Operation erfolgreich, Patient tot ?

[Cheftrainer]

Fassen wir mal die Erkenntnisse der letzten Jahre zusammen:

Es wurden Regeln geändert, die das Ziel hatten das Spiel nachvollziehbarer zu machen (kein verdeckter Aufschlag, Noppenlänge wurde begrenzt!). Es wurden mehr Entscheidungssituationen geschaffen um die Spannung zu erhöhen (Sätze bis 11). Es wurde das Material verändert um Ballwechsel zu verlängern (40mm Ball).

Das sind schon relativ viele Änderungen die alle das gleiche Ziel hatten.

Wer die Auswirkungen beurteilen will, kann dazu doch die Einschaltquoten der letzten Großveranstaltungen heranziehen. Oder man versucht mal das Verhalten von Eurosport zu interpretieren (trotz geplanter Sendezeit blieb an oft bei Snooker und anderen "Topsportarten").

Ich bin jetzt niemand der behauptet, dass die Regeländerungen wieder zurückgenommen werden müssten (wobei zumindest die alte Aufschlagregel mir entgegenkommen würde!).

Aber es kann doch niemand ernsthaft behaupten, dass die Verantwortlichen wie Shahara durch diese wirklich relativ vielen Änderungen auch nur anwatzweise ihr Ziel erreicht hätten.

Bleiben noch zwei Sichtweisen:

a) Es muss noch viel mehr geändert werden!
b) Die Einschätzung der Auswirkung war einfach völlig daneben. Wir können uns von dem Änderungswahn verabschieden, da die letzten Jahre gezeigt haben, dass die erwünschte Wirkung ausbleibt.

Wer nicht gerade mit Scheuklappen durch das Leben läuft muss doch die Erfahrungen der letzten Änderungen und die Auswirkungen sehen. Man kann nicht so blind sein und behaupten, dass wir noch weitere drastische Änderungen einführen müssen um das Ziel zu erreichen. Irgendeinen positivie Wirkung hätten die zahlreichen (!) Änderungen haben müssen um diese These zu stützen.

Fakt ist, dass wir weiter von dem Ziel weg sind als je zuvor. Wären Shahara und Co. Politiker hätte man wohl längst die Opposition gewählt. Ich hoffe das dieser Personenkreis (die sich nur ein "Denkmal" setzen wollten) bald ersetzt werden.

[Cheftrainer]

Zitat von mithardemb

Natürlich so solle es auch sein. Dass man beim TT den 11er Satz und den größeren Ball nicht rückgängig gemacht hat, liegt wohl daran, dass die Entscheidungsträger das nicht als Fehlentscheidung ansehen.

Das ist eine menschliche Reaktion. Man muss nur die Entscheidungen in der Politik sehen. Niemand sieht seine eigenen Fehler ein. In der Psychologie nennt man das die "Selbstbestätigungsfalle".

[mithardemb]

Zitat von Rudi Endres

Jetzt vergleichst Du wirklich Äpfel mit Birnen. Man muss TT-Spiele mit überwiegend längeren Ballwechseln und überwiegend kürzeren Ballwechseln vergleichen.

Es war eine direkte Antwort auf deinen Vergleich zwischen den Unterbrechungen beim Tischtennis und Fussball. Deshalb habe ich auch herausgestellt, dass ein solcher Vergleich wenig Sinn macht.

[mithardemb]

Zitat von Cheftrainer

Das ist eine menschliche Reaktion. Man muss nur die Entscheidungen in der Politik sehen. Niemand sieht seine eigenen Fehler ein. In der Psychologie nennt man das die "Selbstbestätigungsfalle".

Interessanter Weise gibts aber durchaus Änderungen die von vielen als positiv oder zumindestens nicht als negative angesehen werden. Beispielsweise die 11 Punkte wird in der Zwischenzeit von den meisten als gute Änderung angesehen.

Wie stark der Einfluß auf die Popularität der Sportart ist, kann man gar nicht so einfach beantworten. Niemand weiß genau, wie es heute in der Sportart ausssehen würde, wenn man nichts verändert hätte.

[Cheftrainer]

Zitat von Rudi Endres

2 mm Schwamm und eine Positivliste, die eine Weiterentwicklung des Materials (Beläge und Hölzer)zu noch mehr Speed verhindert, müssten für Alle akzeptabel sein.

Diese Änderungen sind für alle akzeptabel. Das würde ich unterschreiben. Und in fünf Jahren merkt man dann, dass die Zuschauerzahlen nicht gestiegen sind und man genauso viel erreicht hat, wie mit allen anderen Änderungen.

Tischtennis wird wegen der Änderungen oft diskutiert werden. Die Änderungen werden trotz Widerstand beschlossen. Und niemand wird es interessieren. Eurosport wird wie immer Poker und Snooker bevorzugen.

Die darauf folgende Diskussion zeigt, dass es einige gibt die meinen, dass die Änderung nur den gewünschten Erfolg nicht gebracht hätte, weil sie nicht weit genug ging (==> also 17cm Netze und 42mm Ball) andere halten die neuen Änderungen für kontraproduktiv und fordern eine Rücknahme.

Zur gleichen Zeit wird Shahara (wie jeder gute Politiker) den "Erfolg" der neuen Änderungen mit Statistiken belegen!

[Cheftrainer]

Zitat von mithardemb

...Beispielsweise die 11 Punkte wird in der Zwischenzeit von den meisten als gute Änderung angesehen.

Das mag sein. Nur hatte man ein Ziel vor Augen mit dem diese Änderungen propagiert wurden. Das wurde definitiv nicht erreicht (und es waren ja viele Änderungen!!!).

Jetzt nun zu fordern, dass die Änderungen nur drastischer sein sollen halte ich eben für eine menschliche Reaktion. Nur so kann man belegen, dass man sich nicht geirrt hat.

Ich persönlich will übrigens auch nicht, dass irgendeine Änderung zurückgenommen wird. Aber ich würde es begrüßen, wenn man die Scheuklappen ablegt und die Auswirkungen richtig interpretiert. Schliesslich kann man aus Fehlern nur lernen, wenn man sie erkennt.

[Ensdorfer]

Zitat von Uwe

Genau das trifft den Punkt !
Das Zugpferd erreicht man durch die Möglichkeit einer Identifikation mit einem Spieler. Identifikation entsteht durch Einzigartigkeit, diese gibt es, aufgrund der mangelnden Vielfalt der verschiedenen Spielertypen aber nicht mehr und dies wurde durch die einseitige und zu extreme Materialentwicklung verursacht. Es kann heute keinen Blockspieler, Abwehrspieler reinsten Wassers, Halbdistanzspieler oder die unendlich vielen Mischformen dazwischen mehr geben, weil die einfach keine Chance mehr hätten. Es hat sich ein Einheitsbrei entwickelt, bei dem sich keiner mehr hervorhebt (zumindest nicht für die Masse).
Lieschen Müller möchte gerne Spannung erleben beim Sport, da sie ansonsten auch nichts von der Sportart versteht. Spannung entsteht aber nur durch die Möglichkeit eines Kampfes der Akteure und dieser Kampf muß sich auch offenbaren (man denke an die schon berühmte Beckerfaust). Würde man diese Möglichkeit schaffen, entstünden automatisch auch wieder längere Ballwechsel und diese würden mehr Athletik der Akteure erfordern und diese auch herausstellen. Diese Athletik ist ein weiteres optisches Merkmal für Müller Lieschen, das es sich hier um "echten" Sport handelt und nicht bloß um ein Strategiespiel (dies bedeutet ja lediglich, das man ein den gesamten Spielverlauf umfassendes Vorgehen entwickeln muss; beim TT gibt es aber auch die körperlichen Aspekte, deshalb ist es ja auch gerade kein Strategiespiel wie z.B. Schach sondern ein Sport). Ich möchte also keine Athletik, wie einige hier geschrieben haben, als Selbstzweck, sondern endlich wieder eine Möglichkeit der Identifikation und der Spannung und diese nicht nur für Insider, sondern besonders für Lieschen Müller.

Das ist ein Aspekt, der sicher nicht von der Hand zu weisen ist.
Auf der anderen Seite würde es natürlich nicht schaden, wenn Spieler wie Boll auch mehr Werbepräsenz im TV hätten.
Ich kann mir schon vorstellen, dass das eine gewisse Wirkung hätte.
Wer kennt sie zum Beispiel nicht, die Nutella-Werbung mit den Fussballspielern der Deutschen Nationalmannschaft, die zudem noch richtig originell ist?

Lieschen Müller möchte spannende Spiele sehen.
Sie möchte Spiele sehen, die was bieten, unter anderem auch ungewöhnliche Ballwechsel, Ballonabwehr,.....
Sie möchte Spiele sehen, wie sie einst J.O. Waldner mit dem ATSV gegen Erik Lindh mit dem TTC Jülich zelebriert hat.
Sie möchte auch artistische Einlagen sehen!
All das macht Tischtennis auch ansehbar, teilweise auch heute noch.

Ich bin gespannt, was zukünftig alles getan wird, um weiter zu kommen!

Übrigens sind es oft die Spiele in unteren Klassen, die die gefordete Spannung bieten.
Oft sind es diese Spiele, in denen all die Elemente auftreten, die wir uns alle wünschen.
Kommt man dann in die "hohen" Gefilde, gibt es häufig nur noch "Speedplay"

[mithardemb]

Ich glaube man muß unterscheiden zwischen den Zielen: Tischtennis mehr in die Medien zu bringen und den Tischtennissport interessanter zu machen.

Das erste Ziel ist meiner Meinung nach durch Regeländerungen kaum zu erreichen. Man kann Shahara vorwerfen, dass er das Ziel nicht erreicht, aber leider weiß auch niemand wie das überhaupt möglich ist.

Für das Ziel - die Sportart für die bestehenden Fans attraktiver zu machen - gibts aber sicher einige sinnvolle Ansätze. Die Reduzierung der Ballgeschwindigkeit (sei es durch die Positivliste, Modifikationen am Ball etc.) gehört sicher mit dazu. Weitere Änderungen um den Aufschlag zu entschärfen machen aus meiner Sicht auch Sinn.

[mithardemb]

Zitat von Cheftrainer

Das mag sein. Nur hatte man ein Ziel vor Augen mit dem diese Änderungen propagiert wurden. Das wurde definitiv nicht erreicht (und es waren ja viele Änderungen!!!).

Den zweiten Satz meines Beitrages hast du vorsichtshalber nicht zitiert. Also noch mal: Wer weiß schon wie es heute ohne die Änderungen aussehn würde.

Man sollte sicher nicht in kurzer Zeit alles über den Haufen werfen, was das Tischtennis ausmacht, aber es muß schon noch erlaubt sein über Änderungen nachzudenken. Auch wenn man das große Ziel nicht erreicht, kann durchaus positives geschaffen werden.

[mithardemb]

Zitat von Ensdorfer

Das ist ein Aspekt, der sicher nicht von der Hand zu weisen ist.
Auf der anderen Seite würde es natürlich nicht schaden, wenn Spieler wie Boll auch mehr Werbepräsenz im TV hätten.
Ich kann mir schon vorstellen, dass das eine gewisse Wirkung hätte.
Wer kennt sie zum Beispiel nicht, die Nutella-Werbung mit den Fussballspielern der Deutschen Nationalmannschaft, die zudem noch richtig originell ist?

Ähhhmmm, soll das jetzt ein Tipp für Timo Boll sein in der Zukunft Fernsehwerbung mit bekannteren Marken zu machen? Er würde ihn sicher sehr gerne beherzigen - schon aus finanziellen Gründen. Dummerweise suchen sich bekannte Marken eben auch bekannte Sportler und Timo Boll gehört leider nicht in diese Kategorie.

Zitat von Ensdorfer

Übrigens sind es oft die Spiele in unteren Klassen, die die gefordete Spannung bieten.
Oft sind es diese Spiele, in denen all die Elemente auftreten, die wir uns alle wünschen.
Kommt man dann in die "hohen" Gefilde, gibt es häufig nur noch "Speedplay"

Es gibt einfach sehr unterschiedliche Vorstellunge wie Tischtennis aussehen soll.