Haben Profi-Ligen im Tischtennis noch eine Zukunft?

[User 765]

Zitat von Turboblock

auch was deine schätzung von 309-400 tsd euro/saison um ne halbwegs fähige bl mannschaft auf die reihe zu stellen ist unterer bundesligastandard mehr nicht.

http://www.stern.de/sport/sportwelt/...n-1987372.html

Zitat von Dirk Schimmelpfennig

Neben einer Lizenzgebühr von 16 000 Euro muss ein Herren-Bundesligist einen Etat von 150 000 bis 200 000 Euro aufbringen, um mithalten zu können. Von diesen Summen können die Damen-Teams und die Zweitligaclubs nur träumen.

[Peter Igel]

wenn Schimmelpfennigs Etat zutreffen sollte, können aber die Gehaltsschätzungen weiter oben nicht stimmen, oder?
200k für drei Spieler + Ersatzmann + Träner + sonstige Kosten.
Das reicht ja nicht mal zum sich-privat-Versichern

[mithardemb]

Zitat von Frank Schmidt

http://www.stern.de/sport/sportwelt/...n-1987372.html

Wenn ein mittelmäßiger Bundesligist einen Etat von 150.000 bis 200.000 Euro benötigt, dann frage ich mich wieviel ein Tabellenletzter wie der SV Plüderhausen zur Verfügung hat.

4 Spieler, Trainer, evtl. andere personelle Dienstleistungen, Startgeld für die Bundesliga, Reisekosten, Kosten für Streaming usw. Wenn man das von mal angenommenen 100.000 Euro finanzieren wollte, dann blliebe für Spieler und Trainer ein Gelalt in der Nähe des aktuell diskutierten Mindestlohnes bei Vollbeschäftigung (8.5 Euro / h macht ca 1500 Euro pro Monat).

[User 17544]

Zitat von Frank Schmidt

Zitat von Dirk Schimmelpfennig
Neben einer Lizenzgebühr von 16 000 Euro muss ein Herren-Bundesligist einen Etat von 150 000 bis 200 000 Euro aufbringen, um mithalten zu können. Von diesen Summen können die Damen-Teams und die Zweitligaclubs nur träumen.

Woran erkennst du, dass das ein Zitat von Dirk Schimmelpfennig ist?

Das in dem Absatz enthaltene Zitat von DS ist folgendes: "Die Belastung für die Zweitligisten wird höher", gab Schimmelpfennig zu. "Wir müssen aber sehen, ob und wie die Reform greift."

Die Etatgeschichte ist auf die Recherche des Sternschreiberling zurückzuführen und der Stern hat nun mal leider oft genug BILD-Niveau

[Löterich]

...zumal bei Etats "offiziell" eher tiefgestapelt wird. Evtl. deshalb, um Sponsoren anzuziehen oder sich bei Gehaltsverhandlungen "arm" darzustellen.
Genaue Zahlen wird man hier nicht bekommen.

[Tackiness]

Zitat von Brett13

Die Etatgeschichte ist auf die Recherche des Sternschreiberling zurückzuführen und der Stern hat nun mal leider oft genug BILD-Niveau

Weder Stern noch Bild, sondern dpa:
Von Peter Hübner, dpa

http://www.nwzonline.de/sport/tischt...288812548.html

Ich denke allerdings auch, dass die Zahl von Schimmelpfennig oder Preuss genannt wurde und bewusst niedrig gehalten ist (als absolutes Minimum, um "mithalten zu können").

[Rainer Murks]

Die Lachnummer schlechthin. Wieviele Zweitligisten haben denn einen "roten Hallenboden?" Mal abgesehen davon, das ist doch völlig überflüssiger Schnickschnack!

Schimmelpfennig soll mal eine triftige Begründung für diesen Quatsch abgeben. Ach ja, richtig, für's Fernsehen.

[Michael]

Zitat von mithardemb

Wenn ein mittelmäßiger Bundesligist einen Etat von 150.000 bis 200.000 Euro benötigt, dann frage ich mich wieviel ein Tabellenletzter wie der SV Plüderhausen zur Verfügung hat.

Vergesse die erwähnten 16.000 Euro Lizenzgebühr nicht, die noch zusätzlich oben drauf kommen.

Damit wäre man bei einem Etat in Höhe von 166.000 bis 216.000 Euro, um in der Liga "mitzuhalten" zu können, also in der Liga im Abstiegskampf einen Fuß auf den Boden zu bringen und nicht gleich wieder rausgeprügelt zu werden.

Wenn man sich die Veröffentlichungen / Statements der Vereine anschaut, dann sollte einem schnell klar sein, in welchem Bereich die Etats der Bundesliga-Vereine sind!

"In der neuen Saison plant der MTV Tostedt mit etwa 5000 Euro Mehrkosten für beide Bundesligamannschaften, da mit Irene Ivancan (24) vom SV Böblingen eine weitere Spielerin verpflichtet wurde. "Unser Etat liegt zwischen 85 000 und 90 000 Euro", so Bannehr."

"Die Mühsal eines Provinzvereins in der Bundesliga in Zahlen: Beim MTV Tostedt beläuft sich der Bundesligaetat auf 60 000 bis 65 000 Euro. "Wir haben ihn in den letzten Jahren nicht steigern können", beschreibt Friedel Laudon die Sorgen, die vor allem Michael Bannehr als Geschäftsführer des Bundesligateams stets aufs Neue aus der Welt schaffen muss. "Die administrativen Kosten sind immer weiter gestiegen. Nicht einmal die Hälfte unseres Etats kommt den Sportlerinnen zu Gute."

"Der Etat für die Bundesliga-Mannschaft [Tusem Essen] beträgt rund 80 000 Euro, dafür müssen die sechs Spielerinnen plus Trainer bezahlt werden. Und die Auswärtsfahrten."

"Geschäftsführer Fraulautern, Frank Schmidt: Laut tischtennis hat Kroppach als Spitzenmannschaft einen Etat von 160.000 Euro (unseren [Fraulautern] verrate ich nicht), also man kann für einiges weniger als 100.000 Euro auch eine ordentliche Bundesligamannschaft melden. Mit 100.000 spielt man schon ganz gut vorne mit."

"Die Tischtennis-Damen von Hannover 96 spielen in der nächsten Saison in der Bundesliga. Der Meister der 2. Liga Nord nimmt nach der Klärung der Finanzfrage sein Aufstiegsrecht wahr.

Das teilten Clubchef Martin Kind und Tischtennis-Manager Uwe Rehbein am 24. April mit. Die Planung ist für drei Jahre ausgelegt, in der ersten Saison soll mit einem Etat von rund 100 000 Euro der Klassenverbleib gesichert werden. Die Agentur Sportfive, die das 96-Team in der Fußball-Bundesliga vermarktet, hatte den Tischtennis- Damen bei der Sponsoren-Suche und der Etat-Finanzierung unterstützt."

"Das Geld für diese auch quantitative Verstärkung der Mannschaft werden die erneut aus der Saison schuldenfrei kommenden Hanauer laut Geschäftsführer Heinz Gottwald nicht etwa durch neue Sponsoren gewinnen. Der Etat, der bei 300000 Euro liegt, bleibe gleich."

"Insgesamt steht für das Bundesliga-Team der TG Hanau laut Gottwald ein Etat von 280 000 Euro zur Verfügung."

"Während die Kader der übrigen Mannschaften mit internationalen Profis bestückt sind, vertraut der TSV auch in Liga 1 dem bewährten Personal aus dem Würmtaler Umland. Allesamt Amateure, die Beruf oder Studium nachgehen. "Wir haben den Aufstieg ohne den üblichen Strukturwandel vollzogen. Unser Vertrauen liegt in der Mannschaft, die den Aufstieg geschafft hat", stellte Göbel vor Saisonbeginn klar. Nicht nur das Personal ist unverändert, auch der finanzielle Rahmen blieb gleich: Wie in Liga 2 müssen die Wölfe im Oberhaus rund 40 000 Euro pro Saison auskommen. Zum Vergleich: Die schwächeren Teams der Liga verfügen über circa das Zehnfache."

"Diese Zeiten sind vorbei, der Weltklassespieler [S.K. Achanta] wird den Verein verlassen und zu Werder Bremen wechseln. Verständlicherweise. "In Bremen kann er wahrscheinlich das Fünffache verdienen", so Hösl. In seiner Mannschaft war er der einzige Profi.

Mit einem Etat von weit unter 100.000 Euro habe man nur ein Drittel dessen zur Verfügung, was die Konkurrenz ausgeben kann. Außerdem arbeiten Gerichtsgutachter Hösl und seine Vereinskollegen nur in ihrer Freizeit an sportlichen Belangen, die anderen Klubs beschäftigen mindestens einen hauptamtlichen Manager.

Achantas Mitspieler betreiben den Sport nur in ihrer Freizeit, zwei- bis dreimal in der Woche können sie trainieren: Ansonsten promoviert Nico Christ an der Uni Karlsruhe, Stefan Frasch arbeitet für einen Automobilkonzern und Gabriel Stephan bei einem Sportartikelhersteller."

"Seit gestern heißt der Bundesliga-Absteiger TTC matec Frickenhausen und geht mit dem üppigen Etat von 350 000 Euro sowie drei Vollprofis als der absolute Top-Favorit in die am ersten September-Wochenende beginnende zweite Tischtennis-Bundesliga Süd."

"Präsident Rolf Wohlhaupter-Hermann, seit 39 Jahren im Amt ("der TTC ist mein Kind") hofft, dass die Beziehung zu den neuen Sponsoren wie bei Metabo langfristig wird, denn man geht nun mit einer wirtschaftlich gesunden Lage wie seit Jahren nicht mehr in die Saison - der stattliche Etat beträgt 350 000 Euro. Damit sind die Frickenhäuser der Topfavorit in der 2. Liga."

"Wir hoffen auf eine Steigerung der Zuschauerzahlen bei Heimspielen auf etwa 700“, sagt Wohlhaupter-Hermann. Der Verein mit dem unveränderten Saisonetat von 400 000 Euro möchte sich weiter als deutsche Tischtennis-Hochburg profilieren – und in der Bundesliga endlich wieder mehr Siege als Niederlagen verbuchen."

"Präsident Stefan Frauenholz sieht der Saison 2009/10 optimistisch entgegen und setzt auf einen besseren Beginn als zuletzt, um der Ligakonkurrenz nicht wieder hinterherlaufen zu müssen: „Wir wollen dieses Mal natürlich einen besseren Start erwischen." Stolz ist die Vereinsführung auf die mittlerweile über 70 Sponsoren. Dieser Pool ermöglicht es den Domstädtern, mit einem 430.000-Euro-Etat in die Saison zu gehen, womit man im gehobenen Mittelfeld des Liga-Finanz-Rankings angesiedelt sein dürfte."

"Abteilungsleiter Stefan Zilz kann sich in dieser Angelegenheit nur wiederholen: "Momentan wüsste ich nicht, wie wir die höchste Liga finanzieren sollten. Ein Etat von 200 000 bis 250 000 Euro ist für uns nach aktuellem Stand nicht zu stemmen."

"Die Vereinsführung von Gönnern, wo Boll seit 1995 spielt, hatte zu Saisonbeginn erneute Probleme bei der Sponsorensuche eingeräumt und zugleich eine Trennung von Boll nicht mehr ausschließen wollen. "Ich sehe unsere Felle davon schwimmen", sagt Klub-Chef Torsten Märte mit Blick auf den nur zur Hälfte gedeckten 400.000-Euro-Etat weiterhin."

"Wie kritisch ist die Situation?
Torsten Märte: Wenn sie so bleibt wie im Moment, werden wir definitiv nicht weitermachen in der nächsten Saison. Wir bekämen den Etat nicht zusammen. Gegenüber unserem Spitzenetat haben wir über 200000 Euro verloren, und das konnten wir leider bisher nicht kompensieren. Zwischen 2001 und dem 30.6.2003 sind wir auf 190000 Euro sitzen geblieben, weil Sponsoren ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen sind bzw. das nicht konnten, und in dieser Saison haben sich weitere Außenstände in Höhe von nochmals 150000 Euro summiert. Wir sind nicht mehr bereit, diese Ausfälle privat abzudecken."

Wenn man sich die von den Vereinen selber genannten Beträge anschaut, dann sollte klar sein:


DAMEN-BUNDESLIGA:

Topverein Kroppach 160.000 Euro
weitere starke Vereine 120.000 bis 140.000 Euro
Vereine im Mittelfeld oder hinteren Mittelfeld 100.000 bis 120.000
Vereine im Abstiegskampf 60.000 bis 100.000 Euro


HERREN-BUNDESLIGA:

Topverein Düsseldorf vermutlich 750.000 bis 1.000.000 Euro
weitere starke Vereine 450.000 (Fulda) bis 750.000 Euro (Ochsenhausen)
Vereine im Mittelfeld (Frickenhausen) 350.000 bis 450.000 Euro
Vereine im Abstiegskampf 250.000 bis 350.000 Euro
2. Bundesliga vermutlich 30.000 bis 100.000 Euro

Zitat von mithardemb

4 Spieler, Trainer, evtl. andere personelle Dienstleistungen, Startgeld für die Bundesliga, Reisekosten, Kosten für Streaming usw. Wenn man das von mal angenommenen 100.000 Euro finanzieren wollte, dann blliebe für Spieler und Trainer ein Gelalt in der Nähe des aktuell diskutierten Mindestlohnes bei Vollbeschäftigung (8.5 Euro / h macht ca 1500 Euro pro Monat).

Ja, das ist auch nicht möglich. Anhand der Veröffentlichungen und Aussagen der Vereine selber in der Presse, braucht man in der 1. Bundesliga 250.000 bis 300.000 Euro, um realistisch mitspielen zu können und 400.000 bis 500.000 Euro um sicher die Klasse zu halten und sogar weiter oben mitzuspielen.

Unter den Voraussetzungen der letzten Jahre, dass man eigentlich ja schon vorher wußte, dass niemand absteigt, konnte man so Wagnisse machen mit 170.000 bis 200.000 Euro in die Saison zu gehen. Damit konnte man mitspielen, vielleicht in manchen Spielen mal eine Überraschung schaffen, aber letztendlich wurde man doch Letzter (Beispiele dafür sehe ich den SV Plüderhausen und den TTC Ruhrstadt Herne).

Für Plüderhausen heißt es leider "game over". Erstmals wurden nackte Zahlen präsentiert, von Abteilungsleiter Klein:

"Abteilungsleiter Klein: „Es macht keinen Sinn“

Die Chancen dafür aber stehen schlecht. Nach dem Rückzug von Manager Geritt Albrecht vor zwei Jahren hatte schon die Gefahr bestanden, jetzt aber hat sich die Situation noch einmal dramatisch verschlechtert. Klein: „Wir tun uns schwer, Geld für eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammenzubringen.“ Schon in der noch laufenden Runde liegt der SVP mit einem Budget von 145 00 Euro am Ende der Geldrangliste. Klein: „Andere haben 400 000 oder 500 000 Euro.“

Zwar belegten die Plüderhäuser in dieser Tabelle schon immer hintere Ränge, nun aber schmilzt der Etat noch einmal zusammen. „Schon im vergangenen Jahr haben sich Sponsoren zurückgezogen“, sagt Klein. Der Trend setze sich fort. Auch die EnBW, die den größten Batzen beigesteuert hatte, kürzt deutlich. Es mache deshalb keinen Sinn, weiter in der Bundesliga zu bleiben, auch wenn der SVP finanziell nicht im Minus sei."

Er bestätigt ja auch, dass andere Vereine 400.000 bis 500.000 Euro Etat haben, was in meiner Auflistung oben genau reinpasst.

Und er sagt aus, dass Plüderhausen in der aktuellen Saison nur noch einen Etat von 145.000 (!!!) Euro hatte und sich die Situation jetzt noch einmal dramatisch verschlechtert hat und auch noch der Hauptsponsor EnBW deutlich gekürzt hat.

Ich habe da sogar so ein kleines bisschen Insiderwissen, denn ich komme aus Baden und die EnBW hat ihren Sitz in Karlsruhe. Ich kenne bei der EnBW einen Italiener, der wiederum einen Landsmann aus Plüderhausen kennt und über diese Schiene habe ich erfahren, dass Plüderhausen für die neue Saison nochmal alles mobilisiert hatte und trotzdem nicht mal auf einen sechsstelligen Betrag gekommen ist, sondern selbst mit dem letzten Groschen zusammenkratzen nur 80.000 bis 90.000 Euro insgesamt zusammen gekommen sind.

Selbst der doppelte Betrag reicht eigentlich nicht, um TTBL zu spielen, deshalb muss man wohl dem SVP-Abteilungsleiter Klein zustimmen, dass es einfach keinen Sinn mehr macht. Eigentlich sehr schade, aber nicht abzuwenden, zaubern kann eben niemand.

[klugscheisser]

Mein Gott, was könnte man mit diesen Summen in der Nachwuchsarbeit erreichen!

[Funzel]

Zitat von klugscheisser

Mein Gott, was könnte man mit diesen Summen in der Nachwuchsarbeit erreichen!

Worauf willst du hinaus, wenn du in letzter Konsequenz eine Professionalisierung ablehnst?