Dauerbrenner: Falsche Aufschläge - verdeckt, aus der Hand usw.

[Mr.lani]

@TT-gambler:
Das ist eines der schlechtesten Beispiele, die ich je gesehen habe.
Beide schlagen, im Gegensatz zu vielen anderen, sauber auf.
Da sehe ich nix falsches.

[Schmidt]

Zitat von Mr.lani

@TT-gambler:
Das ist eines der schlechtesten Beispiele, die ich je gesehen habe.
Beide schlagen, im Gegensatz zu vielen anderen, sauber auf.
Da sehe ich nix falsches.

Ich auch nicht.

[Snape]

Könnt oder wollt Ihr das nicht sehen?

[Porthos]

Für mich liegt der Knackpunkt bei der Entscheidung über die Korrektheit von Aufschlägen (die Frage, ob Aufschläge "absichtlich" oder "unabsichtlich" falsch sind, ist zumindest nach dem Regel-Wortlaut unerheblich) in der Frage der Beweislast. Aus der Beweislast ergibt sich nämlich, wie in Zweifelsfällen (und nur um die geht es in den meisten Streitfällen) zu entscheiden ist. Liegt die Beweislast (für die Korrektheit von Aufschlägen) beim Spieler, ist in Zweifelsfällen gegen den Spieler zu entscheiden, liegt dagegen die Beweislast (für die Regelwidrigkeit von Aufschlägen) beim Schiedsrichter, dann ist in Zweifelsfällen für den Spieler zu entscheiden.

Nach dem Wortlaut der einschlägigen Regeln (Nr. 2.6.6 und Nr. 2.6.6.1 des englischen Original-Textes bzw. Nr. 6.6 und Nr. 6.6.1 der deutschen Übersetzung) sehe ich die Beweislast beim Spieler. In der Praxis ist es genau umgekehrt: die meisten Beiträge hier im Forum sehen es wohl eindeutig so, dass im Zweifel zugunsten des Spielers entschieden werden muss (und so ist wohl auch die Handhabung der meisten Schiedsrichter).

[Mr.lani]

Zitat von Snape

Könnt oder wollt Ihr das nicht sehen?

Was genau?
Der Ball ist frei sichtbar, die Höhe des Abwurfs stimmt, der Rest auch....

[tt-gambler]

Zitat von Mr.lani

Was genau?
Der Ball ist frei sichtbar, die Höhe des Abwurfs stimmt, der Rest auch....

Stimmt, es ist so deutlich, dass es schon wieder korrekt sein muss

Spaß beiseite. Der Arm bleibt von Anfang bis Ende des Aufschlags stehen. Der Ball wird unter dem Arm durchgespielt. Dadurch war ist der Ball eine Zeit lang komplett verdeckt (siehe Bild 1). Der Spieler macht sich teilweise nicht mal die Mühe, wie einige andere, nach dem Balltreffpunkt den Arm noch wegzuziehen.
Wenn ein geprüfter Schiedsrichter das nicht erkennt, dann sollte er mal Fußballschiedsrichter werden. Wenn er einen Monat in der Fussball Kreisklasse auf dem Niveau weiter pfeift, dann wird er von Fans und Spielern gesteinigt.

[Snape]

Zitat von Porthos

Nach dem Wortlaut der einschlägigen Regeln (Nr. 2.6.6 und Nr. 2.6.6.1 des englischen Original-Textes bzw. Nr. 6.6 und Nr. 6.6.1 der deutschen Übersetzung) sehe ich die Beweislast beim Spieler. In der Praxis ist es genau umgekehrt: die meisten Beiträge hier im Forum sehen es wohl eindeutig so, dass im Zweifel zugunsten des Spielers entschieden werden muss (und so ist wohl auch die Handhabung der meisten Schiedsrichter).

So ist es ja auch in der Rechtsprechung. Wieso es hierbei anders sein soll, ist wohl der Knackpunkt. Allerdings: "entschieden werden muss" ist weit und breit nicht zu sehen.

[tsb]

Zitat von Mr.lani

Was genau?
Der Ball ist frei sichtbar, die Höhe des Abwurfs stimmt, der Rest auch....

Der Unterarm hat da nichts verloren, das ist auf Basis von so ziemlich jeder Regelauslegung von der "Wurfarm muss sofort aus dem Raum zwischen Ball und nach oben verlängertem Netz entfernt werden" Regel eindeutig nicht zulässig. Leider haben wir keine Kamera in der Position von Bolls Augen, aber es ist extrem wahrscheinlich, dass der Ball während eines Teils der Flugphase von Arm/Schulter/Kopf verdeckt wird.

Angehängt habe ich zwei weitere Bilder, die klar zeigen, wie der Ball hinter Treglers Kopf fällt. Boll sieht den Ball in diesem Momenten mit sehr hoher Sicherheit nicht. Der ausgestreckte Unterarm hilft beim Verstecken des Balles natürlich zusätzlich.

Das Verstecken des Balles durch den Kopf ist allgemein im Profisport weit verbreitet. Wie der ITTF-zertifizierte Topcoach Larry Hodges kürzlich zusammenfasste, machen das fast alle Top-10-Spieler in nennenswerter Häufigkeit.

Angehängt habe ich exemplarisch zwei Bilder, in denen man das Verdecken durch den Kopf sehr schön sieht. Zhang Jike bewegt seinen Kopf bei seinen Reverse-Pendulum-Aufschlägen sehr weit nach unten um dadurch den Ball für den Rückschläger zumindest kurzzeitig zu verdecken. Aus der hoch nützlichen Kameraperspektive besteht daran für mich kein Zweifel mehr. Zhang Jike ist aber nicht einer der extremen Fälle. Besonders auf die Spitze getrieben hat es Yoshimura (siehe das letzte angehängte Bild). Beim Balltreffpunkt sieht man seinen Schläger sogar fast vollständig über seinem Kopf, der Ball ist mit Sicherheit verdeckt. In diesem Spiel hat Freitas folglicherweise unzählige direkte Rückschlagfehler gemacht, ich glaube es waren mehr als ein Dutzend.

Über die Tatsache, dass die Mehrzahl der Profis das Verstecken des Balles sorgfältig einstudiert und einsetzt, kann doch gar keine Unsicherheit mehr bestehen. Das sieht man in beinahe jedem beliebigen Youtube-Video, wenn man ausreichend genau hinschaut. Das regelwidrige Verstecken gehört zum Profigeschäft derzeit dazu, die ITTF schreitet nicht ein. Nur sehr sehr wenige Profis (z.B. Samsonov) machen da nicht mit.

In diesem Thread ging es aber eigentlich um Regelverstöße im Amateurbereich, wir sind also eher off-topc geraten.

[Fischbrötchen]

Danke für die Bilder, da sieht man das besonders gut.

Ein schönes Beispiel dafür ist aber auch "unser" Patrick Baum, dem man schon viele Male den Aufschlag abgezählt hat (er verdeckt ihn auch mit dem Kopf). Viel schlimmer finde ich dann aber seine Reaktion darauf: Fängt an zu diskutieren, fühlt sich vom Schiedsrichter benachteiligt, lamentiert usw.

https://www.youtube.com/watch?v=kbIf4RBB9Uo

Das weiß er seit zig Jahren, dass die Aufschläge nicht korrekt sind, er wird ja wohl von den Mannschaftskollegen und Trainern diesbezüglich eine Rückmeldung erhalten haben, zudem sieht er das auf jedem einzelnen Wettkampfvideo und dass er mal seine Nase in das Regelwerk steckt, darf wohl von einem Profisportler erwartet werden. Aber abgezählt werden darf ja immer nur bei den anderen...

Null Vorbildfunktion - und das als erfolgreicher langjähriger Nationalspieler

[Fischbrötchen]

Aber zurück zum Amateurbereich:

Im Rahmen des Trainerlehrganges gab es für alle Teilnehmer, mich eingeschlossen, einen Schiedsrichterlehrgang - abgehalten vom obersten SR-Funktionär des Landesverbandes.
Wir kamen auf das Thema Aufschläge zu sprechen.

Sinngemäße Äußerung des Bundesschiedsrichters war folgendes:
"Wenn ich der Schiedsrichter am Tisch bin und der Spieler A macht keine korrekten Aufschläge, so greife ich erst dann in das Spielgeschehen ein, wenn sich der Spieler B bei mir verbal über die inkorrekten Aufschläge beschwert, vorher nicht".

Heißt im Klartext: Ich als SR sehe zwar, dass diese Aufschläge den Regeln nicht entsprechen, aber ich verschließe davor meine Augen. Ich sehe und sage gar nichts. Erinnert mich stark an die drei berühmten Affen...

Und sowas sagte wohlgemerkt nicht irgendwer: langjähriger Bundesschiedsrichter und oberster SR-Funktionär im Landesverband!

Für mich der völlige Offenbarungseid, damit führt man das Schiedsrichterwesen ad absurdum. Solche Schiedsrichter braucht niemand - Schiedsrichter sind dazu da, das Spielgeschehen zu beobachten und Entscheidungen zu treffen und nicht den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen.