Anatoli Karpow

[Tobi W.]

Anatoli Karpow – Der Meister der Präzision und des Positionsspiels

Name: Anatoli Jewgenjewitsch Karpow
Geboren: 23. Mai 1951, Slatoust, Russische SFSR, Sowjetunion (heute Russland)
FIDE-Titel: Großmeister seit 1970
Höchste Elo-Zahl: 2780 (Juli 1994)
Weltmeisterschaften: Weltmeister 1975–1985, FIDE-Weltmeister 1993–1999

Kindheit und Aufstieg

Anatoli Karpow lernte mit vier Jahren Schach. Mit elf Jahren wurde er in die berühmte Botwinnik-Schachschule aufgenommen. Der „Patriarch des sowjetischen Schachs“ selbst hielt Karpow zunächst für „kein Talent“ – ein Urteil, das Karpow durch seine rasante Entwicklung eindrucksvoll widerlegte. 1969 wurde er Juniorenweltmeister, 1970 erhielt er den Großmeistertitel.

Weltmeistertitel 1975 – Jüngster Weltmeister seiner Zeit

Nach seinem Sieg im Kandidatenturnier 1974 gegen Viktor Kortschnoi qualifizierte sich Karpow als Herausforderer für Bobby Fischer. Da Fischer unter Bedingungen spielen wollte, die die FIDE ablehnte, kam das Match nicht zustande. Karpow wurde daraufhin 1975 kampflos zum Weltmeister erklärt – als damals jüngster Weltmeister der Schachgeschichte; diesen Rekord hielt er bis 1985, als Garri Kasparow ihn ablöste.

Dominanz und Titelverteidigungen

Karpow verteidigte seinen Titel 1978 und 1981 jeweils erfolgreich gegen Viktor Kortschnoi. In den Folgejahren dominierte er das internationale Turnierschach, gewann zahlreiche Topturniere und galt als Inbegriff des positionsorientierten Spiels.

Die Rivalität mit Garri Kasparow

Die Duelle zwischen Karpow und Kasparow sind legendär. Das erste WM-Match 1984 war auf sechs Gewinnpartien angesetzt. Nach 48 Partien – 5 Siegen Karpows, 3 Siegen Kasparows und 40 Remis – wurde das Match von FIDE-Präsident Campomanes abgebrochen, offiziell aus gesundheitlichen Gründen. Karpow war durch den langen Wettkampf körperlich und mental stark erschöpft, was zu Diskussionen über die Fairness des Abbruchs führte. 1985 verlor Karpow seinen Titel an den 22-jährigen Kasparow, der damit der jüngste Weltmeister der Geschichte wurde.

FIDE-Weltmeisterschaft und Rückzug

Nach der Spaltung der Schachwelt 1993 wurde Karpow FIDE-Weltmeister, nachdem er Jan Timman besiegte. Er verteidigte den Titel 1996 gegen Gata Kamsky und 1998 gegen Viswanathan Anand, wobei das WM-Finale 1998 im K.-o.-Modus ausgetragen wurde. Parallel existierte weiterhin die klassische Weltmeisterschaft, die von Kasparow und später Kramnik gehalten wurde. 1999 zog sich Karpow aus Protest gegen die neuen FIDE-Modalitäten, insbesondere den K.-o.-Modus, aus dem WM-Zyklus zurück.

Stil und Vermächtnis

Karpow ist berühmt für seinen präzisen, positionsorientierten Stil – das „Karpow’sche Erdrosseln“ steht für seine Fähigkeit, Gegner langsam, aber sicher zu neutralisieren. Er gilt als einer der erfolgreichsten Turnierspieler der Geschichte mit über 160 internationalen Turniersiegen. Neben seiner Schachkarriere war er als Autor, Politiker (u. a. Duma-Abgeordneter) und Schachfunktionär aktiv.

Fazit

Anatoli Karpow prägte das Weltschach über Jahrzehnte. Trotz des umstrittenen Titelgewinns 1975 bewies er seine Klasse durch zahlreiche Erfolge und seine legendären Matches gegen Kasparow. Als Positionsspieler auf Weltklasse-Niveau bleibt er eine zentrale Figur der Schachgeschichte und ein Vorbild für Generationen.

[Jolien]

Sehr informativ, diese Darstellung!

Viele Details über den Schach-Werdegang von Karpov waren mir so genau nicht bekannt.

Danke!

Jolien

[Neuanfang]

Danke @Tobi W >> für diesen sowie die anderen aufgezeigten Werdegänge und Wirkungsweisen ehemaliger Weltmeister und Spitzen-Schach-Damen und Herren.

[JanMove]

Ein kleines Detail, welches nicht erwähnt wurde ist, dass Karpow zu Beginn seiner Schachkarriere auch noch anfing verschiedenste Fächer zu studieren u. a. auch Mathematik. Ich glaube einen Abschluss hat er nicht gemacht, aber er soll mathamtisch durchaus begabt gewesen sein, was natürlich auch nicht verwunderlich ist.

[Jolien]

Zitat von JanMove

Ein kleines Detail, welches nicht erwähnt wurde ist, dass Karpow zu Beginn seiner Schachkarriere auch noch anfing verschiedenste Fächer zu studieren u. a. auch Mathematik. Ich glaube einen Abschluss hat er nicht gemacht, aber er soll mathematisch durchaus begabt gewesen sein, was natürlich auch nicht verwunderlich ist.

Sonnenklar, bei der bekannten Korrelation von Schach und Mathematik!

Jolien