Anfänger (5-8 J.) Gruppentraining Methodik

[Trainer22]

Hallo Kindertrainer,

schon relativ lange führe ich GTA Tischtennis (Ganztagsangebote) durch.
Da ich immer alleine diese Kurse durchgeführt habe mit im Schnitt 10-14 Kindern 1. bis 4. Klasse, kam nur Gruppentraining in Frage.
Um nicht nur "zu beschäftigen" suchte und probierte ich viel aus um effektiv Tischtennis beizubringen.

Momentan bin ich dabei diese Methoden in Trainingseinheiten zu packen.

Des weiteren trainiere ich in meinem Verein derzeit ca. 100 Kinder.
Im GTA bin ich dazu übergegangen fast nur noch die 1. und 2. Klassenstufe zu trainieren. Dazu führe ich eine Art Sichtung im Sportunterricht durch in der ich 2 Unterrichtsstunden mit Tischtennis fülle und geeignete Kinder für das GTA einlade.

Möchte jemand mal eine Trainingsstunde ausprobieren bzw. testen, dann würde ich eine hier veröffentlichen.
Hier ein Vorgeschmack:

"EINLEITUNG Anfängern die Grundlagen beizubringen ist mit das schwerste in der Nachwuchsarbeit. Der Aufwand ist dabei sehr hoch und gelingt meist nur im Einzeltraining, weshalb vielen Vereinen die Kapatzitäten einfach dazu fehlen und mangels Betreuung viele Kinder wieder aufhören. Besseren Spielern Trainingsaufgaben zu geben ist dagegen ein Kinderspiel!
Ich möchten Methoden vorstellen um mit vielen Anfängern die Grundlagen im Gruppentraining beizubringen. Das sparrt zusätzliche Trainer und hält die Kinder im Verein......."

[TT-Hannes]

Hallo "Trainer22". Da ich selbst eine Schul-AG mit 6 - 9 Jahre alten Kindern leite, und im Verein auch viele ältere Anfänger trainiere, würde mich deine Methodik zum Gruppentraining mit Anfängern schon sehr interessieren.
Ich persönlich bin auch immer gezwungen die Kinder durch viel Einzeltraining, was z.b. bei der Schul-AG nur durch viele Helfer machbar ist, einigermaßen Technisch sauber auszubilden.
Deshalb bin ich gespannt auf deine Idee, wie es auch ohne viele Helfer gehen könnte.

[alba]

Fine ich auch sehr interessant. Wie organisiert man eine absolut heterogene Gruppe? Heterogen angefangen von den motorischen Fähigkeiten über den Charakter (z.B. ADHS, Verweigerung, Aufmerksamkeitssuche, Alphatier) bis hin zur Motivation.

[Trainer22]

Hauptmerkmal ist der indirekter Aufschlag
DEFINITION!
Ein indirekte Aufschlag wird meist aus Augenhöhe (oder doppelte Netzhöhe) vom Spieler (z.B. 6 Jahre alt) aus 2 Fingern fallen gelassen. Dieser Ball springt damit völlig unbeeinflusst vom Tisch hoch und der Schlag wird sicher ausgeführt. Die Kinder sind in dem Moment auch voll konzentriert. Bei unbeeinflussten Bällen lässt sich der Technikerwerb viel schneller aneignen. Dabei werden in kurzer Zeit viele Wiederholungen mit gleicher Koordination durchgeführt was ein sehr hohen Trainingsreiz erzeugt. Dies gräbt sich sehr schnell ins Unterbewustsein ein und alte "dumme Angewonheiten" werden abgelegt.
Anfänger Sytematik
Damit lernt garantiert jeder richtig diese Technik!

ÜBUNGSPHASE
ca. 10-15 min bei 10 Kindern

wird benötigt um den indirekten Aufschlag zu üben. Der Übungsleiter geht rum und verbessert! Sinnvoll ist, als Trainer mit dem Kind zusammen diesen Schlag auszuführen, da manche Kinder visuell gesehenes nicht unsetzen können. Die Übungszeit kann verkürzt oder verlängert werden, je nachdem wie es klappt.

ABKÜRZUNGEN
RH = Rückhand

US = Unterschnitt

ind. = indirekt

RS = Rückschlag

1. TEAMSPIEL

1) ind. RH US Aufschlag

2) Fangen = Punkt

nach 3 min Wechsel des Aufschlag gebenen.

2. TEAMSPIEL

1) ind. RH US Aufschlag

2) RS mit US

3) fangen = Punkt

WARUM MIT FANGEN?
Durch das Fangen kann die Übung sehr oft in kurzer Zeit wiederholt werden. Unbeeinflusste Bälle werden präziser gespielt und der 1. Rückschlag gelingt auch oft. Je länger danach der Ballwechsel wird umso unpräziser werden die Bälle und Fehler entstehen sowie falsche Routinen. Dies gilt es zu vermeiden. Weniger ist also mehr!

3. TEAMSPIEL

1) ind. RH US Aufschlag

2) RS mit US

3) RS mit US

4) fangen = Punkt

4. TEAMSPIEL

1) ind. RH US Aufschlag

2) RS mit US so oft hin und her bis Fehler

3) bester Versuch = Punkte

Bei allen Teamspielen motiviert ein Teamwettbewerb (Belohnung oder Bestrafung)

5. KAISERSPIEL

1) immer ind. RH US Aufschlag.

RS Platzierung immer auf die Rückhand sonst Fehler. Generell nur Unterschnitt erlaubt.

KAISERSPIEL-REGELN
Meist wird auf Zeit gespielt z.B. 3 min. Der Gewinner geht einen Tisch weiter aufwärts in Richtung Kaisertisch. Der Verlierer geht einen Tisch abwärts. Bei unentschieden gewinnt der Jüngere. Sinnvoll zum Auspowern sind Schikanen. z.B. wird immer aus der Liegeposition gestartet. Der Aufschläger startet mit Händeklatschen. Der Schläger/Ball liegt auf dem Tisch. Dann heist es schnell aufstehen, Schläger nehmen und spielen. Diese Schikane ist anstrengend und für ca. 15 min = 5 Runden zu empfehlen. Andere Schikanen könnten sein: von der Wand starten; mit dem Rücken zum Tisch starten; vom Netz mit Side-Step starten.....

RESÜMEE
Eine kpl. Trainingseinheit 60 bis 70 min könnte sich nur mit Unterschnitt siehe Übungsphase/Teamspiele und am Ende mit Kaiserspiel befassen. Nach diesen 60min verbessern oder lernen sehr viele diesen Schlag recht schnell. Durch aufbauendes Teamspiel wird es nicht langweilig. Das Kaiserspiel erweitert dann die Unterschnittvarianz um den anderen zu Fehlern zu verleiten (z.B. sehr viel Unterschnitt oder kuze oder lange Bälle)

[Trainer22]

Ich habe auch Kinder mit ADHS oder einfach unruhige Kinder dabei.
Durch das geringe Zeitfenster der einzelnen Teamspiele bleibt denen kaum Zeit Blödsinn zu machen. Dadurch funktioniert es meist (nicht immer) ganz gut.

[jcd]

Bezüglich Problemfällenist das ein ganz guter Ansatz. Meiner Erfahrung nach bekommt man die "auffälligen" Kinder in großen Gruppen aber nur schwer in den Griff.
Eine Variante bei solchen Übungen ist, die Kinder so auf die Tische zu verteilen dass einerseits nicht die Motivierten von dem Verhalten angesteckt werden. Außerdem gibts immer wieder Kombinationen von Spieler A+Spieler B am selben Tisch, die immer zu Problemen führen.Die sollten halt dann auch getrennt werden.

[Perner]

Glückwunsch sehr gute Idee. Werde ich gerne mit übernehmen.
Zusätzlich integriere ich Elternteile, ältere Senioren und Spieler/innen ins Training. Nach Fortschritt Roboter. Ebenfalls lerne ich den Kindern schon als Balleimer zuspielen ein. Dies bereitet ihnen viel Spaß.
Offen gesagt wären mir 100 Kinder viel zu viel. Hohe Anerkennung kann ich hier nur Zollen.
Ciao Rudolf

[Trainer22]

Die 100 Kinder sind natürlich auf verschiedene Tage, Zeiten und Altersklasse verteilt. Die Regelgruppengröße ist so 12 bis 16 Kinder. Demnächst stelle ich eine PDF von Übungen hier ein.
Wichtig für mich wäre, dass diese Methode mal von anderen getestet wird und die Erfahrungen damit.

[alba]

Wir haben das diese Woche in 2 Schulen getestet.
1. Schule: 10 (gut handlebare) Kinder an 5 Tischen, hat wunderbar funktioniert.
2. Schule: 11 Kinder, darunter 2 Problemfälle und nur 3 Tische vorhanden, klappt weniger gut.

[Patrese]

Hallo zusammen,

ich wollte mal eine generelle Frage an die erfahrenen Trainer hier stellen:

in vielen Vereinen wird bei den ganz Kleinen kaum am Tisch sondern immer die "Koordinations-, Ballgefühl-, sonstwas-Übungen gemacht. Aus meiner (Leihen-) Sicht geht das etwas am eigentlichen Trainingszweck vorbei.

Ich selber habe Zwillinge die mit 6 Jahren angefangen haben. Nach den ersten 3 Monaten in denen am Tisch kaum ein Ball getroffen wurde (Zuspiel mit Roboter oder Balleimer/das war echt hart für alle beteiligten. Der eigentliche Motivationsschub für die Kinder war die Teilnahme an der ersten Mini Meisterschaft) wurde es dann rasch immer besser. Zuerst habe ich mit Konter gearbeitet aber dann rasch auf TS umgestellt. Auch wurde von Anfang an beidseitig geschult. Nach ca. 6-7 Monaten waren die Grundtechniken (VH /RH Topspin) einigermaßen stabil. Ab da habe ich dann mit links/rechts (1:1) jeweils mit einem Schritt VH/RH geübt (Balleimer). Nach ca. 9 Monaten habe ich das ganze mit Block meinerseits ersetzt. Dazu Topspin auf Unterschnitt mit der VH und etwa nach 12 Monaten RH Topspin über dem Tisch (Banane) und auf lange Bälle gegen moderaten Unterschnitt. Alles was zu viel Unterschnitt hat wird geschupft. (Schupfen ist nun auch recht stabil/sicher ohne das wir hier wochenlang geübt hätten. Das war auch Teil der Aufschlagannahme)
Parallel dazu haben wir 15 min Aufschlagtraining ab dem 6 Monat gemacht.
Mittlerweile versuche ich alle Übungen nur noch aus der Bewegung zu machen (breites tiefes Stehen (was bei Kindern die noch so klein sind nicht wie beim Erwachsenen aussieht), Gewichtsverlagerung mit Hüftrotation, ect. und den Sidejumps.)

In den verschiedenen Vereinen wurde es meinen Kindern immer schnell langweilig weil eben von 2h 1,5h kein TT gemacht wurde. Anfangs dachte ich einen Fehler gemacht zu haben, da die Ballsicherheit kaum vorhanden war. Ich dachte Koordinationsübungen, Ballgefühlsübungen würden doch fehlen. Mittlerweile ist das auch schon gut. Die vielen Wiederholungen mit Balleimer zahlen sich aus.

Ist es nicht besser das alles direkt mit echten tt-Übungen zu machen?
Mir ist auch aufgefallen dass viele deutlich ältere Kinder noch überhaupt keinen TS können. Generell die technische Ausbildung sehr schwach ist. Oft wird nicht ausreichend korrigiert.

Mir ist auch klar dass 1 Trainer der 12 Kinder hat das Alles nicht so intensiv für jedes einzelne Kind machen kann.

Ich wäre Euch dankbar für ein Feedback wenn aus Eurer Sicht bei meiner Vorgehensweise etwas wichtiges fehlt.

Viele Grüße,
Patrick