Wie erkenne ich ein Tischtennistalent?

[JanMove]

Zitat von Dragonspin

Denk mal einen Schritt weiter: Wie äußert sich denn eine überdurchschnittliche Begabung im Tischtennis?

Bei einer Ansammlung von Kindern, unter denen ich die Talentierten herausfinden möchte, sind es mit Sicherheit nicht diejenigen, die am lautesten Brüllen, die grösste Disziplin haben, am Trainingsfleissigsten sind, ....

Klassisches Bespiel: wir haben einen Jugendlichen im Verein, der trainiert wie wild, ist diszpliniert, ... erfüllt mehr oder weniger all die anderen Anforderungen hat meiner Meinung nach aber nur normales/mässiges Talent. Der kann mal ein guter Durchschnittsspieler werden, für mehr wird's aber vermutlich nicht reichen.

Um auf Deine Frage zurückzukommen. Für mich lässt sich Talent im Tischtennis im wesentlichen auf das Berühmte "Händchen" reduzieren, welches man eben hat oder auch nicht hat.
Alles andere lässt sich nachträglich dazulernen. Wenn dann noch die Infrastruktur stimmt, sind die Voraussetzungen für einen grossen Spieler gegeben.
Ich möchte allerdings nicht bestreiten, dass die anderen Faktoren sogar wichtiger sind als das Talent. Dies soll heissen, dass es ein untalentierter Spieler, der sich aber mächtig ins Zeug legt, in der Regel weiter bringen wird, als das grosse Talent, welches überhaupt nichts tut und sich auf seinem Talent nur ausruht.

Mir ging's eigentlich nur um die Begriffsdefinition und nicht um irgendeine Wertigkeit!

JanMove

[Jancsi]

Eine Alternativdefinition: Man sollte das Namenskürzel "J.O.W." besitzen.

[Dragonspin]

Ok. Wir sind einen Schritt weiter.
Talent ist also das "Händchen".

Nun weiter.

Was ist denn das "Händchen"? Handelt es sich dabei um überdurchschnittliches "Ballgefühl"? Könnte man das auch sagen?

[Dragonspin]

Zitat von JanMove

Bei einer Ansammlung von Kindern, unter denen ich die Talentierten herausfinden möchte, sind es mit Sicherheit nicht diejenigen, die am lautesten Brüllen, die grösste Disziplin haben, am Trainingsfleissigsten sind, ....

Ich glaube das wurde so auch nicht gesagt.

Klassisches Beispiel: wir haben einen Jugendlichen im Verein, der trainiert wie wild, ist diszpliniert, ... erfüllt mehr oder weniger all die anderen Anforderungen hat meiner Meinung nach aber nur normales/mässiges Talent. Der kann mal ein guter Durchschnittsspieler werden, für mehr wird's aber vermutlich nicht reichen.

Auch nach der Definition der anderen spielt nicht nur der Wille eine große Rolle. Womöglich fehlen die motorischen Möglichkeiten, koordinativen Voraussetzungen.
"Koordinatives Training ist Training der Trainierbarkeit." Ist Talent "Trainierbarkeit"?

Mir ging's eigentlich nur um die Begriffsdefinition und nicht um irgendeine Wertigkeit!

Das ist so auch angekommen.

[Nacki]

Zitat von Rudi Endres

Eins ist unstrittig, im Sinne von Ballgefühl bist du ein Ausnahmetalent.

Dir, der Du JO in seiner Zeit in Saarbrücken hautnah erleben durftest, will ich das mal gerne glauben.
Zu einem Mehr fehlt es allerdings ganz deutlich am Killerinstinkt, am Unvermögen mehr zu tun, als wirklich Spaß macht, und - zu einem guten Teil auch bedingt und entstanden durch das eben genannte - an den eher kontraproduktiven körperlichen Gegebenheiten. Von kleinen und größeren Nebenfaktoren mal ganz abgesehen.

Wahrscheinlich gehöre ich in Wahrheit zur Gattung der Lope, denn das wäre wohl ungefähr das Gegenteil der Antilope.

Zitat von Rudi Endres

Wenn man dich nur dazu bringen könnte etwas mehr VH zu spielen.

Das würde wohl auch mit einem Umsteigen auf Penholder nicht gelingen. Was brächte es außerdem, wo die Bahnschranke eher unten ist, bevor mein VH-Topspin die andere Seite erreicht, auch wenn ich meine gesamten 80kg in den Schlag lege?


@all
Über das Thema Talent mache ich mir noch mal ein paar Gedanken, aber gerade jetzt ist es selbst für mich nicht die richtige Zeit dazu.

[Rudi Endres]

Na ja, Oberligaformat hast du auch so. Da sieht man, wie weit man ausschließlich mit Ballgefühl kommen kann.

[Taugenichts]

Was ist denn das berühmte "Händchen", das ein Talent (im Sinne von angeborener Begabung) ausmacht? - Uebrigens begeben wir uns mit diesem Thread mit einem allfälligen Versuch, Angeborenes von Erlerntem zu unterscheiden, auf ein auch wissenschaftlich sehr kontroverses und offenes Feld, oder?

Sicher spielen die schon mehrfach erwähnten koordinativen Fähigkeiten eine ganz entscheidende Rolle und machen wohl auch einen bedeutenden Teil des "Händchens" aus. Inwiefern sind die aber vorhanden oder trainierbar? Hier gehört wahrscheinlich auch die motorische Lernfähigkeit hin (wie schnell erlernt ein Spieler z.B. einen vernünftigen VH-Topspin?).

Das "Händchen" hat wohl zudem noch etwas zu tun mit der auch schon erwähnten mehr intuitiven Fähigkeit, Ballflugkurven und Verhalten vorausberechnen zu können (wer das nicht so gut kann aber koordinativ eigentlich gut ist wird halt Kunstturner? ). Da wird es wahrscheinlich auch schwierig, konstitutionell mitgebrachtes von erlerntem zu unterscheiden.

Eine weitere wichtige Voraussetzung ist das Spielverständnis. Da gehört für mich auch die Antizipationsfähigkeit rein (z.B. sind viele Fussballer technisch beschlagen, aber nur der geniale Spielmacher kriegt den guten Pass im richtigen Moment in die richtige Gasse rein...). Gewissen Spielern muss man ja als Coach nicht sagen, wie sie gegen einen bestimmten Gegner spielen sollen, die machen das automatisch richtig (und vielleicht sogar noch viel cleverer als man es nach einer "Standardmethode" geraten hätte...). Da spielen also gewisse intellektuelle Fähigkeiten mit (wobei Spielintelligenz nicht unbedingt mit anderen geistigen Fähigkeiten zusammengehen muss). Aber auch da ist angeboren oder erlernt kaum richtig unterscheidbar.

Andere Fähigkeiten, die im Thread als hauptsächlich erlernbar diskutiert wurden, sind möglicherweise auch nicht besser zu erlernen als die für das "Händchen" wichtigen Voraussetzungen.
Z.B. die Schnelligkeit (v.a. der Beine): Hängt halt hauptsächlich von der Muskelfaserzusammensetzung (wieviel schnellkräftige Weisse im Verhältnis zu den Roten?) und von den anatomischen Hebelverhältnissen ab.
Ganz schlecht trainierbar ist die Reaktionszeit, die ist quasi sowas wie der "Fingerabdruck".
Die mentalen Faktoren sind auch nicht unbegrenzt zu verbessern. Psychische Stabilität in Stresssituationen ist auch zu einem grossen Teil konstitutionell gegeben. Wenn man ein "Nervenbündel" ist kann man nicht auf eine völlige Charakterumkehr hoffen, man kann nur modifizierende Techniken erlernen (Autogenes Training, etc...) und die stressigen Wettkampfsituationen im Training häufig simulieren (gewisse Aerzte wissen schon, warum sie eher Dermatologe als Intensivmediziner werden, es gibt halt kaum zu überwindende Charakterzüge... ). Ins selbe Kapitel gehört der sogenannte "Wille".

Das optimale Talent wäre also ein Spieler mit Ballgefühl, hohen koordinativen Fähigkeiten, grosser Spielintelligenz und Antizipationsfähigkeit, kurzer Reaktionszeit, grosser Grundschnelligkeit (physiologisch zu messen), grosser psychischer Stabilität und Killerinstinkt (und vielleicht der Fähigkeit, den Gegner mental aus dem Konzept zu bringen), grossem "Willen". Sowas gibt's in der Realität wohl sehr sehr selten. Gottseidank braucht unsere Sportart eine Irrsinnsvielfalt an persönlichen Voraussetzungen (trainierbar oder nicht), so dass grosse Spieler sicher verschiedene Kombinationen zu einem individuellen Spielstil entwickeln können.
Ausserdem würde ich wohl einem solchen Supertalent auf fast allen Ebenen wohl aus pekuniären Gründen eher raten, die Sportart zu wechseln (Roger ist ja Tennisspieler und verdient damit recht gut ).

[Nacki]

Der Beitrag von Taugenichts taugt was. Dem ist soweit nichts mehr hinzuzufügen, höchstens zu erläutern. Jetzt müssen wir nur noch wissen, wie wir diese Talente tatsächlich auch erkennen