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Stammtisch Hier könnt Ihr über "Gott und die Welt", Politik, Fernsehen, Bücher, Musik und alles was Euch sonst interessiert diskutieren. Plaudern in lockerer Atmosphäre ;-) |
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#1
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Das Rittertum der Moderne (Finanzamt)
Ein Bekannter von mir hat ein Firma und durfte die Prüfer des FA im Hause begrüßen.
Folgendes wurde mir erzählt: Übers Jahr wurden 2 Betriebsfeste abgehalten (Weihnachtsfeier und Sommerfest), die Prüferin beanstandete die hohen Kosten (pro Nase p.a. ca. 150 €). Man darf ja dem MA nur einen bestimmten Betrag im Jahr "schenken", sonst gilt es als Einkommen und muß als geldwerter Vorteil vom MA versteuert werden. Das FA kündigte an jeden einzelnen MA nachzuprüfen, ob das auch in der entsprechenden Steuererklärung so deklariert wurde. Nächster Punkt "Schulungskosten", da die Fa. sehr viel schult, sollen die MA unter die Lupe genommen werden, ob nicht vielleicht der eine oder andere unter Werbungskosten die selben Schulungskosten angegeben hat. Haben wir zuviel Prüfer, oder langweilen die sich ? Ich habe mir von einen TT-Kollegen der am FA arbeitet erzählen lassen, daß für Bayern die höchste "Prüfrate" ausgegeben wurde. Soll das heißen, es wird in den einzelnen Bundesländern mit unterschiedlichen Maßstäben gemessen. Darf man beispielsweise in Hessen seine MA besser qualifizieren, weil dort die Gefahr nicht so groß ist, daß man sich später peinliche Fragen stellen lassen muß. |
#2
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AW: Das Rittertum der Moderne (Finanzamt)
Wenn sie sonst nichts gefunden haben, geht es doch.
Ich habe mal irgendwo gelesen, dass im Schnitt bei jeder Prüfung über 100000 € Steuernachzahlung fällig werden... |
#3
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AW: Das Rittertum der Moderne (Finanzamt)
Grad weil Sie nichts anderes gefunden haben, gehen Sie auf den Kleinkram los.
Man könnte sich ja auch auf den Standpunkt stellen, schön das ein Unternehmer bereit ist soviel Geld für seine MA auszugeben, sie weiterzubilden, wie kommt man zu dem Verdacht, es könnte jemand eine von der Firma bezahlten Lehrgang in der Privatsteuererklärung nochmals als Werbungskosten anzusetzen (wobei jemand der das versucht, also ohne eigenen Beleg, ohnehin nicht anerkannt wird). Behaupte mal in Deiner Einkommensteuererklärung unter Werbungskosten Du hättest 1000 € für berufliche Weiterbildung ausgegeben und füge keinen Beleg bei. Das ist schneller gestrichen als es reingekommen ist. Also ist es doch ohnehin ein Streichposten, wieso also die Querprüfung, müßte doch schon gestrichen sein. Oder will uns das FA damit sagen, wir prüfen die beigefügten Belege gar nicht? |
#4
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AW: Das Rittertum der Moderne (Finanzamt)
Warum immer über das FA schimpfen ?
Wenn sie nichts finden, dann ist es doch O.K. für die Firma (O.K., klar ist es nervig geprüft zu werden) Wenn sie aber was finden, dann wurde der Staat - also jeder von uns - betrogen. Und da angeblich jeder Prüfer seine Kosten um ein Mehrfaches weider reinbringt, scheint ja genug betrogen zu werden, dass sich Prüfugen lohnen. |
#5
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AW: Das Rittertum der Moderne (Finanzamt)
Zitat:
Ein Kumpel meiner Abteilung hatte Aushilfen beschäftigt. Diese hätte er auch per Vertrag beschäftigen können - es wäre für ihn billiger gewesen, sagte auch der Prüfer. Aber der Prüfer hat es nicht dabei belassen. Am nächsten Morgen kam er an und sagte, er habe gestern abend eine annonyme Anzeige bekommen und nun müsse er der Sache nachgehen. Logisch: Er hat sich diese Anzeige selbst geschrieben. Ergebnis: Mein Kumpel mußte eine Srafe bezahlen. Bis zu seiner Geschäftsübergabe hat er dann die Leute entsprechend angemeldet und weniger als vorher bezahlt. Ist schon ein wenig her, daher so locker beschrieben. Der Prüfer der bei mir war hat mir zu einer Rückzahlung verholfen. Vermutlich kommt der so schnell nicht wieder. Allerdings wollte er auch partout was finden, so daß wir 30 Minuten über einen Parkhausbeleg gerätselt haben... in einer Woche öfters dort geparkt und leider den falschen mit abgeheftet und den eigentlich richtigen weggeworfen.
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vG, . . . wW -- |
#6
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AW: Das Rittertum der Moderne (Finanzamt)
Man kann's auch anders sehen:
Das FA versucht sich nur das zurück zu holen, was andernorts (auf "semilegale Weise") an ihm vorbeigeschleust wird. Steuerhinterziehung ist doch Volkssport geworden, wird überdies als "Kavaliersdelikt" betrachtet... Sicherlich sind die vom AT beschriebenen Praktiken Erbsenzählerei, aber vielleicht die einzige Chance, nach der Devise "Kleinvieh macht auch Mist", der "Nadelstreifen-Kriminalität" zumindest ein wenig Einhalt zu gebieten... Aber es bleibt natürlich dabei, die "Kleinen hängt man, die Großen läßt man laufen"... Und noch was, wer frei von Schuld ist, der werfe den ersten Stein... ...ehe ich mich hier vielleicht um Kopf und Kragen schreibe, hör' ich lieber auf...die Welt ist manchmal klein, und man weiß nie, ob der Feind mitliest... |
#7
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AW: Das Rittertum der Moderne (Finanzamt)
Zitat:
(Und wohin fließt der Zaster dann auch noch???) PS: Al Capone, unter den Älteren vielleicht noch ein Begriff, konnte nie etwas nachgewiesen werden! Bis er dann wegen Steuervergehen endgültig verknackt wurde... Geändert von cloud 9 (08.09.2007 um 10:34 Uhr) |
#8
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AW: Das Rittertum der Moderne (Finanzamt)
Nun ja, von nichts kann man angesichts der zu hohen Ausgaben bei Betriebsfesten nicht unbedingt reden - auch wenn dies nur ein kleiner Verstoß ist. Normalerweise reichen Stichproben in der Regel aus. Das variiert je nach Unternehmensgröße. Wenn die Mitarbeiter des FA jedoch bereits einen "Anfangsverdacht" haben oder sich bestimmte Ausgaben gegenüber vergleichbaren Unternehmen gravierend unterscheiden, sind sie schon verpflichtet, etwas genauer hinschauen. Es könnten ja auf diese Art und Weise noch andere Gelder "verschoben" / zweckentfremdet / der Besteuerung entzogen worden sein. Man kann ja nie wissen. Getrickst wird vielfach und die ehrlichen Betriebe oder Unternehmen, die sich mit der aktuellen Gesetzesmaterie nicht auskennen oder versehentlich einen Fehler gemacht haben, leiden darunter. In Zeiten von Luxusreisen, Bordellbesuchen, "horizontalen Werbungskosten", die von Unternehmen bewußt finanziert und falsch bilanziert worden sind, sind die Mitarbeiter des FA eben entsprechend sensibilisiert und wissen, welche Tricks in der Praxis angewendet werden. Das FA ist eben von "Natur" aus mit einer gehörigen Portion Mißtrauen ausgestattet.
Der Eindruck, dass man Kleine besonders kritisch beäugt, sich an Lapalien festhält, großen Unternehmen gegenüber aber toleranter ist, ist weit verbreitet. Ich habe in den letzten 5 Jahren selbst drei breit angelegte Wirtschaftsstudien zum Thema "Finanzamt" durchgeführt und dieses Argument besonders von Steuerberatern häufiger gehört und gelesen. Weiterhin sind nicht nur uneinheitliche Gesetzesvorgaben der Bundesländer für eine unterschiedliche Betrachtungs- und Vorgehensweise der Finanzbeamten verantwortlich, sondern auch der Ausbildungsstand und die Motivation der Prüfer selbst. Die finanziellen Mittel, die für Weiterbildung zur Verfügung stehen, differieren ebenfalls nach Bundesland. Auch die Mitarbeiter unterliegen teilweise dem Controlling und haben in irgendeiner Form Zielvorgaben und die Behörden werden an Kennzahlen bewertet. Wie eng das am Ende gesehen wird und ob es Konsequenzen hat, wenn Leistungen der Mitarbeiter einer Behörde (bei externer Prüfung wohl kaum anders als durch "Nachzahlungsquote" zu messen) mal nicht stimmen, steht auf einem anderen Blatt. Subjektve Einflüsse in einer Steuerprüfung sind jedenfalls niemals auszuschließen und wenn die Chemie zwischen Finanzbeamten, Betriebsleitung und Steuerberater nicht stimmt, kann dies gerade in Bereichen, wo ein gewisser Ermessensspielraum in der Auslegung besteht, zu Konflikten führen. Es gibt eben solche und solche "Prüfer". Hier ist aber der Steuerberater oder das Wirtschafts- und Steuerberatungsunternehmen gefragt, um Zweifel durch Fakten und Belege zu entkräften. Einer plausiblen Erklärung werden sich auch Finanzbeamte nicht ernsthaft entziehen können, dafür gibt es Gesetze. Bedenkt man, wie selten statistisch gesehen jeder Betrieb überhaupt geprüft wird, kann man nur empfehlen, dann die Betriebsunterlagen in Ordnung zu haben und sich auf Prüfbereiche, die sich wiederholen und immer "gerne genommen" werden, bei der Vorbereitung besonders zu focussieren. Sind die "Basics" in Ordnung und macht die Gesamtaufstellung einen guten Eindruck, werden sich die Damen und Herren auch bei kleineren Fehlern kulanter zeigen und die Prüfung schneller beenden. Für grobe Verstösse fehlt ihen oftmals mangels Personal und bei hohem Prüfaufkommen die Zeit und manchmal auch das "Handwerkszeug", um überall ins Detail gehen zu können. Wenn nichts zu finden ist, kann man der Prüfung beruhigt ins Auge sehen. Manche Rückfragen und empfundene Ungerechtigkeiten und Kleinlichkeiten werden sich nicht verhindern lassen, doch es liegt am Geprüften, diese zu widerlegen. Im eingangs beschriebenen Fall sollte man jedoch dem eigenen Steuerberater oder dem Beratungsunternehmen einige passende Takte sagen oder das Honorar kürzen. Die Kosten für Betriebsfeiern sind nicht erst seit heute beschränkt worden. Das kann man als Betriebsleiter/inhaber wissen, ein Steuerexperte muss es einfach wissen. Wer dies trotz besserem Wissen ignoriert oder nicht entsprechend "gestaltet", muss eben mit negativen Konsequenzen rechnen. Solange es aber Unmengen steuerlicher Gestaltungsmöglichkeiten und einen Dschungel von Steuergesetzen und Verordnungen gibt, die einfach niemand hundertprozentig kennen kann, sind Konflikte und menschliche Irrtümer vorprogrammiert. Damit muss man in bestimmten Grenzen leben und kann nur versuchen, die strittigen Fragen auf sachlicher Ebene zu lösen. |
#9
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AW: Das Rittertum der Moderne (Finanzamt)
Zitat:
...die Anzahl derjenigen, die das bedauern würden, wäre sicherlich größer als die derjenigen, die das begrüßen würden... Keine Angst, soweit wird's nicht kommen, zumindest nicht aus dem beschriebenen Grund...gibt keine "Leiche im Keller", wobei die Existenz einer "Kaffeekasse" auch nicht gänzlich in Abrede zu stellen ist...;-) |
#10
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AW: Das Rittertum der Moderne (Finanzamt)
Zitat:
Im November 2006 gab es (ich glaube in der Bild-Zeitung) eine Riesen-Schlagzeile: Finanzämter schonen Millionäre! Unterschiedlich gehandhabt in den einzelnen Bundesländer würden teilweise nur bei 15% der Einkommensmillionäre Stichproben gemacht! Dabei waren dann im Schnitt 150 000 € Nachzahlung fällig... Scheint sich aber mit deinen Erfahrungen nicht zu decken. |
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