Ding Ning (CHN)

[Wolf11]

Ja, Isch, Vergleiche mit dem Fussball sind natürlich nicht 1:1 umsetzbar, da gebe ich Dir Recht. Ich habe ihn nur deswegen gezogen, weil der Fussball bei uns eine ähnliche gesellschaftliche Bedeutung hat wie in China der Tischtennissport und weil man daher daran auch einige unterschiedliche gesellschaftspolitische Entwicklungen in Verbindung mit Sport ganz gut beobachten und festmachen kann.

Zu Deinen Vorbehalten bezüglich der Verhältnisse im Leistungssport dort........Ja, die Ausbildung ist hart und verlangt von den Jugendlichen durchaus etwas ab. Da wird dann und wann auch mal an gewisse Leistungsgrenzen gegangen. Die Spotinternate dort bieten auch eine vollumgängliche Schulausbildung in verschiedenen Leistungsstufen. Diese schulische Ausbildung ist nach meinen Informationen dort sehr gut.

Was ich aber nach dem, was mir bekannt ist, sagen kann ist die Tatsache, dass man dort sehr offen und ehrlich mit den jungen Menschen umgeht und ihnen keine leere Versprechungen macht. Das liegt nicht zuletzt unter anderem daran, dass dieses sportliche Fördersystem dort relativ schnell außergewöhnliche Talente erkennt, die wirklich eine realistische Chance haben, einen gewissen Leistungsstandard zu erreichen. Die anderen, bei denen das nicht der Fall ist, kommen erst gar nicht in diese Internate und können ihrem Sport dann auf regionaler Ebene in Schülermannschaftenn etc. nachgehen, die etwa vergleichbar mit unserer Vereinskultur ist...

Viele bei uns machen hier einen sachlichen Fehler bei der Bewertung dieses Sportsystems. Nämlich jenen, dieses System immer auf die autoritäre politische Führung zurückzuführen. Das aber ist nicht der Fall......Wenn Du nach Japan oder Südkorea fährst, wirst Du ganz ähnliche Strukturen finden können. Und das sind beides demokratische Staaten .......Das hat alles vielmehr mit der Lebenskultur in Südostasien zu tun, wo die Menschen anders zusammenleben, anders erzogen werden, andere Werte haben. Das Wort "Leistung" wird hier vollkommen anders definiert und gelebt als bei uns, wo wir schon lange keine "Leistungsgesellschaft" mehr haben, sondern eine reine "Erfolgsgesellschaft"....Und das gilt für das gesamte leben und nicht nur für den Sport.

Was ich überhaupt nicht festgestellt habe, ist die Tatsache, dass die Eltern dort per se ihre Kinder mehr "ohne Ende pushen", als dies bei uns der Fall ist. Ganz ehrlich gesagt habe ich diesen falsch verstandenen Eltern-Ehrgeiz, wo oft eigene gescheiterte Träume kompensiert werden und den Kindern dadurch aufgebürdet werden, wesentlich mehr in unseren Breitengraden erlebt........Wenn ich mich nur daran erinnere, was ich bei uns alles von Eltern auf Sportplätzen bei Jugendspielen gehört habe, als ich damals unseren Sohn auf seinen Sportaktivitäten begleitet habe, wird mir heute noch schlecht.

Ja, der Begriff "verlorene Kindheit" wird in solchen Diskussionen oft bemüht. Aber was ist "verlorene Kindheit" ? Ist das nicht individuell für jeden verschieden ?......Ich bin mir natürlich bewusst, was damit gemeint ist, ich bin selbst Familienvater und mir war es immer absolut oberstes Gebot, dass die Kids eine unbeschwerte und glückliche Kindheit verleben konnten.........Aber ich hab damals auch Kinder erlebt, die geweint haben, als man ihnen den Tischtennisschläger wegnahm und ihnen gesagt hat, dass sie doch mal was anderes machen sollen,......Und da war kein Trainer in der Nähe....

Ob ich das meinen Kindern abgeraten hätte ?.........Gute Frage.....ich hätte sie jedenfalls nicht überredet, es zu machen, aber ich hätte ihnen sicherlich auch nicht im Wege gestanden, wenn sie es denn hätten machen wollen....

Jetzt sind wir ja ganz schön vom Thema abgekommen.....ist aber auch nicht schlimm....man kann eben die einzelnen Themen nicht immer ganz voneinander trennen...

[JSCH]

Nein, ich führe das durchaus nicht auf irgendwelche politischen Systeme oder dergleichen zurück, die Zeiten sind lange vorbei. Ich glaube wir sind uns auch einig das der Leistungsdruck und die Anforderung schon extrem sind, auch was die Anzahl der Trainingsstunden und die Intensität betrifft. Mit hiesigen Verhältnissen nicht vergleichbar. Naja, Eltern, ja, auch hier... meine Erfahrungen... asiatische Eltern pushen anders, für uns kaum bemerkbar, das Kind reagiert darauf anders usw., auch nicht vergleichbar mit unseren Verhältnissen.
Ich habe auch bewusst meist von asiatischen Verhältnissen gesprochen, nicht nur china, und es werden in Zukunft weitere Länder folgen. Thema verlorene Kindheit... ja, sehr individuell...ich sach jetzt mal ganz platt... wenn ein Kind seine Kindheit in so einer Einrichtung ( oftmals komplette Infrastruktur mit wenig Möglichkeit 'einmal rauszukommen') verbringt dann gibt es kaum etwas anderes, das sehe ich eben kritisch, ist aber auch sehr subjektiv und individuelle zu betrachten, gibt auch viele Kinder aus ärmlichen Verhältnissen für die so eine Sportschule ein Schritt nach vorne ist.

[Schupfkönig]

Interessant fand ich das z.B auf der letzten Seite der Zeitschrift "Tischtennis" die immer monatlich rauskommt immer ein Profil von einem Profispieler abgebildet wird der verscheidene Fragen beantworten muss.
Unter anderem: Was war dein größter Sieg, Was deine schlimmste Niederlage, was nimmst du auf eine einsame Insel mit...
Eine der Fragen ist: "Mit wem würdest du gern mal Mixed Spielen.
Und ungelogen ein Großteil der Profis antworteten mit "Ding Ning".
Es war direkt ungewohnt wenn einer bei der Frage mal einen anderen Namen genannt hat.

[kawa-georg]

auch wenn es immer weiter vom ürsprünglichen Thema weg geht, meine Sichtweise.
Es gibt noch ein weiteres Talent was gerne vergessen wird. Sich quälen zu können, bereit zu sein, noch eine Schippe drauf zu packen.
Von Ma Long heißt es, selbst nach einem Wettkampf geht er noch in den Kraftraum.
Als ich in China war kam ein kleines Mädchen (6 Jahre) alleine in die Halle. Holte eine Schüssel mit Bälle aus dem Schrank, stelle sie auf einen Tisch und begann Vorhand Top Spin zu üben. Schüssel leer, Bälle gesammelt und noch eine Runde versucht den Bällen Rotation zu geben. Wenn ich sie angesehen habe kam ein grinsen zurück und weiter ging es. Mein Trainer meinte das ist nicht ungewöhnlich, die Kleine kommt öfters außerhalb der Trainingszeiten zum üben in die Halle.
Ich stehe selbst als Trainer in der Halle und mag meine Kinder, aber so ein Verhalten habe ich bisher (noch) nicht erlebt.
Aber es gibt auch in Deutschland außergewöhnliche Kinder, lest das Interview mit Anett Kaufmann, Schule und Training. Mehr gibt es auch bei ihr nicht und sie ist glücklich damit.
Ich schließe mich Wolf an, wir denken zu negativ. Wir suchen immer nur das Schlechte. Wenn ein Kind am liebsten 24h (bewusst übertrieben) in der Halle sein möchte heißt es gleich, verlorene Jugendzeit.
Ich sehe eher wie schwer es ist (außer im Fussball) dem Kind eine gute Förderung zu geben.
Quote Trainer/ Kinder; Leistungszentren; finanzielle Unterstützung an jene wo es sich nicht leisten können...
Grüße Georg

[Wolf11]

Zitat von kawa-georg

Als ich in China war kam ein kleines Mädchen (6 Jahre) alleine in die Halle. Holte eine Schüssel mit Bälle aus dem Schrank, stelle sie auf einen Tisch und begann Vorhand Top Spin zu üben. Schüssel leer, Bälle gesammelt und noch eine Runde versucht den Bällen Rotation zu geben. Wenn ich sie angesehen habe kam ein grinsen zurück und weiter ging es. Mein Trainer meinte das ist nicht ungewöhnlich, die Kleine kommt öfters außerhalb der Trainingszeiten zum üben in die Halle.
Ich stehe selbst als Trainer in der Halle und mag meine Kinder, aber so ein Verhalten habe ich bisher (noch) nicht erlebt.
Aber es gibt auch in Deutschland außergewöhnliche Kinder, lest das Interview mit Anett Kaufmann, Schule und Training. Mehr gibt es auch bei ihr nicht und sie ist glücklich damit.

Genau diese Erfahrung habe ich auch gemacht. Jede(r) muss das für sich selbst entscheiden, und jede(r) kann das auch für sich selbst entscheiden, in China genauso wie auch in Deutschland. Vor allem dieses von Dir beschriebene "grinsen" hab ich auch festgestellt und fand ich auch beeindruckend. Da kamen keine Mädchen in die Halle, auch ohne Trainer außerhalb der Trainingszeiten, die nur verbissen oder mit traurigem Blick in ihren Augen trainierten, sondern sie hatten Spaß dabei, haben gegrinst, wenn sie Augenkontakt hatten, die wollten das. In dieser konsequez war das auch für mich eine neue Erfahrung.

Und wenn eine Anett Kaufmann das momentan ähnlich sieht, also nur Schule und Training, dann ist das ihr gutes Recht, denn es ist ihr Leben. Und nur weil die allgemeingültige Meinung von "Kindheit und Jugend" eine andere ist und eher mit "Puppenspielen, Kinobesuchte oder Disco" usw. gleichgesetzt wird, heisst das halt noch lange nicht, dass diese Maßstäbe für jede(n) gelten.

Zitat von Schupfkönig

Eine der Fragen ist: "Mit wem würdest du gern mal Mixed Spielen.
Und ungelogen ein Großteil der Profis antworteten mit "Ding Ning".
Es war direkt ungewohnt wenn einer bei der Frage mal einen anderen Namen genannt hat.

Und um auch wieder auf Ding Ning zurückzukommen.....

Genau das ist der Punkt....

Diese Wertschätzung auch unter den Kollegen zu haben, sagt oft mehr als tausend Worte..

Und das bestätigt indirekt auch meine Worte von oben, dass ich in all den Jahren sportartenübergreifend kaum jemanden erlebt habe, der sich fairer und authentischer verhalten hat als eben Ding Ning

[Schupfkönig]

Zitat von Schupfkönig

Interessant fand ich das z.B auf der letzten Seite der Zeitschrift "Tischtennis" die immer monatlich rauskommt immer ein Profil von einem Profispieler abgebildet wird der verscheidene Fragen beantworten muss.
Unter anderem: Was war dein größter Sieg, Was deine schlimmste Niederlage, was nimmst du auf eine einsame Insel mit...
Eine der Fragen ist: "Mit wem würdest du gern mal Mixed Spielen.
Und ungelogen ein Großteil der Profis antworteten mit "Ding Ning".
Es war direkt ungewohnt wenn einer bei der Frage mal einen anderen Namen genannt hat.

in der aktuellen Tischtennis (war Samstag im Briefkasten)
Steht diesmal der Steckbrief von Samuel Walker drin.
3x darf man raten mit wem er gerne mal Mixed Spielen würde

[Bochum light]

Das ist schade, dass sie ihre Karriere beendete. Ich schätze, dass Liu Shiwen als nächste folgen wird. Damit verlieren die chinesischen Damen zwei Sympathieträgerinnen par excellence.

[Max]

Zitat von Wolf11

@Tackiness

Leider habe ich nur das eine der beiden Spiele hautnah miterlebt..... .........Sorry, dass ich Dich da bitterlich enttäuschen muss....

Aber zum Thema und den letzten Postings......


Ihr seid echte Freunde von "true sportsmanship", oder, Max und Wohlfühlbacher ?

Respekt....

Und von welchen "Propagandanews" sprichst Du, Max ?

Von Ding Nings Besuch an der Primary School von Xuyong ? ...... Dann sind die Aufnahmen von Ding Ning und die leuchtenden Augen der glücklichen Kinder nur Hologramme und Avatare und gar nicht sie selbst ?

Oder von der Geschichte, die Ai Fukuhara erzählt hat ? ......Dann ist Ai Fukuhara vielleicht gar keine Japanerin, sondern eine getarnte Chinesin, die Propaganda verbreitet ?

Bei allem Respekt und wieder ganz im Ernst....

Mir kamen beim Lesen Eurer Postings keine chinesische Propaganda in den Sinn, sondern eher typisch westliche, europäische oder vielleicht auch deutsche Schlechtmacherei, wenn man schon rein thematisch nichts beitragen möchte.....Nicht böse gemeint

Zum angeblichen Zickenkrieg mit Liu Shiwen ( so heißt die Dame )..........Liu Shiwen und Ding Ning waren und sind privat befreundet. Sie kamen zusammen als ganz junge Spielerinnen ins Nationalteam. Nach dem Karriereende von Guo Yan teilten sie sich bei Lehrgängen des chinesischen Nationalteams meistens das Zimmer. Sie spielten über viele Jahre hinweg gemeinsam Doppel und wurden gemeinsam Doppelweltmeisterinnen und-vizeweltmeisterinnen.

Zu angeblich vorgetäuschten Verletzungen.......Ich habe über viele Jahre und Jahrzehnte Sportevents besucht, nicht nur aus dem Tischtennis, sondern über die gesamte Sportpalette, aber vor allem Tischtennis..... Und ich habe über diese ganzen Jahre kaum jemanden erlebt und kennengelernt, der so sportlich fair und authentisch agiert hat wie Ding Ning......Und wenn Du auf die Verletzung von Ding Ning während dem WM-Finale 2015 anspielst, so haben alle der damals vor Ort Anwesenden gesehen, unter welch enorm großen physischen Schmerzen Ding Ning damals weitergespielt hat. Als ich das damals gesehen habe, wie sie umgeknickst ist, hatte ich sofort die Befürchtung, dass das Band gerissen ist. Alle, die das von der Nähe gesehen haben, war sofort klar, dass da was passiert war.......Dass sie das Spiel dann noch gewonnen hat, war eine der ganz großen Leistungen unserer jüngeren Sportgeschichte.......

DAs Problem dabei ist :....Solche großen Leistungen rufen eben dann immer auch die Neider und die Missgünstigen auf den Plan und der eine oder andere Journalist sieht dann eben die Chance einer Schlagzeile, wenn er ansonsten schon nichts wirklich kompetentes für seine ansonsten ehrenwerte Berufssparte beitragen kann...

Bitter wird es eben nur dann, wenn solche "News" dann eben ungeprüft weitergetragen werden.......Liu Shiwen hat übrigens dazu einmal in einem Interview kurz vor der WM 2017 gesagt, dass sie sich damals für diese üblen gestreuten Gerüchte geschämt hat..............Dem ist nichts hinzuzufügen

Aber vielleicht meinst Du mit vorgetäuschter Verletzung ja auch Ding Nings Forfeit vor dem Viertelfinale der Grand Finals 2016, weil sie Angst vor Han Ying hatte....??.....

Nicht jeder muss ja eine Sportlerin oder einen Sportler mögen, aber mir wird diese doch sehr westliche Eigenschaft, immer das Negative zu suchen und gegebenenfalls auch was zu konstruieren, wenn man nichts gefunden hat, immer ein Rätsel bleiben.......

Sie sind eben nicht Freunde. Das glaubt man, wenn man chinesische Propaganda liest. Die beiden hassen sich spätestens seit 2015 bis aufs Blut. Du glaubst doch nicht, dass in einer Kultur, in der Gesicht waren Priorität ist, die Führung irgendetwas nach außen lässt.

[Wolf11]

Zitat von Bochum light

Das ist schade, dass sie ihre Karriere beendete. Ich schätze, dass Liu Shiwen als nächste folgen wird. Damit verlieren die chinesischen Damen zwei Sympathieträgerinnen par excellence.

Ja, das ist extrem schade, Bochum light, Ding Ning war nicht nur eine, sondern DIE Sympathieträgerin des Tischtennis, das hört man fast aus allen Richtungen. In China geht ihre Popularität weit über den Tischtennissport hinaus und liegt in Dimensionen, die im Westen vielleicht nur Hollywood-Stars haben. Trotzdem ist sie die gleiche bescheidene und bodenständige Person geblieben, die man auch schon 2012 kannte. Sie hat auch nach der aktiven Karriere eine gute Zukunft vor sich...

Bei Liu Shiwen sehe ich es ebenfalls so, dass sie nicht mehr ewig spielen wird. Sie hat sich ihren großen Traum mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2019 erfüllt, ist aber inzwischen nur noch maximal die Nummer 4 in China und auch das ist unter Druck durch die vielen jungen Talente, die da nachrücken. Für Shiwen ist es momentan nur noch schwer möglich, in das erste chinesische Dreierteam zu kommen, da Chen Meng, Sun Yingsha und Wang Manyu nicht nur so unglaublich dominant und beständig, sondern auch wesentlich jünger sind (zumindest die beiden Letztgenannten). Aber noch ist sie ja dabei und ich freu mich über jeden Erfolg, den sie noch erringen wird.

Zitat von Max

Sie sind eben nicht Freunde. Das glaubt man, wenn man chinesische Propaganda liest. Die beiden hassen sich spätestens seit 2015 bis aufs Blut. Du glaubst doch nicht, dass in einer Kultur, in der Gesicht waren Priorität ist, die Führung irgendetwas nach außen lässt.

Kennst Du Ning oder Shiwen persönlich, Max ?.......

Oder welche Propaganda liest DU ?...Westliche ?

Ich lese jedenfalls keine, schon gar keine chinesische...

Man sollte immer sehr sensibel sein, wenn man davon schreibt, dass sich 2 Personen hassen ......Meine Infos, die ich habe, und die keinen Pressemeldungen und keinen offiziellen Statements entstammen, sind jedenfalls diese, dass Ding Ning und Liu Shiwen auch privat befreundet sind. Sie haben sich gegenseitig auch schon auf familiärer Ebene eingeladen und erfreuen sich großer gegenseitiger Wertschätzung...

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