Entschuldigung und Klatschverbot bei Kantenball und Netzroller?! / Zuschauer als Störfaktoren

[-crea-]

Zitat von Zigeuner

Beim Basketball zB gibt es stets eine positive Grundstimmung von den Zuschauern, obwohl vergebene Freiwürfe der gegnerischen Mannschaft frenetisch bejubelt werden. Da sind keine Proleten und ein sportlich fairer Wettkampf ist es auch noch.
Gibt keinen sinnhaften Grund warum etwas Ähnliches nicht auch beim Tischtennis möglich sein sollte.

Hier ist der sinnhafte Grund: Tischtennisspieler wollen keine Zuschauer haben die tödliche Netzroller oder Fehlaufschläge abfeiern.

Dafür ist das Spiel zu filigran, erfordert ein dauerhaft zu hohes Konzentrationslevel und die Sätze sind zu schnell weg, als dass man darüber hinwegsehen und das mit Fußball oder Basketball vergleichen könnte.
Wenn ich mein Geld mit Tischtennis verdiene und die Zuschauer Geld bezahlen um sich meine Spiele anzusehen, ab dann sehe ich das professionell und muss mit unfairen Zuschauern klarkommen. Vorher nicht.

[Fastest115]

Ich hatte zum Fussball geschrieben weil einige Fussball als Beispiel/Vorbild genannt hatten...

Ich versuche es nochmal anders zu erklären. Ich denke jeder Sport hat seine "Kultur" was Verhalten von Spielern und Zuschauern betrifft.
Nehmen wir mal das Beispiel Basketball:
Da wird beim Freiwurf (Wurf ohne Gegnereinwirkung) im Blickfeld des Spielers absichtlich ein riesen Radauau veranstaltet und gestikuliert usw.
Das ist so und gehört dazu. Das hat sich im Laufe der Zeit so etabliert.

Stell dir das mal bei einem Aufschlag (einziger Schlag im TT ohne Gegnereinwirkung) vor. Ich denke da würden sich 90% der Spieler beschweren egal in welcher Liga.

Was ich sagen will: Was in der "Kultur" der einen Sportart normal ist , ist in der anderen unvorstellbar.

Was dann besser ist kann man sicher diskutieren, aber das Problem ist einfach eine solche Kultur zu verändern, besonders wenn die Mehrheit der aktuellen Spieler die aktuelle gut findet.
Das geht gegen die Mehrheit mit einer "Revolution" wo dann "Köpfe rollen"-sprich man setzt das mit allen mitteln schnell durch.
Oder es ist eben ein langwieriger Prozess der "Überzeugung" der dann schonmal Jahrzehnte dauert und man nach und nach Dinge verändert.
Und beide Wege können wie die Geschichte zeigt erfolglos sein. Aber auch erfolgreich.

Da könnte man viele Dinge außerhalb des Sports in der Gesellschaft betrachten.

Fakt ist, dass die Widerstände, besonders wenn es die Mehrheit betrifft, meist sehr groß sind wenn es eine Änderung der "Kultur" betrifft. Und darum geht es entweder nur mit Gewalt oder viel Zeit/Geduld/Überzeugungsarbeit/für seine Überzeugung gegen starke Widerstände einstehen usw.

[Zigeuner]

Zitat von -crea-

Hier ist der sinnhafte Grund: Tischtennisspieler wollen keine Zuschauer haben die tödliche Netzroller oder Fehlaufschläge abfeiern.

Das ist der Status Quo. Es gibt aber nichts Grundsätzliches, warum das für immer so in Stein gemeißelt sein muss.

Hätte man eine "Punkt-ist-Punkt"-Tradition wie beim Volleyball oder anderen Sportarten, dann würden wir eben das als normal empfinden.
Nach dem aktuellen TT-Knigge könnte man sich nicht mal nach verwandeltem Matchball im Olympiafinale ausgelassen freuen, wenn zuvor im Ballwechsel das Netz touchiert wurde o.Ä., ohne, dass das einigen sauer aufstoßen würde.

Es ist auch nicht notwendig, dass "Nasse" genau so abgefeiert werden sollen wie "normale" Punkte, aber es sollte ok sein, wenn es vorkommt.
Da wird man beim Jubel dann automatisch eine Abstufung haben zwischen Traumbällen, Punktgewinnen in den wichtigen Phasen, kürzeren Ballwechseln, direkten Aufschlagpunkten, "Nassen", Fehlaufschlägen, usw.

[Rudi Endres]

Zitat von Fastest115

……….
Fakt ist, dass die Widerstände, besonders wenn es die Mehrheit betrifft, meist sehr groß sind wenn es eine Änderung der "Kultur" betrifft. Und darum geht es entweder nur mit Gewalt oder viel Zeit/Geduld/Überzeugungsarbeit/für seine Überzeugung gegen starke Widerstände einstehen usw.

Das stimmt. Das zeigte die Einführung des ELO-Werts in unserem Landesverband.
Doch wer nichts tut, tut auch was. Das DrumHerum ändert sich. Tischtennis liegt in der Zuschauergunst am unteren Ende der Sportarten. Reformen würden daran kurzfristig nichts ändern. Denn die potenziellen Zuschauer "wissen", dass beim Tischtennis Emotionen unerwünscht sind. Aber es wäre ein Einstieg.

Eine Erfolgsgarantie gibt es bei keiner Maßnahme.

[Nullinger]

Zitat von -crea-

Hier ist der sinnhafte Grund: Tischtennisspieler wollen keine Zuschauer haben die tödliche Netzroller oder Fehlaufschläge abfeiern.

Für mich ist das ehrlich gesagt kein sinnhafter Grund. Es ist halt so, aber wieso genau sollte einem das nicht egal sein, wie der Punkt zustand kam?

Zitat von -crea-

Wenn ich mein Geld mit Tischtennis verdiene und die Zuschauer Geld bezahlen um sich meine Spiele anzusehen, ab dann sehe ich das professionell und muss mit unfairen Zuschauern klarkommen.

Was genau ist an Jubel über einen (wahrscheinlich sogar wichtigen) Punkt unfair, nur weil der Ball vorher das Netz berührt oder von der Tischkante weggesprungen ist?
Es ist eine Etikette, da nicht zu jubeln. Aber unter dem Gesichtspunkt Fairness kann ich da nichts problematisches erkennen.

[Matousek]

Man sollte diesen Thread umbenennen."Thread der Kleingeister" passt besser.

[-crea-]

Zitat von Zigeuner

Hätte man eine "Punkt-ist-Punkt"-Tradition wie beim Volleyball oder anderen Sportarten, dann würden wir eben das als normal empfinden.
Nach dem aktuellen TT-Knigge könnte man sich nicht mal nach verwandeltem Matchball im Olympiafinale ausgelassen freuen, wenn zuvor im Ballwechsel das Netz touchiert wurde o.Ä., ohne, dass das einigen sauer aufstoßen würde.

Es ist auch nicht notwendig, dass "Nasse" genau so abgefeiert werden sollen wie "normale" Punkte, aber es sollte ok sein, wenn es vorkommt.
Da wird man beim Jubel dann automatisch eine Abstufung haben zwischen Traumbällen, Punktgewinnen in den wichtigen Phasen, kürzeren Ballwechseln, direkten Aufschlagpunkten, "Nassen", Fehlaufschlägen, usw.

Ich würde in keiner Sportart als normal empfinden reines Glück zu bejubeln statt spielerischer Leistung, auch nicht im Volleyball.
Natürlich gibt es für vieles Ausnahmen. Ein Kantenball zum Matchgewinn, dort wird der Matchgewinn bejubelt, nicht ausschließlich der letzte Ball. Eine Netz Berührung nach welcher der Ballwechsel normal weiter geht - die Beührung hatte wenig Einfluß auf den Ballwechsel, alles cool.

Eine starke Unterschnitt Rückgabe und dadurch direkt erzwungener Fehler - klasse Leistung.

Eine Fehlangabe des Gegners - wo ist da die Leistung? Was wird da bejubelt und beklatscht?
Wenn es rein um "Punkt ist Punkt" gehen soll, ist ja auch ein Kreuzbandriss des Gegners ein Anlass um ausschweifend zu jubeln. Oder kampflos gewonnene Spiele - richtig abgefeiert, weil 9:0 die Besten Punkte, die man nur erreichen kann!

[Fastest115]

Zitat von Zigeuner

Das ist der Status Quo. Es gibt aber nichts Grundsätzliches, warum das für immer so in Stein gemeißelt sein muss.


Es ist auch nicht notwendig, dass "Nasse" genau so abgefeiert werden sollen wie "normale" Punkte, aber es sollte ok sein, wenn es vorkommt.
Da wird man beim Jubel dann automatisch eine Abstufung haben zwischen Traumbällen, Punktgewinnen in den wichtigen Phasen, kürzeren Ballwechseln, direkten Aufschlagpunkten, "Nassen", Fehlaufschlägen, usw.

Die Automatik greift doch schon. Es hat sich automatisiert bei den Leuten die im TT Sport sind. Man jubelt automatisch nicht wenn da ein Kantenball oder Netzroller bei war.

Nur ein TT Fremder weiß das nicht. Der wüßte aber auch nicht welchen abgestuften Jubel er dann machen soll, wenn der eine oder andere Punktgewinn fällt, wie es ein Insider wüßte...

Meist bringt den doch ein TT Insider mit. Da ist es doch viel einfacher dem vorher zu sagen. Bei Netzroller Kantenball und Fehlaufschlag nicht jubeln/Klatschen und sonst feuer frei

...als zu sagen bei super Ball aufspringen klatschen und Juhe schreien. bei kurzen ballwechseln und aufschlagpunkten nur klatschen und bei netzrollern leise klatschen..aber nur mitten im Satz... bei wichtigen Spielständen wieder anders...

es ist genau wie du sagst. Im TT hat sich eine gewisse "Kultur" über Jahrzehnte entwickelt. In anderen Sportarten ist das anders. Daher findet jeder seine "gewohnte" auch als normal.

Man kann natürlich der Meinung sein eine Veränderung wäre besser. Wenn das so eindeutig besser ist, dann wird sich das ganze mit der Zeit auch automatisch so entwickeln. Dauert eben. Und wenn die meisten denken es ist gut so wie es ist dann ist es das vielleicht auch und es wird sich nichts ändern.

Also einfach laufen lassen und hoffen, dass alle anderen mit der Zeit die beste Lösung annehmen.
Aktionen wie auch bei Netzrollern klatschen und wenn der Spieler sich beschwert dann eine Grundsatzdiskussion mit ihm führen , warum man das für besser hält oder bei der Kreisversammlung nen Antrag stellen, dass dort den Vereinen eine Veränderung der Denkweise empfohlen wird usw halte ich für kontraproduktiv. Das Ziel der Annahme der neuen Denkweise wird fast nie erreicht, aber das Klima beim Spiel in dem Moment wird dann fast immer deutlich schlechter.

[Matousek]

Unfair ist man in dieser Sportart, wenn man bei Netz/Kantenbällen klascht, bei der Schalgausführung stöhnt etc. Man ist aber nicht nunfair, wenn man bewusst falsche Aufschläge macht, Beläge behandelt, frischklebt mitlösungshaltigen Kleber, nur weil keine Neutralität vor Ort ist, die sowas sanktionieren könnte. Diese Diskussionen hier, sind so was von überflüssig u. kleingeistig.

[Zigeuner]

Zitat von Fastest115

Nur ein TT Fremder weiß das nicht. Der wüßte aber auch nicht welchen abgestuften Jubel er dann machen soll, wenn der eine oder andere Punktgewinn fällt, wie es ein Insider wüßte...

Mit abgestuft war auch gemeint, dass dann ingesamt weniger Jubel ist, nicht dass jede einzelne Person das so wie die Insider einhält.
Und die Outsider werden mit der Zeit zu Insidern.

Darum meinte ich es sollte ok sein, wenn an "falscher" Stelle gejubelt wird (aus Insidersicht).
Und im Optimalfall gibt es dann irgendwann keinen falschen Jubel mehr und dennoch wird jeder Punkt natürlich situationsabhängig unterschiedlich beklatscht werden.