|
allgemeines Tischtennis-Forum Dies ist unser Hauptforum. Hier geht es um Tischtennis allgemein und hier gehört alles rein, was nicht in die Fachforen oder sonstigen Foren passt. |
|
Themen-Optionen |
#1
|
|||
|
|||
Abwerben von Nachwuchsspielern
Ich möchte hier als Erster im Diskussionsforum ein heißes Eisen angreifen - nämlich das Abwerben von Nachwuchsspielern:
Ich mache seit vielen Jahren Nachwuchstraining in mehreren Vereinen mit zum Teil großen Erfolgen. Ich habe viel mit den Landestrainern zusammengearbeitet, damit Nachwuchsspieler meiner Vereine die Möglichkeit haben mit den Besten der Besten Ihres Bundeslandes zusammenarbeiten zu können. Leider habe ich im Verlaufe dieser Zusammenarbeit feststellen müssen, daß die "großen" Vereine diese Kaderkurse dazu mißbrauchen, um sich neue Nachwuchsspieler zu angeln. Ich bin nun in einem zwiespältigen Verhältnis zum Verband. Die Kinder haben im Kaderkurs bessere Trainingsmöglichkeiten, können sich schneller weiterentwickeln, werden aber früher oder später abgeworben. Für mich als Nachwuchstrainer und für meine Vereine ist dies sehr unbefriedigend! Welche Erfahrung habt Ihr gemacht? Wie sollte man sich verhalten? Soll man den Kindern weiterhin die Möglichkeit geben, in einem Landeskader mit zuspielen, oder lieber innerhalb des Vereines Strukturen und Trainingsmöglichkeiten verbessern, ihn nicht zu einem Landeskaderkurs schicken und damit verantworten, daß der Spieler vielleicht nicht sein Leistungspotential voll ausschöpft, aber dafür dem Verein erhalten bleibt?! Hoffe eine rege Diskussion entfacht zu haben... TT-Grüße, Markus G. TTC SV Raika Sierndorf P.S.: Dies ist mein erster Beitrag in diesem TT-Forum. Ich komme aus Österreich, bin 29 Jahre alt, Psychologe, TT-Trainer, arbeite seit 10 Jahren im Nachwuchsbereich und bin bei 3 Vereinen sowie bei der Österreichischen Turn und Sportunion (in Deutschland die DJK) enaggiert. Ich spiele selbst in Niederösterreich Landesliga (3 höchste Klasse in Österreich) beim TTC SV Raika Sierndorf. |
#2
|
|||
|
|||
Ich glaube, dass man den Kindern im eigenen Verein ganz einfach ein gutes Umfeld geben muss. Denn wer sich in seinem Verein sehr wohl fühlt und sich mit seinen Mitspielern auch gut versteht und vielleicht auch außerhalb des TT-Halle mal etwas mit ihnen unternimmt ( Aufgabe des Jugendwartes da etwas zu organiesieren ), der wechselt nicht soooo schnell den Verein. Allerdings müüsen auch die Trainingsbedingungen stimmen.
|
#3
|
|||
|
|||
@ Markus G.
Wenn ich dich richtig verstanden habe, meinst du, dass die grossen Vereine erst durch die Berufungen in den Kader auf die Talente aufmerksam werden, oder ? Ein talentierter Nachwuchsspieler wird aber auch so auf sich aufmerksam machen und dann von den Vereinen, die bessere Perspektiven und Trainingsmöglichkeiten bieten, abgeworben werden. |
#4
|
|||
|
|||
Erst einmal müsste man den Begriff "Talent" definieren. Denn wer in einem kleinen Verein als echtes Talent gilt und dann vielleicht sogar mal eine Zeitlang in einem Bezirkskader mittrainieren darf, muss noch lange kein "Talent" im Sinne der Spitzenförderung sein.
Deswegen muss man hier auch differenzieren. Absolute Spitzentalente können selbstverständlich in aller Regel nicht bei ihrem Heimatverein bleiben, weil sie dort in den seltensten Fällen die Trainingsbedingungen (Trainingsqualität, -intensität, -partner) vorfinden, die sie benötigen, um vorwärts zu kommen. Hier kann nur ein wirklich ambitionierter und ziemlich hochklassig spielender Verein die geeignete Förderstelle sein. (Von durch den Verband geförderten "Tischtennis-Internaten" halte ich in der Zwischenzeit gar nicht mehr viel; ich schließe mich der Argumentation von Fachleuten an, die sagen, Nachwuchsförderung sei in erster Linie Vereinsangelegenheit, der Verband sei nicht dazu da, das Vereinstraining zu ersetzen - außerdem wird da ein m. E. nicht mehr zu rechtfertigender finanzieller Aufwand betrieben). Dagegen sind die "Talente" im Normalmaßstab im Regelfall bei ihrem Heimatverein am besten aufgehoben - falls der Rahmen einigermaßen stimmt und jemand dort nicht total versauert, weil wirklich niemand da ist, der sich vernünftig um den Nachwuchs kümmert und die sportlichen Ambitionen gleich Null sind. Wenn natürlich Eltern bereit sind, den erhöhten Aufwand (weitere und öftere Fahrten etc.) auf sich zu nehmen und das Kind das ebenfalls will, wird es schwer sein, die Betreffenden aufzuhalten. Und manchmal ist es auch so, dass Talente nur mal für zwei, drei Jahre zum Nachbarverein gehen, weil sie dort in einer wesentlich höheren Jugendliga spielen können. Das bringt dem Heimatverein dann ja auch wieder etwas, wenn die später zurückgehen (kommt immer wieder vor). --- Zu verurteilen ist eigentlich nur gezielte Abwerbung, vor allem, wenn sie auch noch mit finanziellen "Argumenten" betrieben wird!
__________________
Pfannaflicka - der "Kampfname" der Rainer Tischtennisspieler; in Erinnerung an unseren unvergessenen Peter Drabek (1965 -1997), der diesen Begriff geprägt hat |
#5
|
|||
|
|||
Toll das da gleich so viele Antworten kommen!!! Nun ich sehe die Dinge so:
Der Landeskader lädt die besten Spieler eines Jahrganges 2x die Woche ein. Der Trainingsplan sollte mit den einzelnen Vereinen abgesprochen sein, damit man nicht "gegeneinander" arbeitet. So haben meine Kinder die Möglichkeit 5x in der Woche zu trainieren. 3x mit mir im Heimverein und 2x mit den Besten ihres Alters. An sich ist nichts dagegen einzusetzen, wenn da nicht große Vereine wären die die besten Spieler dort beobachten können, Spieler und Eltern ansprechen und ihnen neben tollen Rahmenbedingungen auch großzügige finanzielle Zuckerl bieten. So müssen diese Vereine keinerlei Arbeit in die ganz Kleinen investieren, sondern bekommen die fast vollkommen ausgebildeten Spieler auf einem Tablett präsentiert. Ich habe leider nicht die ganz tollen Rahmenbedingungen und ich arbeite in relativ kleinen Vereinen. Wir haben uns aber bei meinem Amtsantritt als Ziel gesetzt ohne teure Einkäufe (Legionäre aus dem Osten)mit eigenem Nachwuchs den Sprung nach vorne zu schaffen. Wenn uns aber die besten Spieler von den "Grossen" weggeschnappt und mit Geldbeträgen abspenstig gemacht nwerden, so finde ich das in höchstem Maße unfair. Der Verband ist nicht in der Lage kleinere Vereine die gute Nachwuchsarbeit leisten zu schützen. Die Ablöse ist so gering, daß kein Verein dadurch abgeschreckt wird. Ich bin etwas ratlos, was das betrifft. Entweder man lässt die Kinder weiter ins Kadertraining gehen und verliert sie dann oder ich lasse sie zuhause und verstelle ihnen eine große Chance. Man kann es drehen und wenden wie man will, als kleiner Verein sitzt man immer der ! Wie ist es in Deutschland? Gibt es wöchentliche Kaderkurse? Werden Kinder abgeworben? TT-Grüße, Markus G. |
#6
|
|||
|
|||
Das Problem ist nicht zu lösen, es sei denn, der Verein verzichtet auf Leistung und versteht sich als reiner Breitensportverein. Ich mach seit 30 Jahren Jugendarbeit in meinem Heimatverein. Profitiert haben fast nur die Vereine, die nicht oder nur gelegentlich Jugendarbeit betreiben. Ausbildungsentschädigungen, wie im Fußball, würden wenigstens die Kosten decken. Doch in den Verbandsführungen fehlt der Wille die Jugendarbeit zu honorieren. Man würde ja die eigenen Spitzenvereine belasten.
Vereine, die kein Geld haben, sollten lieber Breiten- und Freizeitsport betreiben. Da braucht man kein Sonder-, Kader- oder Verbandstraining. |
#7
|
|||
|
|||
Dazu bin ich einfach viiiiiel zu ehrgeizig, schließlich möchte ich auch als Trainer Erfolg haben. TT ist für mich keine Bewegungstherapie für Kinder sondern ein Leistungssport. Aber Du hast recht, damit wäre das Problem mit einem Schlag gelöst:confused:
|
#8
|
|||
|
|||
Hallo Markus G,
sie trainieren 2x wöchentlich mit den Besten ihres Jahrganges im Landeskader?. Wie läuft das bei Euch in Österreich? Wie ist das Kadertraining aufgebaut? Bitte schildere, wie Ihr das gelöst habt. Es gehört zwar nicht zum Thema, ist aber für uns Bayern doch sehr interessant. Dank und Gruß Günter |
#9
|
|||
|
|||
Hallo bayrischer Tischtennisfreund!
Kleines Mißverständnis, ich trainiere NICHT den Landeskader. Ich selbst mache in einem Verein 3x wöchentlich Training, in einem anderen 2x in der Woche Training. Meine besten Spieler spielen auch im Landeskader mit und zwar 2x wöchentlich für 2-3 Stunden. Dafür ist der Fachwart und der Kadertrainer zuständig. So haben die besten Spieler eines Jahrganges eines Bundeslnades die Möglichkeit mit den anderen Besten zu trainieren! Was das betrifft ist unser Landesverband sehr dahinter daß im Jugendbereich "etwas weitergeht"! Leider werden, wie oben bereits angedeutet, die kleineren Vereine benachteiligt, was Subventionen, Kadereinladungen und vor allen Dingen Schutz vor dem Abwerben größerer Vereine betrifft. Ich habe selbst 3 Jahre bei einem 1 wöchigen internationalen Tischtenniskurs in der Bundesportschule Obertraun als Trainer mitgewirkt, da waren immer rund 30 deutsche Nachwuchsspieler (DJK) (auch Bayern) dabei, kann mich leider nur nicht mehr an die bayrischen Spielernamen erinnern! DJK-Boß war ein gewisser Piel und der DJK Bundestrainer ein gewisser Rob de Bas! Wie sehen denn bei Euch in Bayern die Landeskaderkurse aus? TT-Grüße, Markus G. |
#10
|
|||
|
|||
Hallo Markus G,
ich habe mich undeutlich ausgedrückt. Mit „sie trainieren 2x wöchentlich mit den Besten ihres Jahrganges im Landeskader“ meinte ich Deine Jungs/Mädels. Wie habt Ihr das mit der Fahrerei gelöst, wenn Ihr im Landeskader trainiert? Wer finanziert den Landeskader? Und wie sehen die guten Rahmenbedingungen und die finanziellen Zuckerl der abwerbenden Vereine aus (Kannst mir auch ein email schicken). In Bayern wird monatlich ein Wochenendlehrgang bzw. Mehrtageslehrgang vom Verbandstrainer durchgeführt, wobei der BTTV die Kosten (außer Fahrt) übernimmt. An verschiedenen Stützpunkten wird 1x wöchentlich ein Verbandskaderlehrgang durchgeführt, wie du da hinkommst ist deine Sache. In den Bezirken z. B. Oberbayern passiert eigentlich nichts mehr, die sagen sie haben kein Geld. Bräuchten sie gar nicht, die Eltern würden das schon übernehmen. In Schwaben ist das anders, die veranstalten über die Saison verteilt 10 ein- bzw. Mehrtageslehrgänge, die Kosten tragen größtenteils die Eltern. Wie es in anderen Bezirken läuft, weiß ich nicht. Auf ein Abwerben, wie Du es schilderst, bin ich noch nicht gestoßen. Natürlich ist es so, dass ein Talent im Regelfall wechseln muss, um sich weiterzuentwickeln, sei es wegen der besseren Trainingsbedingungen, sei es wegen der Höherklassigkeit der Mannschaft. Ich bin allerdings der Meinung, man sollte auch für den Nachwuchs beim Wechsel eine Abfindung an den Verein bezahlen, die evtl. nach Zeit und/oder Leistung (Spielklasse) gestaffelt ist. Das würde die kleinen Vereine finanziell entlasten und würde auch Anreiz sein, die Jugendarbeit zu fördern. Ich würde es auch gerecht empfinden, wenn die hochklassigen Vereine Jugendmannschaften haben müssten, bzw. wenn nicht, aus welchen Gründen auch immer, Jugendabgaben an den Verband zu zahlen hätten, die dann anteilmäßig an die jugendfördernden Vereine verteilt werden. Man könnte vieles verbessern im Bereich Jugendförderung, man müsste einfach mal anfangen. |
Lesezeichen |
|
|
Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 23:59 Uhr.