Das Wetter-Fröschlein

[frosch]

Hallo Kleingärtner !

Mag sein, dass ich hier im falschen Forum bin, aber dies hier ist ein rieseiges Forum, in dem sicher auch viele Klein- und Großgärtner lesen.

Wie ihr vielleicht wisst, schreibe ich ab und zu für die große Kleingarten-Zeitung "Der Frosch" die wöchentlichen Wetterberichte. Die Artikel erscheinen unter dem Titel "Fröschlein" und sind in erster Linie für die Kinder der Kleingärtner bestimmt. Ziel ist, dass auch die Kinder die Zusammenhänge des lokalen und globalen Wetters verstehen lernen.

Nun ist es es neulich passiert, dass es nach längerer Schönwetter-Periode, von ein paar kurzen Sommergewittern abgesehen, mal aus heiterem Himmel heftig regnete.

Nein, es war längst nicht so schlimm wie die Sintflut, auch nicht so gewaltig wie die Tsunamis, die immer wieder die Küstenländer heimsuchen. Aber es reichte für richtig nasses, kaltes Schmuddelwetter, und ein paar Pfützen gab es auch, in die einige der Kleinst-Gärtner übermütig hineinsprangen.

Natürlich bekamen einige Gärtner-Kinder nasse Füße, weil sie nach der langen Schönwetter-Periode falsch angezogen waren und weil sie den Unwetter-Warnungen nicht glauben wollten. Der fürsorgliche Garten-Obmann schickte sie daruf hin in ihre Gartenhütten, wo sie sich was Trockenes anziehen sollten. Raus ins Freie durften sie an diesem Tag nicht mehr.

Manche Eltern regten sich sehr darüber auf. Nein, nicht darüber, dass ihre Zöglinge falsch angezogen waren oder dass sie trotz Unwetter-Warnung unerlaubt ins Freie gegangen sind. Vielmehr schimpften sie mit dem Gartenobmann, weil er es sich erlaubt hatte, die Kinder ins Trockene zu schicken.

Nun wollte ich in "Fröschlein" - ihr wisst noch, die Kinder-Beilage für den "Frosch" - den Kleinsten, die noch nie von einem Unwetter überrascht wurden, erklären, wie das mit dem Wetter funktioniert. Damit sie lernen, Unwetterwarnungen zu beachten und sich Gummi-Stiefel und eine Regenjacke anzuziehen, wenn das Wasser draußen zu hoch für die Sandalen steht. Ich wollte das natürlich so zeitnah wie möglich machen, solange die "Sünder" ihre nassen und kalten Füße noch spüren.

Nein, ich habe dabei keinem die Schuld gegeben, dem Petrus nicht, dem Garten-Obmann nicht, den Eltern nicht und auch nicht den vorwitzigen Kindern. Ich wollte eigentlich nur mithelfen, dass sich das nicht so oft wiederholt.

Diesen Artikel gab ich vor der Veröffentlichung dem Vorstand des Kleingartenvereins zu lesen, für den Fall, dass ich was Falsches geschrieben hätte, etwas ändern sollte oder dass der Vorstand lieber selbst etwas dazu schreiben wollte. Kurz und gut: mein Artikel war zu diesem Zeitpunkt nicht erwünscht, weil erst Gras über die Pfützen wachsen sollte.

Ich habe mich als gehorsamer Hofberichterstatter natürlich daran gehalten und statt des Beitrags an dem vorgesehenen Platz viele Bilder von herrlichen Blumen und riesigen Kürbissen gezeigt, die die Kleingärtner im Vorjahr gezüchtet hatten.

Trotzdem haben mich merkwürdige Fragen geplagt. Was mache ich eigentlich hier? Macht das alles einen Sinn? Brauchen die Kinder überhaupt jemanden, der versucht, ihnen mit einfachen Worten das Wetter zu erklären? Reicht es nicht auch, wenn der Vorstand des Vereins einen Aushang anbringt, auf dem steht, dass nach § 4.1 der Garten-Wetterverordnung bei zunehmender, dunkler Bewölkung und schnell fallendem Luftdruck mit Regen zu rechnen ist?

Ich überlege mir jetzt ernsthaft, ob ich "Fröschlein" weiterführen soll. Meine frisch erwachte Journalisten-Ehre hat jedenfalls einen heftigen Knacks bekommen.

Wahrscheinlich bekomme ich jetzt vom Vorstand auch keine Informationen mehr über die Preisträger von Gartenausstellungen und so weiter, die ich den Lesern weiter geben könnte.

Wenn es so sein sollte, ist es auch gut. Dann werde ich - wie viele andere auch - meine Informationen aus der Gerüchteküche beziehen und nicht mehr im "Fröschlein", sondern nur noch im Internet berichten.

Das lesen sowieso viel mehr Leute.

Euer nachdenklicher Frosch

[besserhessi]

Hi,
ich bin gerade auf Deinen Klagetext gestoßen, der mich aus vielerlei Hinsicht anspricht.
Ich denke, daß Du den Kindern keinen guten Dienst erweist, Job nach Vorschrift zu machen. Vielmehr solltest Du Deiner inneren Stimme folgen und das tun, was Du für richtig hälst und Dich weniger dabei nach anderen orientieren. Da haben die Kinder mehr davon und letztlich Du auch.

Gruß

bh

[frosch]

Zitat von besserhessi

Hi,
ich bin gerade auf Deinen Klagetext gestoßen, der mich aus vielerlei Hinsicht anspricht.
Ich denke, daß Du den Kindern keinen guten Dienst erweist, Job nach Vorschrift zu machen. Vielmehr solltest Du Deiner inneren Stimme folgen und das tun, was Du für richtig hälst und Dich weniger dabei nach anderen orientieren. Da haben die Kinder mehr davon und letztlich Du auch.

Gruß

bh

ja, danke - ich habe mich inzwischen auch wieder beruhigt. Ich werde mich im nächsten Heft mit Kakteen beschäftigen
/frosch