Rassismusskandal: Eklat Laura Robertson vs. Ni Xia Lian "all chinese are cheaters!"

[Codex Hammurapi]

Nachdem es zwischen Rio Star Muttenz und dem TTC Neuhausen schon einmal Auseinandersetzungen in den Playoff-Spielen der Schweizer Meisterschaften gab, wo auch schon das Wort "Skandalspiel" fiel, kam es jetzt zu einer weiteren Eskalation.

Der Vorfall ging heute durch die Presse:

BERICHT IN EINER LUXEMBURGER ZEITUNG:

Wurde Ni Xia Lian rassistisch beleidigt?

Wie erst jetzt bekannt wurde, kam es im Finale der Tischtennis-Meisterschaft in der Schweiz zu einem Eklat.

Ni Xia Lian war außer sich. Die Luxemburger Tischtennis-Spielerin ist eigentlich keine aufbrausende Person, doch das war offenbar zu viel. «Ich habe so etwas noch nie erlebt»

BERICHT IN EINER SCHWEIZER ZEITUNG:

Rassistische Beleidigungen am Playoff-Final? Niemand glaubt Xialian Ni

Beim Tischtennis-Playoff-Final der Damenteams kommt es zum Eklat. Xialian Ni von Rio Star Muttenz bricht den Final gegen Laura Robertson vom Tischtennis-Club Neuhausen ab, weil Robertson sie beleidigt habe. Der Bericht über den Final ist verschwunden und Nis Anschuldigungen will niemand bestätigen.

Im Playoff Hinspiel beschwerte sich Ni Xia Lian beim Schiedsrichter über die Aufschläge von Laura Robertson. Diese soll dann zur Chinesin "Halts Maul!" gesagt haben.

Einen Tag später eskalierte es beim Rückspiel noch mehr. Im Doppel soll dann Laura Robertson zu Ni Xia Lian unter anderem gesagt haben "All the chinese are cheaters!"

Daraufhin brach Ni Xia Lian das Spiel ab und auch der Rio Star Muttenz trat nicht mehr zu den restlichen Spielen ab. Damit hatte die (insgesamt verdiente) Meisterschaft des TTC Neuhausen einen faden Beigeschmack.

Original Wortlaut im Zeitungsbericht:

Schon bei den Hinspielen am Samstag, erzählt Ni, habe sie den Schiedsrichter darauf aufmerksam gemacht, dass ihre Gegnerin nicht regelkonform aufschlage. Robertson enervierte sich über die Intervention. Da stimmen alle Zeugenaussagen überein. Ni erzählt nun, Robertson habe ihr, die sich in der Schweiz auf Englisch unterhält, «Shut up!» zugerufen, also «Halts Maul!»

Und das war noch nicht alles. Am Sonntag kam es wieder zu Disputen zwischen den beiden, wieder wegen Robertsons Service. Die Deutsche habe sie dann mit dem Satz «All the Chinese are cheaters» beleidigt, in etwa: «Alle Chinesen sind Schwindler». Das sei der Grund gewesen, sagt Ni, weshalb sie und ihre Doppel-Partnerin die Partie abbrachen.

Laura Robertson äußert sich nicht zu den Vorwürfen.

"Dem Verband ist es peinlich. Den Clubs ist es peinlich. Den Trainern ist es peinlich. Und die Spielerin, die einiges zu erklären hätte, schweigt."

Während der Verband die Angelegenheit unter den Tisch kehren will, äußert sich Ni Xia Lian.

Unter den Kontrahentinnen: Xialian Ni, in China geboren, mittlerweile Luxemburger Bürgerin, und Laura Robertson, lediger Name Stumper, unter anderem deutsche Meisterin im Doppel 2002.

Die Luxemburgerin und die Deutsche sind sich nicht grün, es kommt zu Diskussionen und Gehässigkeiten. In der zweitletzten Begegnung beleidigt Robertson Ni. Auch rassistisch, wie Xialian Ni sagt. Sie weigert sich, weiterzuspielen. Rio Star muss Forfait geben. Neuhausen ist alter und neuer Schweizer Meister.

Der Verband weiss vom Vorfall. Schreibt im Bericht vom Final von einem «Eklat». Später verschwindet der Eintrag seltsamerweise von der Website. Doch Rio Star hatte ihn da schon auf seine Facebook-Seite übernommen. Ein «unerfreuliches Ende» habe der Playoff-Final der Damen genommen, hält Swiss Table Tennis fest. Die Begegnungen, die 6:1 und 6:2 für Neuhausen endeten, seien von «unerfreulichen Diskussionen» geprägt gewesen. Weitere Details gibt der Verband nicht preis.

«Halts Maul!»

Umso gesprächiger ist eine der beiden Beteiligten. «Ich habe noch nie so etwas erlebt», sagt Xialian Ni, die in Luxemburg wohnt, am Telefon. Ni ist 53 und spielt seit rund vier Jahrzehnten wettbewerbsmässig Tischtennis. Die Ausnahmeathletin war Mannschaftsweltmeisterin und zweimal Europameisterin im Einzel. Die Luxemburgerin gerät in Rage, während sie von jenem Mai-Wochenende erzählt.

Nicht nur der Verband schweigt sich aus, irgendwie will niemand so recht etwas gesehen oder gehört haben.

Neuhausen und die Schiedsrichter haben Berichte eingereicht, ebenso Rio Star. Was in diesem steht, darüber schweigt sich der Club aus. Präsident Robert Danhieux war bei den Spielen anwesend, will von den Beleidigungen aber nichts mitbekommen haben. Er sagte zum «Muttenzer Anzeiger», er sei «des Englischen nicht mächtig». Die Mannschaftspartnerin von Ni sagt zur bz, auch sie habe keine Beleidigungen vernommen. Es sei ein ziemliches Durcheinander gewesen damals.

Ebenfalls nichts mitgekriegt haben will Pavel Rehorek, Trainer des Nationalliga-A-Damenteams von Neuhausen. Aber unschöne Szenen habe es schon gegeben während des Playoff-Finals. So habe Xialian Ni mit Schiedsrichter-Entscheiden gehadert und versucht, die Zuschauer auf ihre Seite zu ziehen.

[Trillian]

Bei Lauras familiären Situation kann ich mir eine China-feindliche Aussage nicht vorstellen.

[Bo5]

Ich finde die Berichterstattung reichlich uebertrieben. Klar gehoert es sich fuer eine Profispielerin nicht, ihre Gegnerin zu beleidigen und es sollte auch sanktioniert werden. Aber "shut up" ist nun wirklich nicht die schlimmste Beleidigung aller Zeiten, sondern schlichtweg eine unueberlegte Auesserung uebertriebener Aufgebrachtheit.

Und "all chinese are cheaters" ist kein Rassismus, auch wenn der Begriff in der deutschen Medienlandschaft mittlerweile inflationaer fuer jede Art von kritischer Auesserung oder persoenlicher Meinung verwendet wird. Man kann seine eigene, persoenliche Meinung (die nicht richtig sein muss) gegenueber einer Gruppe auch kritisch auessern ohne rassistisch oder diskriminierend zu sein. Wo kaemen wir hin, wenn wir im Fussball jeden negativen Kommentar gegenueber einer Nationalmannschaft als Rassismus deuten wuerden?

Auch wenn Wikipedia keine direkte Quelle ist, zitiere ich einfach mal von dort: "Rassismus zielt dabei nicht auf subjektiv wahrgenommene Eigenschaften einer Gruppe, sondern stellt deren Gleichrangigkeit und im Extremfall deren Existenzberechtigung in Frage.". Soll heissen, wer so sensibel und penibel ist, dass er in der Aussage Rassismus sieht, der ist eigentlich selbst Rassist, weil er jede Auesserung immer gleich in diese Richtung interpretiert. Und das tut doch niemand, der alle Menschen fuer gleich haelt, denn fuer den haette das Wort "Chinesen" in dem Satz gar keine tiefgehendere Bedeutung. Nur wer sich selbst als anders wahrnimmt und von anderen distanziert, sieht auch in jeder beilaeufigen, fremden Aeusserung eine Hinweis auf diese Andersartigkeit. So sehe ich das zumindest.
Es ist ja auch kein Rassismus, wenn ich sage "Alle Deutschen sind puenktlich und fleissig" oder "die Italiener sind die Schwalbenkoenige", obwohl das wohl definitiv Verallgemeinerungen sind und nicht auf jeden Deutschen bzw. Italiener zutrifft.
Ich vermute Robertsons Verlautbarung bezieht sich nicht auf die Chinesen als Volk, nicht auf sie als Rasse (die es ja auch nicht gibt), nicht auf eine Religion, sondern auf die chinesischen Tischtennisspieler und ihre persoenlichen Erfahrungen mit diesen. Ich bezweifle jedenfalls, dass sie meinte alle Chinesen seien in allen Aspekten des Lebens Schwindler. Was sie meinte war wohl eher so etwas wie, dass die Chinesen im TT vor nichts zurueckschrecken, um zu gewinnen. Sicherlich eine diskutable und meiner Erfahrung nach auch falsche Aussage, aber angesichts der Tatsache, dass fast alle Profis bei Tuning, Aufschlaegen, etc. schummeln und betruegen nun auch kein Grund dafuer den Weltuntergang heraufzubeschwoeren.

Zumal ja erstmal bestaetigt werden muss, ob die Auesserung tatsaechlich so getaetigt wurde.

Wie gesagt moechte ich sie nicht verteidigen. Es handelt sich um eine falsche und dumme Aussage, die auf jeden Fall kritisiert werden sollte. Ich finde es auch selbst unmoeglich, insbesondere als Profisportler, der Vorbild fuer andere sein sollte. Aber einen Rassismus-Skandal sehe ich da noch lange nicht und die inflationaere Verwendung der Begriffe Rassismus und Diskriminierung stoesst mir langsam wirklich sauer auf. «unerfreuliche Diskussion», «persoenliche Beleidigungen», «nicht zu entschuldigendes Fehlverhalten». So kann man das gerne nennen. Aber bitte differenzieren und die Kirche im Dorf lassen und nicht immer alles ueber einen Kamm scheren.

Gerne koennen mich jetzt Leute hier als Rasssist oder Aehnliches abstempeln. Das bestaetigt mich dann nur darin, dass die Mehrheit der Menschen zu doof oder zu faul zum Differenzieren ist.

[Bo5]

Zitat von Trillian

Bei Lauras familiären Situation kann ich mir eine China-feindliche Aussage nicht vorstellen.

Das war ehrlich gesagt auch mein erster Gedanke

[Peter Igel]

Zitat von Bo5

Gerne koennen mich jetzt Leute hier als Rasssist oder Aehnliches abstempeln.

Stimmt, da musste aufpassen, das geht hier ratzfatz.
Insbesondere bei einem bestimmten User...

http://forum.tt-news.de/showpost.php...postcount=3563

Ansonsten sehr guter Beitrag von Dir!

[Nacki]

Hat sie noch Glück, daß sie aus dem "Knechtenalter" langsam raus ist. Ach, irgendwas diskriminiert man immer...

[Zigeuner]

Zitat von Bo5

Gerne koennen mich jetzt Leute hier als Rasssist oder Aehnliches abstempeln. Das bestaetigt mich dann nur darin, dass die Mehrheit der Menschen zu doof oder zu faul zum Differenzieren ist.

Ne, der Beitrag ist echt stark.

Kennt man ja auch selbst, dass Leute zu dumm sind Aussagen und Verhalten richtig zu deuten und dann alles mögliche unterstellen. Ist einfach nur anstrengend.

Übrigens soll passend zum Thema ein deutscher Spieler der glaube ich jetzt auch in der Schweiz spielt sinngemäß mal sowas gesagt haben wie "die Chinesen sind die Italiener des Tischtennis".

[Doxnuggle]

nebenbei:
Ein "Shut up" von einer Deutschen als "Halts Maul" zu übersetzen scheint mir zumindest diskussionswürdig überdeutet.
Und dabei ist noch nicht mal berücksichtigt, dass es natürlich in einer Situation emotionaler Anspannung gesagt wurde.
Aufschläge... falsch...richtig... bemängeln... ja ... nein.... gäääähnnnnn
Das Thema füllt hier hunderte von Seiten im Forum.
Sollte man nicht bei einem Finale in der Lage sein, sich auf das wesentliche zu fokussieren ? Professionell ist das mMn nicht, es sei denn man WILL sich aufregen.

Jetzt erst gesehen, dass es zu diesen Mannschaften ja Vorgeschichten gibt. Dann ist das Genze eh wohl eine persönliche Sache, keine sportliche - aber natürlich eine, die wieder mal zu Lasten unseres Sportes ausgetragen wird.

Im Übrigen finde ich den Threadtitel mehr als bedenklich.

[snooky]

Ein "Shut up" von einer Deutschen als "Halts Maul" zu übersetzen scheint mir zumindest diskussionswürdig überdeutet.

Richtig, ich hätte mit "Sei still bzw. Halt den Mund" übersetzt.

"Alle Chinesen sind Schwindler" ist kein rassistischer Ausdruck. Hätte sie "Alle Schlitzaugen sind Schwindler" gesagt, das wäre rassistisch gewesen. Das sollte eigentlich jedem vernünftigem Menschen klar sein.
Also ist für mich die ganze Aufregung so ziemlich grundlos.

[kum25]

Also von Rassísmus zu sprechen finde ich bei diesen Ausdrücken doch etwas hochgegriffen. Dass dies natürlich nicht korrekt ist, sehe ich genau so. Aber Rassismus ist hier wirklich sehr übertrieben. Laura Robertsons Stiefmutter ist Chinesin, ihr Halbbruder auch halb Chinese. Daher sollte man dies nicht zu hoch hängen. Der Schiedsrichter hätte da zwar eingreifen sollen, hat er aber wohl nicht gemacht. Ob dies nun im Nachhinein noch zu einer persönlichen Strafe oder gar eine Strafe für den ganzen Verein führen könnte, kann ich nicht beurteilen.