Anfängern anwenden sollte ist klar. Die variieren sowieso schon genug, weil sie fast von jedem Ball vor das Problem gestellt werden, situationsgerecht zu reagieren.
Klar ist es nicht möglich eine Gruppe Jugendlicher nach diesem Schema zu trainieren, wenn man selbst nicht davon überzeugt ist, aber deshalb habe ich diesen Thread wieder ausgegraben. Vielleicht gibt es Trainer, die es gewagt haben diesen Ansatz konsequent durchzuziehen.
Nochmal ein Beispiel, um zu verdeutlichen was der Kern der Idee ist:

Angenommen wir haben jemand, der den Vorhandtopspin beherrscht, jedoch die richtige Gewichtsverlagerung vermissen lässt.
Nach der klassischen Methode würde man ihm am Balleimer solange Bälle einspielen, Schattentraining oder Sonstiges tun und ihm auf vielfältigste Weise Rückmeldungen geben, bis er die Bewegung endlich so macht wie man es möchte.
Nach der Idee des differentiellen Trainings würde man sich Techniken überlegen, die die Gewichtsverlagerung entweder erschweren oder erleichtern. Man nimmt also die 2 extreme der Bewegung und durch diese sollte der Trainierende von ganz alleine zu der gewünschten Technik kommen. D.h. das Ergebnis sollte das Selbe sein, nur der Weg ist ein anderer.
Vielleicht führt dies zu kleinen Abweichungen von der Optimaltechnik, die man normalerweise korrigieren würde, aber nach dem Ansatz des differentiellen Lernens wäre gerade diese Abweichung das Optimum für das jeweilige Idividuum. Nicht umsonst weichen auch die Profis teilweise von der Lehrbuchtechnik ab. Nicht jeder hat die selben körperlichen Voraussetzungen. Dann wäre beispielsweise ein zu tiefer Schlagansatz beim Vorhandtopspin ein Mittel eines Jugendlichen, die fehlende Schnellkraft im Arm auszugleichen.

Es gibt einige wissenschaftliche Untersuchungen, die den Erfolg und meistens sogar bessere Ergebnisse als nach dem klassichen Training beweisen. Von einer Verschlechterung wurde nie berichtet. Das könnte jedoch daran liegen, dass die Versuche immer mit Sportlern durchgeführt wurden, die bereits ein relativ hohes Niveau hatten.
Gerade deshalb interessiere ich mich für Ergebnisse im Hobbybereich bis vielleicht Landesliga.

Gruß, smash.
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  #63  
Alt 03.10.2009, 14:05
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klugscheisser klugscheisser ist offline
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AW: Differentielles Training

Ich sage ja auch nicht, dass das DL Unsinn sei, im Gegenteil ich habe ja selbst mit verschiedenen Spielern damit gearbeitet.

Ich bezweifle aber, dass wissenschaftliche Untersuchungen irgendwie feststellen können, wie die Entwicklung gelaufen wäre, wenn eine andere Methode angewendet worden wäre. Tischtennisleistung kann man nun mal nicht objektiv messen, wie Laufzeiten oder Sprunghöhen usw. DL ist sicher eine gute Methode, wie andere auch. Vielleicht habe ich ja mal einen Spieler, bei dem ich das Gefühl habe, ich könnte ihm damit helfen; dann versuche ich das wieder.

Es ist die "Kunst" des Spielers, aus seinen tausenden von mentalen, sensorischen, taktilen und dynamischen Fähigkeiten das persönliche Optimum heraus zu holen.

Als Trainer helfe ich dabei, so gut es mir möglich ist. Das heißt aber keineswegs, dass meine Meinung, meine Methoden richtig und die anderer Trainer falsch sind.

"Wissenschaftlich Untersuchungen" gibt es wie Sand am Meer; ich nehme sie zur Kenntnis und verwerte daraus das, was ich für richtig halte.
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  #64  
Alt 07.10.2009, 17:09
Hermius Hermius ist offline
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AW: Differentielles Training

Ich bin eigentlich von der Theorie begeistert, habe sie erst einige male angewendet. Was mich wundert, ist, dass es kaum oder kritische Beiträge in der Sportwissenschaft gibt. Kennt Ihr welche?
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  #65  
Alt 14.10.2009, 21:59
Die Rückhandklatsche Die Rückhandklatsche ist offline
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AW: Differentielles Training

Es finden sich in der Wissenschaft noch nicht soviele Beiträge wie beispielsweise zu klassischen Ansätzen, da das DT noch recht "neu" in der Sportwissenschaft ist. Einige Beiträge sind auf der Seite von Prof. Dr. Schöllhorn (Inst. d. Sportwissenschaft) von der Uni Mainz zu lesen.

Ein Problem warum sich das DT bisher noch nicht so stark (wobei "neue" Erkenntnisse immer Jahre brauchen um sich durchzusetzen (wenn überhaupt)) durchgesetzt hat ist, dass oftmals die wie in vorherigen Postings schon angesprochenen "Übungen" "mit der falschen Hand", "auf einem Bein hüpfend" am besten noch im Rahmen vom Abschlusswettkampf als DAS DT angesehen werden. Kein Wunder, dass dann gesagt wird "Hmm, mein Spieler ist gar nicht besser geworden", denn (auch wie bereits erwähnt) ist das sicher absolut nicht der Kern der Idee hinter dem DT. Auch das Problem mit den "falschen" Techniken lässt sich wohl erst dann lösen, wenn der entsprechende theoretische Hintergrund zum DT klar ist.

Dabei sei bemerkt: Woher weiß man denn welches "die richtige Technik" ist? Vor einigen Jahren hat man beim Top auf Unterschnitt gelehrt tief auszuholen. Heute sagt jeder "bloß nicht zu tief". Heute wird ganz aktuell über die RH-Banane im Rückschlag gesprochen, ist das jetzt eine richtige Technik? Wenn ja, wo steht wie die richtig geht und woher weiß derjenige das? Ist der VH-Top von Maze jetzt DIE Technik weil er gerade Europameister ist? Andersrum, wenn sie nicht gut wäre, warum ist er dann so gut?

Sicher habe ich das jetzt etwas überspitzt dargestellt, im Kern möchte ich sagen, dass doch im Prinzip das richtig ist, was "Erfolg" bringt. Warum kann jetzt mein Spieler nicht tiefer ausholen, wenn die Qualität des Balles stimmt? Ich denke Technik im Tischtennis (und nicht nur im Tischtennis) ist eine individuelle Geschichte und genau da setzt das DT an. Ich versuche damit nicht nur auf unvorhergesehene Situationen vorzubereiten (kaputter Ball...), Defizite (Gewichtsverlagerung) auszugleichen, sondern auch die individuell für meinen Spieler beste technische Ausprägung zu finden um eine optimale Qualität des gespielten Balles zu erreichen.

Ich plädiere dafür, nicht "blind" den Technikbeschreibungen zu folgen und mehr Raum für die Individualität zu geben.

Hier wurde auch schon geschrieben, dass dies nicht gleichzusetzen ist mit "Spiel einfach irgendwie". Es gibt auch beim DT keinen Grund, einen Spieler die Evolution noch einmal durchleben zu lassen. Ich will Technikbeschreibungen auch nicht völlig verteufeln, sie geben mit Sicherheit eine Zielvorstellung und jedem ist wohl klar, dass ein VH-Top nicht mit einer Bewegung von hinten-oben nach vorne-unten erreicht werden wird.

Ich kann diejenigen nur ermutigen mit dem DT zu "experimentieren" und Erfahrungen zu sammeln, nur so kann sich die Idee flächendeckender verbreiten!
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  #66  
Alt 15.10.2009, 06:31
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AW: Differentielles Training

Mit deinem Beitrag rennst du bei mir offene Türen ein!

Obwohl:

"ist wohl klar, dass ein VH-Top nicht mit einer Bewegung von hinten-oben nach vorne-unten erreicht werden wird."

Versuche das mal den Damen der untersten KK zu erklären

(Ich geh schon mal ind Deckung)
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