Frischklebe-Ersatz! Was wählt ihr?

[Rudi Endres]

Wenn du die gesamte Diskussion verfolgt hast wird dir nicht entgangen sein, dass bei einem regelkonformen Verhalten die Gefahren für Erwachsene, aber nicht für Kinder, eher gering sind. Leider hält sich kaum jemand an die Regel. Hinzu kommt die Unsitte die erlaubten Kleber mit verbotenen eindeutig hoch toxischen Lösungsmitteln anzureichern. Welche Stoffe in welchen Konzentrationen wo eingeatmet werden, ist nicht kontrollierbar. Allein schon deshalb ist ein Ersatz für das Kleben angebracht. Tolouol und Benzol wirken neurotoxisch und (Benzol) karzinogen. Um Asthmaanfälle geht es weniger, auch wenn ich persönlich entsprechend reagiere.

[Sven M.]

"Hinzu kommt die Unsitte..."

Was glaubst du wie hoch der Prozentsatz der Spieler ist, die ihren Kleber mit verbotenen hochtoxischen LöMi's tunen? 0,1%? 0,01%?

[Rudi Endres]

Das weiß niemand, wenn man den Forumsbeiträgen bis vor einem Jahr glauben darf waren/sind es nicht wenige. Ich hoffe, dass sich durch die anhaltende Diskussion die Zahl verringert hat. Im übrigen ist das so eine Sache mit Durchschnittswerten. Kleben einige Unverbesserliche in einem Verein ständig mit Eigenmischungen und Schwarzmarktklebern, so sind auch die anderen Sportler stark gefährdet. Es ist keine Verteufelung des Frischklebens, diese Gefahr beim Namen zu nennen. Toluol ist ein Nervengift und Benzol ist außerdem karzinogen. Dies ist unstrittig. Halogenorganische Kohlenwasserstoffe, wie Tri, fördern, zusätzlich zu den genannten Symptomen, indirekt die Ausscheidung von Schilddrüsenhormonen über die Galle oder binden an die Rezeptoren der Schilddrüsdenhormone. Funktionsstörungen der Schilddrüse und Entwicklungsstörungen von Kindern und Jugendlichen werden in der Literatur beschrieben (siehe EULEN-Spiegel; Wissenschaftlicher Informationsdienst des Europäischen Instituts für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften; Nr. 3; 1996).
Bei der Verwendung dieser Substanzen in Klebern wird bei den üblichen Klebevorgängen in der Umkleide der kritische Grenzwert so gut wie immer überschritten.
Doch selbst, wenn alle nur die erlaubten Kleber benutzen würden, wären nach dem Gutachten des Bundesinstituts für Risikoabwägung Kinder gefährdet. Kinder kleben selbst und in der Regel in der Umkleide. Bei regelkonformem Kleben im Freien sind die Konzentrationen relativ gering. Der Hauptinhaltsstoff Cyclohexan besitzt nur eine geringe akute und chronische Toxizität. Ausgenommen ist jedoch die akute Neurotoxizität. Desweiteren enthalten Frischkleber Heptan und Isomere, n-Butylaceatat, Ethylacetat sowie Kohlenwasserstoffe wie Spezialbenzine.
N-Butylacetat ist etwas giftiger, als Cyclohexan, n-Heptan hingegen weniger toxisch.
Laut Sicherheitsblatt "ist für ausreichende Entlüftung zu sorgen" und "darf nicht in die Hände von Kindern gelangen". Letzteres wird trotz gesetzlichem Verbots nicht eingehalten.
Daher fordert das BfR ein Klebeverbot für Kinder.
Über die Langzeitwirkung der genannten organischen Lösungsmittel bei angenommenen zwei bis vier Trainingstagen und Kleben in der Kabine streiten sich die Experten. Die vorliegenden Stellungnahmen konnten die ITTF nicht von der Ungefährlichkeit überzeugen.
Gegen Kostenübernahme kann ich die ausführlichen , englischsprachigen Unterlagen zusenden (etwa 100 Seiten). Wesentliche Grundlagen sind die "Encyclopedia of Clinical Toxicology" und "Occupational Toxicants" (Critical Data Evaluation for MAK Values and Classifikation of Carcinogenes).

[TT-mAlti]

Mir fehlt bei der Abstimmung die Wahlmöglichkeit: "Ich klebe dann auch nichtmehr".Dies wäre für mich kein Problem, da ich durchaus mit dem Ball umgehen kann, und auch die nötige Beschleunigung bzw Schnellkraft habe, um nen ordentlichen Topspin ohne Frischkleben hinzubekommen.

[No_Name_Surfer]

Zitat von TT-Fox

Also mal ganz ehrlich. Das hat hier nichts mehr mit Warnung, sondern eher was mit Verteufeln zu tun.
Ich arbeite an einer Lungenklinik und kann nur sagen, dass die meisten Patienten, die hier behandelt werden Raucher sind bzw. waren. Ich kenne nicht einen Fall, in dem wegen der Arbeit mit Klebern oder ähnlichem Patienten eingeliefert wurden. Die ganze Sache ist und bleibt Konzentrationsabhängig. Mir ist nicht eine klinische Studie bzw. Tierversuche bekannt, wo es bei Tischtennis ähnlichen Bedingungen (kurzer Kontakt mit Lösungsmitteln in geringer Konzentration) zu einer Schädigung der Lunge gekommen ist.
Übrigens gibt es genug Asthmatiker die beispielsweise auch auf Mehl, Hausstaub u.a. reagieren. Deshalb werden diese Stoffe auch nicht gleich verboten.
Noch zwei andere Beispiele: Was ist mit einem Tankwart, Maler bzw. Leuten, die täglich mit solchen Stoffen zu tun haben? Der Kontakt mit organischen Stoffen ist in diesen Bereichen wesentlich höher!
Habe in Berlin selbst mit jemanden gesprochen, die beispielsweise Krebs bei Mäusen mit wiederholter hochkonzentriertem Süsstoff (Zuckerersatz für Diabetiker) induziert haben. Das Zeug wird heute normal verkauft, denn im Kaffee oder selbst wenn man es schluckt ist es gänzlich ungefährlich.

Ganz ehrlich, sicher sind die Kleber nicht gerade vorn Vorteil für unsere Gesundheit, sie aber mit Rauchen, Alkohol oder anderen Genussmittel gleich zu setzen, zeigt eigentlich nur, dass man bei Argumentation gegen das Kleben jeden Realismus verloren hat.

[Rudi Endres]

Ich erinnere mich noch sehr gut an die Zeiten, als man jede Kritik am Rauchen mit Verteuflung gleichgesetzt hat.
Das regelmäßige Inhalieren der genannten hoch toxischen Lösungsmittel ist wesentlich gefährlicher als Rauchen. Der Vergleich mit dem Rauchen wäre geradezu eine Verharmlosung. Für das mindergiftige Cyclohexan stimme ich TT-Fox zu, wenn man es denn von Kindern fernhält. Kinder halten sich noch nicht an irgendwelche Kleberegeln. Man kann es drehen und wenden, wie man will. Man weiß nie sicher, welche Lösungsmitteln jemand verwendet. Es muss ein praktikabeler Ersatz her. Es wurden ja schon Privatanalysen vorgenommen. Man fand u.a. leider auch hohe Anteile an Toluol. Da hatte vermutlich ein Schwarzmarkthändler seine Finger im Spiel. Die ITTF kann und will diese Unsicherheit nicht akzeptieren. Außerdem drohen Olympiaausschluss und Schadenersatzansprüche.

[Edward]

Wie wär es mit einer Senkung der Kleber Preise? Dann müssten viele nicht auf Alternativen wie Toluol greifen .

[Rudi Endres]

Eine ungefährliche Alternative wäre die bessere Lösung. Dann wäre das Thema aus der Welt. Alles andere erfordert Kontrollen und Strafandrohungen.

[TT-Fox]

Lieber Rudi, mal ganz ehrlich. Fährst du eigentlich noch Tanken? Eigentlich weist du ja, wieviel schädliche und lebensbedrohliche Stoffe im Benzin sind. In Deiner Argumentation fehlen einfach solche Begriffe wie Konzentration und Dauer des Kontaktes. Es sind doch nicht die Stoffe an sich, sondern vielmehr die Menge die ich aufnehme (zusammengesetzt aus Konz. und Dauer des Einatmens). Da Frischkleben mit Rauchen gleich zusetzen ist einfach unsinnig und geht an der Realität total vorbei.
Wenn du Toxikologe bist, hast du doch sicher auch teilweise mit an sich gesundheitsschädlichen Stoffen zu tun (ich zumindestens, z.B. Aceton, Xylol, Phenol u.s.w.). Trotzdem wird unsere Arbeit natürlich nicht als gesundheitsgefährdend eingeschätzt. Warum wohl?
Du magst ja ein entschiedener Gegner des Frischklebens sein, aber trotzdem sollte man bei der Argumentation nicht nur Schwarz und Weiss malen. Das ist einfach Bild-Zeitungs-Niveau! Hast du meiner Meinung nach sicher nicht nötig!
Vielleicht noch mal als Denkanstoss: da gibt es einen Film über Mac-Donalds, in dem sich jemand ausschließlich übertrieben von diesen Produkten ernährt. Dieser Versuch musste nach 3 oder 4 wochen wegen akuter Gesundheitsgefährdung (z.B. starke Leberschädigung u.a.) abgebrochen werden. Warum werden eigentlich nach diesen Ergebnissen nicht alle Mac-Donaldsfilialen geschlossen, wo nachweislich leberschädigende Stoffe in diesen Produkten sind?
Also es bestreitet niemand, das da keine gefährlichen Stoffe im Kleber sind, aber wie lange haben wir wirklich Kontakt zu ihnen bzw. wieviel nehmen wir davon auf und ist diese Menge nachweislich gesundheitsschädlich (kenne keinen Nachweis bzw. wirklich darauf zurückzuführende Erkrankung).

[ridethelightning]

Zitat von TT-Fox

Lieber Rudi, mal ganz ehrlich. Fährst du eigentlich noch Tanken? Eigentlich weist du ja, wieviel schädliche und lebensbedrohliche Stoffe im Benzin sind. In Deiner Argumentation fehlen einfach solche Begriffe wie Konzentration und Dauer des Kontaktes. Es sind doch nicht die Stoffe an sich, sondern vielmehr die Menge die ich aufnehme (zusammengesetzt aus Konz. und Dauer des Einatmens). Da Frischkleben mit Rauchen gleich zusetzen ist einfach unsinnig und geht an der Realität total vorbei.
Wenn du Toxikologe bist, hast du doch sicher auch teilweise mit an sich gesundheitsschädlichen Stoffen zu tun (ich zumindestens, z.B. Aceton, Xylol, Phenol u.s.w.). Trotzdem wird unsere Arbeit natürlich nicht als gesundheitsgefährdend eingeschätzt. Warum wohl?
Du magst ja ein entschiedener Gegner des Frischklebens sein, aber trotzdem sollte man bei der Argumentation nicht nur Schwarz und Weiss malen. Das ist einfach Bild-Zeitungs-Niveau! Hast du meiner Meinung nach sicher nicht nötig!
Vielleicht noch mal als Denkanstoss: da gibt es einen Film über Mac-Donalds, in dem sich jemand ausschließlich übertrieben von diesen Produkten ernährt. Dieser Versuch musste nach 3 oder 4 wochen wegen akuter Gesundheitsgefährdung (z.B. starke Leberschädigung u.a.) abgebrochen werden. Warum werden eigentlich nach diesen Ergebnissen nicht alle Mac-Donaldsfilialen geschlossen, wo nachweislich leberschädigende Stoffe in diesen Produkten sind?
Also es bestreitet niemand, das da keine gefährlichen Stoffe im Kleber sind, aber wie lange haben wir wirklich Kontakt zu ihnen bzw. wieviel nehmen wir davon auf und ist diese Menge nachweislich gesundheitsschädlich (kenne keinen Nachweis bzw. wirklich darauf zurückzuführende Erkrankung).

Super Beitrag

@ Rudi
Du berufst dich hier auf Gutachten und MAK-Werte.
Tatsächlich ist es doch so, das die MAK-Werte in dem zugrunde gelegten Gutachten nie überschitten wurden.
Der Grenzwert für Cyclohexan liegt bei 700 mg/m³. Der Kurzzeitüberschreitungsfaktor (Mittelwert 15 Minuten) liegt bei 4. Bedeutet also, man darf sich einer Konzentration von 2800 mg/m³ 15 min lang aussetzen ohne das man akut gefährdet ist. Realistisch gesehen, kommt man da nicht hin. Man sieht, das wieder viel wirbel um nichts gemacht wurde. Mal wieder typisch deutsch.