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  #1  
Alt 25.04.2001, 22:45
Pfannaflicka Pfannaflicka ist offline
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Die Diskussion über die neue Ausländerregelung ebbt allmählich, wie´s scheint, wieder ab. Ich denke, man sollte das Thema mal in einen etwas größeren Zusammenhang stellen - und zwar den der Personalpolitik, die ein Verein betreibt.
Was meint ihr dazu? Was ist sinnvoll? Ich bin der festen Überzeugung, dass man im Tischtennis zwar mit Geld recht schnell aus niedrigen Klassen nach oben kommen kann (immer relativ; für mich ist es schon ziemlich weit oben, wenn ein Verein aus der 2. Bezirksliga bis in die Bayernliga durchmarschiert), aber die Gefahr, dass man ein Vereinsgefüge damit nachhaltig beschädigt, ist dabei sehr groß. Entweder baut man nämlich dann nur eine Mannschaft auf, die dann losgelöst wie ein Raumschiff über allem anderen schwebt, weil eigene Leute verägert das Handtuch geworfen haben, oder man puscht dadurch kurzfristig auch die unteren Mannschaften hoch. Das Kartenhaus fällt aber dann ganz schnell zusammen, wenn das Geld ausgeht. Und wenn dann die eigenen Leute auch weg sind oder aufgehört haben, dann steht so ein Verein nach einigen Jahren schlechter da als zuvor. In meiner Umgebung schaut es bei einem Verein gerade genau so aus, als sollte das passieren.
Noch krassere Fälle gibt es natürlich auch. Wenn da jetzt ein SV Adelsried aus der 2. Bundesliga ins Bodenlose abstürzt, dann hat das natürlich vordergründig mit der Ausländerregel zu tun. Aber da steckt halt doch mehr dahinter: Die Sponsorengelder flossen nicht mehr so wie früher, und die Falltiefe hängt halt vor allem damit zusammen, dass der Unterbau im Verein völlig vernachlässigt wurde (die 2. Mannschaft spielte vor einem Jahr wenigstens noch Landesliga, stieg ab und fiel dann auseinander, mit der Jugendarbeit schaut es seit Jahren ganz schlecht aus).
Fazit: Was treibt manche Leute eigentlich um, die in einer Sportart wie der unseren, wo das Publikumsinteresse nie riesig sein wird, den kurzfristigen Erfolg einkaufen wollen? (Ich kann noch kapieren, wenn man einige gute junge Leute hat, dass man dann sagt: Okay, wir brauchen jetzt einen Spitzenspieler, damit wir noch eine Liga höher kommen und unseren guten Nachwuchs halten können. Aber eine ganze Mannschaft "zusammenzukaufen", kann ich nicht nachvollziehen.)
Dass ich als guter Spieler, wenn ich die Möglichkeit habe, das Geld nehme und da spiele, wo ich am meisten kriegen kann, kann ich verstehen (mehr nicht, dazu bin ich halt nicht gut genug). Aber aus der Sicht eines Vereinsverantwortlichen kann ich es nicht verstehen.
Vielleicht gibt es ja ein paar verantwortliche Leute von höherklassigen Vereinen, die mir das mal erklären können!
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  #2  
Alt 26.04.2001, 00:07
Bernd Beringer Bernd Beringer ist gerade online
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Hallo Pfannaflicka, Du scheinst ja ein (wenn auch leider anonymer) Franke zu sein. Deshalb versuche ich Dir, so kurz wie möglich, e i n e n Weg zu schildern, wie man als ganz normaler Verein aufsteigen u n d trotzdem noch "normal" bleiben kann. Ich nehme das Beispiel meines Vereins, den TV Hilpoltstein.

Wir sind, anfangs mit zwei talentierten Jugendlichen, den Gebrüdern Frisch, mit ein paar engagierten Leuten im Verein und mit einem guten Konzept von der 1. Kreisliga ununterbrochen (mit einer Ehrenrunde in der Bayernliga) bis in die Regionalliga aufgestiegen. Auf diesem Weg kamen zahlreiche talentierte Spieler aus der Umgebung zu uns - nicht weil wir etwas bezahlt haben, sondern weil es bei uns Spaß gemacht hat zu spielen, zu feiern, zu lachen, zu diskutieren, zu gewinnen und zu verlieren. Und weil wir eine Tischtennis-Begeisterung in der Stadt und in der Umgebung entfachen konnten, die bis zu 400 Zuschauern pro Heimspiel und 70 pro Auswärtsspiel gebracht hat. Nach dem dritten Jahr Regionalliga haben uns die drei besten Spieler verlassen, darunter leider auch Rainer Schreiter, einer der besten in Bayern, und unser Eigengewächs. Deshalb sind wir freiwillig in die Oberliga abgestiegen, wo wir seit einigen Jahren gegen den Abstieg und jetzt um den Aufstieg kämpfen.

Das alles tat der Begeisterung keinen Abbruch, zumal mit Felix Bindhammer ein weiteres Eigengewächs zum absoluten Spitzenspieler heranreifte. "Bezahlt" haben wir bis vorige Saison überhaupt nichts, wenn man Fahrtkosten, Essen nach dem Spiel, Sportbekleidung und Beläge nicht rechnet. Stattdessen haben wir uns intensiv um die schulische und berufliche Ausbildung unserer Talente/Spieler gekümmert.

Im Zuge dieses (fast sensationellen) Aufschwungs ist die zweite Herrenmannschaft bis (vorerst) in die Landesliga aufgestiegen. Wir gehören mit insgesamt 15 Mannschaften, darunter fünf Jugendmannschaften, nicht nur zu den starken, sondern auch zu den großen Vereinen in Mittelfranken. Wir machen viel im Verein, wir lachen, diskutieren, feiern, gewinnen und verlieren immer noch - wie früher.

Allerdings kommen wir nicht mehr ganz "ohne Geld" aus. Aber das liegt nicht an uns, sondern an den Umständen. Wenn heute im Fußball bis in die Kreisliga hinunter richtig bezahlt wird, wenn Profi-Fußballer weniger trainieren als Tischtennis-Amateure, aber dafür Millionen kassieren, dann kann diese Entwicklung - leider!! - nicht spurlos an unserem Sport vorübergehen. Trotzdem kann man das Ganze im Griff behalten: z.B. wenn man sich nicht von einem Sponsor abhängig macht, sondern möglichst viele Geschäftsleute in sein Marketingkonzept einbezieht. Oder wenn man alles tut, daß die Leistungssportler im Verein immer noch eingebunden bleiben in das Ganze und keine eigene Abteilung bilden. Oder wenn sie für den Nachwuchs nicht nur Vorbild, sondern ab und an auch Partner sind.

Es gibt viele Hindernisse, um den "idealen Verein" zu schaffen. Manchmal sind wir auch selbst das Hindernis. Weil auch wir, wie so viele Tischtennisspieler, einen "Batscher" haben, wie es der Franke so trefflich formuliert. Ob man/frau was dagegen machen kann? Ich zweifle immer häufiger, gebe aber die Hoffnung bis zum bitteren Ende nicht auf. Ich hoffe, Dir, der Du allem Anschein nach ein paar Jahre jünger bist, geht's genauso. Dann wär's ja nicht schlecht.
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  #3  
Alt 26.04.2001, 16:39
Pfannaflicka Pfannaflicka ist offline
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Danke Bernd,

es klingt für mich wirklich vernünftig und auch nachvollziehbar, wie Du eueren Aufstieg schilderst. Einige Nummern kleiner arbeite ich seit einigen Jahren in meinem Verein (nicht in Franken, aber im nicht allzuweit davon entfernten Schwaben) auch in die Richtung, wobei ich in der Jugendarbeit aktiv bin und da, meine ich, doch schon einiges nach vorne gebracht habe.
Und das scheint mir auch der einzig sinnvolle, wenn auch manchmal harte und wenig spektakuläre Weg zu sein. Wobei wir bei den Herren gar nicht mal ganz schlecht sind; es schaut derzeit so aus, als ob wir nächstes Jahr vielleicht das erste Mal überhaupt in die Landesliga aufsteigen könnten, was für uns ein Riesenerfolg wäre. Nur ist es mir da jetzt verdammt wichtig, dass keiner überdreht und jetzt den Laden durcheinanderwirbelt. Der Weg, so wie ihr ihn beschritten habt in Hilpoltstein und so wie Du ihn schilderst, kann da schon ein Ansporn sein, auch wenn wir höchstwahrscheinlich nie so weit kommen werden.
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