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| allgemeines Tischtennis-Forum Dies ist unser Hauptforum. Hier geht es um Tischtennis allgemein und hier gehört alles rein, was nicht in die Fachforen oder sonstigen Foren passt. |
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Themen-Optionen |
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#1
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Extreme sinnvoll?
Eigentlich wollte ich ja zum Thema Material nichts schreiben, weil es so vielseitig wie eine Kugel ist. Aber einige Anfragen hier nach dem schnellsten oder gefühlvollsten Holz, dem schnellsten, "spinnigsten", "katapultigsten", gefühlvollsten, lautesten usw. Belag lassen mich doch nicht ruhen.
Der ganze Hype um extremes Material geht meiner Meinung nach am Ziel vorbei und vernachlässigt die Tatsache, dass der maßgebende Faktor der Spieler, nicht der Schläger ist. Wichtiger als ein Extremwert ist die Bandreite. In der Musik-Technik Dynamikumfang genannt. Nicht die pure Maximal-Lautstärke ist gefragt, sondern der Abstand der gerade noch sauber hörbaren leisesten und der unverzerrten, lautesten Wiedergabe. Nicht die polterndsten Bässe oder Hunde verjagenden Ultraschalltöne, sondern der Frequenzgang, der in allen Bereichen dem Ohr schmeichelt und den verschieden Musikrichtungen angepasst werden kann. Oder zum Auto: wer hat schon den absolut schnellsten Wagen, der bei Schrittgeschwindigkeit im Stau nicht überhitzt, einen Möbelumzug durchführt, leise ist und trotzdem einen tollen Sound hat, den man 3 Blocks weiter noch hört, sehr bequem auf langen Strecken und knochenhart auf der Rennpiste ist? Kein Mensch, kein Händler. Aber beim Schläger, meist der einzige den man für alle Gegner benutzt, werden Extreme gesucht. Natürlich nicht von allen, aber von manchen. Das Zauberwort sollter aber nicht "maximal", sondern "optimal" heißen. Schnell genug für den direkten Punkt, griffig genug für einen sicheren und schnellen Topspin, langsam und gefühlvoll für kontrolliertes Spiel, wenn es sein muss, glatt genug, um z.B. gegen LN, deren Bälle man nicht genau einschätzen kann, auch schnittarme Bälle spielen zu können. Oder Noppen mit Störeffekt, mit denen man aber auch lange Abwehrbälle spielen kann, wenn man schon mal hinten ist. Und viele andere nützliche Eigenschaften. Nicht zuletzt soll er regelkonform, bezahlbar und langlebig sein. Diesen optimalen Schläger muss jeder für sich und seine Spielweise und seine technischen Möglichkeiten selbst finden. Es wird in der Regel kein Schläger mit extremen Werten in einem der "Keyfacts" sein. Der Spieler und seine Fähigkeiten machen weit mehr aus, als letzte Tuning-Maßnahmen am Schläger. Wenn man also einen neuen Schläger oder Belag testet, sollte man auch alle diese Spielsituationen ausprobieren. Klar, im Training kommen die Turbo-Topspins, aber was nutzt das, wenn man im Punktspiel die Hose gestrichen voll hat und dem Gegner als Rückschlag die schönsten Türme hinstellt? Erfahrenen Spielern habe ich sicher nichts Neues gesagt, aber ich kenne auch 50jährige Spieler, die auf dem dicksten Hitec- Balsaholz die schnellsten und dicksten Beläge spielen, aus Zeitgründen nicht trainieren können und dann die Welt nicht mehr verstehen, wenn sie gegen viel schwächere Gegner verlieren. Statt abzurüsten hören sie ganz auf.
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Große Leuchten (Sonnen) brennen schnell und sehr hell, aber meist nicht sehr lange (ein paar mio Jahre). Zum Glück bin ich nur ein kleines Licht Geändert von klugscheisser (10.07.2008 um 01:20 Uhr) |
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#2
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AW: Extreme sinnvoll?
Ist alles richtig, was Du sagst. Aber so ist nunmal der Trend. Und ich nehme sogar an, dass das hier in den USA, wo ja sowieso alles groesser und schneller und besser sein muss, noch etwas extremer ist. Ich habe mittlerweile viele Anfaenger kennengelernt, denen von erfahrenenen Spieler geraten wurde, von Anfang an auf das schnellstmoegliche Material zu setzen. Dann tritt meist genau das ein, was Du weiter oben bereits beschrieben hattest: bei regelmaessigen Uebungen klappt alles wie am Schnuerchen und der Rest endet dann aber in Frustration oder Aufgabe.
Mir wurde damals als Anfaenger ein All- Holz in die Hand gedrueckt, auf der RH ein Vari-Spin in 1.0mm und VH ein Sriver in 1.5mm. Erst nach vielen Jahren kam dann mal ein etwas flotteres Allroundholz in's Haus und ich erinnere mich noch gut daran, als ich zum ersten Mal einen 2.0mm Belag auf die VH montiert bekam (ich glaube es war ein Speedy-Spin).....
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#3
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AW: Extreme sinnvoll?
Zitat:
Wie "Spin Jim" bereits sagte: "Damit uns nicht langweilig wird..." Wie du schon sagtest, es kommt auf die optimale Abstimmung an! Sehr guter Beitrag...
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#4
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AW: Extreme sinnvoll?
Ich will jetzt aber auch nicht den langsamsten Schläger im Anfängerbereich als einziges Mittel der Wahl hinstellen. Talentierte Kinder sollen/können ruhig "flottes" Material spielen; das fördert ja auch das attraktive Angriffsspiel. Aber es darf kein "Ferrari in Kinderhand" sein. Andere, weniger talentierte brauchen vielleicht langsameres oder spinärmeres Material.
In meinen Traingsgruppen lasse ich auch gerne mal mit völlig andersartigen Schlägern spielen (Noppen außen, sehr langsame Billigschläger usw.) und habe festgestellt, dass die Kinder dadurch erst die Bandbreite der Variationen kennen und schätzen lernen und völlig andere Schläge und Taktiken in ihre Werkzeugkiste mit aufnehmen, was letztlich zu einem variantenreichen Spiel führt.
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Große Leuchten (Sonnen) brennen schnell und sehr hell, aber meist nicht sehr lange (ein paar mio Jahre). Zum Glück bin ich nur ein kleines Licht Geändert von klugscheisser (10.07.2008 um 01:21 Uhr) |
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#5
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AW: Extreme sinnvoll?
Gute Beiträge Peter,
gehe völlig konform damit. Aber wenn man mal ehrlich zu sich selbst ist, nahezu jeder Spieler hat(te) ab und an die fixe Idee, mit "extremem Material" würde er noch besser spielen, oder? Ich habe in knapp 20 Jahren Tischtennis auch so einiges durchprobiert (und teste, unter anderen Prämissen, immer noch gern), da waren Kombinationen wie BTY-Defence ST, VH Tackiness C, RH PF4 C8 bis hin zu Tibhar H1-9, VH PF4 2,1 frischgeklebt, RH TSP Spectol max. dabei, um nur mal die Extreme zu nennen. Mittlerweile habe ich (wie mit zunehmenden Alter viele andere wohl auch) eingesehen, daß extremes Material nicht hilft und verwende ein Allround-Holz, einen gemäßigten VH-Belag und einen RH-Belag, der meine Stärken unterstützt und meine Schwächen etwas kaschiert. Aber dieser "Lern-Prozess" dauert eben.
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Holz: Nittaku Barwell Fleet FL, VH: Test schwarz, RH: Test rot |
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#6
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AW: Extreme sinnvoll?
Man kann ja ruhig mal die Extreme ausprobieren, wie soll man sonst die Grenzen erkennen? Aber bei den heutigen Preisen muss man das Zeug ja nicht gleich kaufen, Testbeläge gibt es sicher. Wenn man viel Geld investiert hat, fällt der Rückweg zur Vernunft schwer
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Große Leuchten (Sonnen) brennen schnell und sehr hell, aber meist nicht sehr lange (ein paar mio Jahre). Zum Glück bin ich nur ein kleines Licht |
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#7
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AW: Extreme sinnvoll?
Es ist halt auch immer ein zweischneidiges Schwert.
Natürlich ist es so, dass viele Hobbysportler viel zu schnelles Material spielen. Gerade dann wenn Training nur einmal oder weniger pro Woche stattfindet. Aber im Gegensatz dazu, darf man talentierte Kinder auch nicht zu lange bei dünneren Belägen lassen. Wenn also das Grundlagentraining beendet ist (ca. 2 Jahre) dann wird der Bewegungsumfang der meisten Techniken (allen voran VH-Topspin) reduziert. Denn man dies mit dünneren Belägen (1,5 oder 1,8mm) macht, dann kann das dazu führen, dass die Kids das fehlende mit unsauberen Techniken ausgleichen (Balltreffpunkt nicht sauber tangential sondern immer etwas frontal, gerade wenn man in Halbdistanz ist). Insofern muss man immer beachten wo sich der Spieler in der Entwicklung befindet. Ich spreche hier nicht nur von der Landesspitze. Auch bei einem Bezirksranglistenspieler wird man von eher großräumigen Bewegungen zu optimierten kürzeren Bewegungen kommen, wenn der Spieler das ein oder andere Jahre Training hinter sich hat. Hier muss ein Trainer eben ein Auge auf das Material haben. Aber zu oft habe ich da Unkenntnis erlebt. Beispielsweise ein Trainer der erreichen will, dass einer seiner Spieler (sagen wir mal 12J.) tischnäher mit kürzeren Bewegungen spielt aber den Spieler weiter mit 1,8mm auf beiden Seiten spielen lässt. Wenn es ein technisches Ziel ist die Bewegung zu verkürzen, dann sollte man mit dem Material "aufrüsten". Aber gerade im Hobbybereich fällt der von Peter erwähnte "Trend" schon auf... |
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#8
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AW: Extreme sinnvoll?
Ja. Du kennst mich lange genug und in dem einen Beitrag habe ich ja auch angedeutet, dass langsames Material im Nachwuchsbereich nicht in allen Fällen richtig ist. Ich versuche, das halt sehr individuell zu sehen. Man braucht ja immerhin 10-20 normaltalentierte Spieler ohne besondere Ambitionen, um sich als Verein einen Superspieler leisten zu können. Aber auch die wenig bis normal talentierten Spieler haben ein Recht auf optimale Förderung nach ihren Verhältnissen; und da ist ein "Hauptsache-teuer-und-schnelll"-Schläger fehl am Platz.
Im Moment spielen meine Perspektiv-Spieler gute Allround-Hölzer mit etwa 1,8/2,0 Belägen. Nicht zu teure, denn sie sollen bei Bedarf ja preiswert auf- bzw abrüsten können. Absoluten Anfängern drücke ich statt ihres spiegelglatten Schulhofschlägers erstmal einen unglaublich billigen (und langsamen, aber griffigen) Markenschläger als Leihschläger in die Hand. Den dürfen sie dann zur Not behalten, für den Schulhof. Die Dinger machen sogar Spaß, nur ein Markus Tremmel (egal in welchem Alter) käme damit nicht zurecht, das Holz ist dafür nicht steif und belastbar genug
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Große Leuchten (Sonnen) brennen schnell und sehr hell, aber meist nicht sehr lange (ein paar mio Jahre). Zum Glück bin ich nur ein kleines Licht |
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#9
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AW: Extreme sinnvoll?
extreme halte ich nur auf hohem niveau für sinnvoll. und dann auf keinen fall nur in eine richtung. trainiert man intensiv und betreibt tt als leistungssport, dürfen es auch 5 schichten frischkleber, tibhar sinus max auf carbon off+ oder tsp spectol 2,2 mm als abwehrbelag sein. diese spieler können mit extremen, bzw extrem schnellen materialen umgehen, weil sie auch 200 seildurchschläge pro minute schaffen oder andere höhere qualitäten (gutes ballgefühl, spielverständnis, antizipation) haben.
nur auf material bezogen, darf es gerne ein extrem schnelles holz oder ein sehr schneller belag sein- nur beides zusammen ist bei "unserem" niveau selten erfolgreich. ich hatte auf meinem schlager carbon erst fs 802 1,5 auf der rh und den alten dhs pf4 in 2,2 vh und habe damit sehr sicher spielen können, weil der ballabsprung linear, konstant und durch die beläge temporeduziert war. ich wusste, was passiert (ok, bei manchen gegnern nicht;-)). dann bryce und spectol drauf und das ganze wurde zu schnell/unkontrolliert. der ball muss auf den tisch, und dass mind. 7 von 10 bällen, mit kurzen aufschlägen und rückgaben. noch mal zur ausgangsfrage: ja- extreme machen sinn, wenn man sie kontrollieren kann. |
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#10
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AW: Extreme sinnvoll?
Ja, das gilt für vielleicht 1 Prozent aller Spieler. Die anderen stolpern in den für sie viel zu großen Schuhen ... Die sollte nur tragen, wer auch große Füße hat
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