Training top! Wettkampf Flop!!

[Rückschlaghammer]

Hi Leute,

ich bin kurz davor mich aus dem Punktspielbetrieb zu verabschieden, aber vielleicht gibt es ja hier den einen oder anderen Tischtennispsychologen, der mich doch noch irgendwie aufbauen kann:

Bin klassischer "Trainingsweltmeister", der bei Punktspielen und Turnieren kläglich versagt.
Im Training bin ich fokussiert, konzentriert und die Körperspannung ist vorhanden, habe n starken Vorhandtop und generell ein gutes Händchen.

Das geht mir aber in der Wettkampfsituation verloren. Da nehme ich die Aufschläge falsch an, spiele wie unter angezogener Handbremse, viel zu vorsichtig, ängstlich und fehlerhaft.

Prinzipiell verlier ich gegen Leute, deren Spiel ich nicht kenne, und anschließend denk ich immer: Den schlägst du doch normalerweise locker in 3 Sätzen.

Ich rede mir ein dass es mit der Zeit besser wird wenn man sich immer wieder in solchen Situationen begibt, aber der Eisenarm und die durchgängige Aufregung will einfach nicht schwinden.

Was kann man tun?

[Youkai]

Bin zwar kein Psychologe und hab selbst auch immer große Probleme aus derartigen phasen heraus zu kommen aber ich kann dir nur als tipp geben

" geh ins Spiel mit ner scheiss egal einstellung "

klingt vielleicht jetzt was doof aber wenn du dir keine Sorgen um Sieg oder Niederlage machst und halt dadurch locker ins Spiel gehst funktioniert das meistens am besten !

das Schlimmste was man machen kann ist sich andauernd seine TTR Punkte angucken und verzweifeln das die Runter gehen bzw panik haben das die zu Tief runter gehen

Und mal so nebenbei, die Leute müssen dich auch erstmal besiegen !
ist ja nicht so als würdest du da nur doof rum stehen und nix machen
also selbst bei ner schlechten phase immer davon ausgehen das das Spiel bis zum letzten punkt noch nicht vorbei ist auch wenn bei 0:10 die warscheinlichkeit recht gering ist ist ein Sieg trotzdem immer noch möglich

[crycorner]

Sehe das ähnlich wie Youkai.
Du musst für Dich einen Weg finden, im Spiel lockerer zu werden. Du kannst Dir erlauben, das Spiel zu verlieren. Du kannst es als Trainingsspiel betrachten. Du kannst Dir sagen, dass Du ohne die nötige Lockerheit eh schon verloren hast und Du so das angenehme mit dem nützlichen verbinden kannst. Lockeres Trainingsspiel und dadurch höhere Siegchancen.

Zwischen den Ballwechseln fokussierst Du dich einfach auf den nächsten Ball. Stellst Dir vor, wie Du seine Angabe annimmst oder welche Eröffnung Du als Nächstes wählst.

Aber ich bin auch kein Psychologe...

[Nequeo]

Ja, dass ist ein leidiger Nebeneffekt beim TT. Ist sehr viel Kopfsache, manchmal mehr als es sein darf. Gerade die TTR Punkt, um das mal kurz aufzugreifen, haben das Ganze so verstärkt mittlerweile, dass ich wirklich kein Fan mehr davon bin, vor allem im Nachwuchsbereich. Aber das nur nebenher.

Man muss generell sich einfach vielleicht mal vor Augen führen, was der Sport für einen sein soll. Ohne jetzt zu wissen, wie hoch du spielst, nehme ich mal an dass es dein Hobby ist. Das bei der ganzen Sache nicht deine Existenz dran hängt. Wie vermutlich bei den meisten hier. Wenn man sich dann selbst den Druck macht, und der nicht von anderen kommt verstärkt wird, kann man sich ja mal überlegen, was kann denn passieren, wenn ich einfach wirklich ganz locker an so ein Match ran gehe. Vielleicht einfach vorher, oder während dem Einspielen locker mit dem Gegner Small Talk halten (wenn der das zu lässt ) und sich dann vornehmen und sagen: "Wenn ich jetzt zu verbissen und verkrampft an die Geschichte ran gehe, dann geht's eh in die Hose. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich dann mit einer gewissen Lockerheit mehr Erfolg und vor allem weniger 'Enttäuschung' über mich selbst habe, ist dann höher."

Ist wirklich nicht leicht, vor allem jemanden von Außen das klar zu machen. Merke ich immer wieder vor allem bei Kindern, die sich selbst zu viel Druck machen und total im Spiel verkrampfen. Denen mach ich dann erst mal klar, dass wir nicht böse sind wenn sie verlieren, dass das dazu gehört im TT und dass man aus Niederlagen manchmal sogar mehr lernen kann, als aus Siegen. Ist natürlich jetzt mehr auf Kinder bezogen, die noch am lernen sind.

Ich würde den Kopf nicht in den Sand stecken und es einfach mal so versuchen. Vielleicht auch mal mit Mannschaftskameraden drüber reden, hören was die so sagen, was für ne Einstellung die haben und vielleicht können die dir auch etwas Druck nehmen (den du dir vielleicht unbegründet selbst machst, weil du die Mannschaftskameraden nicht enttäuschen willst).

Hoffe, dir gelingt es da wieder in die Spur zu kommen!

[Flori_USV]

Wenn man mental blockiert ist, führt alles "vornehmen etwas zu tun" egal ob scheissegal Einstellung oder beabsichtigt locker bleiben gar nichts, weil man trotzdem "denkt" und dann verkrampft. Um mentale und daraus resultierende physische Verkrampfungen zu lösen wirkt ein Bier vorm Spiel ganz gut

[cronsen]

das mit dem bier kann aber auch nach hinten losgehn, ich z.b treff selbst nach einem bier kein ball mehr

ein guter tip den ich letztens bekommen habe, ist sich vorm nächsten spiel nicht hinzusetzen und ttr der nächsten gegner zu studieren.
wenn du nicht weißt wieviel ttr dein gegenüber hat, gibst du automatisch dein bestes und denkst nicht "ach der hat fast hundert weniger,scheiße wenn ich das verliere" usw

ich hatte meine schwersten spiele immer gegen genau solche leute und hab nie darüber nachgedacht woran das liegen könnte, jetzt wirds mir langsam klar.

ansonsten im training ackern und im spiel alles geben, denn wenn du alles versucht hast und nicht aufgegeben oder rumgeheult hast, brauchst du dir später auch nix vorwerfen.

dann war der gegner einfach besser

[Snape]

Zitat von Rückschlaghammer

Prinzipiell verlier ich gegen Leute, deren Spiel ich nicht kenne

Das ist ein gern unterschätzter Punkt, aber neben der Wettkampfsituation ein entscheidendes Kriterium.
Mein Vorschlag lautet deshalb:
Spiele gegen viele verschiedene und fremde Gegner (Turniere; gegen Gäste oder sei selbst ein Gast bei anderen Vereinen) und spiele im Training unregelmäßige, wettkampfnahe Übungen.

[klugscheisser]

ist auch eine Frage der Persönlichkeit. Vielleicht bist du einfach ein freundlicher und friedlicher Mensch, der anderen nicht weh tun mag und ein innere Sperre hat, sein Gegenüber zu "killen". Sollte man nicht negativ bewerten, bleib so, von der anderen Sorte gibt es schon zu viele. Du kannst aber mental an diesem "Problem" arbeiten, in dem du dir immer klar machst, dass da drüben nur ein Sportkamerad steht, dem du nicht wirklich schadest,wenn du den nächsten Punkt machst.

[ScYcS]

Ich verstehe den Thread-Ersteller vollkommen. Ich selbst spiele im Training gegen Leute mit 300-400 Punkten mehr wie ich selbst und verliere teilweise nur sehr knapp im 5. Satz. Im Ligabetrieb versagen mir jedoch regelmäßig die nerven und ich verliere gegen Leute, die 100 Punkte oder so unter mir rangieren.

Verstehen tue ich dies zwar bedingt (ich mache mir zuweilen zu viele Gedanken über die Folgen eines verlorenen Spiels, da unsere Mannschaft eigentlich permanent um den Abstieg spielt und dort jeder Punkt wirklich wichtig ist), aber auf der anderen Seite ist es nicht nachvollziehbar, warum dies selbst dann noch passiert, wenn die Saison so gut wie durch ist und wir auch rechnerisch nicht mehr absteigen können.

Also...auch wenn es nicht hilft, aber Du bist nicht allein mit dem Problem. Es liegt definitiv an der fehlenden Lockerheit. Das mit dem Bier habe ich auch schonmal probiert. Schmeckte gut, hat aber nix gebracht.

[snooky]

Das ist eine Frage der Einstellung. Ich sage mir immer, ich bin ein Amateur und spiele nur aus Spaß... versuche ein Punkspiel als eine spaßige Sache zu betrachten und zu geniessen. Viel Lachen, Witze reissen, Druck verdrängen.
Grundsäzlich spiele ich mit jedem unbekannten Spieler, der sich in unsere Halle verirrt, ob Kreis-oder Landesliga... Habe so paar mal gegen Mädels aus der 2.Bundesliga gespielt...hat Spaß gemacht.
Trainigsspiele sind grundsätzlich kein Maßstab, da man die Gegner zu gut kennt. Somit fehlt die taktische Komponente.
Klar, daß ich trotzdem ab und zu auch verliere, aber nicht weil ich nicht locker war. Bier trinke ich immer erst hinterher.
Alternativ hilft es auch, sich vor dem Spiel mit entspr. Musik oder Videos in eine agressive, kämpferische Stimmung zu bringen ... mache ich aber nur, wenn ich gegen klar stärkere Gegner spielen muß. Man kämpft dann verbissen wie Sau um jeden Punkt.